Название | Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert) |
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Автор произведения | Гарриет Бичер-Стоу |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788027204557 |
Wie lange ich schlief, weiß ich nicht, aber plötzlich erwachte ich an einem furchtbaren Schrei und fuhr in die Höhe. Da stand der Alte mitten in der Hütte, hieb um sich wie ein Toller nach allen Seiten und brüllte etwas von Schlangen. Er jammerte, sie kröchen an seinen Beinen herauf und schrie und sprang wie unsinnig hin und her, ächzte dann, nun habe ihn eine gebissen, ich aber sah und sah und konnte keine einzige Schlange entdecken. Jetzt lief er wie toll immer im Kreis herum und brüllte: »nimm sie weg, thu' sie fort, sie beißt mich ja in den Hals!« Ich habe noch an keinem Menschen so wilde Augen gesehen, wie er sie machte. Bald wurde er müde, fiel zu Boden und lag kurze Zeit still. Plötzlich fing er an, sich hin und her zu rollen, mit den Händen in der Luft zu fechten, immer schneller und schneller, nach allem zu stoßen und zu treten, was ihm in den Weg kam, wobei er immerzu kreischte: der Teufel wolle ihm den Hals umdrehen. Auch das hatte er bald genug, und lag ächzend eine Weile still. Allmählich wurde er ruhiger und gab keinen Ton mehr von sich. Ich konnte die Eulen und Wölfe draußen im Walde hören und die Stille war grausig. Der Alte lag drüben in der andern Ecke. Auf einmal richtet er sich halb auf, legt den Kopf auf eine Seite und lauscht. Dann sagt' er ganz leise:
»Trab – trab – trab, jetzt kommen die Toten! Trab – trab – trab, die wollen mich holen. Ich will aber nicht mit – nein – da sind sie – laßt mich in Ruh' – rührt mich nicht an, oder – Hand weg, sag' ich – puh, wie kalt – weg oder – o, laßt doch mich armen Teufel in Frieden!«
Jetzt kroch er auf allen Vieren herum und bat und beschwor die Toten, ihn in Ruhe zu lassen, wickelte sich schließlich fest in seine alte Decke und kugelte sich unter den Tisch, immerfort um Loslassen flehend. Dann fing er an zu heulen; man hörte es unter der Decke hervor.
Nach einer Weile wickelte er sich heraus, sprang auf, blickte wild um sich, entdeckte mich und setzte mir nach, mich mit seinem offenen Taschenmesser rings in der Hütte herumjagend. Er sagte, ich sei der Engel des Todes und er wolle mich einfangen und töten und dann könne ich ihm nichts mehr thun. Ich flehte ihn an, mich gehen zu lassen, ich sei ja nur der Huck, aber er lachte gellend auf und brüllte und fluchte und setzte immerzu hinter mir her. Einmal machte ich plötzlich Kehrt, um ihn zu überraschen und an ihm vorbei zu schlüpfen, unter seinem Arm durch; da erwischte er mich bei der Jacke, oben zwischen den Schultern, und ich dachte schon, ich sei geliefert, aber schnell wie der Blitz schlüpfte ich aus der Jacke und rettete mich so. Zum Glück war er bald zu müde, um die wilde Jagd weiter zu betreiben und setzte sich mit dem Rücken gegen die Thür, sagte, er wolle eine Minute ausruhen und mich dann töten. Das Messer legte er unter sich, brummte dabei etwas von »schlafen« und »neue Kraft sammeln und dann zeigen, wer der Stärkere sei.«
So schlummerte er denn auch bald ein. Nach einer Weile nahm ich den alten Stuhl, so leise ich konnte, stieg hinauf und nahm die Flinte von der Wand. Ich zog den Ladstock heraus, stieß ihn in den Lauf, um zu sehen, ob geladen sei, legte dann die Flinte über das Fleischfaß, mit der Mündung gegen den Alten, verkroch mich selbst dahinter und wartete nun, bis er sich regen würde. Und wie langsam und stille schleppte sich die Zeit dahin!
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Siebentes Kapitel
Auf dem Anstand. – In die Hütte eingeschlossen. – Vorbereitung zur Flucht. – Versenken der Leiche. – Ein neuer Plan. – Ruhe.
»Wirst du wohl aufstehen! Was ist denn hier los?«
Ich öffnete meine Augen und sah um mich, war noch ganz wirr und betäubt und suchte mich vergeblich an alles zu erinnern. Ich mußte fest geschlafen haben und es war schon ganz hell. Vater stand vor mir, sah brummig aus und als ob ihm nicht recht gut sei und fragte:
»Was hast du mit der Flinte vor?«
Ich sah gleich, daß er nichts von seinen nächtlichen Thaten wisse, so sagt ich:
»Es wollte jemand zur Thüre herein, da hab' ich mich auf den Anstand gestellt!«
»Warum hast du mich nicht geweckt?«
»Ich hab's probiert, aber es ging nicht!«
»Schon gut! Heb' dich weg und schwatz nicht so viel. Mach' und sieh' nach, ob ein Fisch an der Leine hängt zum Frühstück. Ich komm' gleich nach!«
Er schloß die Thüre auf und ich machte mich davon, hinunter an's Flußufer. Ich sah Baumäste und Holzstücke im Wasser treiben und wußte, daß es nun im Steigen begriffen. Das waren schöne Zeiten in der Stadt, wenn der Fluß stieg. Da kamen oft große Stücke Holz, manchmal ganze Baumstämme daher geschwommen, oft fünf, sechs auf einmal, oft noch mehr und man brauchte sie nur heraus zu fischen und auf dem Holzplatz oder in der Sägemühle zu verkaufen. Das war ein einträgliches Geschäft.
So schlenderte ich am Ufer hin, mit einem Auge nach dem Alten ausschielend, mit dem andern überwachend, was das Wasser vielleicht herantreiben würde. Wahrhaftig, sehe ich da plötzlich ein kleines Boot heranschwimmen, ein prächtiges Ding, zwölf bis vierzehn Fuß lang und so stolz daher segelnd wie ein Schwan. Ich also, den Kopf voran, schieße in's Wasser wie ein Frosch, grade so, wie ich war, ohne mich zu besinnen und steure auf das Boot los. Ich war darauf gefaßt, jemanden drin liegen zu sehen, der mich tüchtig auslachen würde für all' meine vergebliche Mühe; ich hatte schon gehört, daß sie die Leute manchmal auf solche Weise anführen. Diesmal aber war's nicht so, es war wirklich ein leeres Boot und ich kletterte hinein und lenkte es an's Ufer. Denk' ich – der alte Mann wird sich freuen, wenn er's sieht, es ist wenigstens zehn Dollars wert. Aber als ich an's Ufer kam, war der Alte noch nicht in Sicht und als ich das Boot in einer kleinen Bucht ganz unter Reben und Weiden versteckt anlegte, kam mir plötzlich eine neue Idee. Ich wollte es für mich behalten, dacht' ich, es gut verbergen und dann, statt in die Wälder durchzubrennen, in diesem davon gehen, den Fluß hinunter rudern, mir einen versteckten Platz am Ufer aussuchen und dort mein Lager aufschlagen; dann brauchte ich mir doch nicht mehr die Beine abzulaufen. Da ich mich ziemlich nahe bei der Hütte befand, dachte ich jeden Augenblick den Alten kommen zu hören, aber es gelang mir doch, das Boot sicher zu verstecken. Wie ich fertig bin und hinter einer alten Weide vorschaue, – richtig, da steht er, hat aber das Gewehr an der Backe und zielt gerade nach irgend etwas. Er hatte also nichts gemerkt.
Als er näher kam, war ich eifrig mit den Angelleinen beschäftigt. Er schimpfte und brummte, daß ich so langsam sei und ich sagte, ich sei ins Wasser gefallen bei der Arbeit, drum daure es so lange, denn ich wußte, er würde meine nassen Kleider sehen und mich ausfragen. Wir zogen fünf Katzenfische mit der Leine ans Land und gingen sehr befriedigt heim.
Nach dem Frühstück legten wir uns wieder hin, um zu schlafen, denn wir waren beide etwas erschöpft von den nächtlichen Lustbarkeiten. Vor dem Einschlafen kam mir der Gedanke, daß es für mich viel sicherer wäre, wenn ich den Alten und die Witwe ganz davon abhalten könne, mich zu verfolgen, als wenn ich mich darauf verließe, einen möglichst großen Vorsprung zu gewinnen, bevor sie mich vermißten. Gut ist gut und besser ist besser! Zuerst wollte mir gar nichts Gescheites einfallen, da mit einem Mal hebt der Alte den Kopf, um ein neues Maß Wasser zu dem vorhergegangenen hinunter zu gießen und sagt:
»Wenn wieder Einer ums Haus schnüffelt, Huck, rüttelst du mich wach, hörst du? Der hatte nichts Gutes im Sinn, dem brenn' ich eins auf den Pelz! Also, du weckst mich!«
Dann legte er sich hin und schlief weiter. Aber was er gesagt, hatte mich gerade auf das gebracht, was ich suchte und nun wußte ich, wie ich's anzustellen