Название | Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert) |
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Автор произведения | Гарриет Бичер-Стоу |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788027204557 |
»Wie du schwatzest, Ben! Wie können sie auskneifen, wenn einer immer Wache steht, der bereit ist, sie niederzuschießen, wenn einer nur den Finger krumm macht?«
»Einer, der Wache steht? Das ist gut! Das freut mich! Also soll einer die ganze Nacht dastehen, ohne zu schlafen und sie bewachen? Das ist eine gräßliche Dummheit. Warum nimmt man da nicht sofort einen Knüttel und ranzioniert sie, wenn sie hierher kommen?«
»Weil's so nicht in den Büchern steht, darum! Ich frag' dich, Ben Rogers, willst du alles den Regeln nach thun oder nicht? Darauf kommt's an! Ich glaube, die Leute, welche die Bücher schreiben, wissen besser, wie man's macht, als du! Denkst du, sie könnten von dir etwas lernen? Noch lange nicht? Und drum wollen wir die Bursche genau so ranzionieren, wie's da angegeben ist und nicht ein bißchen anders!« –
»Schon recht, mir liegt nichts dran, ich sage aber, es ist gräßlich dumm so. Sollen wir die Weiber auch töten?«
»Ben Rogers, wenn ich so dumm wäre wie du, hielt ich lieber den Mund! Die Weiber töten! Wer hat je so etwas gehört oder gelesen! Nein, die werden in die Höhle geschleppt und man ist so höflich und rücksichtsvoll gegen sie, als man kann. Nach einer Weile verlieben sie sich dann in einen und wollen gar nicht mehr wieder fort.«
»Gut, damit bin ich einverstanden! Ich für mein Teil aber danke. Bald werden wir die ganze Höhle voll Weiber haben und voll Kerle, die auf's ranzonieren warten, so daß am Ende kein Platz mehr für die Räuber da sein wird. Ich seh's schon kommen! Aber mach' nur weiter, Tom, ich bin schon still!«
Der kleine Tommy Barnes war inzwischen eingeschlafen und als sie ihn weckten, fürchtete er sich und weinte und wollte zu seiner Mama und gar kein Räuber mehr sein.
Da neckten sie ihn alle und hießen ihn Mamakind und er wurde wild und schrie, nun wolle er auch alles sagen und alle Geheimnisse verraten. Da gab ihm Tom fünf Cents um ihn stille zu machen und sagte, nun gingen wir alle nach Hause und kämen nächste Woche wieder zusammen und dann wollten wir ein paar Leute berauben und töten.
Ben Rogers sagte, er könne nicht viel loskommen, nur an Sonntagen und wollte deshalb gleich nächsten Sonntag anfangen. Aber die Jungens meinten alle am Sonntag schicke sich so etwas gar nicht und so ließen wir's sein. Sie machten aus, so bald als möglich wieder zusammen zu kommen und dann einen Tag zu bestimmen. Hierauf wählten wir noch Tom Sawyer zum Hauptmann und Joe Harper zum Unterhauptmann der Bande und brachen dann nach Hause auf.
Ich kletterte wieder auf's Schuppendach und von da in mein Fenster, gerade als es anfing Tag zu werden. Meine neuen Kleider waren furchtbar schmutzig und voller Lehm und ich war hundemüde.
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Drittes Kapitel
Eine ordentliche Strafpredigt. – Die Gnade triumphiert. – Die Räuber. – Die Dämonen. – »Eine von Toms Lügen!« –
Das setzte eine ordentliche Strafpredigt für mich von Miß Watson am andern Morgen über meine schmutzigen Kleider! Die Witwe aber, die zankte gar nicht, sondern putzte nur den Schmutz und Lehm weg und sah so traurig dabei aus, daß ich dachte, ich wolle eine Weile brav sein, wenn ich's fertig brächte. Dann nahm mich Miß Watson mit in ihr Zimmer und betete für mich, aber ich spürte nichts davon. Sie sagte mir, ich solle jeden Tag ordentlich beten, und um was ich bete, das bekäme ich. Das glaub' ein anderer! Ich nicht. Ich hab's probiert, aber was kam dabei heraus? Einmal kriegte ich wohl eine Angelrute, aber keine Haken dazu und ich betete und betete drei- oder viermal, aber die Haken kamen nicht. Da bat ich Miß Watson es für mich zu thun, die wurde aber böse und schimpfte mich einen Narren. Warum, weiß ich nicht, sie sagte es mir nicht und ich selbst konnt's nicht herausfinden.
Ich hab' dann lange im Wald gesessen und darüber nachgedacht. Sag' ich zu mir selber: wenn einer alles bekommen kann, worum er betet, warum bekommt dann der Nachbar Winn sein Geld nicht zurück, das er an seinen Schweinen verloren hat? Und die Witwe ihre silberne Schnupftabaksdose, die ihr gestohlen worden? Und warum wird Miß Watson nicht fetter? Nein, sag' ich zu mir, da ist nichts dran, das ist Dunst. Und ich ging zur Witwe und sagte ihr's und die belehrte mich, man könne nur um ›geistliche Gaben‹ beten! Da dies viel zu hoch für mich war, so suchte sie mir's deutlich zu machen: – ich müsse brav und gut sein und den andern helfen, wo ich könne und nicht an mich, sondern immer nur an die andern denken. Damit war auch Miß Watson gemeint, dachte ich und ging hinaus in den Wald und überlegte mir's wieder. Aber, meiner Seel', dabei kommt nur was für die andern heraus und gar nichts für mich und so ließ ich denn das Denken sein und quälte mich nicht länger damit. Den einen Tag nahm mich die Witwe vor und erzählte mir von der gütigen, milden Vorsehung, die's so gut mit dem Menschen meine und wie sie sich meiner in Gnaden erbarmen wolle, bis mir der Mund wässerte und die Augen naß wurden. Dann, vielleicht schon andern Tags, kam Miß Watson und ließ ihre Vorsehung donnern und blitzen, daß ich mich ordentlich duckte und den Kopf einzog. Es muß zwei Vorsehungen geben, dachte ich mir, und ein armer Kerl wie ich, hat's sicher bei der Witwe ihrer besser, denn bei Miß Watson's ihrer ist er verloren. So dachte und dachte ich und nahm mir vor, zu der Witwe ihrer Vorsehung zu beten, wenn die sich überhaupt aus so einem armen, unwissenden, elenden, traurigen Kerl, wie ich einer bin, etwas macht und sich nicht viel wohler befindet ohne mich. –
Mein »Alter« war nun schon seit einem Jahre nicht mehr gesehen worden, was für mich nur eine Wohlthat war; ich hatte also kein Heimweh nach ihm. So lange er da war, verkroch ich mich meist im Wald, um mich vor seinen Schlägen zu retten; denn sobald er mich erwischte, – auch wenn er ganz nüchtern war – setzte es Prügel. Eines Tages sagten die Leute, man habe meinen Vater im Flusse, etwas oberhalb der Stadt, ertrunken gefunden. Sie meinten wenigstens, er müsse es sein. Sie sagten, der Ertrunkene sei gerade so groß, so zerlumpt gewesen und habe so ungewöhnlich langes Haar gehabt, was alles mit meinem Alten stimmte, das Gesicht aber war nicht zu erkennen gewesen, es hatte zu lange im Wasser gelegen. Sie verscharrten ihn am Ufer, aber ich war nicht ruhig, glaubte nicht an den Tod des alten Mannes und dachte, der würde schon mal wieder irgendwo auftauchen, um mich zu quälen und zu hauen.
Wir spielten hie und da einmal Räuber, vielleicht einen Monat lang und dann verzichtete ich auf das Vergnügen, – die anderen auch. Wir hatten keinen einzigen Menschen beraubt, keinen getötet, immer nur so gethan. Wir sprangen aus dem Wald und jagten Sautreibern nach oder hinter Frauen her, die Gemüse in Karren zum Markte führten, nahmen aber nie irgend etwas, oder irgend wen in unsre Höhle mit. Tom Sawyer nannte das Zeug das auf den Karren lag ›Goldbarren‹ und ›Edelgestein‹ und 's waren doch nur Rüben und Kartoffeln und wir gingen dann zur Höhle zurück und nahmen den Mund voll und prahlten, was wir alles gethan hätten, wie viel Kostbarkeiten geraubt und Leute getötet und Kreuze in die Brust geritzt. Aber allmählich fing die Sache an mich zu langweilen.
Eines Tages sandte Tom einen Jungen mit einem brennenden Kienspan, einem ›Feuerbrand‹ wie er es nannte, durch die Straßen der Stadt, das war das Zeichen für die Bande sich zu versammeln. Als wir alle bei einander waren, teilte er uns mit, wie er gehört, daß andern Tags ein ganzer Haufen spanischer Kaufleute und reicher ›Ah-raber‹ wie er sagte, samt zweihundert Elefanten und sechshundert Kamelen und über tausend ›Saumtieren‹ – was das für Tiere waren, wußte er selber nicht – alle schwer mit Diamanten beladen in der Nähe im ›Höhlen-Grunde‹ lagern wollten. Da nur eine kleine Bewachung von vielleicht vierhundert Soldaten dabei sei, sollten wir uns in ›Hinterhalt‹ legen, wie er's nannte, die Mannschaft töten und die Diamanten rauben. Er gebot uns unsere Schwerter zu wetzen, die Flinten zu laden und uns bereit zu halten. Er konnte niemals auch nur hinter einem alten Rübenkarren hersetzen, ohne daß die Schwerter und Flinten, die eigentlich Holzlatten und Besenstiele waren, mit von der Partie sein mußten. Ich für meinen Teil glaubte nun nicht, daß wir es mit einem solchen Haufen Spanier und Ah-raber aufnehmen