Название | Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert) |
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Автор произведения | Гарриет Бичер-Стоу |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788027204557 |
Mein Herz fiel mir in die Stiefel! Viel umsehen that ich mich nicht, sondern schlich mich, so leise ich konnte, auf den Fußspitzen davon. Von Zeit zu Zeit stand ich ein wenig still und spitzte die Ohren, mein Herz schlug aber so laut, daß ich gar nichts hören konnte. Noch ein Stück weiter schleichend, lauschte ich dann wieder und so machte ich's abwechselnd eine ganze Zeit lang. Sah ich einen Baumstamm, hielt ich's für einen Menschen, trat ich auf einen Ast und der knackte, so war mir's, als schnitte mir jemand den Atem entzwei und ließe mir nur die eine Hälfte davon, und zwar die kleinere.
In meinem Lager angelangt, war es mir nicht mehr sonderlich unternehmerisch zu Mut, mein Barometer war beträchtlich gesunken und ich dachte bei mir: bist kein solcher Narr und schnüffelst da noch lange im Wald herum. Pack' deine Siebensachen ins Boot, dann bist du zur Flucht bereit, wenn's losgehen wird! Schlepp' ich also meinen ganzen Kram wieder ans Wasser und ins Boot hinein, lösch' mein Feuer und reiß die Asche auseinander, so daß man denken konnte, es habe vorm Jahr zum letztenmal gebrannt und setze mich dann oben auf einen Baum, um Ausschau zu halten.
So saß ich also da oben eine, zwei Stunden und hörte nichts und sah auch nichts, meinte aber immer tausenderlei zu sehen und zu hören. Ewig konnte ich dort nicht kleben bleiben, so kroch ich denn wieder herunter, hielt mich aber doch immer im dichten Wald und gab gut Acht auf alles um mich her. Zum Essen hatte ich nur Beeren und was mir vom Frühstück übrig geblieben war.
Als es dunkel wurde, war ich denn auch ziemlich hungrig geworden. Bevor der Mond aufging nahm ich mein Boot, ruderte hinüber ans Illinoisnufer, landete dort und kochte mir im Walde mein Essen. Eben wollte ich mir mein Nachtlager zurecht machen, da – trab, trab, trab – höre ich Pferdehufe und kann auch Stimmen unterscheiden. Ich, nicht faul, auf und alles ins Boot zurück geschleppt, dann aber kroch ich wieder herbei, um zu sehen, was los sei.
Weit kam ich nicht, als ich plötzlich einen Mann sagen hörte:
»Wenn wir einen geeigneten Platz finden, lagern wir am besten hier, die Pferde sind totmüde.«
Ich zögerte nicht lange, sondern ruderte schleunigst davon. Ich legte an der alten Stelle an und entschloß mich, für heute im Boot zu übernachten.
Schlafen konnte ich aber nicht viel, die Gedanken hielten mich wach und wenn ich dann einmal einnickte und wieder erwachte, meinte ich jedesmal, es habe mich schon Einer am Kragen. Das war mir nun sehr ungemütlich, so konnte ich nicht weiterleben und da denk' ich: du gehst und siehst und findest heraus, wer mit dir auf der Insel wohnt, um jeden Preis und wenn du drüber zu Grund gehst! Danach war mir besser zu Mut.
Gedacht, gethan! Ich nehm' mein Ruder, geb' dem Boot einen leichten Stoß und laß' es sachte an der Insel im Schatten des Ufers entlang gleiten. Der Mond schien so klar und draußen auf dem Fluß war's hell wie am Tage. Eine Stunde wohl trieb ich so dahin, alles um mich her war lautlos, wie im tiefsten Schlaf. Beinahe hatte ich nun das Ende der Insel erreicht. Ein kleines kühles Lüftchen erhob sich und begann lustig zu wehen und das war so gut, wie wenn mir Einer gesagt hätte, nun sei's vorbei mit der Nacht. Ich wendete also mein Boot und ließ den Schnabel ans Land stoßen, nahm meine Flinte und schlüpfte lautlos in den Wald. Da saß ich auf einem Baumstamm und sah zu, wie der Mond allmählich verschwand, Dunkelheit das Wasser deckte und dann im Osten ein schmaler, grauer Streifen den Tag ankündigte. Nun hing ich mein Gewehr über und stahl mich leise nach dem Ort zu, an dem ich das Lagerfeuer gesehen. Ich hatte aber kein Glück und konnte die Stelle lange nicht wiederfinden. Endlich, endlich sah ich etwas durch die Bäume schimmern, ich war am rechten Platz und richtig, da war das Feuer und da lag auch ein Mensch, in eine dicke Decke gewickelt, mit dem Kopfe beinahe in den Kohlen. Mir war's, als schnitte mich etwas mitten durch! Lautlos kroch ich nahe heran und kauerte mich hinter ein Buschwerk und wartete. Es war inzwischen ganz dämmerig geworden und wurde heller und heller. Mit einemmale reckt er sich, gähnt, streckt sich, fängt an, sich aus der Decke zu wickeln. Mir bleibt das Herz eine Sekunde still stehen, als ich aber genauer hinsehe, wen entdecke ich? Jim, – Miß Watsons Jim, den alten, treuen Nigger! Ob ich froh war, ihn zu sehen!
»Jim, hollah Jim!« schrei' ich und setz' hinter dem Buschwerk vor.
Er starrt mich an mit rollenden Augen, faltet die Hände und sinkt in die Kniee:
»Nix thun, alte Jim nix thun! Sein nur arme alte Nigger, sein nix bös mit arme Geist! Alte Jim haben immer lieb gehabt arme Geist von tote Mensch. Du gehen wieder in die Wasser, wo du kommen her. Nix thun gute alte Jim, nix thun, Geist von arme Huck, sein immer gewesen deine gute Freund!«
Bald hatte ich ihm begreiflich gemacht, daß ich nicht tot und auch nicht mein Geist sei. Ich war so froh, Jim gefunden zu haben, jetzt war ich doch nicht mehr allein. Ich sagte ihm, mir sei nicht bange, daß er mich verraten würde. Ich schwatzte und schwatzte und schwatzte und er saß dabei und starrte mich noch immer ungewiß an, that aber den Mund nicht auf. Endlich sag' ich:
»Geh, 's ist beinah' hell, laß uns das Frühstück kochen. Schür's Feuer tüchtig, alter Kerl!«
»Warum sollen Jim schüren Feuer? Sollen kochen Erdbeeren un solcher Zeug? Du haben Flinte warraftig, du schießen anner Sach' wie Erdbeeren!«
»Erdbeeren und solcher Zeug?« wiederhol' ich, »hast du davon gelebt bis jetzt, armer Kerl?«
»Haben nix können anners finden!« sagt' er.
»Wie lang bist du denn schon hier, Jim?«
»Sein Jim kommen in die Nacht, wenn du sein gestorben!«
»Was? Schon so lange?«
»Ja, warraftig!«
»Und die ganze Zeit hast du nur von Beeren und ›solcher Zeug‹ gelebt?«
»Nur solcher schlechte Zeug, arme Jim!«
»Ei, du mußt ja halb verhungert sein, armer Kerl!«
»Jim könnten essen ganze Pferd, könnten Jim, warraftig! Wie lang du sein auf Insel?«
»Seit der Nacht, in der ich getötet wurde!«
»Warraftig? Was du haben gessen? Ach, du haben Flint! das's gut! Jetzt du schießen gute Braten, Jim dann machen Feuer an!«
Erst gingen wir nun zusammen zum Boot und während er einen guten Platz aussuchte zum Feuer anmachen, holte ich Mehl, Speck, Kaffeetopf, Bratpfanne, Zucker und Blechtassen und Jim starrte nur so mit offenem Munde und dachte, es sei Hexerei im Spiel. Dann fing ich einen tüchtigen Fisch, Jim machte ihn zurecht und briet ihn.
Als das Frühstück fertig war, verschlangen wir's kochend heiß, im Grase liegend, und Jim ging mit Dampfkraft ans Werk, er war wirklich halb ausgehungert, der alte Kerl. Als wir uns gehörig gestopft hatten, legten wir uns bequem zurecht und Jim sagte:
»Aber, Hucky, Schätzchen, hör' mal alte Jim. Wer denn sein worden tot gestochen in alte Hütte drüben?«
Ich erzählte ihm alles und er fand's furchtbar klug und pfiffig. Er sagte, Tom Sawyer selbst hätte es nicht feiner fertig bringen können. Ich fühlte mich sehr stolz auf sein Lob und fragte dann:
»Aber wie in der Welt kommst du hierher, Jim? Wie und warum?«
Er sah mich unruhig an, schwieg aber und sagte kein Wort, dann meint' er:
»Jim lieber nix sagen!«
»Warum, Jim?«
»Jim wissen, warum! Du werden doch alte Jim nix verraten, Huck, werden doch nix?«
»Hol' mich der und jener, wenn ich's thu', Jim!«
»Jim dir glauben, alte