Название | Die Königsfälschung |
---|---|
Автор произведения | Max Melbo |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788711449295 |
Vergleichbar dem Concini-Putsch gewalteingegrenzt und gesellschaftlich effektiv verlief auch die Englische Revolution. Sie spielte sich in zwei Phasen ab:
I. 1648/49 Sturz des absolutistischen Königs Karl I. durch Oliver Cromwell und das Parlament. Errichtung einer Republik (Commonwealth of England) mit einem Staatsrat, dessen Haupt Cromwell wurde. – 1660, zwei Jahre nach Cromwells Tod 1658, reetablierte Karl II., Sohn des 1649 hingerichteten Karls I., in einem Staatsstreich von rechts die absolutistische Königsherrschaft. Er war als Jüngling in den ersten Revolutionswirren mit seiner Mutter, der Concini-Medici-Tochter Henriette de France, Mitte der 1640er Jahre nach Frankreich emigriert und wurde von ihr aufgehetzt, gegen die englische Republik vorzugehen, was er schon 1650, mit 20 Jahren, von Schottland her in einem Krieg gegen die Cromwell-Regierung vergeblich versucht hatte. – Nach seinem Tod 1685 kam sein jüngerer Bruder Jakob II. an die Macht, der – als »treuer Sohn« der französischen Reaktionärin, Henriette de France – das seit Elisabeth I. protestantisch gewordene England rückverpäpstlichen wollte.
II. 1688/89 Das englische Parlament bat den Schwiegersohn und Neffen Jakobs II., Wilhelm von Oranien, seit 1674 Statthalter der protestantischen Niederlande, um Hilfe. Es geschah etwas, das auch in Frankreich schon seit einem Jahrhundert zum Erfolg drängte: der Hochadel verband sich mit der Volksvertretung zum Zwecke der Demokratisierung der Gesellschaft. Wilhelm von Oranien und seine Ehefrau, Maria, Tochter des reaktionären Jakob II., provozierten einen Wandel und sicherten in ihrer Verwandtschaft mit dem herrschenden König zugleich die Kontinuität. Sie zwangen den amtierenden Jakob II., Büttel der römischen Kardinalscorporation, ins Exil nach Frankreich und begründeten gemeinsam mit dem englischen Parlament die konstitutionelle Monarchie, der sie als König Wilhelm III. und Königin Maria II. präsidierten. Sie akzeptierten die »bill of rights«, das erste demokratische Grundgesetz, das auch Frauenregentschaft und Frauenerbrecht verbriefte. Nach dem Tod von Wilhelm III. 1702 kam Anne Stuart, die Schwester seiner Frau, auf den englischen Thron.
Die Gunst des politischen Schicksals Englands ist dessen Insellage. Die Kardinalskörperschaft hat auch zum Beifußbleiben Englands für ihre finanzielle Ausbeute jahrhundertelang alles an Rückdrehung der Verhältnisse versucht. Doch die englische Erneuerung war je um je schneller als der Nachschub der Reaktion von Rom aus. – Im direkt neben Italien liegenden Frankreich verlief alles umgekehrt. Reaktion und Unrecht waren schneller und mächtiger, um die Durchsetzung von Recht zu vereiteln und die Progression gesellschaftlicher Entwicklung aufzuhalten.
In Frankreich flogen 1789 die Brocken von 180 Jahren Rechtsstau durch die Gegend – und trafen ganz Europa. Rechtlich ging es in Frankreich – mit Ausnahme der Interimsregierung des moderaten Luynes zwischen 1617 und 1621 – seit der Ermordung von Henri IV nicht mehr »mit rechten Dingen« zu.
Solch eine 200-jährige Rückdrehung der Verhältnisse, wie sie Frankreich mit allen denk- und undenkbaren Tricks von der römischen Kardinalscorporation angetan worden ist, kann eine einzige Revolution nicht aufheben, nicht die Entwicklung ohne weiteres wieder nach vorn mobilisieren.
Die französische Gesellschaft schlingerte auch nach der Revolution hin und her zwischen Chaoten-Blutherrschaft, Inthronisierung des korsisch-italienischen Usurpators Napoleon plus später seines Neffen Napoleon III. und der Wiederinstandsetzung der Beschafften-Dynastie durch die Louis-XVI-Verwandten, die Brüder Louis XVIII (1814–1824), Charles X (1824–1830) und den Neffen Louis Philippe (1830–1848), so dass Frankreich trotz noch vieler nach 1789 unternommener Revolutionen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 155 Jahre lang nicht in die eigene Balance gekommen ist. Die Zeit zwischen der Schreckensherrschaft in den Jahren 1792ff. und der politischen Nazi-Kollaboration 1939 bis 1945 dauerte fast genauso lang wie die der italienischen Fremdherrscher vom Medici-Concini-Paar bis zum Ende des letzten Potentaten der Kardinalsbaby-Dynastie, Ludwigs des Sechzehnten.
Was bei den Medici-Concinis noch Dilettanten-destruktiv spontan ablief, das wurde nach ihnen professionelle Methode: die Kardinäle Richelieu und Mazarin, die Ludwige 14 (Verrückter), 15 (Promisker) und 16 (Hilfloser), die Guillotine-Schwuchteln Robespierre und Saint-Just und der Weltkriegsmacher Napoleon – mit diesen acht Destrukteuren an der Macht im stärksten und mächtigsten europäischen Lande war Mitteleuropas Hineinschliddern in die Dauerdestruktivität der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht mehr zu bremsen.
Auch Geschichte ist etwas Lebendiges, Meta-»Natürliches«. Wenn Herren in gesellschaftliches Leben und in Natur mit anti-vitalen Maßnahmen eingreifen, kommt Tod heraus und – wie sich aus den Folgen Ludwigs des Verrückten zeigt – auch gesellschaftlicher Tod, der dann mit Napoleon die Regentschaft über ganz Europa bis vor Moskau antrat.
Frankreich hat eine Todesspur auch nach Napoleon zurückgelegt, die bis in die Gegenwart des 20.-Jahrhundert-Endes reicht – die Unterwasser-Atombomben-Versuche im Stillen Ozean. Sie wurden von der Nordhemisphäre nicht richtig wahrgenommen (= nicht im Bewusstsein der »Kulturvölker« gespeichert), aber die Südsee hat sie bemerkt und muss bis heute an manchen Orten ein »schleichendes Hiroshima« aushalten: Kilometerweit zerstörte Unterwasser-Biotope, Vernichtung der Ernährungsgrundlage für diejenigen Klein-Insulaner, für die das Unter-Wasser-Leben ihr Überwasser-Überleben war. – Ein Atomversuch unter Wasser in ihrer Nähe hatte ähnliche Wirkungen wie ein »überirdischer« Abwurf einer Atombombe auf die Nachbarschaft der Explosion. Die Folgen: Sprunghafter Anstieg der Krebsrate bei den im Gebiet der nuklearen Unterwasser-Sprengungen Lebenden. Bis heute proportional unverhältnismäßig hohe Zahl von siechenden Krebskranken.
Der französische Geheimdienst hat mit Gestapo-Methoden das Greenpeace Schiff »Rainbow Warrior« zerstört, das in den 1980er Jahren im ganzen Pazifik Aufklärungstouren unternahm. Bei der Sprengung des Schiffes durch Spione des französischen Geheimdienstes im Aucklander Hafen wurde ein Greenpeace-Protestierer getötet.
Die Unterwasser-Atombomben-Versuche Frankreichs in der Südsee sind ein faschistisches Rinnsal der französischen Zustände ab Katharina Medici bis in die Gegenwart hinein. – Die USA und die damalige Sowjetunion unternahmen ihre Atombomben-Versuche in ihren eigenen Territorien in Wüsten oder sibirischen »Einöden«. Frankreich beging mit den Versuchen einen Übergriff auf das Gebiet fremder Völker – unter dem Vorwand, die Versuche in den von Frankreich besetzten und deshalb zu ihm »gehörenden« Kolonien stattfinden zu lassen, als handele es sich bei dem betroffenen Gebiet um ein Mondlandschafts-unbelebtes Eigentum Frankreichs.
Als Australien und Neuseeland, die nicht zu weit weg von den Zerstörungen der Meeresregion liegen, immer wieder protestierten, antworteten die jeweiligen französischen Präsidenten, die Versuche seien ungefährlich für »den (Nordkugel-) Menschen« (aber nicht für die Südseeinsulaner). – Warum werden die »Versuche« dann nicht im Atlantik vor der Küste Frankreichs gemacht?, fragten die Protestierenden. – Keine Antwort von französischer Seite her.
Die Unterwasser-Atombomben-Explosionen waren eine Europa-ausgelagerte Staatsterror-Aktion im Stile des politischen Verhaltens von Katharina Medici über Louis XIV bis zu Napoleon Bonaparte, das bis heute von Frankreich nicht (ganz) überwunden wurde.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного