Die Königsfälschung. Max Melbo

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Название Die Königsfälschung
Автор произведения Max Melbo
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788711449295



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      Max Melbo

      Die Königsfälschung

      Louis XIV - Operation Kronprinz

      Saga

      Ebook-Kolophon

      Max Melbo: Die Königsfälschung. © 2009 Max Melbo. Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen 2016 All rights reserved.

      ISBN: 9788711449295

      1. Ebook-Auflage, 2016

      Format: EPUB 3.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com - a part of Egmont, www.egmont.com.

      Scherbenmontage

      Der »Sonnenkönig« Ludwig der Vierzehnte war ein Tonnenkönig. Er stammte aus dem Müll der Gesellschaft, den Resten und Rändern des damals herrschenden sogenannten Feudalismus. Louis XIV wurde als Säugling von einem Vertrauensmann des Papstes in die vom Aussterben bedrohte französische Königsdynastie eingeschmuggelt.

      »Louis XIV« ist der dritt-ausgewuchertste französische Nationalfetisch – nach »Napoleon« (zweiter) und »1789« (erster), die Louis beide mit seinem königs-inadäquaten Verhalten heraufbeschwor.

      »Louis le Grand« – so huldigen ihm die Franzosen noch heute – war ein Mann, der das französische Volk ausgebeutet, die Hochadligen gedemütigt und das Verhältnis zum Nachbarn Deutschland mit seinen Aggressionskriegen für Generationen getrübt hat wie kein französischer König zuvor.

      Dieser »Absolutist« – ein verschleierndes Wort für »Diktator«, ja »Führer« – ist kein Bourbone, kein »prince du sang« (Fürst von Geblüt)!

      Quelle horreur?! – Nein, kein Abscheu, geschweige denn eine Schande, sondern eine längst fällige Analyse, einem der disparatesten Regenten Europas in die Augen, in die Seele, in das Fehlverhalten zu schauen, um das Rätsel zu lösen, warum sich dieser König auf dem französischen Thron so unfranzösisch und unköniglich benahm, auf dass sich nach seiner halbjahrhundertjährigen Staatsmacht die Geschicke Frankreichs und die Schicksale Europas in Richtung Terror und Totalitarismus verrückten.

      Die Geburtsurkunde Ludwigs des Vierzehnten ist eine lückenlose Fälschung. Weder Ort noch Zeit der Geburt dieses männlichen Babys stimmen mit der Wirklichkeit überein.

      Es gibt bei Vorgeschichte, Geburt, Aufzucht und Regentschaft von Louis XIV eine Anzahl von feudal-politisch abweichenden Auffälligkeiten, die für die kulturgeschichtliche Expertise wie Faktenscherben gehandhabt werden können. Zusammengesetzt ergeben sie das Mosaik eines Bildes von einem nicht auf rechtem Ehewege hervorgebrachten französischen König.

      Gesetzte Fakten

      Sterile »Eltern«

      Das Ehepaar Louis XIII (1601–1643) und Anne d’Autriche (1601–1666) hatte schon lange vor dem Coup 1638, der sie zu den Offizial-Eltern von Ludwig dem Vierzehnten machte, den fruchtbringenden Kampf um einen Thronfolger aufgegeben. Die beiden waren 23 Jahre lang verheiratet (seit 1615) und 26 Jahre lang offizial-liiert (seit 1612).

      Ludwig der Dreizehnte hatte von seinem zehnten Lebensjahr an männliche Liebhaber. Sein erster war Charles de Luynes (1578–1621). Seinen letzten Lover, Henri de Cinq-Mars (1620–1642), hatte er mit 39/40 in den letzten Jahren seines Lebens, bevor er mit 41 Jahren starb. Affären, die auf einen körperlich-heterosexuellen Affekt Ludwigs des Dreizehnten gegenüber dem weiblichen Geschlecht schließen lassen könnten, gab es in seinem Leben nicht. Louis XIII zeugte keinen Bastard mit einer nicht mit ihm verheirateten Frau – übliches Verhalten aller französischen Könige, wenn sie denn heterosexuell orientiert waren.

      Zum protokollarisch erforderlichen nächtlichen Gang in das Schlafzimmer seiner Frau musste Ludwig 13 nach der Hochzeit gezwungen werden. Er war 14 Jahre alt. Nach vergeblichen Bettversuchen gab er die Pflicht-Nocturnes auf und verschwand nächtlich ab da wieder nur noch in den Zimmern seines inzwischen 37-jährigen Liebhabers, Charles d’Albert, duc de Luynes, den Louis XIII ab seiner Hochzeit in ein Appartement über dem seinen im Louvre hatte einziehen lassen, erreichbar mit einer Geheimtreppe, welches Arrangement deutlich macht, wen Ludwig 13 in der Realität seiner sexuellen Interessen wirklich geheiratet hat.

      Die Frau Ludwigs des Dreizehnten, die gebürtige spanisch-habsburgische Prinzessin Anne d’Autriche, Anna d’Austria oder Anna von Österreich, wie diese französische Königin von der Geschichtsschreibung ständig wechselnd genannt wird, hatte ihrerseits keine »Günstlinge« und männlichen »Favoriten« – zeitgenössische Termini für sexuelle Verhältnisse –, dafür mindestens vier heftige Affektgeschichten mit Hofdamen, die ihr treu ergeben waren und von denen manche der Königin in ihren Aufzeichnungen zärtliche Ovationen darbrachten. Da in der französischen, prinzipiell polygam orientierten Hofetikette auch Liebhaber der Königinnen nicht verboten waren, lässt das komplette Manko intimer männlicher Bezugspersonen Königin Annas in Verbindung mit ihren vier Herzensdamen auf eine lesbische Orientierung dieser Regentin schließen.

      Margarete von Valois (1553–1615), die erste Frau von Henri IV (1553–1610), hatte unzählige Bettgenossen, Maria Medici (1573–1642), Henris zweite Frau, brachte ihren Kumpan Concino Concini (1575–1617) aus Italien in die Ehe mit!

      Die nach sechs Jahren unfruchtbarer Ehe über ein Jahrzehnt lang (zwischen 1622 und 1631) kolportierten abgebrochenen Schwangerschaften oder Fehlgeburten der Königin Anna entstammten der Hofpropaganda, um die dynastische Pleite dieses Königspaares zu kaschieren. Die einzige vom Hofarzt Jean Héroard 1622 protokollierte »Fehlgeburt« war eine Fiktion des Königsmentors, um das Paar, auf das sich die Augen aller Welt fruchtbarkeitsinteressiert richteten, von dem ungeheuren Druck, Nachkommen zu liefern, etwas zu befreien.

      Zu diesen Schwierigkeiten von König und Königin kam noch hinzu, dass sich Mann und Frau in einer unüberbrückbaren Gefühlsaversion voneinander abstießen, die beim König in Hass umschlug und sich bei der Königin in Depressionen niederschlug. Beide waren Herrscher-unüblich oft krank.

      Die Aversion zwischen den königlichen Partnern war nicht nur eine Privatangelegenheit, sondern heizte die Königin auch an, sich in mindestens zehn Komplotten und Putschversuchen gegen ihren Mann und dessen Regenten, Kardinal Richelieu, zu verwickeln, die alle scheiterten und den Graben zwischen den »Angetrauten« immer breiter werden ließen. Um die Zeit der Geburt von Louis XIV und seinem zwei Jahre jüngeren angeblichen Bruder, Philippe d’Orléans, rissen allein vier Revolten das Königspaar völlig auseinander.

      1637, im Jahr der propagierten königlichen Zeugung Louis XIV, war das Paar tiefstzerstritten, weil der Richelieu’sche Geheimdienst die Königin zweimal erwischt hatte, wie sie an einer Konspiration gegen die Politik des Regenten ihres Mannes mitwirkte. Vor allem opponierte sie gegen die Anti-Spanien-Politik von Richelieu, befleißigte sich über ihre engste Vertraute, Marie de Chevreuse, einer Hochverratskorrespondenz, des Verrats von Staatsgeheimnissen an ihren Bruder, Philipp IV., König von Spanien, mit dem Richelieu seit zwei Jahren Krieg führte.

      Die Conception Show

      Louis XIV wurde nicht etwa klammheimlich beschafft und war dann plötzlich dynastierettend da, sondern er erschien nach einem beispiellosen, prä-Goebbels’schen Propagandafeldzug in sämtlichen Medien, über die die staatliche Machtapparatur des frühen 17. Jahrhunderts in Frankreich verfügte. Die monatelang praktizierte Vorankündigung eines Kronprinzen mit der Suggestion seines absolut sicheren »Erscheinens« enthüllt den 20.-Jahrhundert-Geborenen die Illegalität dieses königlichen Hervorbringens.

      »Präparierter« Dauphin

      Louis XIV wurde 1638 geboren. 1635 beginnen mindestens vier Kirchenleute