Statische Gedichte. Gottfried Benn

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Название Statische Gedichte
Автор произведения Gottfried Benn
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783037901298



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du auf Bildern in den Galerien

      verkrümmte Rücken, graue Mäuler, Falten

      anstößiger gedunsener Alten,

      die schon wie Leichen durch die Dinge zieh’n,

      Brüchige Felle, Stoppeln, käsiger Bart,

      blutunterflossenes Fett von Fuselräuschen,

      gewandt, für Korn zu prellen und zu täuschen,

      den Stummel fischend und im Tuch verwahrt;

      Ein Lebensabend, reichliches Dekor,

      Reichtum an Unflat, Lumpen, Pestilenzen,

      ein Hochhinauf wechselnder Residenzen;

      im Leihhaus tags und nachts im Abflussrohr,

      Siehst du auf Bildern in den Galerien,

      wie diese Alten für ihr Leben zahlten,

      siehst du die Züge derer, die es malten,

      du siehst den großen Genius –, Ihn.

      WELLE DER NACHT

      Welle der Nacht –, Meerwidder und Delphine

      mit Hyacinthos leichtbewegter Last,

      die Lorbeerrosen und die Travertine

      weh’n um den leeren istrischen Palast,

      Welle der Nacht –, zwei Muscheln miterkoren,

      die Fluten strömen sie, die Felsen her,

      dann Diadem und Purpur mitverloren,

      die weiße Perle rollt zurück ins Meer.

      AM SAUM DES NORDISCHEN MEER’S

      Melancholie der Seele –,

      ein Haus, eine Stimme singt,

      es ist ein Haus ohne Fehle,

      wo englisch money klingt,

      ein Heim von heiteren Losen

      geselligen Verkehrs,

      vier Wände aus Silber und Rosen

      am Saum des nordischen Meer’s.

      Sie singt –, und die hohe Klasse

      der Nord- und English-Mann,

      die gierige weiße Rasse

      hält den Atem an,

      auch die Ladies, die erlauchten,

      geschmückt mit Pelz und Stein

      und den Perlen, den ertauchten

      um die Inseln von Bahrein.

      Die Stimme singt –, ohne Fehle,

      fremde Worte sind im Raum:

      »ruhe in Frieden, Seele,

      die vollendet süßen Traum –«

      vollendet –! und alle trinken

      die Schubertsche Litanei

      und die Räuberwelten versinken

      von Capetown bis Shanghai.

      Geschmuggelt, gebrannt, geschunden

      in Jurten und Bambuszelt,

      die Peitsche durch Niggerwunden,

      die Dollars durchs Opiumfeld –:

      die hohe Rasse aus Norden,

      die abendländische Pracht

      im Raum ist still geworden –

      aus die Mythe der Macht!

      Fern, fern aus Silber und Rosen

      das Haus und die Stimme singt

      die Lieder, die grenzenlosen,

      die ein anderes Volk ihr bringt,

      die machen die Macht zur Beute

      einer anderen Mächtigkeit:

      der Mensch ist ewig und heute

      fernen Himmeln geweiht.

      Englische – finnische Wände –:

      Häuser –, die Stimme singt:

      Germany ohne Ende,

      wenn german song erklingt,

      dann ist es ohne Fehle

      und gibt seinen Söhnen Ruh’ –,

      Melancholie der Seele

      der weißen Rasse, du.

      TAG, DER DEN SOMMER ENDET

      Tag, der den Sommer endet,

      Herz, dem das Zeichen fiel:

      die Flammen sind versendet,

      die Fluten und das Spiel.

      Die Bilder werden blasser,

      entrücken sich der Zeit,

      wohl spiegelt sie noch ein Wasser,

      doch auch dies Wasser ist weit.

      Du hast eine Schlacht erfahren,

      trägst noch ihr Stürmen, ihr Fliehn,

      indessen die Schwärme, die Scharen,

      die Heere weiter ziehn.

      Rosen und Waffenspanner,

      Pfeile und Flammen weit –:

      die Zeichen sinken, die Banner –:

      Unwiederbringlichkeit.

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