Endless Trust. Alexia Mayer-Kahlen

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Название Endless Trust
Автор произведения Alexia Mayer-Kahlen
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783649631071



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dass zwischen ihnen wieder alles in Ordnung war, hakte Charly sich bei Jule ein.

      „Franke natürlich. The real deal. Ich habe noch Geld von Weihnachten, das haue ich auf den Kopf. Ich hole Daisy ein komplettes Outfit in Rot: Schabracke, Bandagen, Stirnriemen. Und du?“

      „Ich glaube, Blau steht Janko ziemlich gut“, meinte Jule. „Oder Grün.“

      „Ach, dem Großen steht einfach alles“, gab Charly lächelnd zurück.

      Isa blinzelte vom Vordersitz nach hinten zu ihren beiden Schwestern.

      „Nehmt ihr mich mit? Ich könnte euch beim Shoppen filmen und dann hinterher Janko und Daisy, wenn sie alles drauf haben.“

      Jule und Charly blickten sich verschwörerisch an.

      Dann meinte Jule: „Also, kleine Schwester, wenn du dich gut benimmst und uns nach dem Putzen die Stallgasse kehrst, dann überlegen wir uns das mit dem Filmen.“

      Seit ihrer ersten Begegnung hatte Charly es vermieden, mit Janko direkt Kontakt aufzunehmen, obwohl der Hengst ganz offensichtlich ihre Nähe suchte. Sie konnte gar nicht genau sagen, warum sie sich so reserviert verhielt. Vielleicht, weil er das Pflegepferd ihrer Schwester war? Und weil sie in ihrem tiefsten Innersten fühlte, dass es zwischen Janko und ihr eine Verbindung gab, die ihr fast ein bisschen unheimlich war. Seit Andrea ihnen ihre beiden Pferde anvertraut hatte, fuhren Charly und Jule dreimal die Woche mit dem Bus zum Stall, wo sie Daisy und Janko putzen und unter Andreas wachsamem Auge reiten durften. Nach dem Reiten ließen sie die Pferde oft noch in der Halle frei laufen, damit sie sich wälzen konnten. Die Mädchen standen währenddessen an der Bande und beobachteten ihre beiden Schützlinge.

      Charly genoss diese Momente, in denen die Konzentration von ihr abfiel, aber sie immer noch ganz bei den Pferden sein konnte.

      An einem Nachmittag im dritten Monat ihres Trainings klopfte sie plötzlich hektisch ihre Taschen ab.

      „Mist, ich habe einen Reithandschuh verloren“, murmelte sie und ließ den Blick über den Boden schweifen.

      „Der muss doch irgendwo liegen. Schau einfach mal in der Halle“, gab Jule zurück.

      Charly begann, die Halle systematisch nach dem Handschuh abzugehen.

      Janko hob sofort den Kopf. Der Hengst hatte sich schon gewälzt und beobachtete Charly nun interessiert. Dann setzte er sich langsam in Bewegung und folgte ihr.

      Isa lachte laut auf.

      „Charly, du wirst gerade beschattet.“

      Doch Charly hatte den Hengst schon hinter sich gespürt. Einem Impuls folgend, schlug sie einen Haken und begann, in die entgegengesetzte Richtung zu rennen.

      Janko nahm sofort Tempo auf und galoppierte hinter ihr her.

      Wieder wechselte Charly abrupt die Richtung und rannte los. Auch der Hengst drehte auf der Stelle um und hatte sie bald eingeholt. Er schien das alles für ein lustiges Spiel zu halten.

      Als Charly nach ein paar weiteren Kehrtwendungen komplett außer Atem war, stoppte sie mitten im Lauf ab und drehte sie sich zu ihrem Verfolger um.

      Sofort stand auch Janko still und funkelte sie übermütig an, als wolle er sagen: Und jetzt? Wie geht’s weiter?

      Charly spürte ein aufgeregtes Kribbeln im Bauch. Schnellen Schrittes ging sie plötzlich auf Janko zu. Der Hengst wich im Eiltempo rückwärts. Es bereitete ihm offenbar überhaupt kein Problem, vom Beweger in die Rolle des Bewegten zu schlüpfen.

      Charly sprang nun ohne Vorwarnung zur Seite, als wolle sie Jankos Flanke angreifen. Sofort hüpfte der Hengst mit den Vorderbeinen herum, um sie mit seinem Hals und Kopf zu blockieren. Gut pariert!

      Schon warf Charly sich auf seine andere Flanke zu und wieder reagierte Janko blitzschnell und blockierte sie auch da.

      In diesem Spiel waren sie einander vollkommen ebenbürtig.

      Charly atmete tief aus.

      Sofort senkte auch Janko seinen Kopf, schnaubte ab und verharrte reglos. Für einen Moment schien es, als sei die Zeit stehen geblieben.

      Irgendwann nahm Charly wieder die Reithalle wahr und ihre Schwestern, die dem ausgelassenen Spiel mit Janko verblüfft zugeschaut hatten.

      Charly näherte sich Janko, strich ihm über den Hals und flüsterte: „Danke für dein Vertrauen.“

      Dann verließ sie schnellen Schrittes die Halle.

      Daisy war bis Klasse M ausgebildet und beherrschte alle höheren Dressurlektionen, sodass Charly auf ihr bald schon versammelten Trab und Galopp, erste fliegende Galoppwechsel und Trabtraversalen reiten konnte. Reiterlich ging es mit ihr in Riesenschritten voran, das konnte sie auch auf den Videos erkennen, die Isa regelmäßig zusammenschnitt.

      „Das macht Daisy alles allein. Ich muss einfach nur draufsitzen, ihr die richtigen Hilfen geben und sie nicht stören“, meinte Charly zu Jule, als sie eines Tages in der Stallgasse gemeinsam die Pferde putzten.

      Irgendwie hatte Charly das Gefühl, als müsse sie sich dafür entschuldigen, dass es mit Daisy so glatt lief, während Jule immer noch damit kämpfte, Janko links ordentlich angaloppieren zu lassen und einen fleißigen Schritt hinzubekommen. Oder war es etwas anderes, das an ihr nagte?

      Ihre große Schwester putzte schweigend weiter.

      „Um ehrlich zu sein, ist es mit Daisy fast ein bisschen langweilig“, platzte Charly plötzlich heraus. „Sie läuft vorhersehbar wie ein Uhrwerk.“

      Jule riss die Augen auf. „Echt?“

      Dann fügte sie leise hinzu: „Und ich beneide dich manchmal insgeheim, dass du ein Pferd reiten darfst, das so gut läuft.“

      Charly fing Jankos Blick auf, der ihr Gespräch scheinbar aufmerksam verfolgte.

      Sie gab sich einen Ruck.

      „Also mich würde das echt reizen, dass bei Janko noch so viel zu tun ist. Ich hätte total Lust, mit ihm zu arbeiten.“

      Jetzt war es raus. Einen Moment konnte sie selbst nicht glauben, dass sie das gerade gesagt hatte.

      Die beiden Schwestern blickten sich ratlos an.

      „Und jetzt?“, ergriff Jule schließlich das Wort.

      Charly fasste all ihren Mut zusammen.

      „Was, wenn wir Andrea fragen, ob wir einfach mal Pferde tauschen können? Wer sagt denn, dass du immer nur Janko reiten musst und ich immer nur Daisy?“

      Sie spürte, wie ihr Herz bei dem Gedanken, auf Janko zu sitzen, einen Riesensprung machte.

      „Und das wäre für dich okay? Ich meine, weil du doch immer nur Dressur reiten wolltest und so“, hakte Jule nach.

      Charly winkte betont lässig ab.

      „Ich fände das echt cool, mal zu tauschen.“

      Sie fühlte sich innerlich plötzlich ganz leicht.

      In diesem Moment begann Janko, mit dem Vorderhuf zu scharren.

      Charly ging zu ihm hinüber und flüsterte: „Wollen wir zwei es miteinander versuchen?“

      Der Hengst näherte sich mit den Nüstern ihrem Gesicht und blies ihr seinen warmen Atem ins Ohr.

      Charly wurde von einem Glücksgefühl durchflutet. Es war, als sagte Janko ihr in diesem Moment: Mit dir will ich alles versuchen!

      Nach der Reitstunde erzählten Charly und Jule Andrea von ihrem geplanten Pferdetausch. Doch zu ihrer Überraschung war sie von der Idee überhaupt nicht begeistert.

      „So ein Hin- und Hergetausche ist Murks. Ihr müsst euch klar entscheiden. Daisy und Janko sind nicht nur zwei total unterschiedliche Pferde, sie haben auch ganz unterschiedliche Aufgaben. Auf einem hervorragend ausgebildeten Dressurpferd wie Daisy kannst du eine Menge lernen. Es macht dich zu einem vollkommeneren