Название | Seewölfe Paket 34 |
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Автор произведения | Fred McMason |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783966881081 |
„Verstehen Sie das, Molina?“ fragte Garcia. „Sieben Mann sind in der Jolle gewesen und sieben sind auch zurückgekehrt. Unterwegs müssen es aber acht gewesen sein, wenn alle Riemen besetzt waren.“
„Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Ich weiß nur, daß es hier nicht mit rechten Dingen zugeht, Señor Capitán. Oder es muß doch einer verschwunden sein.“
„Zum Donnerwetter, nein und nochmals nein!“ brüllte Garcia. „Die Mannschaft ist vollzählig. Wir haben das doch einwandfrei festgestellt. Und an den Teufel glaube ich nun mal nicht. Ich habe noch nie einen gesehen.“
Es ging hin und her, und schließlich hatten alle vor Aufregung knallrote Köpfe.
Don Juan hätte seine helle Freude an der allgemeinen Verwirrung gehabt, wenn er das gesehen hätte.
Es stellte sich heraus, daß Molina nicht abgeneigt war, an die Version des Teufels zu glauben. Vielleicht deshalb, weil er keine andere Erklärung fand. Daß der Capitán den Teufel noch nie gesehen hatte, war noch lange kein Beweis dafür, daß es ihn nicht gab. Den Wind konnte man schließlich auch nicht sehen, trotzdem war er da und pfiff ihnen hin und wieder kräftig um die Ohren.
Das sagte er Garcia auch, und daraufhin explodierte der Capitán voller Wut.
„Verschonen Sie mich mit diesem verdammten Mist!“ brüllte er den zusammenzuckenden Mann an. „Hier geht etwas vor, was selbst mein Begriffsvermögen bei weitem übersteigt! Von Ihrem ganz zu schweigen!“
Der Profos mußte zum wiederholten Male alles genau angeben, wo und wie jeder in der Jolle gesessen hatte und was seine Aufgabe gewesen war.
Garcia biß sich in den Fall buchstäblich hinein – und fand dennoch keine Lösung. Nicht mal eine Vermutung hatte er. Er starrte seine Leute nur voller Mißtrauen an.
„Ich werde das noch herausfinden“, versprach er düster. „Vielleicht hatte doch der Bastard Killigrew seine Finger in diesem Spiel. Verschwinden Sie jetzt unter Deck, Geschützmeister, und lassen Sie zwei Rohre abfeuern. Ich lasse mich nicht zum Narren halten. Erhöhen Sie auch den Schußwinkel.“
Ein paar Männer verschwanden in auffallender Eile, froh darüber, nicht mehr der schlechten Laune des Kapitäns ausgesetzt zu sein.
„Was hat er nur“, murmelte der Stückmeister. „Schließlich ist es doch egal, wie viele Kerle in der Jolle waren. Sie sind schließlich alle wieder heil zurückgekehrt und kein Mann fehlt. Da soll es mir doch völlig schnuppe sein, ob sich einer verzählt hat.“
Der Logik des Stückmeisters schlossen sich auch die anderen an. Da hatte sich eben einer verzählt – damit basta! Warum sollte man sich deswegen künstlich aufregen?
Im Batteriedeck ließ der Stückmeister Keile untersetzen und prüfte die Kanonen dann genau. Er erkannte zwar kein Ziel und feuerte wieder mal aufs Geratewohl, aber möglich war es ja, daß sie den englischen Bastard trafen, vielleicht durch einen Zufallstreffer.
Die Rohre waren jetzt um eine Handbreite erhöht.
Der Stückmeister gab den Befehl zum Feuern.
4.
Was dann geschah, wußte keiner mehr genau zu sagen. Aber auf eine grauenhafte Art hatte sich die Hölle aufgetan.
Zwei Culverinen wurden gleichzeitig gezündet.
In dem fast finsteren Teil des Batteriedecks entstand für einen winzigen Augenblick eine gleißende Helligkeit. Sie war so grell, als sei urplötzlich die Sonne unter Deck aufgegangen.
Ein paar Spanier nahmen diesen Eindruck als ihren letzten im Leben in sich auf. Den berstenden, infernalisch brüllenden Donner hörten sie nicht mehr.
Zwei Rohre krepierten in einem wilden Glutball. Schwere Bronzestücke, scharfkantig wie Meteoriten, flogen durch das Deck. Sie fetzten ins Holz und schlugen es kurz und klein. Eine der zerstörten Culverinen raste zurück, zerriß die Brooktaue wie Zwirnfäden und donnerte als riesiges Trümmerstück durch ein Schott.
Aus dem Batteriedeck drang ein gellender Schrei, der nichts Menschliches mehr an sich hatte.
Der ohrenbetäubende Lärm und der grelle Schrei ließ den Männern auf dem Oberdeck das Blut in den Adern gefrieren. Es hörte sich ganz so an, als sei die „Aguila“ selbst zweimal hintereinander getroffen worden.
Garcia wechselte die Gesichtsfarbe. Er schluckte verstört und stierte nach unten, wo dichter, schwarzer Qualm aus den Stückpforten drang. Er glaubte, in dem Nebel größere Holzbrocken davonfliegen zu sehen.
„Schnell, nach unten!“ schrie er und hastete los. Mit langen Sätzen stürmte er über den Niedergang ins untere Deck. Der Erste Offizier folgte ihm zitternd.
Unter Deck sah es verheerend aus, das erkannte er trotz der schlechten Sicht auf den ersten Blick. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er die Verwüstungen sah.
An einer Stelle flackerte ein winziges Feuer ganz in der Nähe etlicher Pulverfässer.
Garcia rannte mitten in das Feuer und trat wie ein Wahnsinniger mit den Stiefeln darauf herum. Unter seinen Absätzen stoben kleine Funken auf. Dann stolperte er über etwas, das in verkrümmter Haltung auf den Planken lag.
Sein erster Eindruck war der, daß der Bastard gefeuert und auch getroffen hatte. Beim zweiten Blick erkannte er die entsetzliche Wahrheit und stöhnte laut auf.
Der Erste stand neben ihm und starrte mit offenem Mund auf das Chaos, das sie von allen Seiten umgab.
„Madre de Dios“, stammelte er.
Zwei Kanonen waren regelrecht zerfetzt worden. Ihre Rohre waren nur noch zersplitterte Stümpfe, scharf gezackt, von einer gewaltigen Explosion zerrissen und zerfetzt. Die Bronzestücke hatten das Deck verwüstet und ein Faß mit Schießpulver umgeworfen. Eine Kanone hatte das Schott durchschlagen und einen Schattenriß hinterlassen. Samt der zweirädrigen Lafette hatte sie sich durch das Holz gebohrt.
Die andere Culverine qualmte noch aus dem Stumpf, der vormals das Rohr war. Der Torso zeigte genau auf ihn, und im letzten Teil des Inneren sah er das Rohr noch glühen.
Der Stückmeister lag unmittelbar davor. Er hatte keinen Kopf mehr. Drei weitere Männer waren ebenfalls tot. Einer war nur leicht verletzt, aber völlig benommen. Er hockte auf den Planken und lachte, bis sein Lachen in ein haltloses Schluchzen überging.
„Zwei Rohre sind krepiert“, sagte Garcia fassungslos. „Das ist ein Tag des Unheils. Die Trümmer haben die Männer getötet.“
Er bückte sich und drehte einen Mann auf den Rücken. Schaudernd wandte er das Gesicht ab.
„Kein Licht entzünden!“ schrie Garcia. „Überall ist Schießpulver verstreut! Wir würden uns selbst in die Luft jagen. Rufen Sie ein paar Leute, Molina. Sie sollen Pützen mit Wasser mitbringen. Vorerst wird hier nichts angefaßt.“
„Wie konnte das nur passieren?“ fragte der Erste erschüttert. „Die Geschütze sind doch sicher bei der vorschriftsmäßigen Bedienung.“
„Das weiß ich noch nicht“, erwiderte Garcia. Seine Stimme klang seltsam hohl wie ein Echo. „Aber vermutlich hat der Kerl zuviel Pulver in die Stücke einfüllen lassen.“
„Das kann ich nicht glauben, Capitán. Der Stückmeister ist ein zuverlässiger Mann.“
„Er war einer“, korrigierte Garcia scharf. „Aber das ist nicht mehr ganz so sicher. Ich werde das nachher überprüfen lassen.“
Über den Niedergang hasteten Spanier mit Pützen. Bei dem grauenhaften Anblick fiel einem der Dons die Pütz aus der Hand. Das Seewasser ergoß sich über Garcias Stiefel.
Der