Seewölfe Paket 34. Fred McMason

Читать онлайн.
Название Seewölfe Paket 34
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966881081



Скачать книгу

Ihren Gegner hatten sie in der Angst vergessen und nahmen auch keine Rücksicht darauf, daß man sie vielleicht hören könnte.

      Der Spanier lachte lautlos und stieß sich von der immer stärker überkrängenden Jolle ab. Die Konturen verschwammen sofort. Er hörte nur das Brüllen der Männer und das Gurgeln des Wassers. Auch ein lautes Klatschen vernahm er, als einer der Dons in seiner Angst über Bord sprang.

      Das Boot sackte ihnen buchstäblich unter den Hintern weg und krängte immer stärker.

      Juan sah es wie einen riesigen, toten Fisch auf dem ruhigen Wasser treiben. Virgos brüllte wieder etwas, aber er verstand es nicht. Es war auch unwichtig. Die Kerle hatten ihren Denkzettel weg, waren die Jolle los und konnten zurückschwimmen. Und ihren Gegner hatten sie auch nicht gefunden.

      César Garcia würde mit Sicherheit einen Wutanfall kriegen, wenn er von der Pleite erfuhr.

      Juan hatte außerdem die Genugtuung, daß niemand wußte, was denn eigentlich passiert war. Sie waren völlig ahnungslos. Niemand würde auf die Idee verfallen, daß sich ein Saboteur des Seewolfs bei ihnen eingeschlichen hatte, und so würden sie rätseln und grübeln, wie diese Schlappe hatte passieren können.

      An ihrem Geschrei und dem Blubbern hörte er, daß sich die Jolle jetzt anschickte, den Grund der Bucht aufzusuchen. Er sah allerdings nichts mehr und orientierte sich nur an dem wilden Gebrüll, das sicherlich bis hin zur Galeone zu hören war.

      Seelenruhig schwamm er weiter. Er mußte sich nach rechts halten, bis er den Tapti erreichte, wo die Strömung herrschte. Dazu mußte er eine kleine Landzunge überqueren. Die schmale Einfahrt zur Bucht zu finden, war bei den Sichtverhältnissen nicht einfach.

      Nicht lange, und er spürte Grund unter den Füßen. Von der Buchtmitte her war immer noch Geschrei zu hören, als er an Land watete.

      Er blieb stehen und lauschte, dabei konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen.

      Kein Zweifel, daß die Dons ihre Jolle los waren und jetzt in der Bucht schwammen. Die Orientierung, die vorhin schon ein Problem darstellte, schien ihnen jetzt noch schwieriger zu fallen. Er hörte es an den Zurufen, mit denen sie ihre Position bekanntgaben. Er glaubte auch Virgos Stimme zu hören.

      Juan überquerte die paar Yards breite Landzunge mit dem dichten Gebüsch, bis er den Tapti rauschen hörte. Er mußte sich flußabwärts nach rechts halten, doch er sah nicht mal das Wasser. Er spürte es erst, als er am Ufer ausglitt und schon in der warmen Brühe drin war.

      Diesmal schwamm er zügig bis zum gegenüberliegenden Ufer und ließ sich dort langsam treiben.

      Er hatte jetzt selbst Mühe, die Orientierung zu halten, um die Bucht zu finden. Es war ungefähr so, als suche er in einem riesigen Heuhaufen die berühmte kleine Nadel.

      Das Entsetzen steckte den Dons noch in den Knochen. Ein paar von ihnen soffen vor Angst fast ab, als sie sich übergangslos im Wasser befanden.

      Virgos schrie und brüllte nach seinen Leuten, die sich in alle Richtungen zerstreuten und wie wild herumplanschten.

      Nach und nach kam in den wilden Haufen wieder Ordnung, und die Männer schwammen auf Weisung Virgos zum inneren Teil der Bucht, bis sie Land erreichten.

      Die Spanier zitterten trotz der Wärme, und sie glaubten, der Leibhaftige säße ihnen immer noch im Nacken, der ihnen gerade so übel mitgespielt hatte.

      Hätte Virgos jetzt seine Leute abgezählt, dann wäre ihm möglicherweise etwas aufgefallen. Aber daran dachte er in der Aufregung nicht. Er sah Gestalten um sich herum und setzte sich in Richtung der Siedlung Esperanza in Marsch. Von der ersten Hütte aus hatten sie einen Anhaltspunkt und konnten zur „Aguila“ hinüberschwimmen.

      Sie redeten kaum miteinander. Jeder versuchte, so schnell wie möglich das rettende Schiff zu erreichen, das allein Schutz vor Teufeln und Dämonen zu bieten schien.

      Eine knappe Stunde nach dem Untergang ihrer Jolle, der so rätselhaft war, befanden sie sich endlich an Bord.

      César Garcia hatte wirklich schlechte Laune, als die Männer erfolglos zurückkehrten und Virgos Bericht erstattete.

      „Ein Ungeist muß an Bord gewesen sein“, schloß der Profos seinen Bericht. „Es gibt keine andere Erklärung, Señor Capitán. Die Jolle wurde von etwas getroffen und versank fast augenblicklich. Wir hörten nur ein entsetzliches Krachen und Splittern.“

      „Die Bastarde werden auf euch geschossen haben, ohne daß ihr sie auch nur sehen konntet!“ rief Garcia wütend. „Ich hatte ausdrücklich befohlen, daß ihr euch leise verhalten und ganz vorsichtig heranpullen solltet.“

      Der Erste Offizier Molina mischte sich ein.

      „Verzeihung, Señor Capitán. Wir haben keinen einzigen Schuß gehört. Das Geräusch wäre uns auf die Entfernung nicht entgangen. Es muß etwas anderes passiert sein.“

      „Darüber befinden wir später. Lassen Sie die Männer abzählen, Señor Molina. Ich will wissen, ob es Ausfälle gegeben hat.“

      „Es fehlt kein Mann“, erklärte der Profos schnell.

      „Das wird sich gleich herausstellen.“

      Molina ließ die Männer antreten. Dann wurde gezählt, und der Profos Virgos schien recht zu behalten. Es fehlte tatsächlich kein Mann. Alle waren von dem Unternehmen zurückgekehrt, wenn auch erfolglos.

      „Es hat also niemand von uns einen Schaden davongetragen“, sagte Garcia mit böse glitzernden Augen. „Aber wir haben die große Jolle verloren. Wie war das möglich?“

      Die Dons rätselten daran herum. Es war kein Schuß abgefeuert worden, wie auch die Jollencrew bestätigte. Trotzdem war das Beiboot regelrecht explodiert.

      Garcia ging im Nebel auf und ab und versuchte die Gestalten zu erkennen, die sich in seiner Nähe aufhielten.

      „Wer war in der Jolle? Vortreten, dicht vor mich hinstellen! Virgos, Sie nennen mir zusätzlich noch die Namen.“

      Virgos zählte, einschließlich sich selbst, insgesamt acht Mann auf. Dabei fiel auch der Name Carmona.

      „Ich war nicht dabei!“ rief Carmona fast empört. „Das weiß ich ganz genau.“

      „Aber wir waren insgesamt acht Leute. Natürlich warst du dabei.“

      „Nein, ich war an Bord. Das können etliche bestätigen.“

      Julian Carmona drängte sich weiter vor. Er sah aus, als litte er unter der Schwindsucht. Er war stoppelbärtig und hatte eine Haut wie Leder, die sich straff über die kantig hervortretenden Wangenknochen spannte.

      Zwei Mann bestätigten, daß er an Bord gewesen sei, als die Jolle längst unterwegs war.

      Garcia schlug erregt mit dem Degen gegen seine Stiefel. Er wußte nicht, was er von der Sache halten sollte.

      „Das ist ja reichlich mysteriös und geheimnisvoll“, knurrte er. „Das grenzt ja fast an Zauberei. Noch einmal: Alle, die in der Jolle waren, melden sich mit Namen bei mir persönlich.“

      Dabei stellte sich etwas Eigenartiges heraus. Genau sieben Mann waren in der Jolle gewesen. Aber das konnte nicht stimmen.

      „Drei Rudergasten auf jeder Seite“, zählte der entnervte Profos auf. „Ich selbst war an der Pinne, und im Bug der Jolle saß einer als Beobachter. Das war Cordes.“

      „Stimmt, ich war im Bug der Jolle“, bestätigte der Mann verwirrt.

      Noch einmal wurde gezählt, aber das ließ die Angelegenheit nur noch undurchsichtiger erscheinen.

      Es fehlte ein Mann! Und das war etwas, das keiner von ihnen begriff. Einer der Männer auf der Steuerbordseite war spurlos verschwunden, als habe es ihn nie gegeben. Und doch waren alle vollzählig an Bord.

      „Hier ist eine Sauerei übelsten Ausmaßes im Gange!“ brüllte Garcia. „Etwas stimmt an der ganzen Geschichte nicht, und ich werde herausfinden, wer mich angelogen hat. Gnade