Название | Seewölfe Paket 34 |
---|---|
Автор произведения | Fred McMason |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783966881081 |
Der Regen wurde heftiger, die Küste verschwand hinter wehenden Wasserschleiern. Hasard war gezwungen, dichter unter Land zu gehen, wollte er die Bucht der Spanier nicht verfehlen. Das Ziel lag wohl nur noch wenige Meilen voraus.
Erst ließ er das Besansegel wegnehmen, um nicht in voller Fahrt auf möglicherweise der Küste vorgelagerte Untiefen aufzubrummen, dann schralte der Wind, das heißt, er fiel vorlicher ein und zwang die Schebecke, abzufallen.
Urplötzlich herrschte Flaute. Von einem Augenblick zum anderen hingen die Segel schlaff an den Rahruten. Nur der Regen plätscherte unvermindert heftig aus dem wolkenverhangenen Himmel nieder. Das Meer war von bleierner Schwärze.
„Ich werde verrückt“, sagte der Profos grollend. „Da oben treiben die Wolken mit einem Affenzahn dahin, und hier unten ist nicht der leiseste Hauch zu spüren.“
„Beschwer dich bei dem alten Mann mit dem dichten grauen Bart“, rief Batuti.
„Da brat mir einer ein Kielschwein!“ rief Carberry aus. „Was hat Shane mit dem Scheißwetter zu tun?“
„Wieso Shane?“ fragte der Gambiamann verdutzt.
„Weil du Hirsch das gesagt hast.“
„Ich habe den anderen Mann gemeint. Den da oben.“ Batuti deutete in die Höhe, wo wirbelnde Wolkenfetzen vorübergehend ein Stück blauen Himmels erkennen ließen.
„Bist du besoffen? Kein Mensch ist im Ausguck.“
Batuti stieß ein verzweifeltes Seufzen aus, der Profos stand händeringend da und schüttelte den Kopf, und Roger Brighton, der das Mißverständnis mitangehört hatte, sagte grinsend: „Der Mann heißt Petrus, alles klar?“
Batuti nickte eifrig. „Richtig“, bestätigte er. „Das ist der Wolkenschieber.“
Als hätte es nur dieser Feststellung bedurft, heulte eine erste Bö durch die Takelage und zerrte an den nassen Segeln. Schwer legte sich die Schebecke nach Backbord, schwang zurück und nahm wieder Fahrt auf.
Der Wind sprang hin und her, als könne er sich nicht entschließen, aus einer Richtung zu wehen. Während der nächsten Stunde standen die Segel selten prall, sie killten und schlugen häufig. Das einzige, was sich nicht veränderte, war der Regen. Er fiel nahezu senkrecht.
Die Küste wurde felsiger. An einigen Stellen sprang der Urwald weit zurück. Kleine Einschnitte und Buchten häuften sich, aber letztlich wucherten wieder Mangroven am Wasser.
„Esperanza liegt vor uns“, verkündete Julián Carmona, der endlich das Grätingsdeck verließ und nach vorn ging.
Eine schmale Einfahrt öffnete sich vor der Schebecke. Die vorspringende Landzunge war dicht bewaldet. Palmen ragten auf, aber vor allem Mangroven bildeten mit ihren verfilzten Stelzwurzeln ein unüberschaubares Dickicht.
Die Sicht war schlecht und wurde durch kleine, dicht bewachsene Inseln zusätzlich behindert.
„Einige Fahrrinnen sind versandet“, sagte Carmona. „Halten Sie sich nach Backbord, Capitán Killigrew.“
„Muß ich loten lassen?“
„Hier nicht.“
„Sir!“ Dan O’Flynn hastete von der Kuhl aus den Niedergang zum Achterdeck hinauf. „Kann ich dich kurz sprechen?“
„Ist es wichtig?“
Dan warf dem Spanier einen forschenden Blick zu. „Unter vier Augen“, sagte er. „Ich habe da ein Problem.“
„Entschuldigen Sie mich.“ Der Seewolf wandte sich von der Balustrade ab und ging zu Dan.
Obwohl sich Julián Carmona Mühe gab, unbeteiligt zu erscheinen, lauerte er offensichtlich darauf, wenigstens einige Gesprächsfetzen zu erhaschen.
„Wieviel Englisch versteht der Bursche?“
„Willst du mich nur das fragen?“
Dan schüttelte den Kopf. Er zog den Kapitän mit sich, zur Kuhl hinunter.
„Ich habe nachgedacht“, eröffnete er dann. „Über den Spanier und seine Bemerkung über el Lobo del Mar …“
„Wir sind eben bekannt wie bunte Hunde.“
„Ich glaube nicht an einen Zufall, Sir. Nicht mehr nach der Geschichte, die uns die Dons aufgetischt haben. Ich behaupte sogar, es hat nie eine ‚El Cobayo‘ gegeben, die von Portus versenkt wurde.“
„Bist du sicher?“
„Die Tranfunzel gibt mir zu denken – schon der dumme Zufall, daß sie in einem Faß gelegen haben soll. Aber nicht nur das. Wer die Portugiesen fürchtet, zündet nachts keine Lampe an. Wozu auch? Das wäre nur nötig gewesen, wenn die beiden Kerle es darauf anlegten, aufgefischt zu werden, und zwar von uns. Frag mich nicht, warum oder woher die Dons überhaupt wissen konnten, daß wir ihnen über den Weg laufen.“
Hasard wandte sich flüchtig zum Achterdeck um. Julián Carmona lehnte inzwischen am Schanzkleid und betrachtete das langsam vorbeiziehende grüne Dickicht.
„Sag den Männern Bescheid! Ich will Ed und noch ein paar auf dem Achterdeck haben. Für die anderen gilt: Klarschiff zum Gefecht!“
„Aye, Sir!“
Hasard kehrte an seinen Platz vor dem Besanmast zurück.
„Schlechte Neuigkeiten?“ wurde er von Carmona empfangen.
„Wie man’s nimmt. Jedenfalls nicht von großer Bedeutung.“
Urplötzlich erklang ein mehrstimmiger Ausruf von der Kuhl: „Schiff Backbord querab!“
7.
„El Lobo del Mar steht mit dem Teufel im Bund, eine andere Erklärung gibt es nicht. Aus dem Großmars waren schon die Mastspitzen der Schebecke und eines zweiten Schiffes, wahrscheinlich der ‚Isabella‘ zu sehen, aber dann trennten sie sich. Die schlanke Galeone fiel nach Westen ab und kehrte vermutlich in die Karibik zurück.
Die Schebecke blieb auf Südkurs. Einen halben Tag lang folgten wir ihr, und zu Beginn der Nacht sahen wir den Schein ihrer Hecklaterne. Aber im Morgengrauen war sie verschwunden. Da der Wind konstant weht, gibt es keinen Grund zur Annahme, der Seewolf hätte den Kurs geändert. Eher ist es wohl so, daß der Teufel seine Segel bläht.“
Aus dem Logbuch der „Aguila“, Aufzeichnung des Kommandanten César Garcia vom 21. Januar 1599.
„Keine Spur von el Lobo und seiner Schebecke. Wir verlieren kostbare Zeit, aber ich muß sichergehen, daß der Bastard nicht die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer durchquert hat.
Juarez Molina bedrängte mich, Cádiz anzulaufen und von Admiral Mendez Verstärkung anzufordern. Er hat noch immer nicht begriffen.
Die Schebecke wurde nicht vor Tarifa gesehen. Also segelt der Seewolf weiter nach Süden. Ich weiß nicht, was er plant, aber ich weiß, daß ich ihn stellen werde.“
26. Januar 1599.
„Seit fünf Wochen kreuzen wir zwischen Marokko und Mauretanien, doch die Schebecke ist und bleibt verschwunden. Niemand weiß etwas, keiner hat das auffällige Schiff gesehen.
Die Männer murren. Noch wagen sie nicht, offen zu sagen, daß sie die Suche abbrechen wollen. Aber was sind schon Stürme und hohe See, gemessen an der vor uns liegenden Aufgabe? Ich werde ein Exempel statuieren und hart durchgreifen, ehe der Pöbel aufmüpfig wird. Der oder die heimlichen Rädelsführer erhalten jeder vierzig Peitschenhiebe.
Wenn es sein muß, bleiben wir ein Jahr vor der afrikanischen Küste. Proviant führen wir in ausreichender Menge mit, und