Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Название Seewölfe Paket 34
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966881081



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und schickte sich an, den Viermaster zu verschlingen. Alle halbe Stunde wechselten die Mannschaften an den Lenzpumpen ab, aber selbst durch die verschalkten Luken drang mehr Wasser ein, als die Pumpen wieder nach draußen beförderten.

      An Schlaf war nicht zu denken. Zwei Tage hindurch tobte der Sturm mit unverminderter Heftigkeit, dann schien er endlich seinen Höhepunkt überschritten zu haben.

      „Das Schlimmste haben wir hinter uns, falls der Sturm nicht wieder losbricht. Die Schäden sind beträchtlich, aber es ist nichts, was sich nicht beheben ließe.

      Wir haben zwei Decksleute verloren: Jorge Ruente und Mañuel Martin. Sie wurden über Bord gespült. Der Herr sei ihren armen Seelen gnädig.

       Wir versuchen, weiterhin Nordkurs zu steuern. Eine Peilung ist noch unmöglich, aber ich glaube, wir liegen ungefähr auf der Höhe von Cabo de Espichel.“

      26. Dezember 1598.

       „Inzwischen ist Ruhe eingekehrt. Ein schwacher Wind aus wechselnden Richtungen hindert uns daran, gute Fahrt aufzunehmen. An Steuerbord liegt die Küste Galiciens, das ist weniger, als ich erhofft hatte. Santander anzulaufen, würde jetzt einen zusätzlichen Zeitverlust bedeuten. Ich bin mir nahezu sicher, daß unsere Schatzschiffe nach England verschleppt wurden. Wer außer diesen Ketzern könnte schon auf eine derart wahnwitzige Idee verfallen?

      Die ‚Aguila‘ nimmt deshalb Kurs auf die Südwestspitze Englands. Ich muß eine Spur des Konvois finden, koste es, was es wolle.

       Zur Hebung der Moral erhält die Mannschaft eine Sonderration Rum. Niemand soll mir nachsagen, wir hätten den Jahreswechsel nicht gebührend gefeiert.“

      31. Dezember 1598.

      Die folgenden Tage verliefen mehr oder weniger ereignislos. Ein Kälteeinbruch sorgte für leichten Schneefall, doch war die weiße Pracht jeweils bis zum Mittag wie weggewischt.

      Vor Brest griffen drei Schaluppen an, aber die französischen Schnapphähne bissen sich an der „Aguila“ die Zähne aus. César Garcia schickte alle drei zu den Fischen. Danach besserte sich seine Laune ein wenig.

      Stunden nach dem Gefecht meldete der Ausguck im Großmars Segel Steuerbord voraus.

      Erneut wurde die „Aguila“ in Gefechtsbereitschaft versetzt. Sieben Galeonen näherten sich aus Östlicher Richtung.

      „Engländer?“

      „Sie führen keine Flaggen im Topp.“

      Garcia dachte nicht daran, auf Ausweichkurs zu gehen. Er ließ die Kanonen ausrennen. Auf diese Weise gewappnet, konnte er den in Kiellinie segelnden Galeonen ruhig entgegensehen. Sofern ein Gefecht unvermeidbar war, stand er deshalb zunächst nur zwei Schiffen gegenüber. Bis die anderen aufschlossen, konnte die „Aguila“ wieder auf Distanz gehen.

      „Batteriedeck, beide Batterien feuerbereit!“ erklang die Meldung.

      „Kuhl feuerbereit!“

      „Feuern nur auf meinen Befehl – oder falls wir angegriffen werden! Ausguck?“

      „Unverändert, Capitán. Keine Flaggen.“

      Ein wahnwitziger Gedanke durchzuckte Garcia. Er schob ihn sofort wieder weit von sich. Die sieben Galeonen hatten mit dem Konvoi sicher gar nichts zu tun.

      „Achtung!“ brüllte der Ausguck. „Das Führungsschiff hißt Flagge!“

      Die vorderste Galeone war inzwischen so weit heran, daß sie auch vom Achterdeck aus zu sehen war. Durchs Spektiv erkannte Garcia die Farben Spaniens.

      „Es könnte eine Finte sein“, gab der Erste Offizier zu bedenken.

      „Sparen Sie sich solche Bemerkungen, Molina!“ Der Kapitän reagierte gereizt. „Oder glauben Sie, ich wüßte das nicht selbst?“

      „Doch, Capitán, natürlich. Verzeihen Sie.“

      César Garcia hob das Spektiv wieder vors Auge. Noch konnte er kaum Einzelheiten erkennen, dafür war die Entfernung zu groß. Aber die Schiffe segelten aufeinander zu.

      „Wenn es wirklich Spanier sind, verstehe ich, warum sie ihre Flagge erst jetzt zeigen. Immerhin haben sie englische Gewässer hinter sich.“

      Der Kapitän schwieg. Nur seine Haltung verriet seine übergroße Anspannung.

      „Es könnten durchaus spanische Galeonen sein“, sagte er nach einer Weile und fügte hinzu: „Schatzschiffe.“

      Der Erste Offizier blickte ihn entgeistert an.

      „Sehen Sie sich die Galion des Führungsschiffs an!“ forderte Garcia. „Außerdem die Heckgalerie und die Aufbauten im Bereich des Achterschiffs.“

      Juarez Molina nahm den Kieker entgegen, den der Kapitän ihm reichte. Eine Weile blickte er hindurch, dann zuckte er mit den Schultern.

      „Haben Sie das Schiff schon einmal gesehen?“ herrschte Garcia ihn an.

      „Mein Gott, ja, vielleicht. Ich kann es nicht mit Gewißheit behaupten.“

      „Viele Schiffe haben unverwechselbare Besonderheiten. In unserem Fall zum Beispiel die Galion, sie wurde nachträglich eingepaßt. Ab der Zurring ist die klare Linienführung unterbrochen, da war ein Zimmermann am Werk, der zu viele Schnitzereien angebracht hat. Für einen Teil der Heckgalerie gilt das gleiche.“

      Molina nickte knapp. „Jetzt sehe ich es auch“, sagte er. „Das Schiff dürfte in der Tat unverwechselbar sein.“

      „Es ist die ‚Salvador‘“, erklärte Garcia, „das Flaggschiff Don Ricardos.“

      Dem Ersten blieb vor Überraschung die Spuke weg.

      „Das – das ist der Konvoi?“ fragte er.

      „Sie können es für Zufall halten – oder für Teufelswerk. Ich sage, es handelt sich um eine Fügung des Schicksals.“

      Juarez Molina nickte stumm. Ungläubig starrte er zu der kleinen Flotte hinüber und fragte sich, was die Begegnung wohl zu bedeuten habe.

      Garcia befahl ein Manöver, das die „Aguila“ auf Parallelkurs zur „Salvador“ brachte. Die Entfernung betrug danach noch knapp vierhundert Schritte. Die Geschütze blieben ausgerannt.

      Während der weiteren Annäherung beobachtete der Kapitän selbst wieder durchs Spektiv. Er suchte Don Ricardos vertrautes Gesicht auf dem Achterdeck, aber er fand es nicht.

      Endlich wurden von der „Salvador“ Signale gegeben.

      „Wir gehen längsseits!“ bestimmte Garcia. „Aber Vorsicht, falls es sich doch um eine Falle handelt.“ Mittlerweile traute er englischen Piraten und Schnapphähnen so ziemlich alle nur erdenklichen Schandtaten zu, aber das behielt er lieber für sich.

      Kurze Zeit später lagen beide Galeonen mit aufgegeiten Segeln nebeneinander. Der Kapitän erkannte einige der Männer auf der „Salvador“ wieder.

      „Fragen Sie, warum Don Ricardo es nicht für nötig hält, uns zu begrüßen!“ forderte er den Ersten auf.

      Molina brauchte nicht sonderlich laut zu rufen, um auf dem Achterdeck des Flaggschiffes verstanden zu werden.

      „Der Generalkapitän ist tot“, lautete die unerwartete Antwort. „El Lobo del Mar hat ihn getötet.“

      Der Seewolf?

      Das war ein Ding der Unmöglichkeit, es sei denn, der englische Bastard beherrschte tatsächlich die Kunst, an mehreren Orten gleichzeitig zu erscheinen.

      César Garcia befahl den neuen Kapitän der „Salvador“, den früheren Ersten Offizier Miguel Salcho, zu sich an Bord.

      Salcho war schon immer ein pedantischer Klugscheißer mit Hang zur Kleinlichkeitskrämerei gewesen, aber diesmal hörte Garcia ihm zu, ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen.

      Er berichtete Einzelheiten, die