Название | Run and Gun |
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Автор произведения | Sasha Reed |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783864439704 |
„So wie Sie mich vorhin angesehen haben, wollen Sie noch eine ganze Menge mehr.“ Wieder dieses träge Grinsen, nur diesmal machte es mich stinksauer. Es wirkte überheblich, aber trotzdem breitete sich ein unerwünschtes Prickeln auf meiner Kopfhaut aus, wenn er mich so ansah.
„Bilden Sie sich bloß nicht zu viel ein. Sportler sollen ja angeblich ohnehin nicht viel im Kopf haben.“
„Und ich wette mein gesamtes Jahresgehalt, dass Sie mich trotzdem nicht von der Bettkante stoßen würden.“ So ein überheblicher, arroganter Arsch. Ich musste mich unglaublich beherrschen, um nicht die Augen zu verdrehen. Seine Sprüche waren wirklich mies. Wahr, aber mies. Beinahe wollte ich mich schon bei der Rothaarigen bedanken, dass sie es mir erspart hatte, mich den ganzen Abend lang mit ihm abzugeben.
„Sie verfügen über eine beeindruckende Fantasie, Mr. Conner.“
„Ich verfüge noch über eine ganze Menge mehr.“ Er trat einen Schritt näher und sein männlich herber Duft stieg mir in die Nase. Er war mir so nah, dass ich mich nur ein Stück nach oben hätte strecken müssen, um zu prüfen, ob diese Lippen wirklich so weich waren, wie sie aussahen.
Konzentration, Zoey.
Ich tat es ihm gleich und schenkte ihm einen jahrelang erprobten, einladenden Augenaufschlag. Als er schon siegessicher grinste, griff ich nach dem halb vollen Cocktailglas, hob den Arm und goss ihm den letzten Rest des Drinks über den Kopf.
„Der geht aufs Haus“, säuselte ich. Zacks Teamkollegen johlten, wobei die wenigen noch anwesenden weiblichen Begleitungen inklusive seiner Freundin kollektiv nach Luft schnappten.
„Das werden Sie bereuen“, sagte er grollend, während er sich mit der Hand durch die nassen Haare fuhr und dabei aussah wie aus einer Parfümwerbung entsprungen. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich ihn auch schon einmal in einer solchen Werbung gesehen hatte. Oder war das nur meine Fantasie?
„Dazu hat es mir viel zu viel Spaß gemacht.“ Mit diesen Worten drückte ich ihm das nun leere Glas in die Hand, machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Tatort. Ich konnte die brennenden Blicke der Tigers in meinem Rücken spüren, während ich zurück zur Bar lief. Damian starrte mich mit heruntergeklappter Kinnlade an. Ich hielt es erst für pures Entsetzen, aber ein schelmisches Blitzen lag in seinen Augen. Er schloss den Mund wieder, als ich ihm einen giftigen Blick zuwarf.
„Ich will nichts hören“, schnappte ich, als ich im Vorbeigehen mein leeres Tablett auf dem Tresen abstellte, in den Personalraum stapfte und die Tür hinter mir zuknallte.
Überheblicher Idiot, dachte ich, als ich den Knoten an meiner Schürze löste. Unfälle passierten eben, gerade wenn viele Leute und Alkohol im Spiel waren. Und Zack Conner? Hatte sich aufgeregt, als stünde meinetwegen der Weltuntergang bevor. Was bildete er sich überhaupt ein? Glaubte er, er konnte wegen eines einzigen Missgeschicks meine Fähigkeiten als Barkeeperin beurteilen? Er hatte immerhin den ganzen Abend lang meine Cocktails getrunken und dabei verdammt glücklich ausgesehen. Nur weil ich einmal nicht aufgepasst hatte, hieß das noch lange nicht, dass ich unfähig war. Bei seinem Gehalt als Profisportler konnte er sich sicher ein neues Hemd leisten. Kein Grund, so auszurasten. Für dich gab es auch keinen Grund, tadelte mich meine innere Stimme und ich hielt inne. Oh Gott, was hatte ich getan? Ich war stolz auf meine Professionalität, immerhin hatte ich es zu Teilen dieser zu verdanken, dass ich hinter der VIP-Bar stand. Warum nur waren bei mir gerade alle Sicherungen durchgebrannt? Es war nicht das erste Mal, dass ein Gast unfreundlich zu mir gewesen war. Himmel, ich arbeitete für Prominente und Leute, die glaubten, welche zu sein. Nicht selten hielten sie viel von sich und wenig von anderen. Ich hatte solche Situationen immer mit einem Lächeln abtun können. Warum hier nicht? Wieso hatte ich meinen tadellosen Ruf hinter dieser Bar riskiert? Meine verdammte Fantasie musste daran schuld gewesen sein, obwohl ich mir selbst verboten hatte, mir solche Gedanken über Zack Conner zu machen. Aber ich hatte einfach nicht verhindern können, mir vorzustellen, wie sich seine Haut, seine zerzausten Haare, seine Küsse anfühlen würden. Dann war die erste Enttäuschung gekommen, dass er offensichtlich mehr Fantasien über die Rothaarige als über mich hatte. Und schließlich das Fiasko gerade eben. Der reale Zack Conner mit seiner aufbrausenden Art unterschied sich deutlich von dem aus meiner Fantasie. Das war die zweite Enttäuschung gewesen. Ich hatte die Situation komplett verbockt, seit dem Augenblick, als Zack Conner den Club betreten hatte. Ich musste das irgendwie wieder geradebiegen. Ich holte meine Jacke und Handtasche aus meinem Spind und atmete noch einmal tief durch, ehe ich meine Zuflucht wieder verließ. Ich wappnete mich innerlich für eine direkte Konfrontation mit Zack Conner. Diesmal würde ich ruhig bleiben. Diesmal würde ich meine Professionalität bewahren. Doch all das gute Zureden brachte nichts, denn Zack Conner war schon gegangen. Mitsamt der Rothaarigen. Stattdessen lehnte Branden am Tresen und zwinkerte mir amüsiert zu.
„Nette Vorführung. Kann man deine Künste für weitere Feiern buchen?“
Ich legte den Kopf schief und musterte ihn eindringlich im Versuch, herauszufinden, ob er die Situation wirklich lustig fand oder ich mir gleich eine zweite Standpauke anhören durfte, weil ich seinen Freund gerade vor der kompletten Mannschaft bloßgestellt hatte. „Solltest du nicht sauer auf mich sein?“
„Hast du schon vergessen, was ich dir vorhin über Männerfreundschaften erzählt habe?“ Er lächelte. „Außerdem hat er das vielleicht gerade gebraucht. Der Kerl ist momentan wirklich schwer zu ertragen.“
Frag nicht nach, frag nicht nach, frag bloß nicht nach. Ich redete mir ein, dass es mich ohnehin nicht interessierte. Der einzige Trost war, dass ich Zack Conner nicht wiedersehen musste. Nach diesem Vorfall würde er sicher nicht zurück in den Club kommen. Wenn das meine Chefin erfuhr …
„Wie heißt du?“
„Zoey.“
„Hat mich gefreut, Zoey. Falls deine Dienste wieder gebraucht werden, weiß ich ja, wo ich dich finden kann.“
„Das klingt beinahe wie eine Drohung.“ Auf eine weitere Begegnung mit Zack würde ich gern verzichten. Branden antwortete nicht, sondern hob nur die Hand in einer stummen Verabschiedung. Dann wandte er sich zu seinen Freunden, die schon auf ihn warteten und verschwand mit ihnen die Treppe hinunter.
„Ich bin am Arsch“, erklärte ich Damian, sobald wir allein waren. „Wenn Charlotte das erfährt, bin ich gefeuert.“
„Ich werde es ihr sicher nicht erzählen“, versicherte er mir mit einem gekränkten Ausdruck im Gesicht.
„Deinetwegen mache ich mir auch keine Sorgen.“ Ich starrte den Tigers hinterher. Was war, wenn Zack oder jemand anderes aus der Gruppe sich über mich beschwerte? Um seine Teamkameraden machte ich mir seit dem Gespräch mit Branden weniger Sorgen. Aber die Frauen? Sie hatten regelrecht entsetzt gewirkt. Es brauchte nur einen Tweet, eine Story auf Instagram, und die ganze Sache würde mir um die Ohren fliegen. Ich schalt mich selbst, weil ich im Personalraum so lange gebraucht hatte, um mich wieder zu beruhigen. Wäre ich nur etwas schneller gewesen, hätte ich die Gruppe noch einmal abpassen und mich entschuldigen können.
„Etwas Gutes hatte die ganze Sache wenigstens.“ Damians Gesichtsausdruck verriet mir, dass ich das Nachfolgende eigentlich gar nicht hören wollte. „Immerhin hat dich der Typ nur mit Worten mehr auf Touren gebracht als dein letzter Freund im Bett.“
Ich rollte mit den Augen. Ich wollte gerade weder an den Typen, noch an meinen letzten Freund denken. „Wir sehen uns morgen“, gab ich nur zurück und ließ ihn stehen. Sein Lachen verfolgte mich die Treppe hinunter, während mir eher nach Heulen zumute war. Diese Nacht war eine komplette Katastrophe gewesen. Noch nie in meiner ganzen Karriere war mir so etwas Peinliches passiert. Nicht nur, dass ich mich dafür schämte. Wenn ich Pech hatte, würde die Sache nach hinten losgehen und ich wäre meinen Job los. Ob ich Zack in den sozialen Medien ausfindig machen und ihm eine Nachricht schreiben konnte? Ich verwarf die Idee schnell wieder. Ich konnte mir gut vorstellen, wie viele Nachrichten jemand wie er tagtäglich erhielt. Meine würde völlig in dieser Flut untergehen. Mir würde nichts anderes übrig bleiben, als mit der Situation abzuschließen und das Beste