Siehdichum. Uwe Rada

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Название Siehdichum
Автор произведения Uwe Rada
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783839321454



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      Obstbaumallee hinter Schneeberg

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      Naturverjüngung im Buchenwald am Großen Treppelsee

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      Kiefer im Totalreservat Mahlheide

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      Huteeiche zwischen Grunow und Schneeberg

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      Waldumbau vom Kiefernforst zum Mischwald

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      Frankfurt und die Oder aus der Vogelperspektive

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      Blick über die Oder auf den Holzmarkt und das Museum Viadrina

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      Farbglasfenster von Walter Womacka im Dokzentrum in Eisenhüttenstadt

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      Skulptur im Wohnkomplex I in Eisenhüttenstadt

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      Freibad am Großen Müllroser See

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      Am Großen Treppelsee im Schlaubetal

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      Strand-Kiosk am Ranziger See bei Beeskow

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      Der Helenesee ist Frankfurts »Kleine Ostsee«

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      Herbstnebel in Grunow

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      Erstes Grün im Garten

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      Grunower Osterfeuer

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      Dorffest rund um die Grunower Kirche

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      Fischer Karl-Heinz Weidner auf dem Hammersee

      DIE SCHLAUBE

      Aus der Vogelperspektive zeigt sich Brandenburgs schönstes Bachtal als eine Seenkette. Vom östlichen Bildrand greift der Hammersee nach der Bildmitte, dorthin, wo stolz auf dem bewaldeten Bergsporn das Forsthaus Siehdichum die Tradition bewahrt. Am nördlichen Ufer des Hammersees stehen, in höflichem Abstand zueinander, das Fischerhaus und die Waldarbeiterhäuser, die nach dem Ersten Weltkrieg für die deutschen Flüchtlinge aus Westpreußen und der Provinz Posen gebaut wurden. Wenn man den Hammersee von Siehdichum aus umrundet – eine empfehlenswerte Wanderung, die in einer Stunde zu bewältigen ist, – sieht man sie schon von weitem. Eines von ihnen dient als Ferienhaus, zwei sind privat. Abgeschiedener lässt es sich in Brandenburg kaum leben.

      Auf dem Luftbild von Bernd Geller schließt sich an den Hammersee und Siehdichum im Norden der Schinkensee an, der sich, wie in Berlin der Schlachtensee krümmt und schlängelt wie ein Wurm, und den Staffelstab schließlich an den Langen See übergibt. Dieser wiederum verbindet sich mit dem Schulzenwasser, dessen Ende den Kupferhammer erreicht, wo das Wasser der Schlaube keine Seenkette mehr bildet, sondern einen munter sprudelnden Bachfall. Der Kupferhammer, an dem einst 300 Menschen lebten und arbeiteten, ist auf dem doppelseitigen Luftbild nicht mehr zu sehen. Wohl aber das östlich der Schlaube bis zum Horizont reichende Waldgebiet. Weil die Aufnahme im Herbst gemacht wurde, lassen sich auch gut die Standorte der Laubwälder und Kiefernforsten voneinander unterscheiden. Auch ich war erstaunt, wie weit die Buchen- und Eichenbestände vom Schlaubeufer ausschwärmen. Der Indian Summer auf dieser einzigartigen Fotografie umfasst die Wälder auf den Anhöhen rechts und links der Schlaube ebenso wie am Bachlauf selbst, etwa unterhalb des Sporns von Siehdichum.

      Eine »Perle« nannte Theodor Marcinkowski, der 1946 Oberförster von Siehdichum wurde, das Schlaubetal, »denn im ganzen Lande Brandenburg gibt es nicht viel solcher Orte, die sich landschaftlich mit diesem Gebiet messen können.« Geradezu überschwänglich schwärmte der gebürtige Warschauer, der den Grundstein dafür legte, dass das Schlaubetal 1961 Naturschutzgebiet wurde: »In Miniatur ist hier der Kontinent vertreten.«

      Naturlandschaften wie das Schlaubetal zu beschreiben, ist so herausfordernd wie das Fotografieren einer Flussbiegung. Das menschliche Auge sieht die Bildmitte, aber auch den Vordergrund und den Hintergrund, es fügt alles zusammen zu einem Panorama, das den Reiz des Motivs erst hervorbringt. Die Fotografie dagegen bildet nur einen Ausschnitt ab, der den Lauf einer Flussbiegung nicht annähernd einfangen kann. Umso erhellender sind Fotografien aus der Vogelperspektive – oder aber Traumbilder.

      Eines dieser Traumbilder hatte sich mir eingeprägt, lange bevor ich den 25 Kilometer langen Schlaubewanderweg erstmals gegangen bin. Es war ein wenig wie bei Alice im Wunderland. Ich wusste, dass die Schlaube ein von Süden nach Norden reichendes und oft tief eingeschnittenes Bachtal bildet, dem der Oberförster Marcinkowski »Ähnlichkeit mit den herrlichsten Gebirgsgegenden« attestierte und das im Norden in Müllrose endet, dem Tor zum Schlaubetal. Also stellte ich mir vor, wie ich von Müllrose aus in dieses wilde und gebirgige Bachtal eintauche, in südlicher Richtung immer weiter hineinwandere, in immer menschenleerere Natur, und plötzlich ist die Welt da draußen, die einen im Alltag umgibt, verschwunden. Es gibt auch keinen Ausgang mehr, nicht im Süden, aber auch nicht im Westen oder Osten, weil das Bachtal von dunklen, nicht zugänglichen Wäldern umgeben ist.

      Eine andere Welt würde ich betreten, ich stellte mir vor, dass ich in Müllrose durch einen unsichtbaren Vorhang gehen und in eine von Wäldern und Wasser umgebene Blase eintauchen würde. Das war das Vor-Bild, das ich von der Schlaube hatte, und das Wundersame daran war, dass es sich bei meiner ersten Begegnung in realiter nicht aufgelöst hat. Eher hat diese lange Wanderung an einem kalten Februartag von der Schlaubemühle bis zum Hotel Kaisermühle, wo wir untergekommen waren, das Bild noch bestärkt. Constanze Mikeska, die hilfsbereite Hotelbesitzerin, hat uns mit ihrem Auto von Norden nach Süden gebracht, von dort sind wir zurückgewandert. Schließlich gab es im Süden, Osten und Westen kein weiteres Tor.

      Und nun, da ich selbst wie Alice im Wunderland lebe, versuche ich, mir dieses Bild zu bewahren, beide Welten, die Traumwelt und die Wachwelt, nebeneinander bestehen zu lassen, auch wenn das nicht leichtfällt, etwa, wenn es darum geht, die nüchternen Fakten dieses tatsächlich reizvollsten Baches in Brandenburg vorzustellen.

      Urkundlich wurde die Schlaube als Slube erstmals im Jahre 1275 erwähnt, das war sieben Jahre nach der Gründung des Klosters Neuzelle durch den Meißener Markgrafen Heinrich. Schlaube heißt sie