Название | Helmut Schön |
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Автор произведения | Bernd-M. Beyer |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783730703175 |
Jimmy Hogan selbst konzentrierte sich darauf, Balltechnik und taktische Kniffe zu vermitteln. Die richtige Schusstechnik wurde ebenso geübt wie sauberes Tackling. Hogan war mittlerweile 50 Jahre alt, doch noch immer spielend dazu in der Lage, seine Schützlinge mit eigenen Ballkünsten zu beeindrucken. Schön: »Seine hervorragende Ballkontrolle veranlasste uns, immer wieder zu üben, um den Ball genauso zu beherrschen wie er.« Auch in anderer Hinsicht nahm der junge Kicker den Trainer zum Vorbild. Rauchen war für Hogan tabu, Alkohol nicht immer: »Ich habe nichts dagegen, wenn du am Abend vor dem Spieltag ein großes Glas dunkles Bier trinkst, dann schläfst du gut, und es schadet dir nicht!« An diese Empfehlung, so Schön, habe er sich immer gehalten. Und noch als Bundestrainer seinen Spielern den gleichen Rat gegeben.
Hogans ausgezeichneter Ruf als Trainer trug wesentlich dazu bei, dass er im Sommer 1929 Richard Hofmann nach Dresden locken konnte. Hofmann hatte seine Laufbahn bei Meerane 07 begonnen, wo er auch zum Nationalspieler aufstieg. Auf dem Platz war er eine beeindruckende Erscheinung. Er fegte dynamisch durch die gegnerische Abwehr, gleichermaßen technisch versiert, durchsetzungsstark und gesegnet mit einer legendären Schusskraft. Jimmy Hogan sagte über ihn: »Er ist eigensinnig, er weiß, was er will. Wenn Richard einen Ball sieht, dann kann ihn nichts mehr aufhalten. Wenn er schießt, dann möchte ich nicht der Torwart sein, der den Ball halten muss.«
Es existieren diverse Anekdoten über Hofmann; sie handeln von zerrissenen Netzen und zerbrochenen Torpfosten. Helmut Schön erzählte eine Geschichte über Hofmanns Dickköpfigkeit: Wie er sich der Anweisung von Reichstrainer Otto Nerz widersetzte, sein völlig zerschlissenes Schuhwerk gegen ein neues auszutauschen. 1929 war das, vor dem Länderspiel gegen Schweden. Als Nerz auf seiner Anweisung beharrte, schnappte Hofmann ihn beim Schlips und drohte lautstark mit seiner Abreise, »wenn Se nicht aufheern«. Der Stürmer durfte seine alten Latschen anziehen, und er schoss damit sechs Tore, von denen drei allerdings nicht anerkannt wurden.
Dass der Dresdner SC einen renommierten Trainer wie Jimmy Hogan und einen begehrten Nationalstürmer wie Richard Hofmann für sich gewinnen konnte, bewies deutlich, dass der Verein große Ambitionen besaß. Hogan war nicht billig: Laut dem Dresdner Autor Peter Salzmann verdiente er beim DSC monatlich 1.500 Mark. Über die dafür notwendige finanzielle Ausstattung schien der Verein zu verfügen.
1898 war der DSC von elf Männern gegründet worden, die zwar noch jung, aber großenteils schon etabliert waren. Einige von ihnen entstammten dem Pionierklub Dresden English FC, fünf weitere dem Konkurrenten Neuer Dresdner FC. In der Vereinschronik zum hundertjährigen Bestehen heißt es über die DSC-Gründer: »Die würdigen Herren im Schnurrbart – in erster Linie Handwerker, Geschäftsleute, Militärs, Bankiers und Unternehmer aller Schattierungen – waren fußballversessen und hatten ein Ziel vor den Augen: Der DSC sollte schnell von sich reden machen.«
Lange Zeit bildete der Verein lediglich eine regionale Macht, er wurde bis zum Ersten Weltkrieg regelmäßig ostsächsischer Meister und hatte danach erst einmal Mühe, sich gegen lokale Konkurrenten wie Guts Muts Dresden zu behaupten. Allerdings blieb er mitgliederstark – in den dreißiger Jahren soll er an die 2.000 Mitglieder gezählt haben –, wurde modern geführt und erfreute sich der Unterstützung starker Mäzene, auch weil er neben dem Fußball noch andere Sportarten anbot. Unter anderen kam bedeutsame finanzielle Hilfe von der Radebeuler Arzneimittelfabrik Madaus, vom Dresdner Modehaus Esders sowie von weiteren mittelständischen Unternehmen.
Bereits 1919 wurde ein Stadion für 20.000 Zuschauer errichtet. Es lag am Ostragehege, benannt nach einem ehemaligen Tiergarten in der Nähe des früheren Dorfes Ostra, westlich der Dresdner Altstadt. Auch als Elbhochwasser die Anlage schwer schädigte und 1928 die alte Haupttribüne abbrannte, konnte der finanzkräftige Verein die Folgen schultern. Nun ging es auch sportlich wieder steil bergauf, insbesondere nach der Ankunft von Jimmy Hogan und »König Richard«.
Das erste Spiel im DSC-Dress
Noch als jugendlicher Zuschauer erlebte Helmut Schön, wie der Dresdner SC zum nahezu unangefochtenen Spitzenteam von Sachsen und zu einer der bekanntesten Vereinsmannschaften im Deutschen Reich avancierte. In dem Jahr, als Schön sich den DSC-Junioren anschloss, 1930, besiegte die erste Mannschaft im Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft Titelverteidiger SpVgg Fürth mit 5:4 und zog ins Halbfinale ein. Zwar unterlag man dort Holstein Kiel, doch die Dresdner hatten ihre Qualitäten bewiesen und wurden als Team der Zukunft gehandelt.
Zum hoffnungsvollen Erbe, das Jimmy Hogan in Dresden hinterließ, gehörte auch die Jugendarbeit. Viele junge Talente waren wie Helmut Schön zum DSC gewechselt, weil sie bei »Good old Jimmy«, wie Hogan bald genannt wurde, lernen wollten. Das zahlte sich aus. Alle DSC-Jugendmannschaften spielten Anfang der dreißiger Jahre in ihrer Klasse erfolgreich, wobei sich Schön, wie der »Dresdner Anzeiger« lobte, in der Mittelstürmerposition als »ein sehr guter Torschütze« hervortat. Begonnen hatte er in der DSC-Jugend allerdings als Mittelläufer, wie er 1937 einer anderen Zeitung verriet, »und nur durch den Zufall, daß in einem Spiel der Mittelstürmer zu ersetzen war, kam ich auf diesen meinen Stammplatz, der mir ja auch am besten liegt«.
Schön gab sein Debüt in der ersten Mannschaft am 26. August 1933 in einem »Gesellschaftsspiel«, wie Freundschaftsspiele damals genannt wurden. Ursprünglich hatte eine ägyptische Meistermannschaft am Ostragehege gastieren wollen, doch die Ägypter sagten kurzfristig ab, und als Ersatz wurde die Elf von Sparta Karlsbad geholt.
Die Dresdner nutzten das Spiel, um zwei Nachwuchsspieler zu testen, einer von ihnen war der 17-jährige Helmut Schön. So stand er plötzlich neben dem großen Richard Hofmann im Sturm, und um ihn herum Nationalspieler wie Karl Schlösser, Friedrich Müller oder Georg Köhler. Das Tor der Dresdner hütete seit Neuestem Nationalkeeper Willibald Kreß, der kaum weniger populär war als »König Richard« und wegen seines eleganten Auftretens auch »der schöne Willibald« genannt wurde. Nationalmannschaftskollege Hofmann hatte den Frankfurter nach Dresden gelotst, nachdem Kreß eine einjährige DFB-Sperre wegen verbotener Zahlungen hatte abbrummen müssen. Die Zeitschrift »Fußball« nannte ihn »das neue Idol der Dresdener Fußballjugend«.
Dass er in diesem edlen Spielerkreis die Schlüsselrolle des Sturmführers bewältigen sollte, dürfte den jungen Helmut Schön ebenso stolz wie nervös gemacht haben. Der »Dresdner Anzeiger« berichtete ausführlich über seinen Auftritt: »Der zweite Neuling war Mittelstürmer Helmut Schön. Seine Aufgabe war schon schwerer, denn hier gilt es vor allem, sich mit den Nebenspielern zu verstehen und ihnen ein wirklicher Führer zu sein. Schön ist technisch recht gut durchgebildet und fügte sich nach einigem verständlichen Lampenfieber recht gut in das Ganze ein. Vor allem verstand er sich mit Hofmann bestens.«
Vor der Begegnung hatte Richard Hofmann den jungen Debütanten beiseitegenommen und ihm eingeschärft: »Lass den Ball laufen und mach dir nichts daraus, wenn’s mal schiefgeht.« »Ja, Herr Hofmann«, hatte Schön geantwortet, worauf »König Richard« ihn aufforderte, gefälligst »Du« zu ihm zu sagen. Schön gestand später: »Ich habe einen knallroten Kopf bekommen.«
In den Tagen nach dem Spiel, das der DSC locker mit 5:0 gewann, sammelte Helmut Schön Zeitungsartikel darüber und klebte sie in eine Kladde ein, die er in sauberem Sütterlin überschrieb: »Meine Spiele in der DSC-Liga!« Besonders stolz war er auf einen Bericht, bei dem sein Porträtfoto abgedruckt und daneben zu lesen war: »Der neue Ligaspieler des DSC, Schön, schoß gegen Sparta Karlsbad 2 von 5 Toren. Der noch junge Spieler bedeutet für den mitteldeutschen Fußball eine sehr begrüßenswerte Verstärkung.«
»Imposante Neuformung«
Inzwischen hatten die Nazis die Macht im Deutschen Reich übernommen. Am 30. Januar