Название | Der Kaperschiffer vor hundert Jahren |
---|---|
Автор произведения | Фредерик Марриет |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788711447727 |
Sechstes Kapitel.
Ich falle als Sklave an Whyna, das Lieblingsweib des alten Königs — helfe meiner ungen Gebieterin die Toilette machen — unterhalte mich viel mit ihr und werde ihr sehr zugethan. — Mein Hass und meine Furcht vor dem alten König nehmen zu. — Er erschiesst einen Menschen mit Vogelpfeilen.
Eines Morgens, nachdem wir uns ungefähr drei Wochen in unserm behaglichen Quartier aufgehalten halten, wurde ich von meinen Kameraden weg und vor den König berufen. Ehe man mich ihm vorstellte, legte man mir um den linken Knöchel und um das linke Handgelenk kleine Fesseln, die durch eine leichte Kette mit einander in Verbindung standen. Auf den Kopf wurde mir ein Kranz von Federn gesetzt und um meine Lenden ein loses Tuch gebunden. Dann führte man mich vor, und ich näherte mich dem König mit über der Brust gekreuzten Händen und gesenktem Haupte. Seinem Befehle zufolge musste ich jetzt hinter die jüngste der vier Frauen, die mir meine Handgelenke gerieben hatte, treten, und man gab mir sofort zu verstehen, dass ich ihr Sklave sei und sie zu bedienen habe — eine Bestimmung, in die ich mich, wie ich gestehen muss, herzlich gerne fügte, obgleich ich mir damals meine Freude nicht anmerken liess. Ich blieb mit gekreuzten Armen und gesenktem Kopfe stehen, bis das Mittagessen hereingebracht wurde; jetzt gab man mir eine Kalabasche voll Kuschkusch in die Hand, damit ich sie dem König und seinen Weibern vorsetze. Mein erster Dienstversuch lief nicht sehr glücklich ab, denn in der Hast, meiner Obliegenheit nachzukommen, strauchelte ich über das Ende der Matte, welche als Tisch dienen musste, und stürzte köpflings vorwärts, so dass der Inhalt der Kalabasche, die ich in der Hand hielt, über die Beine des alten Königs ausgegossen wurde. Er sprang auf und brüllte vor Zorn; ich aber half mir in meiner Angst augenblicklich wieder auf die Beine und flüchtete mich nach der Wand hin, eines augenblicklichen Todes gewärtig. Zum Glück werden in diesem Lande die Speisen stets kalt aufgetragen, und es wurde meiner Gebieterin leicht, Verzeihung für mich zu erwirken. Sie lachte herzlich über den Vorgang und über meine Angst.
Nach beendigtem Mahl wurde mir befohlen, meiner Gebieterin zu folgen, die sich jetzt, dem herrschenden Brauch gemäss, nach einer anderen Hütte zurückzog, um die heisseste Zeit des Tages mit Schlafen zu vollbringen. Ich musste an ihrer Thüre Wache halten und jeder Störung vorbeugen. Meine einzige Pflicht bestand nun in Bedienung meiner jungen Gebieterin. Sie war das Lieblingsweib des Königs, und da sie sich stets freundlich und wohlwollend gegen mich benahm, so hätte ich wohl den Verlust meiner Freiheit verschmerzen können, wenn ich nicht in steter Angst vor der alten Majestät befangen gewesen wäre. Ich wusste, dass meine Erhaltung blos von der Gunst meiner Gebieterin abhing, und gab mir daher alle erdenkliche Mühe, mir durch meinen Eifer ihre Geneigtheit zu sichern. Sie war jung und edlen Sinnes, so dass sie durch meinen Gehorsam und meine sorgfältige Dienstleistung leicht zufrieden gestellt werden konnte. Ich glaube nicht, dass sie mehr als siebzehn Jahre zählte, aber in diesem Lande tritt das Alter der weiblichen Reife schon im vierzehnten und sogar noch früher ein. Von Farbe zwar eine Negerin, fehlte ihr doch Einiges von dem eigentlichen Charakter dieser Race, denn ihr zwar kurzes Haar war nicht wollig, sondern gelockt, und ihre Nase gerade. Ihr kleiner Mund barg die schönsten Zähne, und mit dem vollkommenen Leibe standen die Gliedmassen im zierlichsten Einklang. Wenn sie sich Morgens von ihrem Lager erhob, begleitete ich sie nach einer Anhöhe ausserhalb der Palisaden, wo sie in brünstiger, obschon missverstandener Andacht die aufgehende Sonne anbetete — wenigstens deutete ich mir so ihr Benehmen. Dann ging sie nach dem Fluss hinunter, um sich zu baden und ihr Haar, sobald es trocken war, zu ordnen. Einige Zeit nachher übertrug sie diesen Dienst mir, und ich wurde sehr geschickt darin: ich musste ihr das Haar mit süssem Oel einreiben, es vermittelst eines Federkiels in ihre natürlichen Locken rollen und es so ordnen, dass ihre Gestalt sich am vortheilhaftesten ausnahm.
Nach Beendigung ihrer Toilette fütterte sie ihr Geflügel und einige Antilopen nebst anderen Thieren, worauf sie sich bis gegen 10 Uhr mit Bogen, Pfeil und Wurfspiess an einer Zielscheibe übte; dann begab sie sich nach der Hütte des Königs, wo die gemeinschaftliche Mahlzeit eingenommen wurde. Diese währte ziemlich lange, und dann zog sie sich, wenn sie nicht bei dem König blieb, nach ihrer eigenen Hütte zurück, wo sie gewöhnlich bis gegen vier Uhr schlief. Um diese Zeit begab sie sich wieder zum König oder durchstreifte die Wälder, wenn nicht etwa eine anderweitige Vergnügung sie für den Rest des Abends in Anspruch nahm. Ich muss dem alten Wilden nachsagen, dass er seine Weiber nicht einsperrte, und wohin immer auch meine Gebieterin ging, war ich in ihrem Gefolge. Die Anhänglichkeit, die ich ihr nicht blos zeigte, sondern auch wirklich fühlte, sicherte mir ihr Vertrauen, und sie behandelte mich stets in freundlicher wohlwollender Weise. Die Sprache der