Название | Elf Meter |
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Автор произведения | Ben Lyttleton |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783730701850 |
1990: „Das Wichtigste ist, dass die Mannschaft gut gespielt hat. Letztendlich konnte uns aus dem Spiel heraus keiner schlagen.“ (Bobby Robson)
1996: „Ich war überrascht, dass der Trainer mich als Schützen nominiert hat. Ich habe nie Elfmeter trainiert und in meinem ganzen Leben erst einen geschossen, und der ging auch daneben.“ (Gareth Southgate)
1998: „Man kann die Bedingungen eines Elfmeterschießens nicht im Training simulieren.“ (Glenn Hoddle)
2004: „Letztlich wurde das Spiel vom Elfmeterpunkt entschieden. Wenn es so weit kommt, ist es eine reine Lotterie.“ (Gary Neville)
2006: „Wir haben ganz viel Elfmeterschießen trainiert, ich weiß nicht, was wir sonst noch hätten tun können. Wir haben so viel geübt, fast jeden Tag, aber letztlich waren wir dem Druck nicht gewachsen.“ (Sven-Göran Eriksson)
2006: „Du kannst Elfmeter trainieren bis zum Abwinken, was wir ja auch während des ganzen Turniers getan haben, aber es ist eben nicht dasselbe.“ (Wayne Rooney)
2012: „Das ganze Training hat uns letztlich nicht viel gebracht. Vielleicht ist es Schicksal, dass wir keine Elfmeterschießen gewinnen können, aber ... man kann die müden Beine nicht simulieren. Man kann den Druck nicht simulieren. Man kann die nervöse Anspannung nicht simulieren.“ (Roy Hodgson)
Ich für meinen Teil habe die Nase voll davon, England ständig im Elfmeterschießen verlieren zu sehen. Mir wäre es lieber, sie würden einfach in der regulären Spielzeit oder Verlängerung scheitern.1 Ich wollte herausfinden, warum England in schöner Regelmäßigkeit versagt und was man tun müsste, um das zu ändern. Aber als Allererstes musste ich wissen, was die Engländer bis dahin falsch gemacht hatten. Ich ging erst einmal davon aus, dass sie wohl zu viele Elfmeter verschossen und ihre Torhüter zu wenige gehalten hatten. Also schaute ich mir die Elfmeterstatistiken aller größeren Nationen an, die an mehr als zehn Elfmeterschießen teilgenommen hatten.2
Abbildung 1: Elfmeter verwandelt/verschossen
Land | E-S-N | verw./versch. | Tore % | Siege % |
Deutschland | 6-5-1 | 26/2 | 93 % | 83 % |
Brasilien | 11-7-4 | 39/14 | 74 % | 64 % |
Paraguay | 5-3-2 | 19/3 | 86 % | 60 % |
Argentinien | 10-6-4 | 37/10 | 79 % | 60 % |
Spanien | 7-4-3 | 25/8 | 76 % | 57 % |
Uruguay | 9-5-4 | 38/7 | 84 % | 56 % |
Frankreich | 6-3-3 | 25/6 | 81 % | 50 % |
Mexiko3 | 7-3-4 | 18/11 | 62 % | 43 % |
Italien | 8-3-5 | 30/12 | 71 % | 38 % |
Niederlande | 7-2-5 | 22/10 | 69 % | 29 % |
England | 7-1-6 | 23/12 | 66 % | 14 % |
Die Tabelle in Abbildung 1 scheint darauf hinzudeuten, dass die englischen Trainer vielleicht nicht ganz Unrecht haben. Englands Trefferquote von 66 % liegt zwar unter dem Gesamtschnitt von 78 % (ein Wert, der in Elfmeterschießen bei Turnieren übrigens sinkt), das erklärt aber nicht die unterirdische Siegquote von nur 14 %. Mexiko beispielsweise hat eine schlechtere Trefferquote, aber eine Siegquote von 43 % – ein Wert, von dem England nur träumen kann. Auch Frankreich scheint das Glück nicht hold zu sein: Trotz einer Trefferquote von 81 % setzten sie sich nur in 50 % der Elfmeterschießen durch.
Abbildung 2 schaut auf die Rolle der Torhüter und wie sich die Schlussleute dieser elf Nationen bei großen Turnieren geschlagen haben. Bei Elfmeterschießen geht es ebenso sehr um verwandelte wie um gehaltene Elfmeter, und es ist klar zu sehen, dass England und die Niederlande dabei deutlich schlechter abschneiden als die anderen Nationen. Brasilien und Deutschland weisen eine Haltequote auf, die weit über dem Schnitt von 22 % liegt, was ihren Erfolg zum Teil erklärt.
Abbildung 2: Elfmeter kassiert/gehalten4
Land | kassiert/gehalten | verwandelt % | gehalten % |
Brasilien | 35/17 | 67 % | 33 % |
Deutschland | 20/9 | 69 % | 31 % |
Paraguay | 16/6 | 73 % | 27 % |
Argentinien | 37/12 | 76 % | 24 % |
Mexiko | 23/7 | 77 % | 23 % |
Italien | 30/8 | 79 % | 21 % |
Spanien | 24/6 | 80 % | 20 % |
Uruguay | 35/8 | 81 % | 19 % |
Frankreich | 26/6 | 81 % | 19 % |
England | 29/6 | 83 % | 17 % |
Niederlande | 21/3 | 88 % | 12 % |
Nach jeder englischen Niederlage wird natürlich vor allem über die Spieler geredet, die verschossen haben, oder über den Trainer, der das Schicksal beklagt – die „Lotterie“ Elfmeterschießen oder, in Erikssons Fall, dass man zwar hart, aber nur fast jeden Tag trainiert habe. Nur selten hört man etwas von der gegnerischen Seite, den Siegern, der Mannschaft, die das Glück hatte, gegen England ins Elfmeterschießen zu kommen. Also nahm ich mir vor, mit je einem Spieler dieser gegnerischen Mannschaften zu sprechen und zu erfahren, was England ihrer Meinung nach falsch gemacht hatte. Das würde mich sicher nicht auf die endgültige Lösung aller englischen Probleme beim Elfmeterschießen bringen, aber wenn ich damit nur ein ganz klein wenig Licht ins Dunkel bringen würde, hätte sich die Sache schon gelohnt.
Der Mann, der den größten Anteil an Englands grottenschlechter Elfmeterbilanz bei großen Turnieren hat, ist Ricardo Alexandre Martins Soares Pereira oder einfach kurz Ricardo. Er ist der portugiesische Torwart, der sich im Viertelfinale der EM 2004 die Handschuhe auszog, bevor er gegen Darius Vassell parierte und anschließend den entscheidenden Elfmeter selbst versenkte. Zwei Jahre später, im Viertelfinale der WM 2006, wehrte er als erster Torwart überhaupt drei Schüsse in einem WM-Elfmeterschießen ab. Die FIFA kürte trotzdem den englischen Mittelfeldspieler Owen Hargreaves zum „Man of the Match“, wohl weil er, wie Ricardo vermutete, „der Einzige war, der gegen mich einen Elfmeter verwandelte“. Zum Trost erhielt Ricardo von Schiedsrichter Horacio Elizondo den von ihm unterschriebenen Spielball. Elfmeterschießen waren für die Engländer zu diesem Zeitpunkt längst ein Problem geworden. Gegen Ricardo verwandelten sie in den beiden Spielen nur sechs von elf Versuchen. Dank Ricardo verschärfte sich das Problem und wurde zu einem Komplex. Einer Obsession. Einem Trauma. Das Ende vom Lied? Bei ihrem nächsten Elfmeterschießen, sechs Jahre später im Viertelfinale der EM 2012 gegen Italien, waren die Engländer eigentlich von vornherein zum Scheitern verurteilt.
An einem Montagmorgen im Frühjahr sind auf dem Kurs von Oceanico Victoria in Vilamoura nur wenige einheimische Golfer anzutreffen. Es ist die Zeit des Jahres, in der ambitionierte Golfer aus ganz Europa nach der monatelangen Kälte daheim an die Algarve strömen, um zwei Runden am Tag zu spielen. Im Klubhaus hört man irische, schwedische und deutsche Besucher. Das von der Sonne gesprenkelte Übungsgrün ist ein Kaleidoskop modischer Entgleisungen. Direkt dahinter, auf der Driving Range, hebt sich ein Spieler von allen anderen ab, nicht unbedingt wegen seines Schwungs, der gar nicht mal übel ist, sondern durch sein Outfit: weiße Schuhe, lindgrüne Hosen und ein lindgrün abgesetztes Navy-Shirt. Man muss schon ein ganz passabler Golfer sein, um damit durchzukommen. Oder einer der erfolgreichsten Torhüter Portugals. Ricardo ist beides. Er spielt seit fünf Jahren Golf und hat sein Handicap inzwischen auf 4 verbessert. Das Spiel, sagt er, habe ihn zu einem besseren Torwart gemacht, seine Konzentrationsfähigkeit gesteigert und ihm geholfen, sich nach einem Fehler rasch wieder zu konzentrieren.
Zum Zeitpunkt unseres Treffens ließ Ricardo gerade seine Karriere bei Olhanense an der Algarve