Elf Meter. Ben Lyttleton

Читать онлайн.
Название Elf Meter
Автор произведения Ben Lyttleton
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783730701850



Скачать книгу

ist. „Panenka – das klingt in jeder Sprache gleich.“

      In der Kneipe, vor der wir saßen, die den einfallsreichen Namen „Stará Hospoda“ („Alte Kneipe“) trug, wurde es allmählich voller. Die Bewohner von Nespeky kamen zusammen, um sich ein wichtiges Spiel der Eishockey-WM zwischen Tschechien und Norwegen anzusehen. Ich erläuterte ihm meine Theorie, dass ein erfolgreicher Panenka in einem Elfmeterschießen mehr wert sein könne als ein herkömmliches Tor. Man denke nur an die Spanier und die Italiener bei der EM 2012. Im Viertelfinale gegen Portugal in Donezk traf Verteidiger Sergio Ramos im Elfmeterschießen mit einem Panenka zum 3:2. Portugals nächster Schütze war Bruno Alves: Er traf nur die Latte, und Spanien gewann 4:2. Einen Abend später in Kiew lag Italien gegen England nach je zwei Versuchen mit 1:2 hinten. Der englische Torwart strahlte große Zuversicht aus, wedelte mit den Armen und schnitt Grimassen in Richtung der gegnerischen Spieler. Auftritt Pirlo, der eiskalt einen Panenka verwandelte, während Hart nach rechts hechtete. Schlagartig kippte die Stimmung: Die italienischen Spieler lachten und klatschten Beifall, die Engländer wirkten nervös. Der nächste Schütze war Ashley Young, der Gigi Buffon nicht einmal anzusehen wagte. So wie Alves am Abend vorher traf auch Young nur die Latte. Zwei Panenkas, gefolgt von zwei Fehlschüssen. Zufall oder nicht?

      „Es sollte keinen großen Unterschied machen, aber es ist schon möglich, dass es den Burschen, der als Nächster an der Reihe ist, aus dem Konzept bringt“, sagte Panenka. „Es könnte seine Konzentration stören, vielleicht denkt er: ‚Was hat der da gerade gemacht?’, und dabei verliert er seinen eigenen Schuss aus den Augen. Alles Kopfsache.“ Lozano hegte diesbezüglich keinerlei Zweifel: „Ich stimme hundertprozentig zu, dass ein Panenka mehr wert ist [als ein normaler Elfmeter]. Der Panenka gibt der ganzen Mannschaft Auftrieb und kann den gegnerischen Torwart vollkommen aus der Fassung bringen.“

      Noch etwas war an Panenkas Elfmeter einzigartig: Niemand hat die Deutschen seither im Elfmeterschießen geschlagen. Fünf Elfmeterschießen, fünf Siege. Aber auch die Gesamtbilanz der Tschechen kann sich sehen lassen: drei Anläufe, drei Siege, kein einziger verschossener Versuch. 20 Schüsse, 20 Treffer. Beeindruckend. „Ich glaube, es liegt am tschechischen Charakter, dass wir gute Elfmeter schießen“, sagte Panenka. „Wir nehmen uns nicht so ernst, so wie der brave Soldat Schwejk. Wir nehmen alles mit Humor. Wir können außerdem gut improvisieren und reagieren manchmal auf eine Weise, wie man sie nicht von uns erwartet. Das war unsere stärkste Waffe.“

      Heute ist Panenka Ehrenpräsident der Bohemians, inzwischen ein Fahrstuhlverein, der fast jede Saison gegen den Abstieg oder um den Aufstieg zu spielen scheint. Als ich Panenka traf, trug er ein grünes Bohemians-Bändchen am Handgelenk. Er erholte sich von einer Hüftoperation, wegen der er leicht humpelte – er ging so, als hätte er gerade einen Langstreckenflug hinter sich –, er war aber zuversichtlich, vollständig zu genesen, und konnte es kaum erwarten, wieder Tennis spielen zu dürfen. Golf war eher nicht so sein Fall.

      Bevor ich ihn seinen Freunden und dem Eishockey überließ, fragte ich Panenka nach etwas, das er Panenka gegenüber erwähnt hatte (ja, Panenka sprach mit Panenka über den Panenka). „Ich bin ein Gefangener dieses Elfmeters“, hatte er gesagt. Empfand er es wirklich so? „Na ja, auf der einen Seite bin ich sehr stolz darauf und glücklich, ihn verwandelt zu haben“, antwortete er. „Aber andererseits hat dieser eine Schuss meine ganze Karriere überlagert: meine ganzen Leistungen, meine Pässe, meine anderen Tore. Es ist also durchaus ein zweischneidiges Schwert.“

      _____________________

      1Jordet, Hartman & Vuljk, „Team history and choking under pressure in major soccer penalty shootouts“ (British Journal of Psychology). Die Studie von 2012 untersuchte anhand von 309 Versuchen im Elfmeterschießen bei Welt- und Europameisterschaften den Effekt früherer Teamresultate auf die gegenwärtige individuelle Leistung.

      2In „Bad is stronger than good“ („Schlecht ist stärker als gut“) (Review of General Psychology, 2001) schreibt Dr. Roy Baumeister: „Die vielleicht deutlichste Ausprägung der größeren Macht negativer Erfahrungen gegenüber positiver, bleibende Reaktionen hervorzurufen, zeigt sich in der Psychologie des Traumas. ... Viele Arten von Traumata bringen schwerwiegende und bleibende Auswirkungen auf das Verhalten hervor, aber es gibt keinen korrespondierenden Begriff eines positiven Erlebnisses, das ebenso starke und bleibende Auswirkungen zeitigt. In gewissem Sinne gibt es zum Trauma keinen gegenteiligen Begriff. ... Es ist denkbar, dass solche Erlebnisse sich schlicht psychologischen Studien entzogen haben, aber es erscheint wahrscheinlicher, dass das Fehlen eines positiven Gegenstücks zum Trauma auf ein größeres Gewicht negativer Einzelerlebnisse gegenüber positiven auf die menschliche Psyche hindeutet.“

      3Entscheidend ist hier der Begriff „korrelieren“ im Gegensatz zu „verursachen“. Sämtliche Erkenntnisse Jordets beschreiben Korrelationen, der große Unterschied (zumindest für Ökonomen) ist, dass Ursächlichkeit die Gründe für etwas beschreibt. Das berühmteste Beispiel ist Franz H. Messerlis Diagramm, das den „Zusammenhang zwischen dem jährlichen Pro-Kopf-Schokoladenkonsum eines Landes und der Zahl der Nobelpreisträger pro 10 Millionen Einwohner“ belegt, in seiner Studie „Schokoladenkonsum, kognitive Funktion und Nobelpreisträger“ (New England Journal of Medicine). Das Diagramm zeigt eine fast gerade Linie von links unten nach rechts oben, obwohl die x- und y-Achsen keinen klaren Zusammenhang aufweisen. In Wirklichkeit ist es eine ganz andere Variable (möglicherweise das Einkommen), die beides verursacht. Auf gleiche Weise liefern Jordets Daten isoliert betrachtet – und vielleicht auch zusammen – keine sicheren oder ursächlichen Gründe für Englands Scheitern, jedoch zeigen sie relevante Korrelationen auf, die es sich lohnt, weiter zu untersuchen.

      4In „Why do English players fail in soccer penalty shoot-outs? A study of team status, self-regulation, and choking under pressure“ (Journal of Sports Sciences, 2009) schreibt Jordet: „Mit ihrem ausgeprägten Egoismus, der Tendenz zu eskapistischer und fehlgeleiteter Selbstregulation und schwachen Leistungen passen englische Spieler gut in unser Modell vom Versagen in Drucksituationen.“

      5Quelle: „Why do English players fail in soccer penalty shoot-outs? A study of team status, self-regulation, and choking under pressure“ (Journal of Sports Sciences, 2009)

      6Leininger, W. & A. Ockenfels (2008), „The penalty duel and institutional design: is there a Neeskens effect?“, in: Andersson, Ayton & Schmidt (Hg.), Myths and Facts about Football, S. 73.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4QAYRXhpZgAASUkqAAgAAAAAAAAAAAAAAP/sABFEdWNreQABAAQAAAA8AAD/4QPAaHR0cDov L25zLmFkb2JlLmNvbS94YXAvMS4wLwA8P3hwYWNrZXQgYmVnaW49Iu+7vyIgaWQ9Ilc1TTBNcENl aGlIenJlU3pOVGN6a2M5ZCI/PiA8eDp4bXBtZXRhIHhtbG5zOng9ImFkb2JlOm5zOm1ldGEvIiB4 OnhtcHRrPSJBZG9iZSBYTVAgQ29yZSA2LjAtYzAwMiA3OS4xNjQ0NjAsIDIwMjAvMDUvMTItMTY6 MDQ6MTcgICAgICAgICI+IDxyZGY6UkRGIHhtbG5zOnJkZj0iaHR0cDovL3d3dy53My5vcmcvMTk5 OS8wMi8yMi1yZGYtc3ludGF4LW5zIyI+IDxyZGY6RGVzY3JpcHRpb24gcmRmOmFib3V0PSIiIHht bG5zOnhtcFJpZ2h0cz0iaHR0cDovL25zLmFkb2JlLmNvbS94YXAvMS4wL3JpZ2h0cy8iIHhtbG5z OnhtcE1NPSJodHRwOi8vbnMuYWRvYmUuY29tL3hhcC8xLjAvbW0vIiB4bWxuczpzdFJlZj0iaHR0 cDovL25zLmFkb2JlLmNvbS94YXAvMS4wL3NUeXBlL1Jlc291cmNlUmVmIyIgeG1sbnM6eG1wPSJo dHRwOi8vbnM