G.F. Barner Staffel 6 – Western. G.F. Barner

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Название G.F. Barner Staffel 6 – Western
Автор произведения G.F. Barner
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740975661



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und Rosy siebzehn Jahre alt. Beide stecken bis zum Hals im Wasser.

      »Ich denke nicht daran«, ruft Howard stur zurück. »Stellt euch nicht so an, kommt doch heraus, wenn ihr mutig seid.«

      Howard schrickt zusammen, als dicht hinter ihm Ray Thayer grollend sagt: »Und du hast dafür eine verdammte Menge Mut, wie? Leg die Sachen hin, du Strolch.«

      Howard wirbelt herum, sieht Ray vor sich stehen und stößt einen Fluch aus.

      »Sieh an, der Thayer-Lümmel«, brummt er und streicht sich hastig das strohgelbe Haar zurück. »Hau ab, Mensch, ich kann dich hier nicht gebrauchen! Außerdem bist du auf unserem Land. Das Ufer hier gehört uns.«

      »Was dir gehört, das kannst du gleich bekommen. Die Sachen weg! Und dann klemm dich auf deinen Gaul und hau ab, sonst mache ich dir Beine!«

      Howard sieht ihn tückisch an. Er ist groß, aber sicher um zwanzig Pfund leichter als Ray. Wie fast jeder Mann in diesem Land, trägt auch Howard Vance einen Revolver. Er soll mit dem Ding verdammt schnell sein – so schnell wie mit Worten, wenn er ein Mädchen becircen will.

      »Thayer, wenn hier einer verschwindet, dann bist du das, klar? Spiel dich nicht auf, du Drei-Kühe-Rancher-Lümmel.«

      »Die Sachen weg, zum letzten Mal!« fordert Ray ihn auf. »Eins, zwei – drei!«

      Howard Vance schleudert die Sachen Ray ins Gesicht. Und dann springt er ihn mit einem wütenden Schrei an.

      Einen Moment hat Ray einen gestärkten und nach Sage riechenden Halbrock vor dem Gesicht. Doch springt er, von einer Vorahnung gepackt, blitzschnell zur Seite. Der Treffer macht Ray nicht viel aus. Er knirscht mit den Zähnen, dann hat er den Rock weggeschleudert und holt auch schon mit der rechten Hand aus. Seine Faust trifft Howard genau am Kopf, eher der herumkommen kann.

      Howard stolpert, tritt auch noch auf Sheilas hochhackige Stiefel und schlägt hin.

      »Lump!« sagt Howard angewidert. »Du nimmst keinem Girl mehr die Sachen weg.«

      Ray beugt sich vor und kommt auf Howard zu liegen, nimmt ihm den Revolver ab, schmeißt ihn weg, und dreht sich. Dabei reißt er den jungen Vance mit und zieht die Beine an.

      »Ab mit dir!« sagt er zornig. »Geh baden, Hundesohnl«

      Als er die Beine streckt, fliegt Vance­ rücklings in das hochspritzende Wasser.

      Howard Vance wird von Ray an den Haaren hochgezogen, er gurgelt, spuckt und schreit: »Dafür bringt mein Vater euch alle um, ich… Urrr!«

      »Droht er auch noch mit seinem ziegenbärtigen Vater«, sagt Ray verächtlich. »Probiere mal, wie lange du es ohne Luft aushalten kannst, verdammter Schürzenjäger.«

      Mit der linken Hand packt Ray Howards Rechte, mit der rechten Hand stößt er ihn wieder ins Wasser. Zwar strampelt er, aber seine Bewegungen werden immer schwächer. Dann erlahmen sie ganz.

      »Um Gottes willen, Ray, du bringst ihn um!« kreischt Sheila O’Henry. »Zieh ihn raus, er erstickt sonst.«

      »Könnte ihm nichts schaden«, antwortet Ray grimmig. »Der Kerl ist keinen Pfifferling wert. Wenn das alles stimmt, was man sich über ihn erzählt, dann sollte man ihn rechtzeitig zurechtstutzen. Raus mit dir, Hundesohn!«

      Er packt ihn, stößt ihn an Land und watet ihm nach. Howard Vance bleibt sekundenlang auf dem Bauch liegen. Dann äugt er zu Ray hoch und wälzt sich herum, stemmt sich hoch.

      »Du – du dreimal gehörnter Satan!« bringt Howard bissig heraus. »Daran denkst du noch, ich schwöre es dir.«

      »Schwöre nie was, was du nicht halten kannst«, gibt Ray grimmig zurück. »Und jetzt ab! Keine Angst, ich gehe vor, du hast ein Gewehr im Sattel. Das werde ich vorsichtshalber behalten.«

      Howard starrt ihn wütend an, preßt die Zähne zusammen und geht mit Ray durch die Büsche bis zu seinem Pferd. Dort nimmt Ray Howards Gewehr, deutet auf den Sattel und sagt kühl: »Hau ab, Mensch! Und vergiß nichts von dem, was ich dir gesagt habe!«

      Vance steigt auf, reitet drei Längen und sieht sich dann um.

      »Thayer, eines Tages bezahlst du es!« knirscht er wild. »Das vergesse ich dir nie.«

      »In Ordnung«, sagt Ray gelassen. »Ich warte, du Strolch.«

      Howard treibt sein Pferd an. Und Ray, der ihm folgt, sieht ihn in Nord­richtung verschwinden. Anscheinend reitet er direkt zur Ranch seines Vaters.

      Ray kehrt um und sieht die beiden Girls mit nassen Haaren, aber angezogen an den Büschen stehen.

      »Hallo, alles beisammen?« erkundigt er sich. »Keine Angst, daß sich der Bursche noch mal blicken läßt. Ich denke, er ist nach Hause geritten, um sich beim alten Jim auszuheulen.«

      »Weshalb willst du schon fort?« fragt Sheila und sieht Ray mit offensichtlichem Wohlgefallen an. »Bleib doch ein wenig. Warum kommst du nie in die Stadt und hältst dich zum Wochenende mal im Saloon auf, wenn getanzt wird? Du bist nur einmal im Jahr da, am Unabhängigkeitstag. Ist es wahr, läßt euch euer Vater nicht zum Tanz in die Stadt reiten?«

      Das ist ein prächtiges Girl, denkt Ray und sieht es forschend an. Die hellen Augen, der Mund… Nun ja, Sheila ist wirklich prächtig, wenn auch ein wenig ernst für ihr Alter.

      »Irgendwann komme ich«, sagt Ray. »Kann nur einige Zeit dauern, bis ihr mich wiederseht. Nun, dann reite ich. Nehmt Howards Gewehr und Revolver mit, vergeßt es nicht!«

      »Und du vergißt nicht, uns zu besuchen, Ray.«

      *

      Big Jim sagt kein Wort. Er geht zu seinem Schreibtisch, läßt sich in den Sessel fallen und greift nach einer Zigarre. Erst als sie brennt, sieht er seinen Sohn durchdringend an.

      »Du kennst Raffaelo Flores?«

      Was soll das denn? denkt Howard verstört.

      »Antworte schon, überlege nicht lange! Also, du kennst ihn. Und den alten Juan Flores auch, ja?«

      »Sicher, Dad.«

      Ich werde verrückt, denkt Howard, was braut sich da zusammen?

      »Und wie ist es mit Carlotta Flores, Sohn?«

      »Ich kenne sie eben. Wieso, ist was?«

      »Juan Flores war vorhin hier. Er wollte mich sprechen. Ich dachte erst, es sei wegen seiner Mühle, weil wir dort Getreide mahlen lassen. Du hast wohl, als du Mehl abholtest, auch gleich seine Tochter kennengelernt, oder?«

      »Na und? Was ist schon dabei? Sie ist Mexikanerin.«

      Der Alte steht langsam auf, kommt auf ihn zu und ist feuerrot.

      »Was schon dabei ist? Du verdammter Taugenichts! Du hast nie was dabei, die Girls sind ja verrückt nach dir. Wonach sind sie es wirklich? Nach dir oder dem Geld, das noch immer mir gehört? Daß dich doch der Teufel holen soll, Mensch. Weißt du, was du angestellt hast? Dieses Mexikanergirl sitzt zu Hause und heult sich die Augen aus, ebenso ihre Mutter. Sie sind fromm, diese Leute. Ihre Tochter will dich heiraten.«

      »Wa… was?« stottert Howard verstört. »Ist sie verrückt? Ich habe ihr nie etwas versprochen, das kannst du mir glauben.«

      »Dafür bekommt sie jetzt ein Kind, du verdammter Tölpel«, brüllt der Alte, und es hört sich an wie ein Donnergrollen. »Von wem das ist, das darfst du dreimal raten. Heiraten will sie dich, damit das Kind auch den richtigen Vater bekommt. Der Spaß hat mich fünftausend Dollar gekostet.«

      Er preßt die linke Hand auf die Herzgegend und knirscht mit den Zähnen.

      Verdammt, denkt Howard verwirrt, das kann doch nicht wahr sein. Das hat gerade noch gefehlt. Ich und eine Mexikanerin?

      »Fünftausend?« stammelt er. »Aber es ist doch nicht erwiesen, ob ich der Vater bin.«

      »Noch einen Ton, dann knalle ich dir eins.«

      Der Alte stampft