G.F. Barner Staffel 6 – Western. G.F. Barner

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Название G.F. Barner Staffel 6 – Western
Автор произведения G.F. Barner
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740975661



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durch die Hölle.«

      »Und wenn sie uns erwischen?«

      »Hast du schon wieder Angst? Paß auf, wenn sie den drittletzten Mann aufrufen.«

      »Ja.«

      Lowman schielt hin. Noch sieben Mann. Noch sechs...

      Er blickt nach links. Da steht die Kiste. Acht Schritte – vier Sprünge, fünf? Dann ist er bei ihr. Und dann? Sie hat nur einen Haken, kein Schloß.

      »Towers, schnell, paß auf! Greif dir Smith, schleudere ihn von der Mauer weg, so daß er uns deckt, verstanden?«

      »Ja, in Ordnung.«

      Vier Mann, der dritte von vorn kommt an die Reihe.

      Towers dreht sich leicht, spreizt die Finger, sein Herz klopft ihm ganz oben im Hals. Smith an der Jacke packen und herumschleudern!

      »Richards!«

      Das ist der Name.

      Und Lowman sagt zischelnd:

      »Los, Towers!«

      Towers dreht sich mit einem Ruck das letzte Ende. Er packt zu, fühlt den Stoff von Smiths Jacke unter den Fingern und zieht ihn mit einem wilden Ruck von der Mauer fort. Dann holt er aus, schlägt mit der linken Hand zu und stellt ihm ein Bein. Smith stolpert und fällt hin. Und Towers rennt, sieht vor sich Lowman einen einzigen Satz machen, dann ist Lowman schon an der Kiste und reißt den Deckel auf.

      Es geht ungeheuer schnell, so schnell, daß Girard, der die Kiste hält, nicht begreift, was eigentlich geschieht.«

      Girard dreht sich um, als der schwache, erschrockene Ruf von Smith kommt.

      Was ist los, denkt Girard, was haben die denn, was ist?

      Farrell neben ihm macht einen Schritt.

      Und dann sieht er Lowman.

      Und Lowman hat ein Gewehr.

      Girard blickt auf das Gewehr, auf die Hände Lowmans, die blitzschnell den Unterbügel nach vorn reißen und wieder nach hinten klappen.

      Farrell greift zur Hüfte. Zur Hölle, der nichtsnutzige Kerl, was will er denn mit dem Gewehr, das ist doch gar nicht geladen?

      Er hat den Revolver in der Hand, will die Waffe aus dem Lederfutteral ziehen und blickt auf das Gewehr.

      Lowman reißt das Gewehr hoch und schießt.

      Feuer, denkt Farrell noch, Feuer. Es ist doch geladen.

      Dann denkt er nichts mehr. Er taumelt fort. Girard aber steht, die Listen in der linken Hand, den Stift in der rechten.

      Der Schuß brüllt zwischen den Mauern wie ein Kanonenschuß los. Er hört Farrell einen seltsamen Laut ausstoßen, dreht sich halb und sieht noch aus den Augenwinkeln, daß ein zweites Gewehr durch die Luft fliegt und Towers es auffängt. Es ist still nach diesem einen Schuß, totenstill. Doch plötzlich stürzt Smith los, rennt auf Towers zu und schreit mit übergeschnappter Stimme:

      »Seid ihr verrückt, ihr kommt nicht lebendig hinaus, ihr kommt niemals...«

      Towers sieht ihm entgegen, hält die Schrotflinte, deren Läufe halb abgesägt sind, in der Hand und wirbelt sie dann herum.

      »Da«, sagt Towers und trifft Smith, der die Hände ausstreckt, um ihn die Waffe zu entreißen. »Da hast du was, du Kriecher! Da!«

      Smith fällt zu Boden, Towers läuft, ist aber nicht so unheimlich schnell wie Lowman. Links an ihm vorbei rennt Lowman, blickt einen Moment in Girards verstörtes, kreidebleiches Gesicht und dreht das Gewehr herum. Girard torkelt zur Seite, seine Liste fällt auf den Boden, der Stift rollt davon.

      »Die Leiter, Towers, schnell!«

      Er dreht sich um, sieht den Mann, der aus der Werkstatt kommen will, über das Gewehr hinweg an und hört den Schrei der Angst, mit dem der Mann wieder verschwindet. Dann wendet er sich weiter, der Gewehrlauf streicht über den Block hinweg, richtet sich auf die Tür des Blockes. Kommt denn keiner, will sie niemand mehr aufhalten?

      »Lowman, komm!«

      Er hört das dumpfe Poltern, mit dem die Leiter gegen die Mauer prallt und wirbelt herum. Mit sechs, sieben langen Sätzen ist er an der Leiter, sieht die Gesichter der anderen – verstörte, törichte Gesichter, in denen kein Begreifen ist. Und er klettert schon die Leiter hoch. Er ist oben, als die anderen zu schreien beginnen. Die Sträflinge begrüßen den Ausbruchsversuch mit einem Geheul, mit Pfiffen und Gebrüll, das eine halbe Meile weit zu hören sein muß.

      Lowman ist nun an der Mauerkrone. Hinter ihm steht Towers. Lowman hat ein Gewehr und blickt nach drüben.

      Drüben steht einer der Wachen. Er ist vielleicht vierzig Yards entfernt und blickt zu Lowman hoch, der auf der Mauerkrone in der Hocke kauert. Der Mann rührt sich nicht, er starrt Lowman an, als wenn er einen Geist sieht.

      »Komm nach, spring runter!«

      Lowman springt. Und erst, als er sich am Boden wieder aufrafft, bewegt sich der Wachmann in der Nordwestecke. Er zieht seine Waffe, stößt einen Schrei aus und läuft mit gezogener Waffe auf Lowman zu.

      Der schreit, denkt Lowman und hebt das Gewehr blitzschnell an, der schreit!

      Das Gewehr brüllt, der Mann knickt ein, stürzt hin, sein Revolver bleibt vor ihm liegen. Lowman aber fährt herum, rennt dicht an der Mauer entlang und sieht oben auf der äußeren Mauer einen Posten auftauchen. Er sieht ihn kaum, als er stehenbleibt.

      »Lowman, wir kommen nicht raus, wir kommen nicht raus«, schreit Towers heiser.

      »Du Narr, weiter, auf das Tor zu! Komm schnell, weiter!«

      Er läuft. Am Tor ist Bewegung, jemand rennt dort. Auf der Mauer aber, keine dreißig Yards vor ihm, taucht der nächste Posten auf.

      Aus vollem Lauf schießt Lowman einmal, hört den Mann schreien und sieht ihn stürzen. Dann liegt der Wachposten unten an der Mauer, bewegt sich, sieht Lowmans eiskaltes Gesicht, seine brennenden Augen und stirbt fast vor Furcht, als Lowman auf ihn zukommt.

      »Towers, bleib hinter mir!«

      Er stürzt sich auf den Posten, packt ihn und zieht ihn hoch. Dann hält er ihn vor sich.

      »Jetzt gehen wir«, sagt er zischelnd. »Und du kommst mit. Los, weiter!«

      Er faßt ihn, kommt auf das Tor zu und sieht dort zwei andere Posten. Nun bleibt er stehen, als sie entsetzt auf den Mann sehen, den er als Schild vor sich herschiebt, den er zwar halten muß, der aber tot sein wird, wenn sie nicht das Tor räumen.

      »Weg da!« sagt Lowman und der wilde, böse Ton seiner Stimme läßt die beiden Posten erstarren. »Weg mit euch, sonst stirbt er! Aus dem Weg, ihr Burschen!«

      Der Teufel kommt, vielleicht denken sie das, als sie zur Seite weichen und die Hände hochnehmen. Er sieht sie nur einmal an, dann schickt er Towers hinter seinen Rücken an das Tor und läßt es von ihm aufschließen. Rückwärts gehend zieht er sich durch das offene Tor zurück.

      Die Bäume kommen, im Tor erscheint vorsichtig ein Kopf.

      Er aber hat seine Geisel. Sie werden es nicht wagen, ihm nachzukommen, solange er den Mann hat. Hinter ihm keucht Towers, rennt auf die Bäume zu und ist nun zwischen ihnen.

      Lowman blickt auf die Mauern. Sie haben ihn dort eingesperrt gehalten wie ein wildes Tier. Und nun ist er aus dem Käfig ausgebrochen.

      Sie werden ihn nie wieder fangen, nie mehr!

      Er weiß es, als er an den Bäumen ist.

      Das Unmögliche ist wahr geworden.

      Lowman ist frei wie ein Vogel.

      Er kann fliegen.

      Auch ein Vogel hat nur ein Leben.

      Und keins zuviel!

      *

      Ich habe keinen umgebracht, denkt Towers,