DONALD TRUMP UND DAS HAARTEIL DES GRAUENS. Greg Sisco

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Название DONALD TRUMP UND DAS HAARTEIL DES GRAUENS
Автор произведения Greg Sisco
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958352940



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Stimme über Moores Schulter.

      »Keine Autogramme«, sagte Moore automatisch.

      »Nein, Mann, nein«, sagte der Säufer-Typ, zog den Barhocker neben Moore vor und setzte sich. »Hey, Fernsehkerl, wie geht's Ihnen?«

      »Michael«, sagte Moore.

      »Hey, Michael. Ich bin Sy«, sagte der Säufer-Typ.

      »Super. Toll«, sagte Moore, ohne Augenkontakt herzustellen.

      »Hey, ich hab 'ne Story für Sie. Sie könnte gigantisch sein.« Er betonte die letzte Silbe des Wortes gigantisch aus Gründen, die Moore nicht verstand. »Sie könnten dafür einen Emmy gewinnen.«

      Seufzend schüttelte Moore den Kopf und sah auf die Theke hinunter. »Ja? Worum gehts, Säufer-Typ?«

      »Kennen Sie die Geschichte von der Affenpfote? Von dem Typen, der drei Wünsche bekommt, und sie werden wahr, aber sie werden nicht auf gute Weise wahr, wie er erwartet hat?«

      »Klingt bekannt.«

      »Ich hab für einen großen Geschäftsmann gearbeitet, diesen Immobiliengiganten. Er war ein richtig wohltätiger Kerl, alles, was man gern sein will – klug, erfolgreich, fantastische Haarpracht, einfach eine Inspiration. Sein einziger Schwachpunkt, wenn er einen hatte, war, dass er zu großzügig war. Sein Unternehmen hätte noch viel erfolgreicher sein können, wenn er mehr Geld in seine Firmen rückgeführt hätte. Also haben wir interveniert.«

      »Wie nobel von euch.«

      »Tja, die Sache ist die, er hat uns rausgeworfen. Er nannte uns gierig. Aber dann am nächsten Tag sieht es so aus, als hätte er sich die ganze Sache tausendfach zu Herzen genommen. Plötzlich ist er einfach ein Arschloch erster Güte. Er ist eitel, hat dieses Riesenego, er kleistert seinen Namen auf alles, was geht, um den schnellen Reibach zu machen. Aus seinem Mund kommt nur noch: Ich hasse Bettler, und jeder, der im Fernsehen Aufmerksamkeit bekommt und nicht er ist, ist ein Biest oder ein Schwein. Es ist, als wäre er eine völlig andere Person. Aber wollen Sie den seltsamsten Teil hören?«

      »Ich kanns kaum abwarten.«

      »Die Haare. Er hatte tolles Haar, aber seit der Veränderung ist es total anders, wie pissfleckige Trocknerflusen. Also denke ich … na ja, ich weiß es nicht genau. Vielleicht, wenn jemand bei der Intervention eine Affenpfote dabei hatte, oder das Ding auf seinem Kopf … ich weiß auch nicht. Es ist grad so, als wär er ein Betrüger, der den anderen Kerl eingesperrt und für ihn übernommen hat, oder als wär er besessen oder so.«

      »So kriegen sie dich«, sagte Moore und trank den Rest seines Bieres aus.

      »Also, ich denke, Sie könnten das untersuchen, jeden interviewen, der bei der Intervention dabei war … ich weiß auch nicht.«

      »Genau. Hör mal, Säufer-Typ …«

      »Sy.«

      »Hör mal, Säufer-Sy. Danke für die Idee. Ich werd sie im Hinterkopf behalten, für den Fall, dass meine Karriere in die Binsen geht, damit ich immer was hab, über das ich lachen kann.« Er nahm ein paar Dollarscheine aus seiner Tasche und legte sie auf die Theke, wandte sich vom Säufer-Typ ab und machte sich auf den Weg zum Ausgang.

      »Aber wer wird Donald Trump aufhalten?«, fragte der Säufer-Typ. Seine Stimme zitterte in seiner Kehle.

      Michael Moore drehte sich um, während er die Tür öffnete, und stellte durch den Raum hinweg Augenkontakt mit dem Säufer-Typ her.

      »Wo ist Glenn Beck?«, fragte Michael Moore.

      Kapitel 3

      Manhattans Gehwege waren – wie die Skelette aller menschlichen Zivilisationen, die mehr Geld in sich hinein gefressen hatten, als sie Ideen hatten, was sie damit tun sollten – voller Reklametafeln und Fernsehgeräten. Sie blinkten wie Leuchtfeuer für eine auf See verschollene Gesellschaft.

      »Sie besitzen genug, um nicht zu verhungern. Aber besitzen Sie genug, um sich einen programmierbaren Sieben-in-Eins Multifunktions-Elektroschnellkochtopf anzuschaffen? Ohne diesen könnten Sie nämlich genau so gut verhungern.«

      »Helfen Sie den Armen, helfen Sie den Kranken. Helfen Sie sich armem, alten Persönchen zu einer krass-kranken neuen Karre.«

      »Sie können ein Kind retten.«

      »Sie können ein Tier retten.«

      »Sie können die komplette Serie Hoarders auf DVD besitzen, wenn Sie einen Platz finden, wo Sie sie verstauen können.«

      »Sie könnten fast alles tun, wenn Sie mehr Geld hätten. Aber hier sind gute Neuigkeiten: Sie können sogar einen Überbrückungskredit bekommen. Es stimmt. Sie können Geld kaufen, gegen eine kleine, winzige Gebühr, die minimal über der Summe liegt, die Sie kaufen.«

      Trump betrachtete die zig Fernseher im Schaufenster eines Elektrofachgeschäfts. Auf allen wurde ein Dienst gegen Geld angeboten, mit Ausnahme der wenigen, die die Leben von reichen Menschen und Mördern zeigten. Er steckte sich einen Froschschenkel aus der Schachtel in seiner linken Hand in den Mund und lutschte ihn bis auf den Knochen ab.

      Auf siebenundzwanzig Fernsehern, die zweiundzwanzig verschiedene Sender zeigten, war sein Name nirgendwo zu sehen. Trotz all seiner Produkte, all seiner Mühen, war er zu diesem Zeitpunkt noch immer unsichtbar für die Straßen der Stadt.

      Er musste seine Taktik ändern.

      Der Kreatur unsagbaren Schreckens, die ihren Lebenssaft aus den Poren in Donald Trumps Kopfhaut saugte, halfen Froschnährstoffe allein nur bis zu einem bestimmten Punkt. Was sie brauchte, war Aufmerksamkeit, Eigenwert, Verehrung. Sie musste Stolz, Eitelkeit und Selbstsicherheit aus Trumps Gehirn saugen, und das konnte sie nur bekommen, wenn die Welt seinen Namen herausschrie.

      Der Name Trump war jetzt eine Marke, und eine überregional bekannte, aber sie war nur eine unter Millionen, und sie alle traten gegeneinander an, wurden von reichen, narzisstischen und intelligenten Geschäftsmännern finanziert. Wäre es eine weniger zur Ichbezogenheit neigende Spezies, könnte er die Konkurrenz mit Leichtigkeit ausstechen, aber es schien, als wollte die gesamte Menschheit sich selbst in den Weltmittelpunkt rücken.

      Sogar die Armen gingen an ihm vorüber, die Augen auf ihre Handys geheftet, während sie Fotos von sich selbst, ihrem Essen und ihrer Umgebung aufnahmen, witzige Bemerkungen machten und philosophische Wortschwalle tippten, in die Leere aus Schreien hineinschrien, die alles war, und darum bettelten, von den anderen Bettlern bemerkt zu werden.

      Aufmerksamkeit war ein Konkurrenzkampf, und der Konkurrenzkampf war eine Form der Lebensgestaltung.

      Die Mörder waren die Dummen. Sie bekamen ihre Aufmerksamkeit für einen Tag, vielleicht höchstens einen Monat, und dann wurden sie weggesperrt, mit der Garantie auf null Beachtung für Jahre, oft bis zum Rest ihres Lebens. Das war kurzfristiges Denken. Die Kreatur unsagbaren Schreckens würde verhungern, wäre sie in einer Zelle weggesperrt, während sich die Welt unabhängig von ihr weiterdrehte.

      Dann gab es Prominente – Schauspieler, Sänger, Models, Sportler. Sie wurden zu ihren eigenen Marken und die großen waren größer als Trump, was hieß, dass sie mehr Sendezeit bekamen. Während sich Trump möglicherweise eine Karriere in den meisten dieser Branchen kaufen könnte, würde er sich womöglich nur verspottet und von der kollektiven Meinung der Bevölkerung vergessen wiederfinden.

      Sein Blick landete auf einem Fernsehbildschirm, auf dem eine junge Frau, die er von einem Sexvideo wiedererkannte, das eine Woche zuvor Schlagzeilen gemacht hatte, eine Kameracrew durch ihr Haus führte. Die Frau war keine Schauspielerin oder Sängerin und hatte tatsächliche keine wie auch immer gearteten erkennbaren Talente. Wie Trump, so besaß auch sie Hotels und hatte den Großteil ihres Vermögens durch Erbschaften erhalten.

      »Ich liebe das alte Hollywood und ich liebe Marilyn Monroe«, sagte sie gerade, »deswegen hab ich mein Schlafzimmer – mein Boudoir – als Hommage an sie eingerichtet. Das ist das Kleid, das sie in … ich weiß