Eine Studie in Scharlachrot. Sir Arthur Conan Doyle

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Название Eine Studie in Scharlachrot
Автор произведения Sir Arthur Conan Doyle
Жанр Языкознание
Серия Sherlock Holmes
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788726372151



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mit Retorten, Reagensgläsern und kleinen Weingeistlampen besetzt, während rings an den Wänden und überhaupt, wohin man blickte, Flaschen von allen Grössen und Formen umherstanden. Wir dachten zuerst, der Raum sei leer, bis wir an dem andern Ende einen jungen Mann gewahrten, der, in seine Beobachtungen versunken, über einen Tisch gebeugt dasass. Beim Schall unserer Fusstritte blickte er von seinem Experiment auf und sprang mit einem Freudenruf in die Höhe. „Viktoria, Viktoria,“ jubelte er, und kam uns, mit der Retorte in der Hand, entgegen. „Ich habe das Reagens gefunden, das sich mit Hämoglobin zu einem Niederschlag verbindet und sonst mit keinem Stoff.“

      Er sah so glückstrahlend aus, als hätte er eine Goldmine entdeckt.

      „Mein Freund, Doktor Watson — Herr Sherlock Holmes,“ sagte Stamford uns einander vorstellend.

      „Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen,“ erwiderte Holmes in herzlichem Ton und mit kräftigem Händedruck. „Sie kommen aus Afghanistan, wie ich sehe.“

      Ich blickte ihn verwundert an. „Wieso wissen Sie denn das?“

      „O, das thut nichts zur Sache,“ rief er, sich vergnügt die Hände reibend; „ich denke jetzt nur an Hämoglobin. Sicherlich werden Sie die Tragweite meiner Erfindung begreifen.“

      „Es mag wohl als chemisches Experiment sehr interessant sein, aber für die Praxis —“

      „Gerade in der Praxis ist es von grösster Wichtigkeit für die Gerichtschemie, weil es dazu dient, das etwaige Vorhandensein von Blutflecken zu beweisen. — Bitte, kommen Sie doch einmal her.“ In seinem Eifer ergriff er meinen Rockärmel und zog mich nach dem Tische hin, an welchem er experimentiert hatte. „Wir müssen etwas frisches Blut haben,“ sagte er und stach sich mit einer grossen Stopfnadel in den Finger, worauf er das herabtropfende Blut in einem Saugröhrchen auffing. „Jetzt mische ich diese kleine Blutmenge mit einem Liter Wasser — das Verhältnis ist etwa wie eins zu einer Million — und die Flüssigkeit sieht ganz aus wie reines Wasser. Trotzdem wird sich, denke ich, die gewünschte Reaktion herstellen lassen.“ Er hatte, während er sprach, einige weisse Krystalle in das Gefäss geworfen und goss jetzt noch mehrere Tropfen einer durchsichtigen Flüssigkeit hinzu. Sofort nahm das Wasser eine dunkle Färbung an und ein bräunlicher Niederschlag erschien auf dem Boden des Glases.

      „Sehen Sie,“ rief er und klatschte in die Hände, wie ein Kind vor Freude über ein neues Spielzeug. „Was sagen Sie dazu?“

      „Es scheint mir ein sehr gelungenes Experiment.“

      „Wundervoll, wundervoll! Die alte Methode, die Probe mit Guajacum anzustellen, war sehr umständlich und unsicher, die mikroskopische Untersuchung der Blutkügelchen aber ist wertlos, sobald die Flecken ein paar Stunden alt sind. Meine Erfindung wird sich dagegen ebenso gut bei altem wie bei frischem Blut bewähren. Wäre sie schon früher gemacht worden, so hätte man Hunderte von Verbrechern zur Rechenschaft ziehen können, die straflos davongekommen sind.“

      „Meinen Sie wirklich?“

      „Ohne Frage. Bei der Kriminaljustiz dreht sich ja meist alles um diesen einen Punkt. Vielleicht Monate, nachdem die Missethat begangen ist, fällt der Verdacht auf einen Menschen, man untersucht seine Kleider und findet braune Flecke am Rock oder in der Wäsche. Das können Blutspuren sein, aber auch Rostflecke, Obstflecke oder Schmutzflecke. Mancher Sachverständige hat sich darüber schon den Kopf zerbrochen und zwar bloss, weil es an einer zuverlässigen Beweismethode fehlte. Nun man aber das Sherlock Holmessche Mittel besitzt, ist jede Schwierigkeit beseitigt.“

      Seine Augen funkelten, während er sprach, er legte die Hand aufs Herz und machte eine feierliche Verbeugung, als sähe er sich im Geist einer Beifall klatschenden, Menge gegenüber.

      „Da kann man Ihnen ja Glück wünschen,“ sagte ich, verwundert über seinen Feuereifer.

      „Hätte man die Probe schon letztes Jahr anstellen können,“ fuhr er fort, „es wäre dem Mason aus Bradford sicherlich an den Hals gegangen; auch der berüchtigte Müller, sowie Lefevre aus Montpellier und Samson aus New-Orleans wären überführt worden. Ich könnte Ihnen Dutzende von Fällen nennen, bei denen meine Erfindung den Ausschlag gegeben hätte.“

      „Sie scheinen ja ein wandelnder Verbrecheralmanach zu sein,“ meinte Stamford lachend; „schreiben Sie doch ein Buch über Kriminalstatistik.“

      „Das möchte wohl des Lesens wert sein,“ erwiderte Holmes, der sich eben ein Pflaster auf den verwundeten Finger klebte. „Ich muss sehr vorsichtig sein,“ fügte er erklärend hinzu, „denn ich mache mir viel mit Giften zu schaffen.“ Als er die Hand in die Höhe hielt, sah ich, dass sie an vielen Stellen bepflastert war und von scharfen Säuren gefärbt.

      „Wir kommen in Geschäften,“ sagte Stamford, und schob mir einen dreibeinigen Schemel zum Sitzen hin, während er ebenfalls Platz nahm. „Mein Freund hier sucht eine Wohnung, und da Sie gern mit jemand zusammenziehen möchten, dachte ich, es wäre Ihnen vielleicht beiden geholfen.“

      Sherlock Holmes ging mit Freuden auf den Vorschlag ein. „Ich habe ein Auge des Wohlgefallens auf ein Quartier in der Baker-Strasse geworfen, das vortrefflich für uns passen würde,“ sagte er. „Sie haben doch nicht etwa eine Abneigung gegen Tabaksdampf?“

      „O nein, ich bin selbst ein starker Raucher.“

      ,„Das trifft sich gut. Ferner habe ich häufig Chemikalien bei mir herumstehen, die ich zu meinen Experimenten brauche. Würde Sie das belästigen?“

      „Durchaus nicht.“

      „Warten Sie — was habe ich sonst noch für Fehler? Manchmal bekomme ich Anfälle von Schwermut und thue dann tagelang den Mund nicht auf. Sie müssen mir das nicht übel nehmen. Kümmern Sie sich nur dann gar nicht um mich, und die Anwandlung wird bald vorüber sein. So — nun ist die Reihe an Ihnen, mir Bekenntnisse zu machen. Wenn zwei Menschen zusammen leben wollen, ist es gut, wenn sie im voraus wissen, was sie von einander zu erwarten haben.“

      Ich musste über diese Generalbeichte lachen. „Ich halte mir einen jungen Bullenbeisser,“ gestand ich, „und kann keinen Lärm vertragen, weil meine Nerven angegriffen sind; auch schlafe ich oft in den Tag hinein und bin überhaupt sehr träge. In gesunden Zeiten fröhne ich noch Lastern anderer Art, aber für jetzt sind dies die hauptsächlichsten.“

      „Würden Sie unter „Lärm‘ auch das Spielen auf einer Violine verstehen?“ fragte er besorgt.

      „Das kommt auf den Musiker an. Gutes Violinspiel ist ein Genuss für Götter — aber schlechtes —“

      „Freilich, freilich,“ rief er vergnügt. „Nun, ich denke, die Sache ist abgemacht — das heisst, wenn Ihnen das Quartier gefällt.“

      „Wann können wir es besichtigen?“

      „Holen Sie mich morgen mittag hier ab, dann gehen wir zusammen hin und bringen gleich alles ins reine.“

      „Sehr wohl, also Punkt zwölf Uhr,“ sagte ich, ihm zum Abschied die Hand schüttelnd.

      Wir liessen ihn dort bei seinen Chemikalien und gingen nach meinem Hotel zurück. „Erkläre mir nur,“ wandte ich mich, plötzlich stehend bleibend, an Stamford, „was ihn auf die Idee gebracht haben kann, dass ich aus Afghanistan komme?“

      Mein Gefährte lachte geheimnisvoll. „Schon mancher hat gern wissen wollen, wie Sherlock Holmes gewisse Dinge ausfindig macht. Er besitzt eben eine besondere Gabe.“

      „Aha, es steckt ein Rätsel dahinter,“ rief ich beluftigt; „das ist ja höchst interessant. Ich bin dir sehr verbunden für die neue Bekanntschaft. Das beste Studium für den Menschen bleibt ja doch immer der Mensch.“

      „Studiere ihn nur,“ entgegnete Stamford. „Du wirst dabei manche Nuss zu knacken finden. Ich wette darauf, er kennt dich bald besser als du ihn.“

      An der nächsten Strassenecke verabschiedeten wir uns und ich schlenderte allein nach Hause.

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      Zweites