Название | Das Dekameron |
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Автор произведения | Джованни Боккаччо |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788726544862 |
Als jedoch ein Gang nach dem andern aufgetragen wurde, fing der König an, sich einigermaßen zu wundern, denn er bemerkte, daß alle Gerichte, ihrer Mannigfaltigkeit unerachtet, aus nichts als Hühnerfleisch bereitet waren. Obgleich er nun wohl wußte, die Gegend, in der er sich befand, müsse reich an allerlei Wild sein, und obgleich seine vorhergegangene Anmeldung der Dame volle Zeit gewährt haben mußte, um jagen zu lassen, unterdrückte er doch seine lebhafte Verwunderung und wollte sie nur veranlassen, sich über die Hühner zu äußern. „Schöne Dame“, sägte er, mit heiterem Antlitz ihr zugewandt, „werden hierzulande denn nur Hennen gebrütet, ohne einen Hahn?“ Die Dame, die den Sinn der Frage wohl verstand und der Meinung war, daß Gott ihr nun nach ihrem Wunsche Anlaß geboten habe, ihre Gesinnung kundzutun, antwortete, den fragenden König unbefangen anblickend: „Nein, Sire, doch sind die Frauen, wenngleich sie sich in Sitten und Kleidung ein wenig unterscheiden, hier aus dem gleichen Stoffe geschaffen wie anderswo.“
Als der König diese Worte vernahm, begriff er wohl die Absicht der Hennenmahlzeit und der Rede verborgenen Sinn. Er sah ein, daß Worte nichts fruchteten, und da Gewalt hier nicht am Platze war, löschte er denn dies übel angefachte Feuer um seiner Ehre willen mit ebensoviel Weisheit wieder aus, als er es mit Übereilung angezündet hatte. Aus Furcht vor ihren Antworten enthielt er sich aller weiteren Anspielungen und endigte die Mahlzeit, ohne weitere Hoffnung zu nähren. Dann begab er sich, um durch schnelle Abreise den unreinen Grund seines Besuchs zu verhüllen, nachdem er ihr für die genossene Ehre gedankt und sie dem göttlichen Schutze empfohlen hatte, alsbald auf den Weg nach Genua.
SECHSTE GESCHICHTE
Ein wackerer Mann beschämt durch einen guten Einfall die Heuchelei der Mönche.
Nachdem von allen die Sittsamkeit der Markgräfin und die scherzhafte Weise gelobt worden waren, wie sie den König von Frankreich gezüchtigt, fing Emilia, die neben Fiammetta saß, dem Wunsche der Königin gemäß, kecklich also zu reden an:
So will ich euch denn auch den spaßhaften und treffenden Einfall nicht verschweigen, mit dem ein wackerer Mann sich einmal über einen geizigen Mönch lustig gemacht hat. Vor nicht langer Zeit nämlich war in unserer Stadt ein Minoritenmönch Inquisitor der ketzerischen Greuel, der, wie sehr er auch für heilig und dem christlichen Glauben inbrünstig ergeben zu gelten sich bestrebte, dennoch gleich der Mehrzahl seiner Genossen die Fülle der Geldbeutel mit nicht minderer Sorgfalt als den Mangel an Glauben aufspürte.
In diesem seinem Eifer traf er einmal von ungefähr auf einen Biedermann, der mehr Geld als Vorsicht hatte und dem — nicht etwa aus Gottlosigkeit, sondern in aller Einfalt, vielleicht im Rausch oder in übertriebener Lustigkeit — einmal unter Freunden die Äußerung entschlüpft war, er habe einen Wein von solcher Güte, daß Christus selber davon tränke. Kaum war dem Inquisitor dieses hinterbracht, so hing er dem ehrlichen Manne in Erwägung seiner ansehnlichen Besitzungen und seines fetten Geldbeutels auch schon cum gladiis et fustibus und mit dem größten Ungestüm einen bedenklichen Prozeß an den Hals, der nicht sowohl dem Übeltäter seinen Unglauben benehmen, als des Richters Hände mit Gold füllen sollte und füllte.
Er ließ ihn vor sich rufen und fragte ihn, ob es wahr sei, was er über ihn gehört habe. Der gute Mann bejahte und erzählte den ganzen Hergang der Sache. Der fromme Inquisitor, der vor allem den heiligen Ludwig Goldbart verehrte, entgegnete: „Also zu einem Säufer, zu einem Auskundschafter guter Weine machst du den Herrn Christus, als wäre er ein Trunkenbold oder einer von euch versoffenen Wirtshausbrüdern. Und nun möchtest du mit demütigen Redensarten die Sache gern als unbedeutend darstellen. Das geht aber nicht so, wie du dir einbildest. Wollen wir nach Pflicht und Gewissen mit dir verfahren, so bist du dem Scheiterhaufen verfallen.“
Mit solchen und vielen ähnlichen Worten und mit erzürnter Miene setzte er dem armen Manne zu, als wäre dieser Epikur, der die Unsterblichkeit der Seele leugnete, selber gewesen. Auch gelang es ihm in kurzem, den Beschuldigten so in Angst zu versetzen, daß dieser, um Barmherzigkeit von ihm zu erlangen, ihm durch Vermittlung dienstfertiger Leute die Hände ansehnlich mit dem Fett des heiligen Ludovicus Goldmund salben ließ, welches in pestilenzialischen Geistesübeln, besonders bei Bettelmönchen, die kein Geld anrühren dürfen, Wunder tut. Obgleich Galen in seiner ganzen medizinischen Wissenschaft nirgends von dieser Salbe redet, so ist sie doch von ungemeiner Wirkung. Sie bekundete diese auch hier in solchem Maße, daß sie den angedrohten Scheiterhaufen mit einem Bußkreuz vertauschen half, das der fromme Inquisitor, als gelte es eine Kreuzfahrt übers Meer, ihm zu größerer Schönheit der Flagge gelb im schwarzen Felde gab. Überdies behielt er ihn, nach richtigem Empfang des Geldes, noch einige Tage bei sich und legte ihm während dieser Zeit als Buße auf, alle Morgen die Kreuzmesse zu hören und sich um Mittag ihm vorzustellen, worauf er dann den Rest des Tages frei sein sollte, um zu tun, was ihm beliebe.
Unser Büßender tat gewissenhaft, wie ihm geheißen war, und so geschah es denn, daß er eines Morgens in der Messe ein Evangelium hörte, in welchem folgende Worte gesungen wurden: „Ihr werdet es hundertfältig nehmen und das ewige Leben ererben.“ Der Biedermann merkte sich diese Worte genau und als er, dem Befehle gemäß, am Mittag vor den Inquisitor kam, fand er diesen gerade bei Tische sitzen. Der Inquisitor fragte ihn, ob er am Morgen die Messe gehört habe. „Ja, Herr“, erwiderte jener sogleich. „Hast du dort“, fragte der Inquisitor, „nichts gehört, das dir Zweifel erregt, oder worüber du Auskunft wünschtest?“ „Wahrlich“, entgegnete der gute Mann, „ich bezweifle nichts von dem, was ich gehört habe, sondern glaube an alles als vollkommene Wahrheit. Wohl aber habe ich etwas gehört, um dessentwillen ich Euch und andere Mönche von Herzen bedauert habe und noch bedaure, wenn ich bedenke, in welch traurigen Zustand Ihr in jener Welt kommen werdet.“
Darauf sagte der Inquisitor: „Und was für eine Stelle war es denn, die solches Mitleid mit uns in dir erweckt hat?“ „Ach, Herr“, sagte jener, „die Worte des Evangeliums waren es, worin es, heißt: Ihr werdet es hundertfältig nehmen.“ „So steht es allerdings geschrieben“, erwiderte der Inquisitor, „was veranlaßt dich aber, uns deshalb zu bedauern?“ „Das will ich Euch sagen“, antwortete der Büßende. „Seit ich hier ins Kloster gekommen bin, habe ich gesehen, daß alle Tage den vielen Armen ein, manchmal zwei große Kessel Suppe hinausgegeben werden, die Ihr Euch entzieht, weil Ihr sie übrig habt. Sollt Ihr die nun alle dort im Jenseits hundertfältig wiederkriegen, so müßt Ihr ja notwendig in all der Suppe ersaufen.“
Die ganze Tischgesellschaft des Inquisitors lachte laut auf. Er aber fühlte wohl den beißenden Tadel der mönchischen Suppenheuchelei und wurde ganz betroffen. Hätte nicht schon der erste Prozeß ihm Schande genug gebracht, so hätte er dem ehrlichen Mann gern noch einen zweiten angehängt, daß er ihn und seine Gesellen in der Faulheit so zum besten gehabt. So aber befahl er ihm ärgerlich, zu tun, was er wolle, und sich nicht mehr vor ihm blicken zu lassen.
SIEBENTE GESCHICHTE
Bergamino beschämt auf feine Weise Herrn Cane della Scala wegen einer plötzlichen Anwandlung von Geiz, indem er ihm eine Geschichte von Primasseau und dem Abt von Clugny erzählt.
Die Königin und alle andern mußten über Emilias spaßhafte Geschichte lachen und den lustigen Einfall des Kreuzträgers loben. Als aber das Gelächter vorüber war und ein jeder sich beruhigt hatte, fing Filostrato, an dem die Reihe war, wie folgt zu reden an:
Lobenswert ist es, ihr schönen Damen, wenn jemand ein festes und unveränderliches Ziel zu erreichen weiß. Fast einem Wunder gleich ist aber die Geschicklichkeit des Schützen zu achten, der einen unerwarteten und plötzlich erscheinenden Gegenstand sogleich zu treffen vermag. Das lasterhafte und schmutzige Leben der Geistlichen ist in vielen Dingen ein so bestimmtes Anzeichen ihrer inneren Schlechtigkeit, daß es zu Spott und Tadel einem jeden, der ihn nur immer suchen mag, leicht genug Anlaß gibt. Obgleich also jener Biedermann recht daran tat, daß er dem Inquisitor die heuchlerische Wohltätigkeit der Mönche vorhielt, die als Almosen verteilen, was sie den Säuen geben oder auf die Straße werfen sollten, so scheint mir doch ein anderer, von dem ich euch, durch die vorige Geschichte veranlaßt, erzählen will, noch viel größeres Lob zu verdienen. Dieser nämlich beschämte