Название | Die Rückkehr von Sherlock Holmes |
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Автор произведения | Sir Arthur Conan Doyle |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788726755077 |
„Sind Sie’s, Herr Lestrade?“ sagte Holmes.
„Jawohl, Herr Holmes. Ich habe diese Arbeit selbst übernommen. Es ist gut, dass Sie wieder in London sind.“
„Ich glaube wohl, dass Ihnen ein bisschen Mithilfe nicht unwillkommen sein wird. Drei unaufgeklärte Morde in einem Jahre ist des Guten etwas zuviel, Lestrade. Aber in der Moleseyschen Sache sind Sie geschickter zu Werke gegangen als sonst — ich meine, die haben Sie wirklich gut gemacht.“
Wir waren alle auf den Beinen. Unser Gefangener befand sich wutschnaubend zwischen zwei handfesten Polizisten. Auf der Strasse hatten sich natürlich einige Gaffer versammelt. Holmes schloss das Fenster und liess die Rolladen herunter. Lestrade zündete zwei Kerzen an, und die Schutzleute machten ihre verhängten Laternen frei. Endlich konnte ich mir unseren Mann genauer bei Licht betrachten.
Ich sah ein sehr männliches, aber auch sehr bösartiges Gesicht. Die Stirne war diejenige des Philosophen, die Kiefer verrieten den Genussmenschen; dieser Mann war mit grossen Anlagen ausgestattet, zum Guten wie zum Bösen. Die trotzigen blauen Augen mit den händischen Brauen und Wimpern, die starke gebogene Nase und die drohende tiefgefurchte Stirn zeigten den geborenen Verbrecher an. Er nahm von niemandem Notiz, sondern starrte unausgesetzt auf Holmes. Hass und Bewunderung lagen in seinem Ausdruck. „Sie Teufelskerl! Sie ganz geriebener Teufel!“ knirschte er immer wieder zwischen den Zähnen.
„Ja, ja, Herr Oberst,“ sagte Holmes, während er seinen Kragen in Ordnung brachte, „der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Ich glaube, seitdem Sie mir am Reichenbachfall jene Aufmerksamkeit erwiesen, habe ich nicht wieder das Vergnügen gehabt, Sie zu sehen.“
Der Oberst stierte meinen Freund noch immer mit hasserfüllten Blicken an. „Sie verfluchter, ganz verfluchter Teufel!“ war alles, was er herausbringen konnte.
„Ich habe Sie noch nicht miteinander bekannt gemacht,“ sagte Holmes. „Dies, meine Herren, ist der Oberst Sebastian Moran, ehemaliger Offizier Ihrer Majestät im britischen Heer in Indien und der beste Schütze, den es je dort gegeben hat. Ich glaube, die Behauptung ist nicht übertrieben, Herr Oberst, dass Sie als Tigerjäger unerreicht waren.“
Der wütende Graubart erwiderte kein Wort, sondern blickte meinen Gefährten noch immer unverwandt an. Mit den leuchtenden Augen und dem sich sträubenden Schnurrbart sah er selbst wie ein Tiger aus.
„Es wundert mich eigentlich,“ fuhr Holmes fort, „dass ein so alter Schikari auf meinen einfachen Trick hineingefallen ist. Er musste Ihnen doch bekannt sein. Sie haben doch schon selbst, mit einem Zicklein als Köder und das Gewehr in der Hand, unter einem Baume gelegen und auf den Tiger gelauert? Nun, dieses leere Haus ist mein Baum, und Sie sind mein Tiger. Sie haben wohl auch Reservegewehre mitgenommen für den Fall, dass mehrere Tiger kommen, oder, was kaum anzunehmen war, dass Sie fehlschiessen sollten? Diese hier,“ er zeigte auf die Umstehenden, „sind meine Reservegewehre. Passt der Vergleich nicht sehr schön?“
Oberst Moran tat einen Satz nach vorne, auf Holmes zu, und knurrte wie ein wildes Tier, aber die Polizisten rissen ihn wieder zurück. Sein wütendes Gesicht war schrecklich anzusehen, es war ganz verzerrt.
„Ich gebe allerdings zu, dass Sie mir eine kleine Ueberraschung bereitet haben,“ sagte Holmes weiter. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sie selbst auch dieses Haus und dieses Fenster zu Ihrer Operation ausersehen hätten. Ich hatte geglaubt, Sie würden von der Strasse aus vorgehen. Deshalb liess ich meinen Freund Lestrade mit seinen Leuten dort Wache halten. Aber von dieser Kleinigkeit abgesehen, ist alles meinen Erwartungen entsprechend eingetroffen.“
Jetzt wandte sich der Oberst an den offiziellen Detektiv.
„Sie mögen mich nun zu recht oder unrecht verhaftet haben,“ sagte er, „jedenfalls habe ich keine Lust, mir die Sticheleien dieses Menschen länger gefallen zu lassen. Ich befinde mich in der Gewalt der Justiz und kann verlangen, dass die Dinge ihren gesetzlichen Verlauf nehmen.“
„Dagegen lässt sich nichts einwenden,“ antwortete Lestrade. „Haben Sie noch etwas zu sagen, Here Holmes, ehe wir aufbrechen?“
Holmes hatte die mächtige Windbüchse vom Boden aufgehoben und prüfte ihren Mechanismus.
„Eine wunderbare und eigenartige Waffe,“ sagte er, „schiesst geräuschlos und hat eine furchtbare Durchschlagskraft. Ich habe Herder, den blinden deutschen Mechaniker, der sie auf Bestellung des seligen Professors Mariarty konstruiert hat, persönlich gekannt. Ihre Existenz war mir schon jahrelang kein Geheimnis mehr, aber ich hatte noch nie die Gelegenheit, sie in die Hand zu bekommen. Ich empfehle sie Ihrer besonderen Beachtung, Herr Lestrade, und die zugehörigen Kugeln ebenfalls.“
„Sie können sich darauf verlassen, Herr Holmes, dass wir beiden unsere Aufmerksamkeit schenken werden,“ erwiderte Lestrade, als wir alle zusammen nach der Türe zugingen. „Noch etwas?“
„Ich möchte Sie noch fragen, was Sie als Grund zur Festnahme angeben wollen?“
„Was? Nun selbstverständlich den Mordanschlag auf Sherlock Holmes.“
„Ach nein, Lestrade. Ich möchte mit meiner Person ganz aus dem Spiel bleiben. Ihnen, und Ihnen ganz allein, soll das Verdienst der denkwürdigen Verhaftung zugeschrieben werden, die Sie eben ausgeführt haben. Jawohl, Herr Lestrade, ich gratuliere Ihnen! Mit Ihrer gewohnten glücklichen Mischung von Schlauheit und Kühnheit haben Sie ihn gefangen.“
„Ihn gefangen! Wen gefangen, Herr Holmes?“
„Den Mann, den die ganze Polizei vergeblich gesucht hat — den Oberst Sebastian Moran, der den Baron Ronald Adair im zweiten Stock des Hauses Parkstrasse 427 am 30. des vergangenen Monats durch das offene Fenster mit einer Büchsenkugel erschossen hat. Um dieses Verbrechen handelt es sich, Herr Lestrade. Und nun, mein lieber Watson, können wir uns in meinem Arbeitszimmer bei einer Zigarre noch ein Plauderstündchen gönnen.
Unsere alten Räumlichkeiten waren dank der Aussicht Mycrofts und der Fürsorglichkeit der Frau Hudson vollkommen unverändert geblieben. Beim Eintreten fiel mir zwar die ungewohnte Ordnung auf, aber es stand noch alles an seinem alten Platz. Die chemische Ecke mit dem Tisch aus Tannenholz und den Säureflecken war noch vorhanden. Das Regal mit den Büchern, worin sich viele Aufzeichnungen befanden, die wohl viele unserer Mitbürger gerne in Flammen hätten aufgehen sehen, stand noch auf dem alten Fleck. Die Pläne und Karter, den Geigenkasten und den Pfeifenhalter — ja selbst den persischen Pantoffel mit dem Tabak — alles sah ich wieder, als ich mich umschaute. Neu in Zimmer war nur die merkwürdige Figur, die eine so bedeutende Rolle bei unserem nächtlichen Abenteuer gespielt