150. Die fälsche Braut. Barbara Cartland

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Название 150. Die fälsche Braut
Автор произведения Barbara Cartland
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9781788674393



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beiden Mädchen versanken in trübsinniges Schweigen, bis Elisabeth nach einer Weile sagte: »Aber sag mir, woher du von der Sache wußtest!«

      Isabel berichtete, was sie auf dem Dachboden des Sommerhauses mitangehört hatte. Als sie geendet hatte, brach Elisabeth in haltloses Weinen aus.

      »Du kannst ihn nicht heiraten, du darfst es einfach nicht«, sagte Isabel, bemüht, die eigenen Tränen zurückzuhalten. »Du siehst doch, wie verdorben dieser Mann ist.«

      »Das ist für mich nicht das Entscheidende«, erwiderte Elisabeth. »Es ist mir gleichgültig, wen Sir Rupert liebt oder welche Frauen er hat. Es ist Adrian, dem ich versprochen bin. Es ist Adrian, den ich liebe.«

      Isabel seufzte.

      »Aber was hast du davon, wenn du ihn nicht heiraten kannst?«

      »Ich muß ihn einfach heiraten, ich muß«, rief Elisabeth. »Und wenn es nur den einen Ausweg gibt, werde ich eben mit ihm durchbrennen!«

      Die Kusinen schauten einander erschrocken und entsetzt an. Zu phantastisch erschien ihnen das, was Elisabeth da ausgesprochen hatte.

      Dann lachte Isabel.

      »Bravo Elisabeth, das Kätzchen zeigt die Krallen. Das hätte ich dir eigentlich nicht zugetraut. Aber du hast recht. Du muß mit deinem Adrian durchbrennen.«

      »Und ich werde unvorstellbar glücklich mit ihm sein. So glücklich, wie ich es mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt habe.«

      Bei diesen Worten kehrte das Blut in Elisabeths Wangen zurück, und ihre Augen begannen zu leuchten. Doch Sekunden später beschattete wieder ein kummervoller Ausdruck ihr Gesicht.

      »Mein Gott«, stieß sie hervor. »Ich hab' ja ganz vergessen, daß ich noch nicht volljährig bin. Wenn Papa seine Einwilligung nicht gibt, kann er mich jederzeit zurückholen. Du erinnerst dich, was mit Helen Tanner geschehen ist.«

      Die beiden Mädchen schwiegen betreten.

      Sie dachten an die Tochter eines benachbarten Gutsbesitzers, die mit dem Reitknecht davongelaufen war. Ihr Vater hatte sie zurückgeholt, sie in ihr Zimmer eingesperrt und so lange mißhandelt und gequält, bis das Mädchen es nicht mehr ertragen hatte und in einem Anfall von Verzweiflung aus dem Fenster gesprungen war.

      Der Vorfall hatte viel Staub aufgewirbelt, aber es gab niemanden, der das Verhalten der Eltern kritisiert hätte. Man war allgemein der Auffassung, daß sie richtig gehandelt hatten. Besser, das Mädchen war tot, als daß es zu einer solch skandalösen Mesalliance gekommen wäre!

      Nach einer Weile gelang es Isabel, die grausige Erinnerung zurückzudrängen.

      »Wir müssen einfach eine Lösung finden«, sagte sie bestimmt.. »Kopf hoch, Elisabeth, du darfst jetzt nicht aufgeben! Laß mich einmal in Ruhe über die Sache nachdenken, hörst du?«

      »Vielleicht weiß Adrian einen Ausweg«, sagte Elisabeth, aber es war nur wenig Hoffnung in ihrer Stimme.

      Blaß und mit verquollenen Augen standen die Mädchen am nächsten Morgen auf. Sie hatten kaum Schlaf gefunden in dieser Nacht. Aber sie waren, zu einem Entschluß gekommen.

      Isabel hatte der Freundin geraten, die Situation, so wie sie war, ohne jeden Widerspruch zu akzeptieren, und Elisabeth hatte sich dazu bereit erklärt.

      »Es hat keinen Sinn, mit deinem Vater zu streiten«, sagte Isabel. »Du bringst ihn höchstens noch mehr in Rage, und er wird dich quälen bis aufs Blut. Wenn Sir Rupert kommt, sprich so wenig wie möglich mit ihm.«

      »Ich kann es nicht ertragen, mit ihm allein zu sein«, stieß Elisabeth heftig hervor.

      »Warum denn nicht? Er wird bestimmt nicht versuchen, sich dir zu nähern. Wir wissen doch, daß seine Gefühle bereits vergeben sind. Gib dich möglichst scheu und einfältig, denn das genau erwartet er von dir. Für welche Zeit hast du dich mit Adrian verabredet?«

      »Nach drei«, sagte Elisabeth. »Es ist die Zeit, zu der ich gewöhnlich einen Spaziergang mache. Heute muß ich Bessie nicht mitnehmen, weil du hier bist.«

      »Wir werden warten müssen, bis Sir Rupert seinen Besuch gemacht hat«, gab Isabel zu bedenken. »Aber ich nehme an, daß er nicht am späten Nachmittag kommen wird.«

      Ihre Annahme war richtig. Sir Rupert erschien gegen halb drei. Er. verbrachte zehn Minuten allein mit Elisabeth, dann ritt er auf seinem feurigen Rapphengst, der genauso wild und unberechenbar wirkte wie er selbst, wieder fort.

      Isabel stand hinter dem Vorhang eines der Schlafzimmerfenster und beobachtete ihn. In seinem Äußeren und in der Art, wie er mit seinem Reittier umging, lag etwas ungemein Überhebliches. Ein durch und durch selbstbewußter Mann, der nicht die kleinste Unsicherheit zeigte und den Hengst völlig im Griff hatte.

      Für Isabel gab es keinen Zweifel. Wenn Elisabeth diesen Mann heiratete, würde sie sich ihm gegenüber genauso verhalten, wie Lady Clementine es vorausgesagt hatte. Einer solchen Persönlichkeit gegenüber würde sie nicht die geringste Chance haben. Sie würde ihm ebenso wenig gewachsen sein wie ihrem Vater.

      Als sie sich zwanzig Minuten später mit ihrer Kusine dem Wäldchen näherte, in dem Adrian Butler sie erwartete, beschlich sie ein Gefühl der Besorgnis. Sie hatte Elisabeth das Versprechen gegeben, ihr zu helfen, den Mann zu heiraten, den sie liebte. Doch Isabel hatte diesen Mann noch nie gesehen. Was war, wenn sie bei näherem Kennenlernen zu der Überzeugung kam, daß er nicht besser und nicht anders war als Sir Rupert? Daß auch er Elisabeth unglücklich machen würde? Daß er sie schon kurze Zeit nach der Hochzeit mit einer anderen betrügen würde?

      Was, so fragte sich Isabel, sollte sie dann tun?

      Mußte sie Elisabeth in diesem Falle raten, Sir Rupert zu heiraten, der trotz seiner Laster und Fehler wenigstens den Vorzug besaß, wohlhabend und angesehen zu sein? Oder sollte sie zulassen, daß sie den Mann ihrer Wahl heiratete, gleichgültig, welch ein Mensch er charakterlich war? Sollte sie zusehen, wie die Ärmste ohne materielle Sicherheit und ohne die Einwilligung ihrer Familie ins Unglück rannte?

      Isabel war sehr still. Elisabeth jedoch war plötzlich wie verwandelt. Je näher sie dem Wäldchen kamen, um so deutlicher zeigte sich das aus dem verschüchterten, unglücklichen jungen Mädchen mit einem Mal eine strahlende, leidenschaftlich erregte Frau geworden war. Sie eilte Isabel voraus auf dem engen moosbewachsenen Pfad unter den hohen Buchenbäumen, bis sie zu einer kleinen, sonnenbeschienenen Lichtung gelangten, durch die sich ein goldschimmerndes Flüßchen schlängelte.

      Dort fanden sie Adrian Butler.

      Aufatmend stellte Isabel fest, daß er genauso war, wie Elisabeth ihn geschildert hatte, und keine der Eigenschaften besaß, vor denen sie, Isabel, sich gefürchtet hatte. Der junge Mann sah ungewöhnlich gut aus, und er besaß einen Charme und eine Natürlichkeit, die ihm etwas Vertrauenerweckendes und Sympathisches verliehen und jeden Menschen auf der Stelle für ihn einnehmen mußten. Es war absolut unmöglich, weder an seiner Lauterkeit noch an seiner Ehrenhaftigkeit zu zweifeln. Außerdem verriet sein Benehmen, die Art wie er sprach, eine hervorragende Erziehung und eine gute Kinderstube.

      Bei seinem Anblick stieß Elisabeth einen kleinen Freudenschrei aus und warf sich in seine Arme. Einen Moment lang hielt er sie fest, und Isabel erkannte deutlich die Liebe in seinen Augen und den Ausdruck der Zärtlichkeit auf seinem Gesicht.

      Dann wandte er sich Isabel zu und zögernd, so als habe sie die Anwesenheit der Kusine vergessen, löste Elisabeth sich aus Adrians Armen.

      »Dies ist meine Kusine Isabel«, sagte sie dann. »Ich hab' dir schon von ihr erzählt, aber ich glaubte nicht, daß du sie so bald kennenlernen würdest. Sie ist gestern ganz unerwartet nach Hause zurückgekommen.«

      Isabel reichte Adrian Butler die Hand, die er mit festem, warmen Griff umschloß.

      »Ich bin so froh, daß Sie hier sind«, sagte er ruhig. »Wir beide, Elisabeth und ich, brauchen Ihre Hilfe.«

      Es war, als erinnerten seine Worte Elisabeth erneut an die verzweifelte Situation, in der sie