Название | Praxis Dr. Norden Box 4 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Praxis Dr. Norden Box |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740970253 |
»Das befürchte ich auch«, bestätigte Felicitas diesen Verdacht. »Können Sie die Tüte vorbeibringen, damit unser Labor den Inhalt analysieren kann?« Auf dem Flur näherten sich Schritte. Fee hob den Kopf und lächelte ihren Mann an, der sie wie verabredet abholte. »Anhand der Inhaltsstoffe können wir feststellen, ob wir mit unserer Vermutung richtig liegen.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte Daniel einen Kuss auf die Wange.
»Selbstverständlich. Ich mache mich sofort auf den Weg.«
Fee bat den besorgten Vater noch, die Tüte direkt im Labor abzuliefern. Dann beendete sie das Telefonat. Sie hängte sich bei Daniel ein und schlenderte mit ihm den Gang entlang Richtung Ausgang. Unterwegs erzählte sie von dem Fall.
»Ist das nicht der Sohn von Janines Verehrer?«, hakte er nach.
»Da weißt du mehr als ich.« Fee lachte. »Womit wieder einmal bewiesen wäre, dass Männer doch die größeren Klatschbasen sind.«
*
Als Danny Norden in der Tanzschule ankam, herrschte bereits reger Betrieb. Ein Raunen und Murmeln erfüllte die Luft, die nach Karibik roch. Eine künstliche Palme wiegte sich im Salsa-Rhythmus. Danny sah sich im Vorraum um. An einem der Stehtische entdeckte er seine Eltern, in ein angeregtes Gespräch mit Wendy vertieft.
»Ah, da sind ja unsere Turteltauben.« Ein anzügliches Lachen garnierte seine Worte. Er beugte sich zu seiner Mutter hinab. »Wusstest du, dass dein Mann Geheimnisse vor dir hat?«
»Sag bloß, er trifft sich mit anderen Frauen?« Um Fees Mundwinkel zuckte es verdächtig.
»Nicht nur das. Er tanzt auch mit ihnen.«
»Was du nicht sagst!« Felicitas spielte das Spiel nur zu gern mit. Sie stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihren Mann und seine ehemalige Assistentin an. »Was habt ihr zu eurer Verteidigung vorzubringen?«
Daniel legte den Arm um Wendys Schultern.
»Das werdet ihr schon noch sehen. Am Ende wechseln wir noch ins Profilager.«
Danny schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
»Das können Sie mir nicht antun, Wendy. Dann bin ich ganz allein in der Praxis.«
Daniel Norden verstand nicht.
»Du hast doch immer noch Janine.«
Danny und Wendy tauschten vielsagende Blicke.
»Janine denkt darüber nach, den Arbeitgeber zu wechseln.« Es war Wendy, die die Karten auf den Tisch legte. »Kaum winkt ein Mann mit einer Heilpraktikerausbildung, schon wird sie uns untreu.«
Doch wenn sie gedacht hatte, dass diese Nachricht wie eine Bombe einschlug, so hatte sie sich geirrt.
»Ehrlich gesagt rechne ich schon länger mit so einem Schritt.«
Mit einem Schlag gehörte dem ehemaligen Chef der Praxis Dr. Norden die ungeteilte Aufmerksamkeit. Alle starrten Daniel Norden an.
Felicitas fand als Erste ihre Sprache wieder.
»Wie kommst du auf so eine Idee?«
»Das liegt doch auf der Hand«, erwiderte er ohne Zögern. »Janine war schon immer ein ehrgeiziger Mensch. Denkt doch nur an die Fortbildung in ambulantem Operieren. Wie sie die durchgezogen hat neben ihrer Arbeit in der Praxis …« Daniel zog einen imaginären Hut. »Alle Achtung.«
Fee wiegte den Kopf. Von dieser Warte aus betrachtet konnte sie Janine gut verstehen. Schon deshalb, weil sie sie sich selbst in fortgeschrittenem Alter noch in das Abenteuer Weiterbildung gestürzt hatte.
»Mit Anfang 40 ist sie noch jung genug, um so eine Herausforderung anzunehmen. Aber mit jedem Jahr wird es schwieriger mit dem Lernen.« Sie lächelte in die Runde. »Ich spreche aus Erfahrung.«
»Das ist ja alles schön und gut. Trotzdem gefällt es mir nicht, Danny auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein«, murrte Wendy und schielte hinüber zum Tanzlehrer.
»Zuerst einmal sind Sie mir ausgeliefert.« Daniel Norden bot seiner Tanzpartnerin den Arm. »Höchste Zeit, unser Talent unter Beweis zu stellen.« Seite an Seite marschierten sie auf Carlos zu, der in der Mitte der Tanzfläche auf sein Schützlinge wartete.
»Wenn es das war, was ich heute Mittag zu Gesicht bekommen habe, dann gibt es gleich etwas zu lachen«, versprach Danny seiner Mutter, ehe auch er zur Tat schritt.
*
Mit geschlossenen Augen lag Malte im Bett. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Er sah aus, als ob er schlief. Das dachte auch sein Vater, als er auf Zehenspitzen das Zimmer betrat. Die blaue Stunde machte ihrem Namen alle Ehre und tauchte das Zimmer in alle Nuancen dieser Farbe. Ein Windhauch blähte den Store. Arndt schlich zum Fenster und wollte es schließen.
»Gib dir keine Mühe. Ich weiß, dass du da bist.«
Arndt legte den Griff um und sperrte die kühle Luft aus. Die Nachttischlampe flammte auf. Malte sah seinem Vater zu, wie er sich einen Stuhl ans Bett zog und sich setzte.
»Wie fühlst du dich?«
»War schon mal besser.« Malte rang sich ein Lächeln ab. »Haben die Ärzte dir gesagt, was mir fehlt?«
»Es deutet alles darauf hin, dass du an einer Glutenunverträglichkeit leidest.«
»Gluten? Kann man das essen?« Es sollte ein Scherz sein. Doch Arndt lachte nicht.
»Gluten wird auch Klebereiweiß genannt und ist ein Stoffgemisch aus Proteinen, Kohlenhydraten und Lipiden, das in verschiedenen Getreidesorten vorkommt«, erklärte er in seiner Eigenschaft als Arzt. »Normalerweise kann der Körper mit diesem Stoff umgehen. Aber manchmal löst Gluten eine Immunreaktion im Dünndarm aus. Dann spricht man von Zöliakie.«
»Gluten. Zöliakie. Heute sparst du aber nicht mit Fachausdrücken«, witzelte Malte. »Also los, raus mit der Sprache, Herr Doktor! Was ist das denn schon wieder?«
»Von Zöliakie oder Sprue spricht man, wenn das Getreide-Eiweiß im Dünndarm mit körpereigenen Enzymen verklumpt und vom Immunsystem angegriffen wird. Dann kommt es zur Entzündung und Zerstörung der Darmzotten, die als Nährstoffschleuse dienen. Die Folge sind Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfall, Erbrechen, Blutarmut, um nur einige zu nennen.«
Malte kämpfte sich in eine bequemere Liegeposition. Nicht ganz einfach mit einem geprellten Knie.
»Da habe ich ja noch einmal Glück im Unglück gehabt. Wozu so ein Unfall gut sein kann.«
»Das kannst du laut sagen«, bestätigte sein Vater. »Hättest du dir weiter fröhlich die Backwaren aus dem ›Schöne Aussichten‹ hinter die Kiemen geschoben, hättest du schwerwiegende Krankheiten riskiert.«
Malte riss die Augen auf.
»Augenblick! Was soll das heißen? Darf ich jetzt etwa keine Amerikaner mehr essen? Keine Vanilleschnecken und Apfeltaschen? Keine Schokocookies, Nussecken und Croissants mehr? Nie wieder Bienenstich?«
Beschwichtigend hob Arndt die Hände.
»Dass du jetzt unter Zöliakie leidest, heißt noch lange nicht, dass du diese Krankheit für den Rest deines Lebens haben wirst«, erklärte er. »Es ist durchaus denkbar, dass sie genauso plötzlich verschwindet, wie sie gekommen ist. Das weiß keiner so genau. Und bis es so weit ist, greifst du auf Alternativen zurück. Nachdem immer mehr Menschen unter Zöliakie leiden, stellt sich die Lebensmittelindustrie immer mehr darauf ein. Die Bäcker hoffentlich auch.«
»Eine Bäckerin genügt mir«, entfuhr es Malte.
Diesmal konnte Arndt nicht anders. Er legte den Kopf in den Nacken und lachte, bis ihm die Tränen über die Wangen liefen.
*
»Hola, chicas y chicos«, rief Carlos in die Runde seiner Schüler und klatschte in die Hände. »Ich freue mich, euch zum zweiten und letzten Abend unseres Salsa-Kurses begrüßen