Название | Kobe Bryant |
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Автор произведения | Roland Lazenby |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783903183810 |
Doch der riesige Erfolg, der über ihn hereinbrach, der Wunsch nach noch mehr und die unglaublichen Summen an Geld in Bryants Leben als Profibasketballer hatten irgendwie einen Keil in die Familie getrieben, einen Keil, der jeden, der sie näher kannte, überraschte.
In jener Nacht im Spectrum, Philadelphias Basketballarena, ist Chubby Cox, sein Onkel mütterlicherseits, sein einziges engeres Familienmitglied in der Arena. Als Cox und seine Frau abseits der Party und der Medien den jungen Lakers-Star treffen, bricht schließlich alles aus Bryant hervor. „Joe Bryant erzählte mir von dieser Nacht“, erinnert sich Gary Charles. „Als Kobes Onkel und Tante sich mit ihm trafen, umarmte er die beide und brach in Tränen aus. Er weinte und weinte.“
Dieses leise Schluchzen und der Schmerz auf seinem Gesicht an diesem Abend zeigten, wie tief der Verlust seiner Familie und seine Entfremdung von ihnen bei ihm saß. Trotzdem hatte es der entschlossene und willensstarke Jungstar für unumgänglich gehalten, seinen Pfad ohne seine Liebsten weiterzugehen. „Es ist hart, ein Star zu sein“, sagt Mo Howard, ein alter Freund der Bryants. „Es ist traurig, richtig traurig“, meint Anthony Gilbert, ein weiterer Freund aus Philadelphia, der Bryants Leben und Karriere genau verfolgte. „Es ist wie F. Scott Fitzgerald einst sagte: Hinter jedem strahlenden Helden verbirgt sich eine Tragödie.“
Teil 1
JELLYBEAN
„Ich hatte immer das Gefühl, dass ihn niemand ernst nahm, dass alle immer dachten, Joe Bryant wäre einfach der Spaßvogel.“
— Paul Westhead
Kapitel 1
DIE FESTNAHME
Philadelphia
5. Mai 1976
Der weiße Sportwagen fuhr langsam, beinahe lautlos, auf die Beamten im Polizeiwagen zu. Diese schienen es auch nicht besonders eilig zu haben und lauschten den Meldungen im Polizeisprechfunk, während sie langsam dahinrollten. Als der Sportwagen an ihnen vorüberfuhr, sahen sie einen großen farbigen Mann über das Lenkrad gebeugt.
Es war Anfang Mai 1976 im Fairmount Park und der Mann im Wagen war Joe Bryant, ein 21jähriger Rookie bei den Philadelphia 76ers. Bekannt als der lebenslustige Jellybean war er eine Art Held in der lokalen Basketballszene. Angeblich ging Joes Spitzname auf seine leichtfüßige Art Basketball zu spielen zurück.
„Ich glaube, die Jungs in Südphiladelphia nannten ihn Jelly“, erinnert sich Howard. „Sie nannten ihn so aufgrund seiner geschmeidigen, beweglichen Art zu spielen. Er bewegte sich ein wenig wie ein Wackelpudding.“
Andererseits naschte Bryant auch gerne diese süßen Geleebohnen. „Das war Sein’s, Jelly Beans“, lacht Howard. „Damals gab es diese Geleebohnen nur zu Ostern. Doch Joe hatte immer welche dabei.“ Später würden dann einige Leute behaupten, dass er diesen Spitznamen bekam, als ihn einige Fans an der Seitenlinie während eines Spiels mit Jelly Beans versorgten.
Aber egal woher der Name kam, er passte zu Bryants Stil. Jellybean war ein umgänglicher Mensch mit einem breiten Zahnlückengrinsen. Ein Gesicht, das man sofort mochte, wenn man es sah.
„Das war schon immer so“, erinnerte sich Mo Howard. „Er hatte immer ein Lächeln im Gesicht, war immer gut drauf und zu einem Späßchen aufgelegt.“ Und sein Herz war ebenso groß wie sein Lächeln. Jahre später erinnerte sich ein ehemaliger Schulkollege an Joe Bryant als jemanden, der einem kleinen jüdischen Jungen zu Hilfe kam, als dieser von ein paar Rabauken bedrängt wurde. Im Nachhinein betrachtet erklärt diese Unbekümmertheit vielleicht auch warum Jellybean Bryant in dieser lauen Nacht Anfang Mai 1976 das Schicksal herausforderte.
Zu Bryants Verteidigung könnte man sagen, dass er einen emotional schwierigen Tag gehabt hatte, der mit dem Begräbnis der Mutter seines engen Freundes Gilbert Saunders begonnen hatte. Für Joe Bryant war sie wie eine zweite Mutter gewesen. Als Kind verbrachte er viel Zeit im Haus der Saunders Familie. Er liebte es bei ihr am Tisch zu sitzen und ihre üppigen Mahlzeiten zu essen. Joes Familie hatte nur sehr wenig Geld und es war meist Frau Saunders, die ihm immer wieder einmal ein paar Schuhe oder eine Jacke zusteckte, wenn er neue Sachen benötigte. Nach besagtem Begräbnis fuhr Bryant an diesem Tag zur Wohnung der Familie Saunders und zog den Gehaltsscheck hervor, den er von den 76ers erhalten hatte, um zu zeigen, wie weit er es gebracht hatte. „Verdammt noch mal“, staunte Mr. Saunders und traute seinen Augen nicht. Bryant hatte einen Rookievertrag über fast eine Million Dollar mit dem Team abgeschlossen – eine beinahe unvorstellbare Summe zu dieser Zeit. Gilbert Saunders – der zu dieser Zeit Basketball für Cheyney State spielte – hatte den Eindruck, dass Bryant den Scheck herzeigte, um der Familie eine Freude zu bereiten. „Er war Teil meiner Familie, er war immer willkommen bei uns. Es war seine Art, meinem Vater zu zeigen: Das ist es, was ich jetzt mache.“
Die Ereignisse und die damit einhergehenden Emotionen dieses Tages helfen vielleicht zu erklären, warum es Jellybean in den mitternächtlichen Fairmount Park verschlagen hatte und er das Schicksal herausforderte. Schließlich war eines der Rücklichter an seinem Wagen ausgefallen und er besaß keinen Führerschein, nur einen längst abgelaufenen Lernführerschein. Er hatte erst im vergangenen Herbst damit begonnen, Fahrunterricht zu nehmen, nachdem er seinen Rookievertrag bei den 76ers unterschrieben und sich zwei nagelneue Datsun 280 Z – einen für seine Frau Pam und einen für sich selbst – gekauft hatte. Bryant war in Südwest Philadelphia aufgewachsen, in einer Gegend, von der er gerne sagte, sie wäre das „Ghetto“, eine eigene kleine Welt, in der sich lokale Gangs an jeder Straßenecke bekriegten. Und da war er nun, der stolze Besitzer eines Datsun Z, einer Straßenrakete, jemand der noch nie zuvor ein Auto besessen hatte. Ausgestattet mit etwa 170 PS bei nur 1.300 kg konnten diese Zweisitzer mit Einspritzmotor jeden der hinter dem Steuer saß gleichzeitig in einen Geschwindigkeitsrausch und in Angst versetzen, speziell jemanden wie Jellybean, der kaum Fahrpraxis besaß.
Dazu kommt, dass Bryant sich in dieser Nacht wohl nicht nur von der Geschwindigkeit berauschen ließ – das lassen zumindest die beiden Ampullen mit Kokain und der stilvolle Dosierlöffel, die bei ihm im Wagen gefunden wurden, vermuten. Was das Ganze noch komplizierter machte, war, dass er zusammen mit Linda Salter, seiner Ex-Freundin und Schwester eines Teamkollegen seiner alten Schule, der John Bartram High, unterwegs war, während seine junge Frau und seine ein Monat alte Tochter in ihrem brandneuen Haus in einem von Philadelphias reicheren Vororten auf ihn warteten. Gleich zu Beginn der Ehe hatte seine Frau Pam das Kommando übernommen. Sie war von beeindruckender Schönheit, hatte aber auch eine recht unbarmherzige Seite. So bemerkten gute Freunde oft, dass, immer wenn eine Entscheidung getroffen werden musste, Bryant beinahe unterwürfig zu seiner Frau hinüberblickte. Selbst Familienmitglieder erzählten schmunzelnd, dass Jelly allein beim Gedanken daran, Pam zu verärgern, in Panik geriet. Und nun war er gerade dabei, sie so richtig zu verärgern und dabei in flagranti erwischt zu werden. Ganz egal in welcher Stimmung Bryant in dieser Nacht war, alles stürzte zusammen wie ein Kartenhaus, als er die blinkenden Polizeilichter, die ihm galten, bemerkte. Man kann verstehen, dass er in diesem Moment eine Reihe an Schwierigkeiten auf sich zukommen sah, nicht zuletzt, da er – ein Farbiger – am Steuer eines teuren Wagens saß und das spätnachts in einer von Bandenkriminalität und heftigen Rassenproblemen gebeutelten Stadt. Einige Monate zuvor war von seiner Vertragsunterzeichnung mit den 76ers als Schlagzeile in der Philadelphia Tribune zu lesen gewesen, gleich neben einem Artikel, der darüber berichtete, dass bereits mehrere Dutzend Afroamerikaner in den Monaten davor von der Polizei angeschossen oder erschossen worden waren. In den drei Jahren zuvor hatte die Polizei von Philadelphia 73 Personen erschossen und 193 weitere verwundet. Zu dieser Zeit war es für Polizeibeamte zur Routine geworden „Warnschüsse“ auf fliehende Verdächtige abzugeben. Während der vorangegangenen