Damaris (Band 2): Der Ring des Fürsten. C. M. Spoerri

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Название Damaris (Band 2): Der Ring des Fürsten
Автор произведения C. M. Spoerri
Жанр Языкознание
Серия Damaris
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783038961628



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er gerade mit mir spricht, aber meine Augen haften an den definierten Bauchmuskeln, die er mir in Augenhöhe präsentiert.

      »Damaris!«, reißt er mich aus den Gedanken.

      Ich hebe den Blick und sehe ihn blinzelnd an. »Hä? Hast du was gesagt?«

      Er verdreht die Augen, ehe er mit seinem Oberteil vor mir herumwedelt. »Ich sagte: Zieh das an und hör auf, mich wie ein verliebtes Reh anzuglotzen«, knurrt er mürrisch. »Ich wasche dein Oberteil und hänge es zum Trocknen über das Feuer.«

      Ohne abzuwarten, ob ich es auffange, wirft er mir den Stoff zu, sodass mein Kopf darunter vergraben und mir die Aussicht auf seinen Körper genommen wird. Sein Geruch nach frisch gefälltem Holz dringt mir in die Nase und ich halte unwillkürlich die Luft an, bevor ich rasch sein Oberteil überstreife.

      Adrién ist inzwischen zu einem Fluss gegangen, der etwas entfernt von uns ins Meer fließt, und ich kann seine Silhouette in der Dunkelheit kaum mehr ausmachen. Worüber ich aber auch nicht unglücklich bin, denn diese Anziehung, die ich mit einem Mal zu ihm spüre, verwirrt mich zugegebenermaßen. Und wenn ich etwas nicht gebrauchen kann, dann ist es Chaos in meinem Herzen, das gerade erst von Cilian auf derart gemeine Weise gebrochen wurde.

      Als er zurück ans Lagerfeuer kommt, hängt er mein Hemd wortlos an drei Ästen auf, die er fachmännisch zu einer Art Gestell zusammenbaut und in den Sand rammt.

      »Der Hase ist fertig«, sagt er, ohne mich anzusehen.

      Ja, auch er hat die Veränderung zwischen uns wahrgenommen …

      Da es mir wieder besser geht, helfe ich, den Hasen zu zerteilen, und setze mich neben Adrién, während wir unser Mahl stumm verschlingen. Dann starren wir in die Flammen und keiner scheint zu wissen, was er sagen soll.

      »Es ist deine Schuld, dass es jetzt so komisch zwischen uns ist«, murmle ich schließlich, ohne ihn anzuschauen. »Du wolltest unbedingt meine Brüste sehen.«

      Ich höre ihn leise schnauben, eine Regung, die mir schon fast ein Schmunzeln beschert, ist sie doch so typisch für ihn. »Ich hätte deine Brüste nicht sehen ›wollen‹, hättest du dich nicht in Gefahr gebracht und wieder mal geheilt werden müssen«, knurrt er ungehalten.

      »Als ob ich das absichtlich gemacht hätte!«

      »Ich hab das Gefühl, dass es dir regelrecht Freude bereitet, ohnmächtig und von irgendjemandem gerettet zu werden«, entgegnet er. »Vorzugsweise von einem attraktiven Mann – gut, dass ich gerade in der Nähe war.«

      »Ha! Als ob ich dich attraktiv fände«, stoße ich hervor und beiße mir selbst auf die Zunge für diese Lüge.

      »Und ob du das tust«, kommt prompt die Antwort. »Sonst könntest du mich ansehen, ohne wie ein kleines Mädchen zu erröten, nur weil ich kein Oberteil trage.«

      »Sagt der Heiler, der keine Brüste anfassen kann, ohne wuschig zu werden.«

      »Ich bin nicht …« Er unterbricht sich und seufzt. »Okay, das wäre eine Lüge.«

      »Stimmt, und du lügst ja nie, oder?« Nun wende ich ihm doch noch meinen Kopf zu und konzentriere mich extra darauf, nicht auf seinen nackten Oberkörper, sondern nur in seine Augen zu sehen, die mich nachdenklich mustern.

      »Lügen führt nie zu etwas.« Ich vermeine, einen Schatten zu erkennen, der über sein Gesicht gleitet. »Aber manchmal fällt einem das Leben damit leichter.«

      »Bist du jetzt unter die Philosophen gegangen?« Ich hebe die Augenbrauen.

      Er schnaubt erneut. »Du hast das Feingefühl eines Trampeltiers, Damaris.«

      »Ris«, korrigiere ich ihn. »Nenn mich bitte Ris.«

      Er wirft mir einen schiefen Blick zu. »Nennt dich Cilian so?« Stumm schüttle ich den Kopf, was ihn nicken lässt. »In Ordnung, dann nenne ich dich so.«

      Nachdem ich eine Weile ins Feuer gestarrt habe, atme ich tief durch. »Was war das, was mich angegriffen hat?«, stelle ich eine Frage, die mir auf der Zunge brennt. »Und wie bei den Göttern hast du es besiegt? Es war vollkommen immun gegen meine Magie und ich konnte es auch nicht anderweitig verletzen.«

      »Du nicht, ich schon«, entgegnet Adrién, der etwas entfernt die Knochen des Hasen im Sand vergräbt. »Ich habe ihm ein paar Giftgase in die hässliche Nase gesprüht und ihn dann unter einem Felsen begraben.« Unwillkürlich schaue ich mich um. »Ich habe uns etwa eine halbe Stunde weiter weg gebracht«, erklärt er, als ich nirgendwo einen Felsbrocken sehe, der groß genug wäre, diese Bestie zu zermalmen.

      »Das ist gut.« Ich schlinge die Arme um meinen Leib, da ich mit einem Mal friere.

      »Leider habe ich ebenfalls keine Ahnung, was es war«, erklärt er nachdenklich und kehrt zu mir zurück. »Vielleicht irgendein Geist oder Dämon? Wobei ich mich frage, wie der hierherkam. Normalerweise werden diese Biester mit grauer Magie beschworen.«

      Ich fröstle, als ich daran denke, dass mich ein Dämon angegriffen haben könnte. »Nun, wichtig ist, dass er weg ist«, erwidere ich. »Ist er doch, oder?« Ich sehe Adrién forschend an.

      Dieser nickt langsam, aber in seinen Augen erkenne ich etwas, das mir nicht gefällt. Doch bevor ich es richtig benennen kann, ist es verschwunden.

      »Wirst du nun in die Talmeren zurückfliegen?«, wechselt er das Thema.

      »Ja«, antworte ich freiheraus. »In Chakas hält mich nichts mehr.« Als er nichts antwortet, atme ich erneut tief durch. »Was? Du willst doch etwas sagen, das sehe ich dir an.«

      Adrién zuckt mit den Schultern und fährt sich mit der Hand durch das kurze Haar. Eine Geste, die mich an Cilian erinnert und mein Herz schwer werden lässt. »Ich finde es nicht richtig, dass du Chakas den Rücken kehrst«, murmelt er und sein Blick trifft auf meinen. »Du weißt, dass das gleichbedeutend ist mit dem Untergang des Greifenordens?«

      Jetzt ist es an mir, zu schnauben. »Ach komm, als ob du dem Greifenorden nachtrauern würdest«, stoße ich aus. »Ich werde bestimmt nicht in meinen sicheren Tod gehen dafür. Zudem sollte es dir doch zugutekommen, oder? Du wärst frei, könntest tun, was du willst. Vielleicht in Altra rumreisen, Abenteuer erleben …«

      »Du scheinst vergessen zu haben, dass Silbersturm an diese Gegend gebunden ist. Er will Chakas nicht verlassen, also muss auch ich hierbleiben.« Er wischt eine kleine Fliege, die es sich auf seinem Oberarm bequem gemacht hat, zur Seite. Dabei fällt mein Blick wieder auf seinen nackten Oberkörper und ich beiße mir unwillkürlich auf die Unterlippe. »Zudem will ich meine Schwester und meinen Bruder nicht im Stich lassen.«

      »Trotzdem bist du hier und nicht bei ihnen«, gebe ich zu bedenken. »Wieso eigentlich? Müssten wir nicht damit rechnen, dass Cilian jede Minute hier aufkreuzt? So wie er uns schon bei der Steinrochenhöhle aufgespürt hat?«

      Adrién schüttelt den Kopf. »Ich habe ihm von Auralie ausrichten lassen, dass ich nach dir suche. Er hat genug mit den Vorbereitungen des Wettkampfes zu tun, sodass er dir nicht hinterherfliegen kann.«

      Erneut fühle ich dieses Stechen in meiner Brust, das definitiv nicht von der Dämonenklaue rührt. Cilian hat sich wirklich für den Zirkel und gegen mich entschieden. Noch vor einer Woche hätte er alles stehen und liegen gelassen, um mir zu folgen, aber nun … kümmert er sich lieber um seinen blöden Wettkampf und darum, den Greifenorden zu retten. Was ihm nicht gelingen wird – und ein bisschen fühle ich die Genugtuung dabei, dass ich ihm damit, dass ich zurück in die Talmeren fliege, einen Strich durch die Rechnung machen werde.

      Ja, es ist gemein – aber er hat es nicht anders verdient, wenn er so rücksichtslos mit dem Leben und den Gefühlen anderer spielt.

      »Wie konntest du mich überhaupt finden?«, will ich wissen.

      Adrién sieht mich von der Seite an. »Das war nicht so schwer, ich musste dafür nicht einmal deine Fährte aufnehmen. Dass du klug genug bist, nicht durch die Wüste in