Damaris (Band 2): Der Ring des Fürsten. C. M. Spoerri

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Название Damaris (Band 2): Der Ring des Fürsten
Автор произведения C. M. Spoerri
Жанр Языкознание
Серия Damaris
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783038961628



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werden immer noch nicht beantwortet, als wir auf dem Balkon meiner Gemächer landen. Nur am Rande fällt mir auf, dass meine Dienerin Auralie anscheinend die Blumen, welche Cilian mir gestern Abend als Geburtstagsgeschenk ins Zimmer stellte, wieder weggeräumt hat. Viel mehr ist mein Blick auf den Ordensleiter gerichtet, der sich gerade fahrig mit der Hand durch die Locken streicht und mir nicht in die Augen sehen kann.

      »Damaris … Lass mich noch kurz etwas klären, dann komme ich zu dir und erzähl dir alles, in Ordnung?« Er sieht mich flehend an.

      Ich nicke langsam, auch wenn ich diese Geheimniskrämerei kaum aushalte. Er drückt mir einen raschen Kuss auf den Mund, ehe er sich wieder auf Mondsichel schwingt und davonfliegt.

      Das leise Knurren, das hinter mir erklingt, lässt mich zusammenschrecken, doch dann merke ich, dass es Schneeflocke ist, der auf dem Bett liegt, und entspanne mich. Nur um im nächsten Moment erneut zusammenzufahren, denn die Tür meines Zimmers wird kurzerhand aufgerissen, und als ich den Mann sehe, der dort im Türrahmen steht, wird das flaue Gefühl in meinem Magen zu einem regelrechten Krampfanfall.

      Es liegt nicht an der Art, wie er mich ansieht. Ich kenne dieses düstere Funkeln inzwischen. Auch nicht daran, dass sein einst langes schwarzes Haar nun kurz geschnitten ist, was seine kantigen Züge noch stärker betont. Nein, es ist die Tatsache, dass er überhaupt da ist. Im Zirkel. Obwohl Cilian ihm verboten hat, diesen zu betreten. Nicht nur das, der Ordensleiter hat ihn in die Stadt verbannt und von seinem Greif Silbersturm getrennt.

      »Adrién«, hauche ich.

      Sein Blick gleitet hinter mich, aber es ist unmöglich, dass er Cilian noch gesehen hat. Dann schaut er mich wieder an und stößt das Schnauben aus, das ich bereits von ihm gewohnt bin.

      »Was hast du hier zu …«

      »Suchen?«, unterbricht er mich und tritt nun endgültig in mein Zimmer, schließt die Tür hinter sich.

      Schneeflockes Knurren wird lauter, da der Greif meine Anspannung spürt, und ich gebe ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er das lassen soll.

      »Ich dachte, du lebst in der Stadt und …«

      »Habe ich auch«, fällt er mir erneut ins Wort. »Doch jetzt bin ich wieder hier. Und ich wollte sehen, ob es wirklich stimmt, was meine Schwester Auralie mir erzählt hat.«

      »Was stimmt?«, frage ich verwirrt.

      »Du hast immer noch keinen Plan, oder?« Seine Mundwinkel heben sich zu einem arroganten Grinsen. »Bist Greifenreiterin, schläfst mit dem Ordensleiter und trotzdem bist du die Letzte, die es erfährt.«

      »Was erfährt?!«, fahre ich ihn an. So langsam habe ich die Schnauze wirklich voll davon, dass sogar Adrién über etwas Bescheid zu wissen scheint, was Cilian mir nicht sagen wollte.

      »Dein werter Ordensleiter hat dich ans Messer geliefert.« Der Tonfall, in dem Adrién das sagt, lässt alles in mir gefrieren, noch ehe ich die Worte richtig begriffen habe. »Hast du wirklich geglaubt, du bedeutest ihm mehr als der Orden? Dass es reicht, die Beine für ihn breit zu machen, um …«

      Weiter kommt er nicht, denn ich bin zu ihm getreten und verpasse ihm eine Ohrfeige, die so laut klatscht, dass selbst ich zusammenzucke.

      Adrién greift mit der Hand an seine Wange, und sein Blick wird noch düsterer als ohnehin schon. »Das ist eine Angewohnheit, die du dir dringend wieder abgewöhnen solltest«, knurrt er. »Gewalt ist nie eine Lösung.«

      »Aber sie bringt dich wenigstens zum Schweigen!«, erwidere ich nicht minder finster.

      »Trotzdem ändert es nichts an den Tatsachen.« Er beugt sich zu mir herunter und ein paar seiner schwarzen Strähnen, die jetzt etwa noch so lang wie mein Daumen sind, fallen ihm in die Stirn.

      »Du lügst doch, wenn du den Mund aufmachst!«, schreie ich ihn an.

      »Ach, hab ich dich schon jemals angelogen?«, fragt er mit hochgezogenen Augenbrauen und beantwortet seine Frage direkt. »Hab ich nicht, denn das habe ich nicht nötig.«

      Ich hole erneut aus, aber dieses Mal fängt er meinen Arm in der Luft ab, hält mein Handgelenk fest.

      »Lass mich los!«, rufe ich erbost und Schneeflocke hinter mir knurrt wieder.

      »Nein«, entgegnet er und seine grauen Iriden blitzen. »Du hast keine Ahnung, wo du da hineingeraten bist, und es ist an der Zeit, dass dir jemand die Augen öffnet.«

      »Was verdammt noch mal ist los?«, will ich wissen und spüre, wie die Kraft, die mich eben noch durchflutet hat, aus meinem Körper weicht. »Was … sollen deine Worte … wieso hat Cilian … wie …« Dass Tränen meinen Blick verschleiern, fällt mir erst auf, als Adriéns Gesicht vor mir verschwimmt.

      »Cilian hat eingewilligt, eine Art Wettkampf zwischen Greifenreitern und Magiern zu veranstalten«, erklärt er. Noch immer hält er mein Handgelenk fest, aber sein Griff lockert sich ein wenig. »Daher hat man mich in den Zirkel zurückgeholt, denn auch ich habe das Vergnügen, eine Marionette zu spielen. Ebenso wie du.«

      »Was … bedeutet das?«, frage ich verstört.

      »Das bedeutet, dass wir wieder einmal für die Machenschaften der Magier unsere Köpfe hinhalten dürfen«, antwortet er und lässt mich endlich los. »Sie wollen Beweise, dass der Greifenorden seine Daseinsberechtigung hat, und wir sollen sie liefern. Aber nicht in einem einfachen Zweikampf. Nein. Das wäre ja zu langweilig.« Er stößt ein Knurren aus, das jenem von Schneeflocke verdammt nahe kommt. »Wir sollen in die Wüste und dort irgendwelche Aufgaben erledigen.«

      »In die Wüste?«, hake ich nach.

      Ich begreife gar nichts mehr … Wann hat Cilian das entschieden? Gestern? Hat er es schon gewusst, als ich in den Greifenorden aufgenommen worden bin? Als er mit mir auf den Klippen die Nacht verbracht hat?

      Wieso verdammt hat er mir nichts gesagt?!

      Mein Kopf schwirrt vor Gedanken und ich gehe wie betäubt zu meinem Bett, setze mich darauf.

      Adrién verschränkt die Arme vor der Brust. »Scheiße, du hattest wirklich keine Ahnung, oder?«, fragt er und sein Tonfall klingt fast schon mitleidig.

      Mechanisch schüttle ich den Kopf, starre auf einen Punkt am Boden.

      »Tut mir leid für dich«, murmelt er und ich spüre, wie sich die Matratze neben mir senkt, als er sich ebenfalls hinsetzt. »Aber ich habe dich gewarnt. Cilian …«

      »Kannst du bitte damit aufhören?«, frage ich ihn matt. »Ich … ertrag das gerade nicht.«

      Er stößt leise die Luft aus, sagt jedoch nichts mehr.

      Eine Weile bleibt er noch neben mir sitzen, bevor er sich erhebt. »Ich weiß, wir sind keine Freunde oder so, aber wenn du jemanden zum Reden brauchst …«

      Ich nicke, ohne ihn anzusehen.

      Adrién zögert sichtlich, dann spüre ich seine Hand auf meiner Schulter. »Tut mir wirklich leid für dich«, wiederholt er, ehe er seufzt. »Ich schick meine Schwester zu dir, sie kann so was besser als ich …«

      Nachdem er gegangen ist, lasse ich meinen Tränen freien Lauf.

      Verdammt, verdammt, verdammt!

      Marona, die Rätin des Feuerzirkels, hat keine Zeit verschwendet und bereits alles für die Wettkämpfe in die Wege geleitet – ohne meine Zustimmung!

      Wann genau hat sie das geplant? Wieso konnte sie so gut vorbereitet sein? Es scheint, als hätte ich ihr mit meinem Vorschlag, einen Wettkampf zu veranstalten, ohne es zu ahnen, in die Hände gespielt.

      Wütend schleudere ich eine Eiskugel gegen die Wand meines Arbeitszimmers und raufe mir das Haar.

      Ich habe keine Ahnung, wie ich Damaris erklären soll, dass sie schon in wenigen Tagen in die Wüste aufbrechen muss, um vor Herausforderungen gestellt zu werden, die ihr Wissen bei Weitem