G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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Название G.F. Barner 1 – Western
Автор произведения G.F. Barner
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740956240



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andere im Haus brüllte nach Chaggins.

      Sie liefen die Treppe hoch, als Margley sich in den Sattel zog. Er duckte sich, nahm kaltblütig die Longe herum und ritt an. Die Hufe klopften laut, die Büsche rauschten. Einen Moment blieb es hinter ihm still. Dann schrie einer gellend: »He, da reitet jemand weg. He, kommt her, da reitet jemand!«

      Margley stieß seinem Pferd die Hacken ein. Hinter dem Pferd liefen nun die beiden anderen los. Das dritte Pferd war an Margleys Seite. Chaggins lag quer über dem Pferd. Er schaukelte im Takt der Hufe mit. Dann kam der Uferweg, und hinter Margley nahm das Geschrei zu.

      Steve Margley lachte leise und grimmig, als das Wasser unter den Hufen der Pferde hochspritzte. So jagte er durch die Furt und sah das andere Ufer immer näher kommen. Er blickte auf die Lichter von Socorro und die von Isleta drüben. Sie wurden immer größer. Danach kam die tiefste Stelle der Furt, und er beugte sich hinüber zu Chaggins.

      Wasser, dachte Margley, macht jeden Mann munter, wie? Jetzt stöhnst du, Bursche.

      »Na?«, fragte er und riss Chaggins am Kragen hoch, damit er nicht etwa noch ertrank, der Strolch. »Dein Bein, was? Ich werde dich verbinden, Chaggins, weil du nicht verbluten darfst. Wir sind gleich drüben, mein Freund. Dachtest du, ich wäre umgekommen?«

      Chaggins stöhnte nur, er schwieg, bis sie am anderen Ufer und am ersten Buschstreifen waren. Dort griff Steve in die Brusttasche. Er zog ein Streichholz heraus, riss es an und leuchtete Chaggins’ Beine ab. Die Kugel hatte den linken Oberschenkel getroffen. Steve zerrte Chaggins den Hosenriemen herunter und schlang ihn um das Bein. Er band es ab, ehe er die Hose aufschnitt. Aus seiner Satteltasche lief das Wasser. Das Hemd, das ihm Gropie ausgewaschen hatte – Sewards Hemd – schlang er um die Wunde. Es waren wieder die Ärmel, mit denen er einen Knoten machte. Jetzt trug Chaggins das Hemd des Mannes, den er erschossen hatte.

      »Weißt du, wessen Hemd das ist?«, fragte Margley sanft. »Es gehörte einmal Alec Seward, seltsam, was? Vielleicht denkst du, du könntest etwas abstreiten, Mister, aber es hilft dir nicht. Die beiden Burschen da, verstehst du? Dass ich sie bei dir fand, kostet dich den Hals. Und noch etwas, Chaggins, du hast etwas vergessen, Mann. Deine Schwester. Sie war jung, wie? Und lebenslustig sicher auch, war sie doch, oder?«

      Er spürte, wie der Körper Chaggins’ zuckte und wusste, was jetzt kam.

      »Du Teufel, wie hast du das erfahren?«, keuchte Chaggins. »Wer hat es dir gesagt?«

      »Jemand, irgendwer«, erwiderte Steve kalt. »Seward wollte ihren Körper, aber heiraten – heiraten wollte er sie nicht.«

      »Der Hund …!«, zischte Chaggins. »Hätte ich ihn nur gleich über den Haufen geschossen, den Schweinehund, den verkommenen! Er hat sie umgebracht, er schleppte sie zu dieser Alten, die das Kind wegmachen sollte. Ah, hätte ich ihn doch gleich nur wie einen räudigen Hund niedergeknallt.«

      »Du hast es ja besorgt, sei doch zufrieden, Mann.«

      »Gleich hätte ich es tun müssen, sofort. Der feige Hundesohn, feige wie ein Stinktier!«

      »Zu feige, dir dabei zu helfen, die Gefangenen zu befreien, was? Was wolltest du eigentlich, ihn nur erpressen oder Conway um die Armeekonzession bringen? Beides, was?«

      »Warum nicht?«, keuchte Chaggins. »Ich habe ihn unter Druck gesetzt, aber was war das schon gegen das, was dieser Hund getan hatte? Meinst du, ich hatte die Idee zu diesen Überfällen? Die hatte er, der feine Captain. ›Hör zu, Walter‹, sagte er, der Lump, ›hör zu, ich mach’s wieder gut. Ich sorge dafür, dass du die Armeekonzession bekommst. Du brauchst nur ein paar Burschen zu beschaffen, die Conways Transporte berauben. Dann verliert er die Konzession zum Handel mit Armeeausrüstungen. Walt, du kannst ein Geschäft machen, vielleicht das Geschäft deines Lebens.‹«

      Er lachte halb irr und starrte Margley an.

      *

      Sie saßen alle in Three Rivers – alle Margleys und alle Camerons. Es war ein verdammt guter Grund, heute im Saloon zu sein. Etwas wurde versteigert, meistbietend: Sewards Ranch.

      Bat Seward war schon längst verschwunden, weil sein Sohn noch nachträglich unehrenhaft aus der Armee geflogen war. Manchmal machten sie das nachträglich, obgleich es einem Toten doch ganz gleich sein konnte, ob er nun ehrenhaft oder unehrenhaft verfaulte.

      »Die spinnen manchmal«, hatte Barry Cameron gesagt. »Du hast recht, Steve, manchmal spinnen die hier. Warum hätten sie dich sonst zum Master Sergeant gemacht? Wo du doch ein Schlump-Soldat bist, was?«

      Jetzt saß Barry in seiner Captainsuniform in der ersten Reihe. Bescheiden wie sie waren, hockten die Margleys dahinter. Aus den ehemals Gejagten vom Rio Bravo waren hoch angesehene Leute geworden, die nur einen Fehler hatten, sie waren verdammt arm.

      Auf dem Tresen lag ein Hammer, den Mr Hillsboro anhob und herunterknallte, weil man so eine Versteigerung eröffnet. Mister Hillsboro war Rechtsverdreher und vertrat Bat Seward, der irgendwo im Norden saß, vielleicht gerade auf einer Bettkante, wer konnte das wissen?

      »Zwölftausend Dollar, Gentlemen«, fing Hillsboro an. »Zwölftausend Dollar, wer bietet mehr?«

      »Zwölftausend«, meckerte ein kleines Männchen aus Loma Alta von der anderen Stuhlreihe.

      »Dreizehn«, sagte jemand hinter ihm fett.

      Sie schrien sich an, bis sie bei sechzehntausend Dollar waren. Dann sagte einer was, und Big Jim Cameron fühlte, wie ihm die Haare langsam den feinen Sonntagshut anhoben.

      »Sechzehntausendeinhundert Dollar«, sagte der Mann bescheiden in der zweiten Reihe.

      Er ist verrückt geworden, dachte Big Jim Cameron. Das kann er doch nicht machen? Habe ich mich verhört, oder hat er das wirklich gesagt?

      Er sah sich um, mitten in Owen Margleys unschuldiges Gesicht, dessen Augen nur leicht funkelten.

      »Ja, genau Sechzehntausendzweihundert!«, blökte der fette Kerl aus Pecos.

      »Also Sechzehntausendzweihundertfünfzig …!«, sagte Owen Margley sanft.

      Sie starrten ihn alle an, ihn …, den Hungerleider, den armen Irensohn Owen.

      »Dreihundert!«, blökte der Fette wieder.

      »Dreihundertzehn!«

      Herr im Himmel, er steigert um zehn Dollar, dachte Big Jim entsetzt. Das hat es noch nie gegeben, um zehn Dollar steigern bei einer ganzen Ranch. Was hat er nur, er kann das doch gar nicht.

      Der Fette bot bis siebzehntausend Bucks, und als Owen, der Irensohn, wieder zehn Dollar mehr bot, fiel der Fette vom Stuhl. Die Leute hoben ihn auf und setzten ihn wieder hin, aber, er wollte nicht mehr steigern, sonst hätte ihn noch der Schlag getroffen.

      »Mr Margley«, japste Hillsboro und wischte sich den Kneifer sauber, der vom Angstschweiß beschlagen war, weil der Hungerleider niemals bezahlen konnte. »Mr Margley, ähäh, auf – auf welche Bank kann ich – äh, die Anweisung – äh – bekommen?«

      »Auf keine«, sagte der Hungerleider Owen Margley. Er stand auf und ging zum Tresen, eine alte, schäbige Tasche in der Hand. Die stellte er vor Hillsboro hin. Er machte sie langsam auf.

      Als er sie öffnete, standen die Leute alle auf und bekamen lange Hälse. Einige hielten sich die Augen fest, weil sie ihnen aus dem Kopf fallen wollten.

      Er stand da und packte bedächtig aus – Scheinbündel um Scheinbündel. In altes Packpapier und Zeitungsreste eingewickelte Dollarmünzen. Er baute kleine Türmchen, langsam und sehr bedächtig.

      Das war seine Bank – die alte, schäbige Tasche. Und es war die Sparsamkeit von zwanzig Jahren. Es waren einige Dollar für Zigarren, die er sich nie geleistet hatte, obgleich er sie verdammt gern geraucht hätte. Es waren Dollar für geflickte Hosen statt neuer, für Flicken auf Stiefeln, die er aufgesetzt hatte, statt sich ein paar neue zu leisten. Es war all das, was sich andere geleistet hatten, nur er nicht.

      Sie standen da und trauten ihren Augen nicht. Nur die Frau saß schmal und grauhaarig auf ihrem Stuhl.