G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

Читать онлайн.
Название G.F. Barner 1 – Western
Автор произведения G.F. Barner
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740956240



Скачать книгу

wusste, dass seine Verfolger bei der sternenklaren Nacht die Staubfahne, die sein Pferd hinterließ sehen mussten. Er konnte keinen Haken schlagen, ohne von ihnen bemerkt zu werden. Es kam jetzt darauf an, den Abstand zu der Meute zu halten, bis die Pferde der Verfolger müde wurden. Dann erst musste sich die Schnelligkeit des Grauschimmels auszahlen, aber bis dahin konnten Stunden vergehen.

      Steve Margley dachte an die Wüste, die er wie seine Tasche kannte. In ihr narrte er jeden Verfolger.

      *

      Major Macomb richtete sich auf. Er legte den zerknitterten Bericht Margleys auf den Tisch, ehe er den Doc ansah, der die Achseln zuckte.

      »Einschuss unter den Rippen schräg nach oben«, sagte Doc Brettwood, der Fortarzt, düster. »Innere Blutung, Major. Eine Schwellung unter dem linken Auge, sie kann nicht von seinem Fall herrühren, eher ein Schlag.«

      First Lieutenant Barry Cameron war bleich und biss die Zähne zusammen, als ihn Macomb ansah. First Corporal Dillon stand neben der Tür, er sah zu Boden, Joe Jenkins war in Sergeant Crumbs Zimmer.

      »Also ein Hieb, ein Schlag«, murmelte Macomb finster. »Cameron, wie sieht der Schreibtisch aus, nun?«

      »Sir, als hätte jemand einmal mit dem Arm über ihn gefegt«, antwortete Barry Cameron gepresst.

      »Wie nach einem Kampf, Cameron – oder?«, knurrte Macomb scharf. »Die Tinte am Boden, der zerknitterte Bericht Margleys, der Hieb, der Captain Seward traf. Corporal Jenkins!«

      »Befehl, Sir?« Jenkins trat ein und blieb steif stehen.

      »Jenkins«, fuhr ihn der Major an. »Nach diesem Zusammenstoß mit Captain Seward sagte Margley das, was Dillon erzählt hat … Sagte er es oder nicht …?«

      »Sir, er – er sagte es, aber ich glaube nicht, dass er es so meinte.«

      »Das glaube ich auch nicht«, meldete sich Dillon zerknirscht. »Sir, ich verlor fast den Verstand, als ich Sergeant Margley mit Captain Sewards Colt in der Faust hier stehen sah.«

      »Mann, er hatte den Revolver in der Faust, und Seward war tot – oder nicht?«, fauchte Macomb grimmig. »Sie haben gesagt, der Sergeant hätte Captain Seward erschossen, Sie haben es geschrien! Was reden Sie jetzt noch von anderen Dingen?«

      »Sir, das Fenster«, ächzte Dillon und wurde blass unter Macombs finsterem Blick. »Er sagte etwas vom Fenster. Sir, er kann gar keine Zeit gehabt haben, das Fenster zu öffnen, weil er ja noch bei Captain Seward kniete.«

      »Soll mich der Teufel holen, wenn ich Ihr Gerede verstehe, Dillon«, knurrte der Major. »Das Fenster kann offen gewesen sein.«

      »No, Sir«, stieß Dillon heraus. »Sir, fragen Sie Sergeant Crumb, Captain Seward ließ das Fenster im äußersten Hakenring nur spaltbreit öffnen und band den Haken dann fest, damit das Fenster nicht klapperte. Er – ich meine, der Captain, Sir – zog auch den Vorhang immer dicht zu – wegen der Mücken, Sir.«

      »Crumb?«, fauchte Macomb und fuhr herum. »Wie war das, musste das Fenster immer geschlossen sein, Mann?«

      »Yes, Sir«, versicherte Crumb augenblicklich. »Ich musste das Fenster immer so weit öffnen und festbinden. Sehen Sie, Sir, da ist der Bindfaden, er ist zerschnitten, Sir!«

      Crumb, ein bulliger, dicker Mann, deutete auf den unteren Riegel.

      »Tatsächlich«, stellte Macomb verwundert fest. »Crumb, haben Sie das Fenster auch an diesem Abend so gesichert?«

      »Yes, Sir, auch heute. Dillon sagt, das Fenster wäre offen gewesen.«

      »Es war offen, weit offen, und der Vorhang aufgezogen, etwas über die Hälfte, Sir«, sagte Dillon hastig. »Sir, ich ging dem Sergeanten nach. Er blieb an den Wagen stehen, das sah ich noch. Dann kam die Nachtpatrouille vorn am Zaun vorbei, ich sah mich nach ihr um.«

      »Aber Sie sahen nicht, dass Sergeant Margley hier eintrat, auch nicht das Öffnen der Tür und den Lichtschein, Dillon?«, fragte Cameron scharf. »Wie lange sahen Sie zur Nachtpatrouille, Dillon?«

      »Vielleicht eine Minute«, erklärte Dillon. »Sir, die Pferde schnaubten, und die Hufe machten Lärm, ich hörte auch nicht, dass Sergeant Margley die Baracke betrat. Als ich mich wieder umsah, war er verschwunden. Ich ging langsam weiter, war aber noch nicht an den Wagen, als der Schuss fiel.

      Im ersten Moment wusste ich nicht, woher er gekommen war. Das Echo täuscht, weil der Store drüben liegt und man dort manchmal im Schankraum schießt, wenn einer zu besoffen, zu betrunken ist, Sir.«

      »Nun gut«, meldete sich Macomb scharf. »Cameron, lassen Sie die Fragerei, hier frage ich. Dillon, wie lange brauchten Sie, bis Sie in der Baracke waren und den Sergeant sahen? Vom Moment an, als die Nachtpatrouille kam?«

      »Sir, keine zwei Minuten«, erwiderte Dillon heftig. »Ich glaube, Sir, es war mein Fehler. Jeder von uns wusste, dass Captain Seward den First Sergeant schika…, ich meine, dass er ihn nicht mochte, Sir. Als ich ihn dann mit dem Colt in der Hand vor dem Captain sah und mir einfiel, was er am Abend gesagt hatte, dachte ich …«

      »Schon gut«, knurrte Macomb. »Sie dachten, er hätte den Captain erschossen, und er sagte, Sie wären verrückt. Dann sagte er noch etwas vom Fenster, Sie sahen hin, und er sprang Sie an.

      Cameron, das Fenster war also offen, Margley konnte höchstens zwei Minuten bei Captain Seward gewesen sein. Er gab ihm seinen Bericht, vier Seiten lang. Nehmen wir an, Seward hätte zwei Seiten gelesen und ihn dann für schlecht erklärt. Nehmen wir an, Margley schlug zu, dann dürfte Captain Seward wohl am Boden gelegen haben, oder?«

      »Wenn Margley zugeschlagen hat, todsicher«, murmelte Barry Cameron bitter. »Nach einem Hieb Margleys steht so schnell niemand mehr auf, oder, Dillon?«

      »Mich traf er nur gegen die Brust, und ich flog vier Schritt weit«, ächzte Dillon. »Sir, wenn er Captain Seward auf das Auge geschlagen hätte, wäre der Captain drei Minuten liegen geblieben, ganz sicher, Sir.«

      Um Macombs Mundwinkel zuckte es.

      »Also gut«, knarrte er. »Margley hätte Captain Seward bestimmt nicht den Revolver ziehen lassen. Ferner hätte er zum Fenster rennen, den Bindfaden zerschneiden und es öffnen müssen, ehe er wieder zu Captain Seward zurückkehrte, alles in knapp zwei Minuten? Dillon, Sie Narr, Sie haben durch Ihre verdammte Schießerei und das Gebrüll diese Meute auf Margley gehetzt! Ist Ihnen das klar, Mann?«

      »Sir, ich dachte wirklich …«

      »Sie dachten, wenn Sie schon denken«, fauchte der Major. »Dillon, Captain Seward holte sein Pferd aus dem Fort, ehe der Sergeant kam. Wie viel Minuten vor dem Sergeant passierte der Captain die Wache?«

      »Vier, fünf Minuten höchstens, Sir.«

      »Da haben wir es«, knirschte Macomb grimmig. »Crumb, ist das Schreiben von Mr Conway da, sehen Sie nach, Mann, schnell.«

      Crumb stürzte zu seinen Akten, suchte und schüttelte den Kopf.

      »No, Sir, es ist verschwunden«, keuchte er verstört.

      »So, ist das also«, stellte Macomb scharf fest. »Vor sechs Tagen kam Conways Schreiben, wissen Sie das genau, Crumb? Also gut; vor sechs Tagen. Jetzt ist es verschwunden – es kann auch schon vor sechs Tagen aus den Akten genommen worden sein, was? Wahrscheinlich aber erst heute – und von jemand, der von außen das Fenster öffnete, indem er den Bindfaden zerschnitt. Am Fensterrahmen ist ein Kratzer, die Farbe ist ab, als hätte jemand sein Messer durch den Spalt gezwängt und den Bindfaden zerschnitten. Der Kerl tat es, als der Captain im Fort war, um sein Pferd zu holen, ist das klar?«

      »Du großer Gott«, stieß Barry Cameron hervor. »Der Kerl stieg ein, suchte das Schreiben, fand es, kam aber nicht mehr aus dem Fenster, weil Captain Seward zu schnell hier war. Seward wurde niedergeschlagen, war aber nicht besinnungslos, zog seine Waffe und musste mit diesem Halunken kämpfen.«

      »Vielleicht befürchtete der Bursche, dass wir den Mann, der an Clane­ Conways Transporte verriet, nur unter den fünfzehn im Depot beschäftigten