Sophienlust Staffel 14 – Familienroman. Elisabeth Swoboda

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Название Sophienlust Staffel 14 – Familienroman
Автор произведения Elisabeth Swoboda
Жанр Языкознание
Серия Sophienlust Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740971625



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Unfall zeugungsunfähig.«

      »Trotzdem sollten wir ihn als möglichen Spender in Betracht ziehen. Kennen Sie seine Anschrift?«

      Ganz in Gedanken nannte Christian die Anschrift des Dirigenten.

      »Wir werden ihn sofort anrufen«, erklärte der Arzt und eilte davon.

      »Aber das hat doch keinen Sinn«, rief Christian ihm nach. Völlig verwirrt ließ er sich auf den nächsten Stuhl fallen. Was da durch Zufall festgestellt worden war, war so ungeheuerlich, dass er überhaupt nicht daran glauben konnte. Wenn er nicht Uwes Vater war, wer dann? Hatte Inge ihren Mann mit einem anderen betrogen? Aber das passte irgendwie nicht zu ihr, zu ihrer offenen, ehrlichen Art.

      Christian zerwühlte mit den Fingern sein Haar, strich sich immer wieder über die Stirn. Wenn Uwe gar nicht sein Kind war, dann gab es auch nicht jene Bindung zwischen ihm und Inge, auf die er so fest vertraut hatte. Er war davon überzeugt gewesen, dass Inge ihn heiraten würde, weil er der Vater ihres Kindes war und weil sie wünschte, dass dieses Kind in einer richtigen Familie aufwuchs.

      War nicht eine seltsame Vertrautheit zwischen ihm und dem kleinen Jungen gewesen? Doch vielleicht lag dies an Uwes freundlicher Art. Er fand zu allen Menschen rasch Kontakt, wurde von ihnen sofort akzeptiert.

      »Das kann doch nicht wahr sein«, stöhnte Christian Gentsch und sah flehend zur Tür. Doch niemand kam, um ihm eine Antwort auf seine vielen brennenden Fragen zu geben. Es war, als habe sich alles gegen ihn verschworen.

      Wenn man nicht rechtzeitig einen geeigneten Blutspender findet, muss Uwe vielleicht doch noch sterben, obwohl seine Verletzung gar nicht lebensgefährlich war, überlegte Christian weiter. Erneut nahm er seine unsinnigen Wanderungen durch den Warteraum wieder auf. Nur zu gern hatte er das geglaubt, was Norbert Hellbach ihm in seiner Eifersucht ins Gesicht geschrien hatte. Er war bereit gewesen, alle Pflichten eines Familienvaters zu übernehmen, aber doch nur deshalb, weil er sich in die junge blonde Frau verliebt hatte, die von ihrem Mann so herzlos behandelt worden war.

      Jetzt erst verstand Christian, weshalb Inge kein Interesse an ihm hatte. Sie musste das Geheimnis gekannt haben. Aber sie wagte es nicht, darüber zu reden, weil Norbert Hellbach sonst noch eifersüchtiger werden würde.

      Arme Inge! Wer wohl dieser andere war? Hatte sie ihn geliebt? Hatte er sie schändlich im Stich gelassen, als er von dem Baby erfahren hatte? Und wie würde Norbert Hellbach reagieren, wenn er erfahren würde, dass es noch einen dritten Mann gab, der Inge gegenüber von Liebe sprach? Wahrscheinlich würde er seiner Frau eine furchtbare Szene machen.

      Doch das würde er, Christian, verhindern. Er würde treu zu Inge stehen, obwohl nun alles ganz anders war.

      Christian unterbrach seine ruhelose Wanderung vor dem Fenster. Er lehnte seine heiße Stirn gegen das kühle Glas der Scheibe. Erst jetzt fühlte er die Müdigkeit seiner Glieder.

      *

      Norbert Hellbach stand gerade an der Bar und griff nach der Flasche, als der Rettungswagen des Roten Kreuzes eintraf und ihn abholte. Es wurde nicht lange gefragt. Man schob den Dirigenten einfach in den Wagen – und ab ging’s in sausender Fahrt. Telefonisch hatte man den Dirigenten davon unterrichtet, dass Uwe in Lebensgefahr war und dass er dringend eine Blutübertragung brauchte.

      Immer wieder sah Norbert Hellbach den Fahrer von der Seite her an. Sollte er ihm sagen, dass dieser Einsatz sinnlos war? Er war nicht der Vater des kleinen Uwe, konnte es gar nicht sein. Deshalb war er auch als Blutspender uninteressant. Doch diese Beteuerungen würden den Krankenwagenfahrer nicht überzeugen. Er tat nur seine Pflicht.

      Unruhig rutschte Norbert Hellbach auf seinem Sitz hin und her. Ob er in diesem Krankenhaus wohl Inge treffen würde? Sie war am Vormittag nach Sophienlust abgefahren. Eigentlich musste sie längst dort sein. Doch weshalb dieser Unfall mit Uwe?

      War es nicht vielleicht besser, wenn das Kind starb? Dieses Kind, das keine echten Eltern hatte, dieses Kind aus der Retorte? Norbert Hellbach biss die Zähne aufeinander.

      Uwe hatte viel Unruhe und Ärger in sein Leben gebracht, und doch konnte er den Kleinen nicht hassen. Nur sich selbst hasste er. Und dies war auch der Grund dafür, dass er immer wieder zur Flasche griff. Er wollte seine eigenen Fehler vergessen, wollte vergessen, dass er die Frau, die er liebte, verloren hatte.

      Der Fahrer des Krankenwagens hatte das Blaulicht eingeschaltet. Als sie jetzt die ersten Häuser der Stadt passierten, benutzte er auch das Martinshorn. Ohne Aufenthalt raste der Wagen über die Kreuzungen, hielt schließlich mit quietschenden Bremsen vor einem Nebeneingang des Krankenhauses.

      Ehe Norbert sich umsehen konnte, war schon ein Mann im weißen Kittel neben ihm, führte ihn ins Labor.

      »Ihre Bemühungen sind sinnlos, Doktor«, keuchte Norbert Hellbach halb ängstlich, halb entrüstet. »Ich bin nicht der Vater des Kleinen. Deshalb vergeuden Sie mit mir nur sinnlos Ihre Zeit. Sie müssen diesen jungen Mann suchen. Christian Gentsch heißt er. Er kann Ihnen behilflich sein.«

      Eine resolute Frau griff nach Norberts Finger, und gleich darauf spürte er einen Nadelstich.

      »Die Untersuchung dauert nur knapp zwei Minuten«, tröstete der Mann im weißen Kittel. »Wenn Sie als Spender tatsächlich ungeeignet sind, bringen wir Sie danach wieder zurück.«

      »Aber ich sage Ihnen doch …« Norbert sah auf die Perle dunkelroten Bluts, die sich auf seiner Fingerkuppe bildete. Mit einem kleinen, dünnen Glasröhrchen saugte die Laborantin die rote Flüssigkeit auf.

      »Das Kind ist in Lebensgefahr«, unterbrach der Arzt ihn schroff. »Deshalb müssen wir alle Möglichkeiten ausschöpfen. Wir haben Blutkonserven per Fernschreiber angefordert. Doch das dauert viel zu lange. Bis sie hier sind, ist es wahrscheinlich zu spät.«

      »Aber nützt es Ihnen, nützt es Uwe, wenn Sie Ihre Zeit mit mir vertrödeln?« Norbert wäre am liebsten davongelaufen. Er wusste ja seit Langem, dass er nicht der Vater des Jungen war. Er brauchte keine offizielle Bestätigung.

      »Da die Mutter nicht über die entsprechende Blutgruppe verfügt, müssen wir …«

      »Die Mutter?«, unterbrach Norbert den Arzt. »Ist sie denn hier?«

      »Ein Taxi hat sie vor einigen Minuten hierhergebracht. Man hat ihr in Sophienlust wohl erzählt, was passiert ist.« Voll Mitleid dachte der Mediziner an die hübsche junge Frau, die so verzweifelt am Bett ihres Kindes stand.

      Die Laborantin hatte ein elektrisches Gerät eingeschaltet und zuvor das kleine Glasröhrchen hineingesteckt. Jetzt las sie aufmerksam die Skala ab. Sie reichte dem Arzt einen Zettel mit den Werten.

      Überrascht schaute er ihr über die Schulter, kontrollierte die Zahlen. Sie stimmten, es gab keinen Zweifel.

      »Na, das nenne ich Glück haben! Kommen Sie!« Der Mann im weißen Kittel fasste Norbert Hellbach am Arm, zog ihn förmlich mit sich fort.

      »Wohin denn?«, fragte der Dirigent und wehrte sich gegen die Bevormundung.

      »Es ist bereits alles zur Blutübertragung vorbereitet. Sie spüren kaum etwas davon.« Der Arzt schob den Dirigenten in einen weißgefliesten Raum mit vielen blitzenden Geräten.

      Auf einer Bahre lag der kleine Uwe. Man hatte ihm einen unförmigen Kopfverband angelegt. Seine Augen waren geschlossen. Er atmete schwach. Bleich waren seine dicken Bäckchen. Seltsam starr und leblos sah er aus.

      Norbert erschrak. War das das Kind, das so fröhlich durch die Wohnung getobt war? Das Kind, das so herzlich lachen, so glücklich strahlen konnte?

      »Aber ich bin doch nicht der Vater«, stöhnte er gequält. Als man ihn auf eine Liege drücken wollte, stemmte er sich mit aller Kraft dagegen.

      »Vertrauen Sie uns bitte, Herr Hellbach. Im Interesse des Kindes.«

      »Sie werden Uwe umbringen, wenn Sie ihm mein Blut übertragen«, keuchte Norbert angstvoll. Schweiß stand ihm auf der Stirn.

      »Darüber reden wir später. Ich sagte Ihnen doch schon, dass wir keine Zeit zu verlieren haben.« Der Arzt streifte