Название | Liebe ohne Kaution |
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Автор произведения | B.G. Thomas |
Жанр | Языкознание |
Серия | BELOVED |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958238442 |
Und egal, wie die letzte Nacht zu Ende gegangen war, heute war ein neuer Tag. Wer wusste, was passieren würde? Man konnte es nie sagen. Es könnte der Tag sein, der sein ganzes Leben veränderte.
Zugegeben, er sah in seinem Smoking ein wenig albern aus. August hatte vergessen, dass er keine Wechselkleidung dahatte. Vor ein paar Nächten hatte er die Jeans und die Handvoll Hemden, die er im Büro aufbewahrte, mit nach Hause genommen, um sie zu waschen, und er hatte nichts zurückgebracht. Doch er konnte Leute nicht aus dem Gefängnis raushauen und dabei nicht sein Jackett tragen. Nicht mit all dem Blut hinten auf dem weißen Hemd, was verdammt eklig aussah.
Vielleicht sollte er doch schnell nach Hause flitzen? Er konnte in einer halben Stunde zurück sein, wenn er wirklich Gas gab.
Aber kaum war er die Treppe heruntergekommen und hatte die Miene der beiden Männer gesehen, mit denen er zusammenarbeitete, wusste er, dass das eine schlechte Idee wäre.
Donny, sein Büroleiter, hatte ein Handy am Ohr, die pinke Spitze seiner Zunge im Mundwinkel und schrieb heftig auf einen großen gelben Notizblock. Lincoln, Ross' Geschäftspartner, schaute Donny über die Schulter und nickte.
August kannte diesen Blick und konnte förmlich sehen, wie sich die Zahnräder in Lincolns Kopf drehten. Ross war bereits dabei, einen Plan zu schmieden und teilte potenzielle Kunden ein. Als August sich dem Schreibtisch näherte, konnte er sehen, dass es ziemlich viele waren. Donny hatte das gelbe Papier mit seiner kaum entzifferbaren Schrift bereits fast vollgeschrieben, und eine weitere Seite war umgedreht.
Nach fünf weiteren Minuten – in denen Lincoln August einen Blick zuwarf und ihm zunickte – legte Donny mit einem »Wow!« auf.
»Wir haben heute Morgen viel zu tun, Jungs«, sagte er mit einer Stimme, die August immer an einen Bostoner Dialekt erinnerte. Er hätte fast gelacht, als er zum ersten Mal gehört hatte, wie sie von jemandem mit so einem süßen, fülligen, rundlichen Gesicht kam. »Soll ich ein paar von denen übernehmen und meiner Schwester Bescheid sagen, dass sie den Telefondienst machen soll?«
Lincoln schüttelte den Kopf. »Nein. Ich glaube, wir packen das, meinst du nicht, August?« Er nahm sich einen grünen Marker und hakte etwa die Hälfte der Namen ab. »Ich nehme die hier, und du den Rest?«
August blätterte eine Seite zurück. Nickte.
»Na ja, ausgenommen –«
»Oh. Diesen Vollidioten ausgenommen«, sagte Lincoln und nahm ihm damit die Worte direkt aus dem Mund. Lincoln strich den Namen durch.
»Vollidiot trifft es gut«, sagte Donny.
Sie hatten den Mann aus dem Knast geholt, nachdem er das erste Mal der Misshandlung beschuldigt worden war. Schließlich war jeder unschuldig, bis ihm die Tat nachgewiesen wurde. Es hatte keinen körperlichen Angriff gegeben und Mr. Tremont hatte genau das Richtige gesagt.
Aber als er vier Monate später seine Frau krankenhausreif prügelte, war das Maß verdammt noch mal voll. Warum er sie überhaupt um Hilfe bat, konnte August sich nicht vorstellen. Vielleicht würde der Widerling dieses Mal in den Knast wandern und lernen, was es hieß, Opfer von geballten Fäusten zu werden.
Einig über ihre verschiedenen zugeteilten Aufgaben suchten sie sich zusammen, was sie brauchten, um in ihren Arbeitstag zu starten, ihre Aktentaschen und Waffen eingeschlossen. August war auf dem Weg zur Tür hinaus, als Lincoln seinen Namen rief.
»Ja?«, erwiderte August und hielt im Türrahmen inne.
»Hast du nicht was vergessen?« Lincolns Ausdruck zeigte vollkommene Unschuld.
August zögerte und ging eine mentale Checkliste durch. »Ich glaube nicht.«
»Du brauchst keinen… Stift?«, fragte Lincoln und lachte dann.
Donny verzog das Gesicht und formte ein »Tut mir leid« mit den Lippen.
Natürlich hatte er es Lincoln gesagt. Er sagte Lincoln alles. Er stand auf Lincoln, der von der Zuneigung des pummeligen kleinen Mannes nichts ahnte. Es erinnerte August irgendwie an James Bond und Ms Sekretärin – damals in der goldenen Ära der James-Bond-Filme, versteht sich. Als es noch Spaß gemacht hatte, sie zu schauen. Bevor die Filme zu ernst wurden, mit Daniel Craig und einer aalglatten und sexy Moneypenny.
August stöhnte innerlich auf, zeigte dann Lincoln den Stinkefinger und ging durch die Tür.
Es war ein langer Morgen. Der zweite und dritte der Männer, nach denen August fragte, hatten niemanden, der als Bürge mitunterzeichnete, obwohl die Anweisungen auf dem Anrufbeantworter, auf dem sie ihre Nachrichten hinterlassen hatten, sehr deutlich machten – zweimal –, dass sie unbedingt einen brauchten. Einen, der seit mindestens einem Jahr einen Job hatte und über einundzwanzig Jahre alt war. Nummer drei, Orland Fleary, bettelte und flehte August an, auch ohne einen Bürgen die Dinge ins Rollen zu bringen. Er kenne niemanden, der ihm helfen würde. Aber das war lächerlich. So etwas würde nicht passieren, aus keinem Grund. Der Typ sah nicht mal unschuldig aus und er hatte ein Vorstrafenregister, das ihn zwar nicht gerade wie Hannibal Lecter wirken ließ, aber auch nicht unbedingt gut.
August blieb seinen Prinzipien treu und Mr. Fleary wurde in seine Zelle zurückgebracht.
Während August entschied, dass Nummer vier ein großes No-Go war, hatte Donny sich mit Nummer fünf beschäftigt. Dieser Neue, Arthur Bailey, vierundzwanzig Jahre alt, war im Zusammenhang mit einem knappen halben Kilo – einem halben Kilo – Marihuana festgenommen worden. Das bedeutete eine Anklage mit einer Kaution von 25.000 Dollar, und mit dem Honorarstandard von zehn Prozent an den Kautionsagenten würde der Junge 2.500 Dollar aufbringen müssen. Verhafteter Nummer vier konnte nicht mal 350 Dollar aufbringen. Wie sollte ein junger Kerl 2.500 Dollar zahlen können?
Natürlich, er war vierundzwanzig und damit nur sechs Jahre jünger als August, aber Ende zwanzig tat sich in der Entwicklung eine Menge.
»Entschuldigung?«, ertönte rechts von ihm eine Stimme. Er drehte sich um und sah einen attraktiven Mann ungefähr seines Alters, dessen Kleidung aussah, als würde er in einem Krankenhaus arbeiten. Ein Pfleger vielleicht?
»Ja«, antwortete er.
»Haben Sie sich nach Artie erkundigt?«, fragte der Vielleicht-Pfleger. »Bailey?«
Der Mann sah gestresst aus. Besorgt.
»Darf ich fragen, wer Sie sind?«
Der Vielleicht-Pfleger sah von dem Handy auf, dem er seine Aufmerksamkeit geschenkt hatte, seit er nach Bailey gefragt hatte.
»Huh? Oh. Ross. Mein Name ist Ross. Ich bin Arties Bürge und ich werde in ungefähr zwanzig Minuten zu spät für die Arbeit sein.«
»Oh. Sehr gut, Mr... Ross.« Gott sei Dank, immerhin das hatte der Junge in die Wege geleitet. »Ihre Unterschrift wird viel dazu beitragen, Ihrem Freund zu helfen.«
Die Erleichterung auf Ross' Gesicht war beinahe mit den Händen zu greifen. Liebhaber?, fragte sich August.
»Mr. Sterling?«, ertönte eine andere Stimme, und dieses Mal gehörte sie einem Cop. »Ich habe hier Ihren Arthur Bailey.«
Und das war der Moment, in dem August Bailey zum ersten Mal sah.
Der Junge raubte ihm schlicht und ergreifend den Atem. Machte ihn sprachlos. Für eine Sekunde schien sein Herz stehen zu bleiben, dann sprintete es los wie ein Rennpferd, vor dem sich die Tore öffneten. Mein Gott, dachte August. Er ist wunderschön!
Arthur Bailey – oder Artie, wie Ross ihn genannt hatte – war ungefähr einen Kopf kleiner als August, doch August war, das musste man ihm zugestehen, knapp über eins achtzig und eine Menge Leute waren kleiner als er.
Umso besser kann ich mich herunterbeugen und diese Lippen küssen…
Er hatte einen Schopf hellbrauner Haare und große, sanfte blaue Augen. Traurige Augen. Augen, die dafür sorgten, dass man den Jungen in die Arme nehmen und ihm versichern wollte, dass alles wieder gut werden würde. Er hatte eine große Nase für so einen kleinen Kerl. Eine römische