Kurfürstenklinik Paket 1 – Arztroman. Nina Kayser-Darius

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Название Kurfürstenklinik Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Nina Kayser-Darius
Жанр Языкознание
Серия Kurfürstenklinik Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740970673



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Frau kennen. Jedenfalls geht mir ihr Schicksal sehr zu Herzen.«

      »Natürlich sage ich Ihnen das Ergebnis«, versicherte er. »Also, bis heute abend, Frau Senftleben. Und sollte doch etwas sein…«

      Sie unterbrach ihn. »Sie sind ja schlimmer als eine Glucke!« schimpfte sie liebevoll. »Wenn wirklich etwas sein sollte, dann schaffe ich es bestimmt noch bis zum Telefon, um meinen Hausarzt anzurufen. Zur Abwechslung darf der sich dann mal wieder um mich kümmern. Und jetzt auf Wiedersehen. Ihre Patientin wartet sicher schon darauf, daß es endlich losgeht.«

      Er gab ihr einen Kuß auf die Wange und verließ die Wohnung.

      *

      Caroline starrte an die Zimmerdecke. Die Nacht vor einer Operation ist die reinste Folter, dachte sie. Nie zuvor war ihr eine Nacht so lang erschienen wie die vergangene. Nichts hatte die schleichenden Sekunden und Minuten beschleunigen können.

      »Alles in Ordnung?« fragte die Schwester, die jetzt geschäftig zu Caroline ins Zimmer kam und sich über sie beugte. »Haben Sie schlafen können?«

      »Ja, danke«, sagte Caroline leise. Es war sinnlos zu erzählen, daß sie alle paar Minuten aufgewacht war, weil sie sicher gewesen war, jetzt müsse es aber Morgen sein, und jeden Augenblick werde man sie abholen und in den OP bringen. Aber jedesmal hatte sie feststellen müssen, daß seit ihrem letzten Blick auf den Wecker höchstens eine halbe Stunde vergangen war, meistens weniger.

      Aber nun war es offensichtlich wirklich soweit. Direkt nach der Schwester kam Dr. Winter zur Tür herein, und sein Anblick war eine Beruhigung für Caroline. Auch er beugte sich über sie, aber er stellte keine Frage, sondern sah sie nur forschend an. Schließlich sagte er mit ruhiger Stimme: »Bald wissen wir mehr, Caroline.«

      »Ja, zum Glück.« Sie versuchte zu lächeln, aber es mißlang ihr kläglich. »Ich bin froh, daß es endlich losgeht. Die Nacht war ziemlich mies.« Den letzten Satz sagte sie so leise, daß die Schwester ihn nicht hören konnte.

      »Das sind Nächte vor Operationen eigentlich immer«, erwiderte er ruhig. »Sie bekommen jetzt schon mal eine Spritze, und wenn wir uns das nächste Mal unterhalten, haben Sie bereits alles hinter sich. Machen Sie sich auf jeden Fall keine unnötigen Sorgen – Sie können das Ergebnis der Operation sowieso nicht beeinflussen.«

      »Leider nicht, das stimmt. Ich bin froh, daß Sie’s machen, Herr Dr. Winter«, sagte sie.

      Er tätschelte ihr die Wange. »Kopf hoch, Caroline. Ich geh’ schon mal los. Bis dann.«

      »Ja«, sagte sie, »bis dann.«

      Als die Kollegin mit der Spritze kam, streckte sie sofort ihren Arm aus. Sie war froh darüber, daß sie bald schlafen und nichts von der Operation mitbekommen würde.

      Sie spürte den Einstich kaum. Das hat sie gut gemacht, dachte sie. Richtig gut. Die wenigsten Schwestern können schmerzlos spritzen.

      An dieser Stelle verwirrten sich ihre Gedanken bereits, und als kurz darauf ihr Bett aus dem Zimmer geschoben wurde, schlief sie.

      *

      »Schade, daß dies schon mein letzter Tag ist«, seufzte Esther, als sie Tim Brown morgens in seiner Pension abholte. Sie wollten gemeinsam ausreiten. »Aber morgen muß ich wieder in die Charité zu meinen Kindern.«

      »Nehmen Sie bitte noch einen Augenblick Platz, bis ich meinen Kaffee ausgetrunken habe«, bat Tim und fügte, als sie ihm gegen­übersaß, hinzu: »Ich glaube fast, ich werde Sie vermissen, Frau Berger.«

      Sie lachte. »Das will ich auch hoffen. Schließlich habe ich Ihnen die schönsten Plätze dieser Gegend gezeigt, die Sie ohne mich niemals gefunden hätten.«

      Das stimmte, und er gab es auch sofort zu. Es war überhaupt sehr angenehm gewesen, mit ihr zusammenzusein. Sie waren mehrmals gemeinsam ausgeritten und hatten sich gut vertragen. Wäre Esther nicht Adrian Winters Schwester gewesen, dann hätte Tim sich durchaus vorstellen können, sich mit ihr anzufreunden. So aber war er immer ein wenig auf der Hut gewesen, während sie sich unterhielten.

      »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?« fragte Esther in diesem Augenblick. »Auf die Gefahr hin, daß Sie mich ein wenig indiskret finden?«

      Er sah sie erstaunt an und nickte dann zögernd.

      »Irgend etwas stimmt nicht zwischen Ihnen und meinem Bruder, Herr Brown, oder?«

      Sie hatte es also doch gemerkt! Er ärgerte sich, daß es ihm nicht besser gelungen war, seine Gefühle zu verbergen. »Wie kommen Sie darauf?« fragte er, um Zeit zu gewinnen.

      »Es stimmt also«, stellte sie fest, ohne seine Frage zu beantworten, »sonst würden Sie mir nicht ausweichen.«

      Auf einmal hatte er keine Lust mehr zu diesem Versteckspiel. Warum sollte er es ihr nicht sagen? Wahrscheinlich würde Adrian Winter es seiner Schwester sowieso bald erzählen, denn er wußte sicher Bescheid. Bestimmt hatte Caroline ihm gestanden, daß sie mit dem südafrikanischen Kollegen ausgegangen war.

      »Ihr Bruder ist mit der Frau zusammen, in die ich mich gerade verliebt hatte«, sagte er schroff. »Leider hat sie mich nicht sofort darauf hingewiesen, daß sie gebunden ist, so daß wir einen sehr peinlichen Abend miteinander verbracht haben.«

      »Mein Bruder?« fragte Esther erstaunt. »Ich glaube, Sie irren sich, Herr Brown.«

      Er schüttelte den Kopf. »Ich habe sie zusammen gesehen«, sagte er. »Es war – nun, eine eindeutige Situation.«

      »Was verstehen Sie unter eindeutig?« fragte Esther, und auf ihrer Stirn erschien eine steile Falte. »Entschuldigen Sie bitte meine Hartnäckigkeit, aber Adrian ist mein Zwillingsbruder – das wußten Sie wahrscheinlich nicht. Besonders viele Geheimnisse haben wir nicht voreinander. Ich bin ziemlich sicher, daß ich es wüßte, wenn er eine Freundin hätte.«

      Sie verunsicherte Tim für einen Moment, aber dann sah er wieder Caroline und Dr. Winter vor sich, und er wußte, daß er sich nicht geirrt hatte.

      Er erklärte Esther, was er gesehen hatte, doch sie schüttelte temperamentvoll den Kopf. »Sie haben die Situation falsch interpretiert!« erklärte sie kategorisch.

      Aber so schnell ließ er sich nicht überzeugen. »Sie ist Krankenschwester an der Kurfürsten-Klinik«, sagte er. »Vielleicht ist dieses Verhältnis ja noch ganz neu, so daß er es Ihnen noch gar nicht erzählt hat.«

      »Nein!« sagte Esther, und jetzt blitzten ihre Augen. Zugleich wurde sie nachdenklich. Sie hegte schon länger den Verdacht, daß Adrian verliebt war – aber es handelte sich, wenn sie sich alles richtig zusammengereimt hatte, um eine Frau, die im King’s Palace arbeitete. Doch diese Geschichte ging den südafrikanischen Arzt nichts an, und sie würde kein Wort darüber verlieren, zumal Adrian sich sogar ihr gegenüber an diesem Punkt beharrlich ausschwieg. Über Andeutungen war er bisher nicht hinausgegangen. Was aber hatte es jetzt mit dieser Krankenschwester auf sich, von der Tim Brown sprach?

      Und dann fiel ihr auf einmal ein, daß Adrian ihr an einem Abend in Frau Senftlebens Küche von einer Schwester erzählt hatte, die er operieren sollte. Verdacht auf Eierstockkrebs. Adrian schätzte die junge Frau sehr und hatte sich nach Rücksprache mit seinen Kollegen bereit erklärt, die Operation durchzuführen. Heute, wenn sie sich recht erinnerte. Konnte es da einen Zusammenhang geben? Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, während ihr Gehirn auf Hochtouren arbeitete.

      »Sehen Sie!« rief Tim, der ihre Miene falsch deutete. »Jetzt werden Sie selbst unsicher. Sie können mir glauben, Frau Berger, daß ich nicht phantasiere. Die beiden sind ein Liebespaar!«

      Aber Esther war mittlerweile zu einem Ergebnis gekommen. Sie hatte sich zusammengereimt, wie diese Operation, von der Adrian gesprochen hatte, mit dem, was Tim Brown ihr soeben erzählt hatte, zusammenhing. Wenn eine junge Frau befürchten mußte, Eierstockkrebs zu haben, dann war sie mit Sicherheit zutiefst unglücklich und deprimiert…

      »Nein, nein, nein!« sagte sie heftig. »Wenn er überhaupt verliebt ist, dann in eine völlig andere Person, das garantiere ich Ihnen.«

      »Eine