Digitale Medizin. Группа авторов

Читать онлайн.
Название Digitale Medizin
Автор произведения Группа авторов
Жанр Медицина
Серия
Издательство Медицина
Год выпуска 0
isbn 9783954665839



Скачать книгу

[…] das androgyne Selbstkonzept von Vorteil [ist]. Die Vorstellungen über Pflege und Ärzteschaft sind zu reflektieren, um die Herausforderung der Förderung der interprofessionellen Kollaboration bewältigen zu können.“67

      Im internationalen Vergleich ist Deutschland spät dran. In Skandinavien und im angelsächsischen ist eine interprofessionelle Ausbildung seit zwei Jahrzehnten zunehmend etabliert und systematisch angelegt. In Deutschland hat der BVMD ein Projekt angelegt welches sich für die interprofessionelle Verzahnung von medizinischen Berufen einsetzt. Das Thema ist in vielen medizinischen Fakultäten durchaus angekommen wenn auch in völlig unterschiedlichen Reifegraden. Da sich die institutionellen Logiken der medizinischen Institutionen mit einer individuelleren Medizin vom Grundsatz verändern werden, ist von einem deutlich zunehmenden Bedarf an interprofessionellen Kompetenzen auszugehen. Der ehemalige Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und nun Leiter des „Health Innovation Hub“ des BMG formuliert:

       „Die Ära der wissensbasierten, individualisierten Medizin hat dieses Selbstbild des Arztes grundlegend verändert. Der moderne Arzt arbeitet in einer netzwerkartigen Kooperation innerhalb eines Gesamtteams. Die Aufteilung der Medizin in Abteilungen und Kliniken tritt zugunsten einer Aufteilung nach individuellen Kompetenzen zurück. Der Arzt beschränkt sich auf seine Kernkompetenzen und greift auf die Kernkompetenzen seiner Partner zugunsten einer für den Patienten optimierten Medizin zurück. Dies führt zwangsläufig zu einer Abflachung der in der Medizin immer noch sehr ausgeprägten Hierarchien wie auch zu einer deutlich engeren Verzahnung der in der Medizin tätigen unterschiedlichen Berufsgruppen. Der Arzt realisiert, dass der Behandlungserfolg auch von der Unterstützung einer ebenso spezialisierten und auf Kernkompetenzen konzentrierten Pflege abhängig ist. Insofern führt die individualisierte Medizin nicht nur zu einem Wandel des Selbstbildes des Arztes, sondern auch zu einer Veränderung des Selbstbildes der Pflege sowie zu entscheidenden Veränderungen der Interaktionen zwischen den Berufsgruppen.“68

      Es gibt noch viel zu tun für verschiedene wissenschaftliche Disziplinen, um Input zu liefern für die sich formierende neue Berufsausbildung im Rahmen eines veränderten Berufsbildes des Arztes in der digitalen Medizin. Doch wie immer die einzelnen Diskussionen fachlicher und öffentlicher Natur ausgehen mögen, unaufgebbar erscheint doch der ethische Kern des Arztberufes. Dieser Kern macht den Arzt so bewunderns- wie bedauernswert. Denn wo es um alles geht, liegt unendlich viel auf seinen Schultern. Die digitale Zukunft wird das nicht ändern. Nur anders akzentuieren. Deswegen sind die besten möglichen Berufsausbildungskonzeptionen und -umsetzungen für die Ärzte in der digitalen Medizin anzustreben.

       Literatur

      Baumer B (2015) A data science course for undergraduates: Thinking with data. American Statistician, 69(4), 334–342

      Behrend R, Maaz A, Sepke M, Peters H (2020) Interprofessionelle Teams in der Versorgung. In: Jacobs K, Kuhlmey A, Greß S, Klauber J, Schwinger A (Hrsg.) Pflege-Report 2019. S. 201–209. Springer Berlin. doi: https://doi.org/10.1007/978-3-662-58935-9_16

      Bergdolt K (2004) Das Gewissen der Medizin – Ärztliche Moral von der Antike bis heute. C.H. Beck München

      Boersma S, Klyve D (2013) Measuring habits of mind: Toward a promptless instrument for assessing quantitative literacy. Numeracy: Advancing Education in Quantitative Literacy, 6(1), ar6

      Bündnis Junge Ärzte (2020) Stellungnahme des Bündnis Junge Ärzte (BJÄ) zum Bericht der Reformkommission der Stiftung Münch: „Gesundheitsberufe der Zukunft“. URL: https://www.buendnisjungeaerzte.org/fileadmin/​user_upload/PDF/2020_06_Stellungnahme_Stiftung_Mu__nch.pdf (abgerufen am 11.08.2020)

      Carlson JR, Fosmire M, Miller C, Sapp Nelson MR (2011) Determining data information literacy needs: A study of students and research faculty. Libraries Faculty and Staff Scholarship and Research, Paper 23

      Datenethikkommission der Bundesregierung (Hrsg.) (2019) Gutachten der Datenethikkommission der Bundesregierung. URL: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/it-digitalpolitik/gutachten-datenethikkommission.pdf;jsessionid=F3B678BFED1D11728B6E2E5825D4924F.1_cid287?__blob=publicationFile&v=4 (abgerufen am 04.08.2020)

      Debatin JF (n.d.) Interdisziplinarität als Schlüssel zur individualisierten Medizin. URL: http://www.kas.de/upload/dokumente/verlagspublikationen/Medizin_nach_Mass/debatin.pdf (abgerufen am 04.08.2020)

      Fachinger U, Mähs M (2019) Digitalisierung und Pflege. In: Klauber J, Geraedts M, Friedrich J, Wasem J (Hrsg.) Krankenhaus-Report 2019. 115–128. Springer Berlin. doi: https://doi.org/10.1007/978-3-662-58225-1_9

      Finzer W (2013) The data science education dilemma. Technology Innovations in Statistics Education, 7(2). Retrieved April 15, 2017. URL: https://escholarship.org/uc/item/7gv0q9dc (abgerufen am 04.08.2020)

      Friele M, Schmitz-Luhn B, Woopen C (2018a) Medizin 4.0 – Ethik im digitalen Gesundheitswesen – Ethik Med (2018) 30: 87. doi: 10.1007/s00481-018-0480-1

      Friele M, Christiane J, Jannes M, Woopen C (2018b) Algorithmen in der digitalen Gesundheitsversorgung. Eine interdisziplinäre Analyse. URL: https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/VV_Studie_Algorithmen.pdf (abgerufen am 11.08.2020)

      Friele M, Bröckerhoff P, Fröhlich W et al. (2020) Digitale Daten für eine effizientere Prävention: Ethische und rechtliche Überlegungen zu Potenzialen und Risiken.) Bundesgesundheitsbl 63, 741–748. doi: https://doi.org/10.1007/s00103-020-03147-2

      Gibson JP, Mourad T (2018) The growing importance of data literacy in life science education. American Journal of Botany, 105(12), 1–4

      Heinemann S, Miggelbrink R (2011) Medizinethik für Ärzte und Manager, in: Thielscher C (Hrsg.): Medizinökonomie. 107–143. Springer Berlin

      Heinemann S (2019a) Nur noch KI kann uns heilen! (?) – Künstliche Intelligenz in der Medizin als Deus ex machina, Grands recits nouveaux oder Supertool? In: Der Urologe 2019 Volume 58, Issue 9, 1007–1015, doi: 10.1007/s00120-019-1011-5

      Heinemann S (2019b) Grundlinien eines „Ethikatlas der digitalen Medizin und Gesundheitswirtschaft, in: BARMER Gesundheitswesen aktuell 2019, 146–168, doi: 10.30433/GWA2019-146

      Heinemann S, Matusiewicz D (Hrsg.) (2020) Digitalisierung und Ethik in Medizin und Gesundheitswesen. Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Berlin

      Heinemann S, Stais P (2020) Ethics as Superpower – Primum Non Nocere against all Pandemic Odds. In: ICU Management & Practice (im Erscheinen, in englischer Sprache)

      Heyse V, Erpenbeck J (2009) Kompetenztraining – Informations- und Trainingsprogramme, Schäffer-Poeschel, Stuttgart

      Hösle V (1992) Praktische Philosophie in der modernen Welt. C.H. Beck München

      Hübner U, Liebe JD, Esdar M, Hüsers J, Rauch J, Thye J, Weiß JP (2019) Stand der Digitalisierung und des Technologieeinsatzes in deutschen Krankenhäusern. In: Klauber J, Geraedts M, Friedrich J, Wasem J (Hrsg.) Krankenhaus-Report 2019. 33–46. Springer Berlin

      Hume D (1978) Traktat über die menschliche Natur. Meiner Hamburg (Original: 1739/40)

      Hummel