Das Geheimnis der Letzten. Fritz Binde

Читать онлайн.
Название Das Geheimnis der Letzten
Автор произведения Fritz Binde
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783958932715



Скачать книгу

Lampen brennen, dazwischen einen Strauß schlichter Feldblumen, und um Strauß und Lampen festlich bereitet das Abendbrot.

      „Weil es dir sicher schwer geworden ist“, sagte seine Hanna. „Oder …?“ Sie verstummte.

      „Warum gehst du nicht hinein? Was ist dir?“ fragte sie endlich entsetzt.

      Schweigend und immer noch zögernd trat Franz ins Zimmer. An den bebenden Lichtkreisen, die mit ihm die Schwelle passierten und in der Stube selbst kaum noch wahrzunehmen waren, ja beinahe wie Schattenringe hüpften, bemerkte er erst, wie die Hand zitterte, die das Lämpchen trug. Unsicher setzte er die kleine Laterne auf die dunkelste Ecke des Tisches und sich selbst auf den Stuhl.

      „Hast du es bekommen und verloren?“ schrie die Frau. „So sprich doch!“

      Gequält sah er über den festlichen Tisch hin und wieder zurück zu seinem Lämpchen.

      „Da … sieh! Es leuchtet doch! Siehst du das Gold? Siehst du das Gold?“ Er zeigte auf die Tischdecke, wo tatsächlich die matten Strahlenkreise des kleinen Laternenlichts in warmer Goldfarbe spielten.

      „Um Gottes willen, Franz … !“ Sie meinte nicht anders, als sei er des verlorenen Geldes wegen wahnsinnig geworden.

      Nun lächelte er und zog sie an sich. „Da setz dich hin!“ bat er. Und sie hing ihm an Augen und Mund und setzte sich wie ein Kind.

      „Ich wollte dir eigentlich eine Geschichte erzählen von einem ganz armen Manne, von diesem Lämpchen und von mir. Ja, ich hatte sie mir schon mit großer Freude zurechtgelegt, diese Geschichte. Aber als ich vor dieser Schwelle hier mein Licht so erbleichen sah, wollte meine Freude schier sterben. Schon glaubte ich, ich hätte ja doch wieder alles verkehrt gemacht, alles wieder dir und unseren Kindern zum Schaden. Aber … da sah ich plötzlich das Gold wieder, das Gold da von dem Lämpchen, dasselbe Gold, das mir in der dunklen Nacht draußen geleuchtet hat auf dem Wege …“

      Sie wollte schon wieder unruhig werden; aber er hielt sie fest und beschwichtigte: „Bleib still!“ Aber damit sprang er selber hoch, schaute ihr in die Augen und rief: „Denn ich habe ja nicht gelogen! Ich habe ja dennoch alles, alles mitgebracht! Weit mehr als eine bezahlte Rechnung! Weit mehr als das Wohlwollen eines Menschen! Denn siehe, ich bin unselig, blind und arm gegangen, und ich komme selig und sehend und reich wieder! Ja, noch reicher und seliger als früher!“

      Und wieder wollte sie unruhig werden. Aber nun fasste er ihre beiden Hände und erzählte: „Sieh, ich wollte ja alles recht vollbringen. Ich hatte schon die Rechnung in der Hand, um sie dem reichen Manne zu übergeben. Aber was der reiche Mann nachher zu mir sprach, und was ich zu ihm sprechen musste, das war zu ernst, zu ergreifend, zu heilig, Hanna! Dabei ließ sich keine Rechnung über gelieferte Brillen, Kneifer und Lorgnetten präsentieren. Das ging nicht, Hanna! Und sieh, zum

      Schluss stand der reiche Mann so bettelarm vor mir, so bettelarm – ich werde es dir nachher noch im Einzelnen erzählen –, da konnte ich ihm erst recht keine Rechnung überreichen. Und ich war währenddem reich geworden! Alles war mir auf so wunderbare Weise wiedergegeben worden, was ich noch eine halbe Stunde vorher wie einen Ekel von mir werfen wollte. Da, liebe Hanna, fühlte ich mich so überreichlich bezahlt. Wie konnte ich da noch von einer Rechnung reden! Ich riss mich los von jedem weiteren Wort. Ich brannte inwendig. Ich warf mich hinaus in die Nacht. Ich lag auf meinem Rade und weinte vor unserem Gott. Mit diesem goldigen Lichte da auf meinem Wege fuhr ich durch ein endloses Reich des Glücks. Die Rechnung knitterte zwischen Rad und Brust, ich lachte darüber; ich ließ sie knittern. Nur einmal holte ich sie heraus, stieg ab und schrieb ein Gedicht darauf, das mir die Gnade unterwegs schenkte – ich werde es dir nachher als Festspruch vorlesen –, dann stieg ich singend wieder auf und fuhr zu dir. Und sieh, morgen schicken wir den armen Winkels eine neue Rechnung, und das Raubtier da unten bekommt sein Futter eben einige Tage später. Und nun fröhlich, Hanna! Was soll uns denn geschehen? Wer will uns arm machen? Wer unglücklich? Wer kann uns verderben? Sieh, der in uns ist, ist größer als der, der in der Welt ist!“

      Und damit küsste er sie und dankte ihr.

      Und Hanna sprach: „Wenn es so ist, dann ist es gut. Du hast dann das Beste wieder ins Haus gebracht: dich selbst!“

      „Mehr als das, Hanna“, ergänzte er, „denn was wäre ich ohne den, der in mir ist? Und doch habe ich noch etwas mitgebracht. Etwas, womit die Kinder spielen können. Eine Geierfeder, die ich unterwegs fand und an den Hut steckte, weil ich wie ein Raubvogel werden wollte. Wir wollen sie den Kindern aufs Bett legen zur Morgenfreude. Wo ist denn mein Hut?“

      Er suchte, fand den Hut, besah ihn rundum, aber die Geierfeder steckte nicht mehr darauf.

      Er hatte sie unterwegs auf der Heimkehr durch den weiten Himmel verloren.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAMCAgMCAgMDAwMEAwMEBQgFBQQEBQoHBwYIDAoMDAsK CwsNDhIQDQ4RDgsLEBYQERMUFRUVDA8XGBYUGBIUFRT/2wBDAQMEBAUEBQkFBQkUDQsNFBQUFBQU FBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBT/wAARCAEsAMgDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwD6RFpk dKntNJuL2Xyra3luZcZ2RKWbHrgVq22nPd3MUESgySuEUHjknA5rttE8N2V3o4XbPPbmRmZ9pRbl gY0jXYBuZNzNj5lJw/Q/d8yMnI9Frl3OCXwjq3/QKvh/27P/AIVIvg3WP+gTff8AgO/+FadwkVvc yxfYbE+WxXMaMynB7Enke9VjbQuxb7JAM84AIH86XtUi+Rsrjwdq4/5hN9/4DP8A4Uv/AAiGsf8A QJvv/AZ/8KsfZYSf+PSL8j/jSi1h/wCfWH8j/jS9qivZshHhDV/+gVen/t2f/Cnr4Q1Yf8wm+/8A Ad/8KlFrD/z6xfr/AI04WsJP/HrD+R/xpe1Q+RkI8I6sP+YVfH/t3f8Awp48JasP+YVe/wDgO/8A hUotoQP+PWL8j/jThbQ/8+sX5H/Gl7WI+SREvhLVR/zC73/wHf8Awp6+EtVx/wAgu9/G3f8AwqUW sQ/5dovyP+NPFtEP+XWL8j/jS9rErkZEPCeqf9Au8H/bu/8AhTh4U1Qf8wu8/wC/D/4VL9mh/wCf aL8j/jT1t4if+PaL8j/jU+1iPkZEPCmqf9Ay8/78P/hTx4V1T/oG3f8A34b/AAqVbWI/8usX5H/G ni1iwMW0X6/40vaxDkkQr4W1T/oG3n/fh/8ACpV8MamP+Ybd5/64P/hUq20R4+zxfkf8akFrF/z7 RD8D/jR7SI+SREPDOpD/AJh13/34b/CnDw3qQP8AyDrv/vw/+FTrbRZ/494z+f8AjT1tov8An3j/ AF/xpe0iHJIhXw1qP/QOuh/2wb/CpF8Oaj/0D7n/AL8t/hU4tYv+feMfgf8AGpFt4s/6iP8AX/Gj niHLIgXw7qGObC6/78t/hUcunS28myWJ4nHJVwVP61pQWkUkqL5MS7mAy2QPx56V0V9pEEFjtPmL ErghgCwhOWDLjqFyB3PUde9q0k2jNvlaTOMW2z2oraezMMjxsAGRipxzzRWfMaWOT0GEDWtPI/5+ Y/8A0IUJdXNrbW6w3EsQeDY