Ace in Space. Judith C. Vogt

Читать онлайн.
Название Ace in Space
Автор произведения Judith C. Vogt
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783947720460



Скачать книгу

Comm.

      No Yolo – Danai kannte den Ausdruck nur außerhalb des Cockpits, wo er offenbar bedeutete, dass man etwas nicht anzüglich oder sexuell meinte.

      »Staffelführerin bitte kommen. No Yolo? Befehl unklar, bitte spezifizieren«, sagte sie und erhielt als Antwort Tabs’ ungläubiges Lachen aus dem Comm. »Dass wir kein unnötiges Risiko eingehen sollen – also, das, was dir dein Konzern eh immer eingebläut hat!«

      Danai verdrehte die Augen. Wie konnte diese Mission ohne jegliche Disziplin ein Erfolg werden? Sie beobachtete – die Sicht nur von wenigen Gesteinsbrocken behindert – wie die Jäger der gegnerischen Vorhut an den lauernden Daredevils vorbeischossen. Etwas später schoben sich die massigen Rümpfe der Frachter schwerfällig ins Sichtfeld. Etwa ein Dutzend Transporter zog an ihnen vorbei wie eine Walschule der alten Erde auf ihren Wanderungen. Dann ertönte Deardevils Stimme erneut.

      »Angriffsrotte … und Action!«

      Die Sensoren ihrer Slipstream registrierten, wie die Systeme von vier Choppern zum Leben erwachten. Triebwerke und Waffensysteme wurden hochgefahren, und auch der Livestream ins Datanet wurde freigeschaltet. Neben dem Gravitonium winkten ein paar Likes als Beute, was auch ihrem Sponsor ein paar Verkäufe als Nebeneffekt einbringen sollte. Danai selbst übertrug natürlich noch nichts live ins Datanet, um ihre verdeckte Position nicht an Follower zu verraten, die ihnen nicht wohlgesonnen waren. Streamsniper lauerten überall und durchforsteten auch für Konzerne das Datanet, um die Positionen gegnerischer Parteien zu verraten.

      Nun konnte Danai das Triebwerksglühen der vier Jäger auch schon visuell ausmachen, als sie sich aus dem Asteroidenfeld katapultierten und wie Raubvögel auf die Jägereskorte am hinteren Ende des Konvois stürzten. Ein Schwarm Raketen löste sich von Deardevils Starstallion, und eine Explosion zeugte von einem ersten Abschuss – Danai sah das Notsignal des Schleudersitzes. Sie hatte sich immer schwer vorstellen können, dass ihre Mutter in ihrem sichelförmigen Raumüberlegenheitschopper als Ass mit weit über hundert Abschüssen bekannt war, doch jetzt fragte sie sich, wie sie daran hatte zweifeln können.

      Die Daredevils hatten ihre Gegner wie geplant völlig überrumpelt und schnell die Oberhand gewonnen. Der Weltraum war erfüllt von Leuchtspurgeschossen, abgefeuert von sich gegenseitig jagenden Maschinen. Dazu gesellten sich Explosionen der Flugabwehrgranaten der großen Schiffe. Aber nur wenige Frachter waren bewaffnet, ihre Ziele waren ohnehin zu klein und das Risiko war zu groß, mit Schüssen ins Getümmel die eigenen Jäger zu treffen.

      »Jetzt der Scan, identifiziert das Paket!«, befahl Deardevil, woraufhin sich Eyegel und Prophet auf den Weg machten, um den Frachter mit der Gravitonium-Ladung zu suchen.

      Die vier Jäger der Vorhut hatten beigedreht und tauchten nun viel früher als erwartet auf Danais passiven Sensoren auf. Die Angriffsrotte war noch mit der Eskorte beschäftigt. Solche Eskortstaffeln waren normalerweise nicht gerade mit der Crème-de-la-Crème einer Konzern-Top-Gun-Akademie oder mit hochbezahlten Leuten besetzt, sondern mit im Schnellverfahren ausgebildeten Schmalspurpiloten, Masse statt Klasse. Aber auch unter diesen befand sich dann und wann ein Naturtalent, das ein paar Chopper-Jockeys ins Schwitzen bringen konnte.

      Wenn das so weiterging, würden Eyegel und Prophet ohne Bedeckung durch die anderen auf dem Präsentierteller sitzen. Die vier Bandits würden jeden Moment an Danais Position vorbeiziehen.

      »Princess an Staffel. Greife ein. Tabs, schnapp dir den vordersten Bandit, dann zurück an meinen Flügel!«

      »Äh … ja, klar. Ich … mach ich!« Danai hoffte, dass Tabs die Anweisung verstanden hatte, irgendwie hatte sie ein ungutes Gefühl nach dieser Antwort.

      Princess’ Finger glitten eilig über die Kontrollen, um die Systeme ihres Choppers hochzufahren, und streiften dabei das daran geschraubte Pik Ass. Nur einen Augenblick später tauchte ihre Jagdmaschine hinter dem Gesteinsbrocken auf, in dessen Sensorschatten sie sich verborgen hatte, und schoss in dem Moment aus dem Asteroidenfeld, als die vier Bandits sie passierten. Rechtzeitig fiel ihr noch ein, das neue Feature ihres Choppers durch Umlegen eines Kippschalters zu aktivieren, den sie gestern erst selbst ins Cockpit eingebaut hatte: den Stream in ihren neuen Datanet-Channel, den sie jetzt, da ihre Position ohnehin nicht mehr verborgen war, aktivieren konnte – nein: sollte.

      Kaum hatte sie das Asteroidenfeld hinter sich gelassen, deckte sie die hinterste Maschine mit Salven aus ihren Bordgeschützen ein. Einige schrappten über die Panzerung, aber ein paar Projektile schlugen ins Innere ein. Ihr Ziel begann zu trudeln.

      Die vier Konzernjäger, Sparrows – günstige Standard-Mehrzweckjäger und Massenware – stoben auseinander wie ein Schwarm Fische vor einem zubeißenden Hai. Danai ließ sich nicht abschütteln, blieb am Heck ihres beschädigten Gegners kleben und traf das Triebwerk. Die Maschine brach auseinander, aber der Pilot wurde in letzter Sekunde von der Sicherheitsautomatik aus dem explodierenden Raumjäger geschleudert. Ihr erster Abschuss als Chopper-Jockey!

      Danai schob in solchen Situationen den Gedanken beiseite, dass das hier keine Übung war und Menschen sterben konnten. Sie hob sie sich für später auf, für die tiefsten Stunden der Nacht, in denen die Schutzschilde aus Rationalität und Abgebrühtheit heruntergefahren waren.

      Zwei Jäger drehten bei und kamen auf sie zu, der verbliebende dritte schoss Richtung Frachterkonvoi davon.

      Wo zur Hölle steckte Tabs?

      »Tabs? Brauchst du ’ne Extra-Einladung? Dein Ziel macht sich gerade davon, um deine Bros aus dem All zu blasen. Und mir kleben zwei Bandits am Arsch!«

      »Ich … kann nicht! Versmashter Dreck! Meine Systeme fahren nicht hoch!« Die Stimme klang panisch. Danai glaubte nicht, dass das irgendein abgekartetes Spiel war, um sie in Schwierigkeiten zu bringen. Tabs hatte eben schon zögerlich geantwortet. Sie hatte mit einem neuen Zielcomputer geprahlt, also hatte sie offensichtlich vor kurzem an ihrem Chopper herumgeschraubt und etwas eingebaut, das ein bisschen zu gut war, um wahr zu sein. Das Reaper-Virus musste in ihrem Zielcomputer eine potenzielle Gefahr erkannt haben und hatte ihren Chopper lahmgelegt. Wahrscheinlich wollte sich Tabs keine Blöße geben und hatte Deardevil trotz ihrer Systemausfälle Einsatzbereitschaft signalisiert – und Danai musste es nun ausbaden. Dies Gehabe manövrierte sie alle in die Scheiße!

      »Bleib, wo du bist. Ich lock sie von dir weg!«

      Sie öffnete einen Kanal zum Rest der Staffel und wurde mit einem Geschnatter aus Funksprüchen empfangen.

      »Ziel markiert.«

      »An meiner Sechs, könnte mir den jemand vom Hals schaffen?«

      »Passt auf dieses Flakfeuer auf! Ich schnapp mir das Geschütz, damit du einen Angriffsvektor findest.«

      »Friss das, du Corp-N00b! Yeah! Hab ihn! Siebter Abschuss! Mein Like-Zähler dreht sich wie irre, werte Bros!«

      »Rock Drei. Torpedo unterwegs … und Treffer! Ziel manövrierunfähig.« Das war Prophets Stimme.

      »Partyboot: Los geht’s, schnappt euch das Paket!«, antwortete Deardevil.

      Danai warf ein »Hier Princess. Ein Bandit auf dem Weg zu euch, ich beschäftige den Rest!« in die Runde.

      Sie war wieder ins Asteroidenfeld abgetaucht, um ein wenig Deckung vor den stetig spuckenden Bordgeschützen ihrer beiden Verfolger zu finden. Sie musste die gesamte Aufmerksamkeit dieser Smashwits binden, damit sie nicht Tabs’ hilflos im All hängenden Chopper entdeckten. Also tauchte Danai noch tiefer ins Asteroidenfeld ein, mit direktem Kurs aufs Schwarze Loch.

      Jetzt bemerkte sie die unvorhersehbaren, aus verschiedenen Richtungen zerrenden Anziehungskräfte der Gravitationsanomalien ihrer Umgebung. Das Gravitoniumerz wechselwirkte auf rätselhafte Weise mit dem schwarzen Loch und erzeugte ein unberechenbares physikalisches Chaos aus hin- und herziehender Schwerkraft. In letzter Sekunde konnte sie einem großen Brocken, der unvermittelt vor ihr auftauchte, ausweichen. Eine Kollision mit einem der kleineren schüttelte ihre Slipstream durch und zog eine große Schramme über die linke Seite. Die plötzlichen Richtungswechsel und verrücktspielenden G-Kräfte nahmen ihren Orientierungssinn in die Mangel. Es war eine