Название | Traumprotokolle |
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Автор произведения | Christof Wackernagel |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783866747821 |
– eine Konstruktion, ein Hausbau, wird vorbereitet, und ich sollte schon so lange dabei sein, bis zumindest das Fundament steht; das Material wird öfters umgeschichtet, und es soll zwar ein Haus auf dem Dorf werden, soll aber am Ende stabiler gebaut werden und Batoma sagt: »je mehr Material vormittags schon da ist oder morgens gekauft wird, desto besser ist es!« und ich geh am Schluss mit dem Fahrrad mit Batoma hinten drauf • ein Theaterstück mit Predigten aus den verschiedenen Religionen, islamisch, christlich, jüdisch etc., die Bühne ist als mehrere Stockwerke eingerichtet und auf jeder Ebene predigt einer, ziemlich langweilig, die meisten Leute gehen, am Schluss geht es auch um Hanns Martin Schleyer, was irgendwie ein eigenes Theaterstück ist, aber im selben Bühnenbild und ganz oben sieht man ihn, wie er Gefangene auspeitscht und auf einer anderen Ebene dafür bestraft wird, die Auspeitschung ist ziemlich brutal und realitätsgetreu dargestellt, so widerlich und abstoßend, dass man gar nicht hinsehen kann, viele sich die Hand vor die Augen halten und wegsehen, wozu ganz laut das Geräusch von zerschlagenem Geschirr kommt, und es ist ganz deutlich, dass damit gezeigt werden soll, dass er selber so ist oder war, wie er anderen vorwirft zu sein, ziemlich platt und durchsichtig, primitiv tendenziös, weswegen auch hier alle rausgehen und ich treffe im Foyer Wolfgang Pohrt, der das auch ziemlich tendenziell findet, aber er versteht mich falsch, weil ich gemeint hatte: »konventionell«, stimmt mir dann aber sehr zu, dass es so nicht geht, und ich denke: »das ist wohl jetzt Mode geworden, über Schleyer herzufallen, jetzt, wo’s nicht mehr gefährlich ist, jetzt damit zu kommen, wie schlimm der war«, wenn sozusagen nichts mehr dabei ist, was mich ärgert, weil sie es jetzt machen, wenn man es sich leisten kann, wir gehen in die Kantine, um noch was zu essen, es ist aber eine ganz blöde kleine in einem blöden, kleinen, langweiligen Theater wie Essen oder so ähnlich, wo es nur Kleinigkeiten gibt, zum Beispiel zwei längliche dicke, fette Würstchen, eines lang und vom Fett wulstig und knubbelig, das andere dünn und kurz, was in Croissant-artigem Gebäck angeboten wird, auf welches altmodische Zeug, das man sich auch noch warmmachen muss, ich aber, kalt und fettig, wie es ist, keinen Bock habe, und als wir da stehen und ich überlege, ob ich mir das trotzdem antun soll, kommt ein Kollege vorbei und sagt, betont den Lustigen raushängen lassend: »ja, hier bei uns grüßt man sich nicht!«, weswegen sich diese Provinzler wohl ganz toll und fortschrittlich vorkommen und er arriviert lacht, was ich alles total daneben finde, und dann ist die Kassenfrau von der Kantine auch noch selten unverschämt, gibt mir auf die zehn Euro, die sie sich aus dem dicken Packen Scheine, den ich habe, rausgezogen hat, weil sie kein Kleingeld hat, ganz viele kleine runde schwarze Chips raus, die man sich an der Hauptkasse auszahlen lassen soll, das Ganze ist also ein ziemlich blöder Laden und Pohrt geht schon raus, weil sein Hund unten gebellt hat, um ihn zu holen, und sagt, dass er noch in ein anderes Stück gehen will, irgendeinen Ibsen, »Peer Gynt« oder so was Umständliches, und ich frage ihn, ob er sich das wirklich antun will, »ist ja furchtbar!«, aber er winkt ab und fragt: »wieso, meine Frau geht da auch mit«, weshalb ich denke: »dann stimmt das ja gar nicht, dass die tot sein soll!« und während er seinen Hund holen geht, gehe ich mit Fips und den furchtbaren Würstchen zu Renate, die ich von hinten an einem Platz sitzen sehe mit einer gelben Kapuze auf; das Ganze spielte in einer Außenstelle des Theaters, einer Probebühne oder so etwas Ähnlichem, und ich muss wieder in den Hauptbau zurück und bin nackt, was im Prinzip kein Problem ist, obwohl ziemlich viel Leute auf der Straße sind, es Sonntagnachmittag ist, weshalb es mir dann doch etwas unangenehm ist, vor allem, als mir drei Musliminnen entgegenkommen, von denen ich eine kenne, und die auch gleich verschämt kichernd weggucken, weshalb ich in den Bau seitlich ins Souterrain gehe, wo aber alle Türen geschlossen sind, da kommt man nicht durch, weswegen ich dann doch rausgehe und versuche zu rennen, aber die Leute gucken trotzdem komisch, und ich denke, dass das ja wieder mal genauso wie im Traum ist, bloß kein Traum, denn es ist wie alles gestochen scharfe Realität, aber irgendwie so übertrieben, dass ich anfange zu zweifeln, ob es nicht doch ein Traum ist • treffe ein mobiles Kino, das mit einem LKW unterwegs ist, die Leinwand ist so groß wie der LKW, sie zeigen einen Film über Afrika, was von der Nordrheinwestfälischen Filmstiftung und anderen gefördert wird, deren Logos ich unten drauf sehe, auch Werbezettel • und an den Kreuzungen beziehungsweise Ampeln muss man laut sprechen, und erst wenn man das gut genug macht, wird man durchgelassen und kann weiterfahren, und dann sehe ich schon weiter vorne das Gerät von der Ampel, bei der es immer ganz schwierig ist –
– große Annäherung mit Angela, bei der wir am Schluss spazieren gehen und über Willy reden, es geht um unsere ganzen Irrungen und Wirrungen, wobei wir uns völlig einig sind und diese Einigkeit Teil unserer Annäherung ist, aber als ich sage, dass das ja auch Willy betrifft, auch er sich sozusagen geirrt hat, bleibt sie plötzlich stehen, lehnt sich an eine Wand, schüttelt den Kopf und will sofort den Kontakt mit mir abbrechen, sagt, dass sie nicht mit mir zusammen sein kann, wenn ich so über Willy rede, es geht ewig und ich sage, dass wir doch klare Kriterien hatten, was wir wollten, worum es ging und woran man messen kann, ob das zu verwirklichen ist oder nicht, sage: »man muss das abtrennen und in Streifen aufbewahren« – wie vier lange drei bis vier Zentimeter breite Lederstreifen –, aber da ist sie hundert Prozent dagegen, schüttelt nur den Kopf, schüttelt immer wieder den Kopf und sagt: »ich muss gehen« • bin im Supermarkt, einer Art Aldi, und sehe, wie Leute eine ganze Wagenladung voll mit nur einem Produkt kaufen, Schachteln mit Keksen oder so ähnlich, und ich finde das total unsozial, den anderen das wegzukaufen, das muss doch verteilt werden, aber sie gehen damit zur Kasse und ich stehe an der Kasse daneben und rede mit der Kassiererin, die sich darüber aufregt, dass ihr ein Zettel zugeschoben wurde von Neonazis, auf dem ein Foto zu sehen ist von Spuren im Sand oder im Schnee und alle fünf bis sechs Schritte eine etwas größere Vertiefung, fast auf Bodenhöhe fotografiert, mit einer leichten Biegung nach hinten abfallend, und darunter steht: »jeder Schritt ist zu viel«, was ganz klar gegen Ausländer geht und was die Neonazis überall in der Region verteilen, was die Kassiererin unmöglich findet, und ich finde das auch total daneben, aber als wir beide feststellen, dass man nichts dagegen machen kann, sage ich: »man muss sich eben wieder bewaffnen, hier in Deutschland ist nur die Linke nicht bewaffnet« und vor der Kasse noch eins weiter sitzt ein alter Mann im Durchgang und singt Kinderlieder • eine Straße wird mit irgendwelchem Schaumzeugs renoviert und/oder geputzt, das gleichmäßig darauf verteilt wird und erstmal bleibt, so dass man den Eindruck hat, dass es sowieso bleiben könnte, weil es gut aussieht, was hermacht, aber die