Название | Traumprotokolle |
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Автор произведения | Christof Wackernagel |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783866747784 |
– bin in Paris und will gerade abfahren, habe gerade meine Videoanlage in meine schwarze Tasche gepackt, da kommt so ein Lümmel, nimmt sie und lässt sie in einen Schacht hinunterfallen, der in die große Halle unten reicht: alles ist zerdeppert und kaputt; vorher hatte ich Karajan trotz Kopfschmerzen aus dem Zimmer holen müssen, weil das Telefon tutete, aber dann war es für Lech Walesa – drei Leute kommen die Treppe hoch, zwei Typen und eine Frau, bunt angezogen, und ich laufe mit ihnen hinunter und heule vor Wut über die kaputte Anlage; draußen ist irgendeine Gefahr, drei Leute laden mich in ein Bistro ein, wo es noch cool ist, danach gehe ich mit Fips spazieren und wir sehen die seltsamsten hundeartigen Tiere und die Wohnungen sind alle sehr elegant eingerichtet, ich schmuse lange mit einem Hund, aber dann müssen wir weiter, Fips will auf einer Bank liegende Zigaretten klauen, aber der Besitzer ist da und sagt freundlich: »nicht alle«, bietet ihm eine an, die Fips aber verschämt zurückgibt –
– mich verschlägt’s am Stadtrand in irgendeine Bhagwan-artige Landkommune; zwei kleine Hunde spielen und sind süß und lieb, eine riesige Hündin, ihre Mutter, liegt faul neben dem Eingang; Franz Josef Strauß kommt, und bietet mir an, seine Videoanlage zu verwalten, ich sei krank, und könne so lange ja das machen; ich stimme zu, obwohl es nicht stimmt, mit den Augen sei etwas nicht in Ordnung; ich sitze mit der Kanne am Tisch, hab Aversionen gegen sie, esse ein Mus mit Wurstbrocken drin und noch ein Brot, das runterfällt, da motzt die Frau, die mir gegenüber sitzt, ich könne nicht von zwei Sachen essen, aber da ist es schon vorbei, wird abgeräumt, ich frage nach abspülen, keine Antwort, stattdessen Ringelreihen, in das ich hineingezwungen werde, ein Schwuler bedrängt mich von hinten, kann ihn aber abwimmeln und lande in einem Studienkeller, wieder Leute von Strauß mit einem Wagen voller Bänder, die ich kriege, ich will Geld, kriege aber keines, weil ich alkohlkrank sei, und schiebe den Wagen los, komme durch allerlei Studios, Tagesschau Stuttgart, Gefahr ist, man will sich gegenseitig umbringen und erpressen, man muss mich in einem Lager voller Videobänder verstecken, höre, wie einer einen anderen erpresst, es ist höchst gefährlich für mich, da kommen meine drei Retter, ich erkenne sie erleichtert sofort wieder, langsam tippelnd auf Zehenspitzen und mit dem Zeigefinger auf dem Mund, den ersten haben sie gleich betäubt, alles wird wieder gut –
– gerade gedacht, ich hätte Hannah Arendt fertiggelesen, da merke ich, dass es erst die Hälfte ist –
– bullige, grobschlächtige Männer, Bauarbeiter, spielen eine Art Sackhüpfen mit ihren Spaten, nachdem ein Haus abgebrochen wurde, einer erklärt: »mit diesem Spaten arbeiten auch!«, schon kommt der nächste angehüpft, mit dem Ernst eines spielenden Kindes in seinem alten, gegerbten Gesicht; ein anderer sagt, er werde Kartenabreißer im Theater werden, weil er die Kunst liebe –
– oben in meiner Zelle hat sich ein Vogel eingenistet, mir ist es etwas unangenehm, denn ich weiß nicht, wie er wieder durch das Fliegengitter raus soll, er baut sich sein Nest mit einem plastiktütenartigen Zeug, es ist ein Kauz, ein Uhu oder ähnliches, dann sehe ich, dass es eine kleine wilde Katze ist, die Buckel macht, ein kleiner Hund ist auch da, auf den ich aufpassen muss, und ein winziges Hündchen, sie winseln mich an, fallen dadurch beinahe runter, ich spüre die nasse Schnauze an meiner Hand –
– Gäste, es ist eine geheimnisvolle Feier bei einem Diplomaten, fein gekleidet, ich gieße uns einen Rosé ein, ein Mann und eine Frau, mit denen ich zu tun habe, eine weitere im Abendkleid hat schon etwas zu trinken, und als es aus ist, will ich mich drum kümmern, dass sie auch etwas bekommt, und wir geraten etwas abseits, Pernot, ein seltsamer Likör, mit Glas vom Hersteller, braun, muss erst gespült werden, ich stehe an einem großen Becken, an dem ein Schlauch liegt, mit dem ich es ausspüle; jemand dreht das Wasser voll auf und alles spritzt nass –
– ich muss auf die kleine Kitty aufpassen und gehe mit ihr durch die Straßen und Kaufhäuser, in einem Café muss sie pinkeln, ich auch, aber alles ist groß, und als ich sie wieder treffe, will sie etwas essen, und wie wir da sitzen, will ein Österreicher von mir wissen, was ich vom Staat halte, er hält sogar die Tür auf, damit ich sofort abhauen kann, wenn er deswegen die Polizei holen will – ich soll ihm dann einen Satz sagen, was ich von Deutschland halte, brauche aber fünf Minuten und lese ihm aus meinem Theaterstück vor, was er sehr gut findet, es dauert länger, versteht auch Interna und fragt, wieso ich etwas gegen einen Film, beziehungsweise dagegen hätte, Geld für die Gefangenen zu machen, ich sage, dass es auf den Inhalt ankomme, und Sabines Kollegen finden es auch gut – wir gehen, und ich beschließe bei meiner Tante Gabi zu übernachten, nachdem ich eine Wohnung wie ein Klotz gesehen habe, und auf der Straße verabschieden wir uns von Sabines Kollegen –
– muss vor Volker Speitel fliehen, der mir nachläuft, was von mir will – glücklich entdecke ich ein Versteck, das Treppenhaus, sehr groß, mit Zugängen von den Wohnungen, freundlichen Leuten, spielenden Kindern –
– alles ist erledigt, wir können gehen, bloß sie muss noch eine Viertelstunde warten, will aber nicht alleine in dem Hochhausappartement bleiben; ich schlage vor, dass sie mitkommt, aber es ist die Frage, wie sie dann nach Hause kommt, ich verspreche, sie zu bringen, worauf vermutet wird, dass wir dann die Nacht zusammen bleiben; sie könne ein Taxi nehmen, was als zu teuer abgelehnt wird, alle sitzen wieder, einer scheint ihr Vater zu sein, dem sie verspricht, nicht mit mir zu schlafen; ein anderer mischt sich ein, dass er gar nicht wisse, ob er wolle, dass sie dies verspreche – wir beide springen auf, nehmen unsere Mäntel, laufen auf den Gang, dort steht die Aufzugstür schon offen – sie wurde mit einem Schlüssel blockiert, den wir rausziehen – und kaum ist die Tür zu, fährt der Aufzug los und wir sehen uns freudig an –
– die neue Fontane-Ausgabe ist gekommen – total verschmuddelte Bände, mit rotem Kuli angestrichen, ich bin empört, und wir fahren durch einen engen, verschneiten Waldweg –
– Erika, Claudija und ich kommen in Berlin an und besuchen eine alte Schauspielerin, sie ähnelt Esther, und hat eine riesige Altbauwohnung, deren hohe, stuckgeschmückte Zimmer man schon von außen sehen kann, aber sie ist sauer, weil wir nicht angemeldet sind, schon auf der Treppe schimpft sie, wir stehen rum, sie hat eine kleines Kind auf dem Arm, das eine offene Geschwulst hat, während sie mit der Nachbarin redet –
– besuche die Hardebeker, denen irgendjemand Ärger gemacht hat, sie politisch denunziert hat oder ähnliches; ich bin sauer und fürchte um den Auftragsbestand, aber Holler bleibt ganz cool, vielleicht eine Viertelstunde weniger, mehr aber nicht –
– eine Friedenscombo spielt langweilige Lieder, sie haben alte Verstärker, und ich frage Ebby, ob es die unseren noch gibt; ja, aber er müsse sie erst holen, zum Teil erholten sie sich in einem geheizten Raum; so groß wie der, in dem wir sind, sei der, in dem sie stehen; ein ziemlich großes Kellergewölbe, daneben ist auch ein Raum, aus dem Ebby ein frisches Ei holt, das ich Renate anbiete, die sich am Rande der Treppen niedergelassen hat; ich schlage vor, das Ei hochzuwerfen, und Heiner soll es auffangen –
– wir sitzen auf einer Wiese und Uli ist aus irgendeinem Grund wütend auf mich, beschimpft mich – und rennt davon; unter ihrem hochhüpfenden kurzen Rock blitzt ihr Arsch hervor –
– will eine Bombe vorbereiten, in einem Hochhausappartement und habe Probleme – das Ding sieht aus wie eine Kaffeemaschine: unten ist unter einer Glasscheibe der Sprengstoff, oben montiert eine Art Hammer, der herunterfällt und den Sprengstoff explodieren lässt – ich montiere das Ding an die Wand und gehe weg – da sehe ich, wie sich der Hammer aus der Halterung löst und zögernd runterrutscht, zum Glück nicht fällt, bibbernd sehe ich, wie er das Glas gerade nicht durchschlägt –
– ein Interview mit Frau Kohl darüber, dass Kohl alleine ist, als ob er keine Frau habe: »macht mir nichts«; ob es ihr etwas ausmache, dass er wie ein Baby aussehe: »macht mir nichts«; er selbst bestätigt auch, dass ihm das alles nichts mache –
– wir haben geklaute dreißigtausend Mark über die Grenze zu bringen, in einem VW Cabrio, einer fährt ihn an eine wartende Reihe, steigt aus, wird selbst aber verhaftet, ich fahre den Wagen zu einer Gruppe Frauen, die zwar zu uns gehören, aber nicht Bescheid wissen, stelle ihn ab und lege die Tasche mit den dreißigtausend Mark unauffällig daneben – aber es nützt nichts, weil sie nicht