...denn ihrer ist das Himmelreich. Jost Müller-Bohn

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Название ...denn ihrer ist das Himmelreich
Автор произведения Jost Müller-Bohn
Жанр Учебная литература
Серия
Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9783869548739



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      5.

       Februar

      „Denn der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest.“

      Psalm 84,4

      Wenn wir in diesen Tagen am Morgen erwachen, dann hören wir vielleicht, wie die Leute noch auf dem verschneiten Weg laufen oder mit ihren Schneeschiebern den Fußweg freischaufeln. Wir vermissen immer noch den fröhlichen Gesang der Vögel.

      Hans und Christa saßen eines Tages im kalten Winter mit ihren Eltern am Tisch. Draußen lag überall hoher Schnee, leise pfiff der Wind, die Wetterfahne quietschte hin und wieder. Auf einmal pickte es am Fenster. Christa stand leise von ihrem Platz auf und beobachtete hinter der Gardine zwei Vögel. Ganz vorsichtig zog sie die Gardine zur Seite und öffnete das Fenster ganz sacht. Die Vögel waren durch den anhaltenden Frost sehr geschwächt - sie flogen nicht fort, sondern kamen in die warme Stube und setzten sich gleich auf das Ofengitter. Die Kinder richteten ihnen eine Futterstelle und ein Nestlein ein.

      So blieben die Vögel in der warmen Behausung der Menschen. Am Mittag, wenn die Kinder aus der Schule kamen, sangen sie ihnen ein Lied vor. Die Vögel wurden durch den Gesang ermuntert und zwitscherten ihre Melodien mit. Oft sagte die Mutter dann: „Nun seid doch endlich still, ihr kleinen Schreier, dieses Gepfeife macht mich ganz nervös.“ Aber die Vögel gaben keine Ruhe und die Kinder hatten ihre helle Freude an ihnen. Morgens, wenn sie erwachten, saßen die Vögel schon an ihrem Bett, so zutraulich waren sie geworden. Oft pfiff Hans die Melodie: „Gott ist die Liebe, lässt mich erlösen, Gott ist die Liebe, er liebt auch dich.“ Einer der Vögel versuchte schon einige Tage dieses Lied nachzuahmen. Hans und Christa freuten sich sehr über ihre gelehrigen Schüler und riefen auch die Nachbarskinder. Dann sangen sie alle zusammen: „Drum sag ich‘s noch einmal, Gott ist die Liebe, Gott ist die Liebe, er liebt auch dich.“

      Als aber der Frühling kam, pickten die Vögel wieder an die Fensterscheibe, jetzt von der Innenseite. Sie wollten nun wieder hinaus in den Wald fliegen. Doch die Kinder mochten ihre lieben Freunde gar nicht fortlassen. Da sagte der Vater zu ihnen: „Seid ihr denn bei schönem Sonnenschein auch so gern im Zimmer eingesperrt?“

      „Nein“, antworteten die Kinder, „wir wollen sie fortfliegen lassen. Aber sie müssen bald wiederkommen.“

      Dann öffneten sie das Fenster und husch - waren die Vögel in die freie Natur geflogen. Die Kinder legten nun Moos und Wolle auf das Fensterbrett. Damit bauten die Vögel ein richtiges Nest im Garten. Bald legten sie acht Eier ins Nest.

      Als Hans und Christa wieder einmal im Garten saßen, sahen sie, wie sechs kleine Vögel ihre Schnäbelchen aufsperrten und von den Vogeleltern gefüttert wurden. Seht ihr die sechs fröhlichen Jungvögel im Fliederbusch pfeifen und singen? Die Kinder legten im nächsten Winter wieder Futter aufs Fensterbrett. Ob die Vögel aber wieder ins Zimmer gekommen sind, weiß ich nicht. Wenn ich Hans und Christa wieder einmal treffe, dann will ich sie fragen.

      Nun wollen wir beten: Jedes Tierlein hat sein Essen,

      jedes Blümlein trinkt von dir,

      hast auch meiner nicht vergessen,

      lieber Gott, ich danke dir. Amen

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      6.

       Februar

      „Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen.“

      Josua 24,15

      Am Tisch sitzt der Vater und hat seine Hände über der geöffneten Bibel gefaltet. Die Mutti und die Kinder beten auch. Es ist immer gut, wenn wir am Abend noch beten, denn wir wissen nicht, was in einer Nacht alles passieren kann. Da habe ich eine Geschichte gelesen, die sich im vorigen Jahrhundert zugetragen hat.

      In einem großen Haus wohnte eine Familie mit zwei Söhnen. Der ältere hieß Frank, der jüngere Wilhelm. Eines Abends brachte die Mutter ihren Kleinen ins Bett.

      „Wir haben noch nicht gebetet, Mutter“, sagte der kleine Wilhelm.

      „Wir werden morgen beten“, antwortete die Mutter.

      Wilhelm flehte: „Mutti, lass uns doch jetzt beten.“

      Die Mutter strich dem Kleinen über das Köpfchen: „Im Sprechzimmer wartet noch Besuch auf mich, jetzt habe ich keine Zeit, aber morgen können wir beten“, dabei stellte die Mutter das Licht auf den Tisch und ließ die Tür halb geöffnet, damit sie hörte, wenn jemand rief. Doch der Wind blies durch die Tür und löschte das Licht aus.

      „Komm, wir wollen noch aufstehen und beten“, flüsterte Wilhelm.

      „Es ist doch so kalt und finster“, meinte Frank. „Das macht nichts, Gott sieht uns auch im Finstern.“

      „Die Mutter hat ja gesagt: ,Wir wollen morgen beten‘“, antwortete Frank.

      „Und wenn der liebe Gott nicht warten will bis morgen? Komm Frank, ich bete mit dir.“

      Eine Zeitlang war es ganz still im Raum, Frank hörte ein leises Geräusch.

      „Was machst du?“ fragte er. „Ich knie am Bett und bete auch für dich, Frank.“

      Als Wilhelm wieder ins Bett kam, sagte Frank: „Hui, wie bist du kalt, Wilhelm.“

      Wilhelm zitterte: „Das macht nichts, ich freue mich darüber, noch einmal zu dem lieben Heiland gebetet zu haben. Wenn ich in dieser Nacht sterbe, dann werde ich im Paradies sein.“

      „Ich will aber lieber bei Vati und Mutti und meinen Spielsachen bleiben“, flüsterte Frank.

      „Wenn wir aber im Himmel sind, dann hören wir die Engel Gottes singen und mit ihnen können wir auch spielen“, meinte Wilhelm. So ging das Gespräch noch eine ganze Zeit hin und her.

      Morgens stand Frank allein auf. Die Mutter fragte ihn: „Wo ist denn Wilhelm?“ „Er schläft noch!“

      „Nun, dann halten wir ihm das Frühstück warm und lassen ihn schlafen, solange er will.“

      Am Tisch sagte die Mutter zum Vater: „Ich glaube, Wilhelm scheint krank zu sein, er hat gestern so rot ausgesehen. Als ich ihn fragte, ob ihm etwas fehle, sagte er: ,Ich habe nur ein wenig Kopfweh, es wird bald wieder gut sein.‘“

      Nun mischte sich Frank in das Gespräch ein: „Ich hatte heute Nacht einen sonderbaren Traum von Wilhelm.“

      „Was hast du denn geträumt?“ wollte der Vater wissen.

      Nun erzählte Frank, wie Wilhelm am Abend gebetet und so viel vom Himmel und vom Paradies gesprochen habe. „Als er ins Bett kam, war er ganz schrecklich kalt. Als ich eingeschlafen war, sah ich im Traum, wie er noch immer betete und ich nicht. Der Mond schien ganz hell, als plötzlich zwei Engel vor unserem Fenster erschienen. Sie zeigten auf Wilhelm und der eine sagte zum anderen: ,Diesen sollen wir ins Himmelreich führen, der andere muss noch lernen zu beten.‘ Dann wurde es ganz hell im Zimmer. Wilhelm streckte seine beiden Hände einem Engel entgegen, der hat ihn auf seinen Arm genommen und Wilhelm schlang seine Arme um den Hals des Engels. Dann schwebten die Engel mit Wilhelm durch die Luft, bis ich ihn nicht mehr sah. Als ich heute früh aufwachte, war ich sehr froh, dass Wilhelm noch im Bett lag. Aber er schlief ganz fest und war genauso kalt wie gestern Abend, als er ins Bett kam. Ich rief leise: , Wilhelm, Wilhelm!‘, aber er wachte nicht auf.“

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      Den Eltern wurde ganz sonderbar zumute, sie ließen den Kaffee stehen und eilten schnell ins Kinderzimmer. Da lag Wilhelm mit geschlossenen Augen und lächelte wunderschön. Als sie ihn aber anrührten, war er ganz kalt. Im Bett lag nur noch sein Körper, der Geist und seine Seele waren schon im Paradies bei Gott. Da weinte die Mutti bitterlich, weil sie am Abend nicht noch einmal mit ihrem kleinen Sohn gebetet hatte.