...denn ihrer ist das Himmelreich. Jost Müller-Bohn

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Название ...denn ihrer ist das Himmelreich
Автор произведения Jost Müller-Bohn
Жанр Учебная литература
Серия
Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9783869548739



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hast du geträumt! Leg dich nur wieder schlafen.“ Samuel legte sich wieder schlafen. Da rief Gott der Herr noch einmal: „Samuel!“ Der Junge stand wieder auf und ging zu Eli und sprach: „Hier bin ich! Du hast mich gerufen.“ Eli war erstaunt und sagte zu Samuel: „Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn, gehe wieder und lege dich schlafen.“ Samuel wusste noch nicht, dass Gott auch ganz deutlich mit den Menschen reden konnte. Da rief Gott den Samuel zum dritten Mal. Wieder stand Samuel auf und ging zu Eli und sprach: „Hier bin ich! Du hast mich wieder gerufen.“ Jetzt merkte der Hohepriester, dass Gott den Jungen rief, darum sagte er zu ihm: „Gehe wieder zum Altar und wenn dich Gott noch einmal ruft, dann antworte: „Rede, Herr, dein Knecht hört.“

      So ging Samuel wieder hin und legte sich schlafen. Da kam der Herr und rief wie vorher: „Samuel! Samuel!“ Samuel sagte laut: „Rede, Herr, dein Knecht hört dir zu.“ Nun sagte Gott dem Samuel, dass er Eli und seine beiden Söhne hart bestrafen werde, denn die Söhne Elis waren sehr böse. Diese Söhne waren schon groß und selber als Priester im Tempel beschäftigt. Aber sie machten, was sie wollten, und achteten nicht auf die Gebote Gottes. Wenn Eli sie ermahnte, lachten sie ihn aus. Damit verachteten sie auch das sechste Gebot. -

      Wie heißt denn das sechste Gebot? Kennt ihr es schon? Es lautet: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!“ Gott sagte also dem Samuel, dass er auf die Söhne Elis böse sei, weil sie nicht gehorchten und dass er auch auf Eli böse sei, weil er seine Söhne nicht erziehen konnte. Samuel schlief danach wieder ein. Am Morgen fragte ihn Eli, was Gott denn zu ihm geredet habe. Erst wollte Samuel gar nicht antworten. Aber Eli bat ihn, alles zu sagen. Samuel erzählte alles, was Gott der Herr zu ihm geredet hatte. Das war gar nicht so einfach für den kleinen Samuel. Vielleicht fragt ihr jetzt: „Ja, kann denn Gott auch heute noch zu den Menschen reden?“ - O ja, wie er zu den Menschen reden kann, will ich euch dann morgen erzählen.

      Nun wollen wir beten: Lieber Gott, wenn du mit uns reden willst, dann hilf uns, dass wir es gut verstehen können, was du sagen willst. Wir danken dir, dass wir deinen Willen schon in der Bibel erkennen können. Wenn da aber mit uns reden willst, dann wollen wir ganz still sein, damit wir deine Stimme gut vernehmen. Amen.

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      3.

       Februar

      „Ach, dass ich hören sollte, was Gott der Herr redet.“

      Psalm 85,9

      Gestern las der Pfarrer die Geschichte vom kleinen Samuel, wie Gott ihn mitten in der Nacht rief und ihm deutlich sagte, er würde über Eli, den Hohepriester, und seine Söhne ein großes Unglück kommen lassen. Nun hat der Pfarrer seinem kleinen Sohn Karl die Geschichte erzählt. „Vati“, sagte der Junge, „ich möchte auch einmal die Stimme Gottes hören. Wie hört man denn, wenn Gott redet?“ „Mein liebes Kind“, erwiderte der Pfarrer, „immer, wenn du etwas Böses tun willst, wirst du hören, dass eine leise Stimme in deinem Herzen dich bei deinem Namen ruft. Das ist die Stimme Gottes, die dich warnt.“ „Kann ich denn die Stimme nicht mit meinen Ohren hören?“ fragt Karl. „Nein, mein Kleiner, nur in deinem Herzen, hier innen in deiner Brust, ist dir dann so, als würde jemand sagen: „Tue es nicht!“ Aber du musst ganz still sein, um diese Stimme in deinem Herzen zu verstehen.“

      „Ja, das will ich auch“, versicherte Karl.

      Einige Tage nach diesem Gespräch war die Mutter fortgegangen und Karl mit dem Kindermädchen allein daheim geblieben.

      „Ich habe großen Hunger“, klagte Karl, „kann ich nicht etwas zu essen haben?“ Ja“, sagte das Kindermädchen, „in der Speisekammer im Schrank liegt ein schöner Apfel, den kannst du essen.“ Karl ging in die Speisekammer und öffnete den Schrank. Er suchte sich den schönsten von den roten Äpfeln aus. Gerade, als er den Schrank wieder schließen wollte, sah er einen Teller mit feinem Kuchen dort stehen. Er langte schon nach einem Stück und dachte bei sich: „Die Mutter wird es nicht erfahren, wenn ich mir ein Stückchen nehme, es sieht ja auch niemand.“ Da hörte er eine leise Stimme in seinem Herzen rufen: „Karl, tue es nicht!“ Schnell schloss er den Schrank zu und entfernte sich so rasch er nur konnte aus der Speisekammer, indem er zu sich selber sagte: „Ich darf diesen Kuchen doch nicht ohne Erlaubnis essen.“ Die Mutti hatte zu ihm immer gesagt, wenn er etwas vom Kuchen essen wolle, dann sollte er sie fragen. Schnell sprang er in den Garten und spielte fröhlich mit seinen Kameraden. Er war so froh, der warnenden Stimme in seinem Herzen gehorcht zu haben. Als der Vater ihm am Abend einen Gute-Nacht-Kuss geben wollte, flüsterte er ihm ins Ohr: „Vati, ich glaube, der liebe Gott hat heute zu mir wie zu dem kleinen Samuel gesprochen. Ich habe auf sein Wort gehört und bin gehorsam gewesen.“ Der Vater gab ihm einen ganz lieben Kuss und sagte noch:

      „Wenn du aber einmal die Stimme Gottes gehört und anders gehandelt hast, dann sagst du es dem lieben Gott und uns, dann beten wir, denn Gott vergibt uns alle Schuld.“ An diesem Abend schlief der kleine Karl ganz glücklich ein.

      Nun wollen wir beten: Wir danken dir, lieber Gott, dass du immer noch zu den Menschen redest, damit sie deinen Willen verstehen und tun können. Wir wollen auch beim Beten eine Zeitlang still lauschen, um dich gut hören zu können. Amen.

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      4.

       Februar

      „Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem Herrn; und der wird ihm vergelten, was er Gutes getan hat.“

      Sprüche 19,17

      Kriege hat es schon immer gegeben. Seit Kain seinen Bruder Abel erschlagen hatte, sind viele, viele Menschen in den Krieg geschickt worden. Der Maler Ludwig Richter, der ja alle diese Holzschnitte gemalt hat, sah als kleiner Knabe auch einen furchtbaren Krieg. Die große Armee des Kaisers Napoleon war in Russland geschlagen worden und nun kamen Tag und Nacht ganz zerlumpte Flüchtlinge durch die Straßen. Ludwig Richter schreibt darüber: „Im Anfang des Jahres 1813 sah ich eines Tages bei wildem Schneegestöber über die Elbbrücke einen Zug wankender Gestalten kommen. Die armen, sonderbar vermummten Menschen waren Franzosen, die aus Russland zurückkehrten. Reiter, aber zu Fuß, in Pferdedecken gehüllt, auf Stöcke sich stützend, schlichen gebückt und matt daher. Andere hatten Weibermützen auf dem Kopf. Über die Uniform gezogene Bauernkittel sollten sie vor der schneidenden Kälte schützen.“

      Ein anderer Mann berichtete von einigen Soldaten, die in ein Dorf kamen, um dort etwas Essen zu erbetteln. Ein ganz armer Soldat bat einen Bauern um einen alten Mantel, aber niemand gab ihm etwas anzuziehen. Der arme Soldat klopfte an eine andere Tür. Dort wohnte ein alter Herr, der vor dem Krieg geflohen war und nun hier eine Wohnung gefunden hatte. Er hatte selbst nichts mehr als nur die Kleider, die er am Leib trug, aber er gab dem Soldaten seinen Mantel. Die Soldaten zogen weiter, während es unaufhörlich schneite.

      Der alte Mann hatte nun sein Letztes gegeben, aber er dankte Gott, weil er bei diesem Wetter doch ein warmes Zimmer hatte und einem fremden Menschen helfen konnte. Durch diesen Krieg hatte er seine ganze Familie verloren. Er wusste nichts von seinem Sohn, der von den Franzosen als Soldat mit in den Krieg genommen worden war. Plötzlich klopfte es mitten in der Nacht heftig an seine Tür. Ein Offizier mit einer vornehmen Uniform stand im Dunkeln vor ihm. Der alte Mann hielt seine Stalllaterne hoch und erkannte mit großer Freude seinen Sohn. „Rudolf, mein Sohn, mein Junge, wie hast du mich gefunden? Ich habe Gott immer darum gebeten, er möge dich zu mir führen. Wie bist du in dieses verlassene Dorf gekommen?“ „Ich habe einen Soldaten gesehen, Vater, der trug deinen Mantel, den gleichen, den du damals in unserer Heimat vom Schneider anfertigen ließest. Der hat mir den Weg zu dir beschrieben.“ Der Vater fiel seinem Sohn um den Hals. Beide weinten vor lauter Freude und dankten Gott für seine Gnade, Treue und Güte.

      Ja, „wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem Herrn; und der wird ihm vergelten, was er Gutes getan hat.“

      Weil der arme Flüchtling seinen letzten Mantel hergegeben hatte, konnte ihn sein Sohn wiederfinden.

      Nun wollen wir beten: Herr,