Die Stunde der Revolverschwinger: Wichita Western Sammelband 7 Romane. Pete Hackett

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Название Die Stunde der Revolverschwinger: Wichita Western Sammelband 7 Romane
Автор произведения Pete Hackett
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783745213836



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zufrieden, verdammt? Du hast keinen Humor und keine Zuversicht, aber zwanzigtausend Dollar. Hebt das deine Stimmung?“

      Forster war gereizt. Hackett schwieg sich deshalb aus. Sie setzten den Weg fort, behielten die nördliche Richtung bei und wanderten die ganze Nacht hindurch in die Berge hinein. Forster achtete dabei darauf, dass sie sich immer auf felsigem oder steinigem Pfad bewegten, um keine Spuren zu hinterlassen.

      Als es hell wurde, verkrochen sie sich in einer Höhle; denn Marie war so erschöpft und erledigt, dass Forster zum ersten Mal wirklich ein Gefühl für sie empfand. Und das war Mitleid. Die letzten Tage hatten ihre Spuren in dem hübschen Gesicht hinterlassen. Marie sah blass aus und war schmutzig. Ihr Haar war staubbedeckt.

      „Nimm dich zusammen, Kind“, sagte er rau, obwohl es mitfühlend klingen sollte, weil er Mitleid empfand. „Wir wandern nicht ewig und drei Tage durch diese verdammte Wildnis. Und wir werden auch nicht immer auf der Flucht sein. Sieh dir die Satteltaschen an! Das ist Reichtum und Luxus! In Tucson hast du doch ohnehin nichts mehr verloren.“

      Marie lag auf dem Boden und hatte sich zusammengerollt. Sie hörte ihn und sie verstand ihn auch, doch sie war zu müde und zu erschlagen, um ihm zu antworten. Kurz und jäh regte sich heftiger Widerwillen in ihr. Doch das war ihre ganze Reaktion auf seine Worte.

      Hackett grinste. „Sie passt nicht zu uns.“

      Forster sah ihn kurz an. „Ich rede nicht von uns, sondern von mir. Ich teile mit dir das Geld, und damit teilen wir doch genug.

      „Ich habe Hunger“, erklärte Hackett und stand auf. „Ich werde uns etwas schießen. Hier wird es doch Wild geben.“

      „Setz dich, du Idiot!“, brummte Forster. „Was glaubst du, wie weit ein Schuss in den Bergen zu hören ist, he?“

      Hackett wies auf die Frau. „Sie müsste auch etwas zu essen haben.“

      „Bis jetzt hat sie noch nicht geklagt“, meinte Forster. „Und du hast bei deiner Leibesfülle keinen Grund dazu.“

      Der schwere Mann spie verärgert aus und setzte sich wieder.

      Sie wanderten nach vier Stunden weiter, ruhten sich während der heißesten Tageszeit im Schatten einer Felswand aus und blieben danach bis Einbruch der Dunkelheit auf den Beinen. Im letzten Schein des Tageslichtes erspähte Hackett eine junge Bergantilope. Ohne Forster zu fragen, riss er das Gewehr an die Schulter und schoss.

      „Deine besondere Lust für das Fressen wird dich eines Tages bestimmt umbringen“, meinte Forster nur.

      Hackett lehnte das Gewehr gegen einen Fels und lief los, um das Tier zu holen.

      „Ich habe auch Hunger“, sagte da Marie. Sie hatte während der ganzen Tage nie ein Wort an die Männer gerichtet.

      Forster nickte ihr zu und sah sich nach einem Rastplatz um. — Er hielt dann bis Mitternacht Wache, ließ sich von Hackett aber nicht ablösen, weil er mit einem Mal sicher war, dass sie nicht verfolgt wurden.

      Sie zogen drei Tage durch die Berge, bis sie weit im Norden gegen Mittag den Rand des Gebirgszuges erreichten und in einen breiten Canyon kamen, der von Osten nach Westen verlief. Sie wählten die Richtung nach Osten und entdeckten kurz darauf zwei Planwagen, die ihnen entgegengefahren kamen.

      Zunächst gingen sie erst einmal in Deckung. Hackett grinste breit. „Ob du es glaubst oder nicht. Pinky. die sind von mir eigens bestellt worden.“

      Sie ließen die Wagen näher kommen und erkannten dann in deren Gefolge eine Herde von vierzig oder fünfzig Schafen.

      „Das sind gewiss brave Leute, die uns für ein paar Dollar mitnehmen werden“, meinte Hackett.

      Forster wiegte den Kopf. „Die fahren in die falsche Richtung, Pinky.“

      Hackett sah ihn betroffen an, „Was! Willst du sie vorbeiziehen lassen? Meine Füße bestehen nur noch aus Blasen. Und sieh dir Marie an! Sie kann auch nicht mehr gehen.“

      ,,Ich habe ja damit nicht gesagt, dass wir zu Fuß weitergehen“, meinte Forster.

      Hackett spähte gebannt in die Richtung der Wagen. „Auf jedem Karren sitzen zwei“, sagte er nach einer Weile. „Und hinter den stinkenden Schafen läuft auch noch einer. — Es sind nur Männer. Pinky.“

      „Ich bin nicht blind!“, erwiderte Forster grollend, stand auf und lud das Gewehr durch. „Gehen wir ihnen entgegen, damit sie nicht misstrauisch werden, wenn wir plötzlich von der Seite kommen. — Du hältst dich an mich, Marie, und tust haargenau, was ich dir sage.“

      Marie sah ihn an und nickte. Sie ließ es auch geschehen, dass er ihr aufhalf.

      Sie traten hinter den Klippen hervor, hinter denen sie sich verborgen gehalten hatten, und gingen den Wagen entgegen. Hackett und Forster liefen Seite an Seite. Forster trug das Gewehr in der Rechten und führte Marie am Arm.

      Die Wagen wurden von Maultieren gezogen. Als die drei das erste Gespann erreichten, hielten die Kutscher die Wagen an. Die beiden Männer auf dem ersten Wagen blieben sitzen, die anderen saßen ab und kamen mit dem Schafhirten nach vorn. Die Schafe liefen nicht weg, da es weit und breit kein Gras gab, sondern drängten sich um den letzten Wagen, auf dem sie Futter zu wissen schienen.

      „Hallo, Nachbarn!“, begrüßte Forster die Männer leutselig. „Mein Name ist John Forster. Das ist meine Frau Marie, und er ist mein alter Freund Pinky. Keine sehr gute Gegend für brave Leute. Wir sind vor drei Tagen überfallen worden. Die Hundesöhne hatten es auf unsere Pferde abgesehen. Wir hatten dreißig erstklassige Tiere in Tucson eingekauft. Bei dem Überfall haben wir unsere beiden Gehilfen verloren. — Ihr fahrt nach Westen. Es wäre nett, wenn ihr uns ein Stück mitnehmen könntet.“

      Die Männer lächelten freundlich, sahen aber nur Marie an. Der Anführer oder das Oberhaupt der Sippe war ein alter grauhaariger Mann von der gleichen Statur wie Hackett. Breit und schwer saß er auf dem Bock und hielt die Zügel in den großen behaarten Fäusten.

      „Das ist wirklich keine gute Gegend, Mann“, erwiderte er und lachte. „Wir haben uns ebenfalls schon unserer Haut wehren müssen.“ Auch er sah Marie an, und dabei gleißte und glitzerte es in seinen hellen Augen. „Eine hübsche Frau, Mr. Forster, die Sie da haben. Da rücken wir gern ein bisschen zusammen.“

      „Danke!“, lächelte Forster. „Wir werden dafür bezahlen.“

      Der Grauhaarige nickte. „Geld nehmen wir immer.“

      „Zwanzig Dollar. Abgemacht?“

      Der Grauhaarige nickte abermals. „Zufrieden!“

      „Ich denke, ihr seid überfallen worden?“, fragte der Schafhirt.

      „Ein bisschen Geld war alles, das wir retten konnten“, sagte Forster und blickte rasch von einem zum anderen. Die Freundlichkeit war mit einem Mal aus den Blicken der Männer gewichen. Lauernd und voller Habgier schauten sie jetzt auf Forsters Satteltasche, die er über der linken Schulter hängen hatte.

      „Könnten wir das bisschen Geld mal sehen?“, fragte der Grauhaarige, ließ die Zügel fallen und ergriff blitzschnell das Repetiergewehr, das er zwischen den Beinen stehen hatte.

      Forster lächelte gelassen, sein Blick zuckte in die Runde. Die anderen vier Männer trugen Revolver, die sie ziehen mussten.

      Er nahm die Satteltasche von der Schulter. „Sehen Sie selbst nach, Mister“, erklärte er ruhig. „Sollten Sie mehr als zwanzig Dollar finden, gehören die auch Ihnen.“

      Er holte aus und warf dem Grauhaarigen die Tasche mit hartem Schwung hinauf, dabei trat er blitzschnell zur Seite und traf Marie mit der Schulter so heftig, dass sie zu Boden schlug. Dann schoss er schon.

      Auch Hackett feuerte. Er jagte das erste Geschoss auf den Wagen hinauf. Aber er traf nur die Satteltasche, die dem Grauhaarigen vor die Brust geflogen war. Das Geschoss durchschlug das Leder, blieb aber im Papiergeld der zweiten Tasche stecken. Das sah Hackett freilich nicht. Er