Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis. A. F. Morland

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Название Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis
Автор произведения A. F. Morland
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745213447



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trat auf die Straße. Auf beiden Seiten parkten, dicht hintereinander, Fahrzeuge aller Schattierungen. Ich ließ meine Blicke über die Wagen gleiten und hatte bald das Fahrzeug entdeckt, das ich suchte. Der Mann am Steuer trug eine Sonnenbrille und las Zeitung. Er bewegte dabei kauend die Kinnladen. Ich erkannte ihn an dieser Kaubewegung. Und am Profil. Es war der Bursche, der mich zusammen mit dem Boxer in der Halle der Villa in Empfang genommen hatte.

      Ich überquerte die Straße und näherte mich ihm im toten Winkel. Ich sah, dass er gelegentlich einen Blick in den Rückspiegel warf. Er legte die Zeitung zusammen und schaute auf die Armbanduhr. Dann drehte er den Kopf herum und starrte auf den Hauseingang. Offenbar gefiel es ihm nicht, dass sein Komplize so lange ausblieb.

      Ich trat an den Wagen und öffnete auf der Beifahrerseite den Schlag. Im nächsten Moment saß ich neben ihm. Er fuhr herum und glotzte mich an.

      Ich lächelte. „Ihr Kumpel ist verhindert, Chum“, sagte ich und zog meine Waffe aus der Schulterhalfter.

      Er schlucke. Er sah nicht so aus, als ob er daran dachte, sich zu verteidigen. Furchtsam starrte er die Waffe an. „Ich bin nicht bewaffnet“, murmelte er. „Stecken Sie das Ding weg.“

      „Alles zu seiner Zeit“, sagte ich. „Heben Sie die Hände!“ Er gehorchte. Ich klopfte ihn ab. Erstaunlicherweise hatte er tatsächlich keine Kanone dabei. Ich schob den Revolver ins Holster zurück. Er begann zu schwitzen. „Was wollen Sie von mir?“

      „Nichts Besonderes“, sagte ich. „Ich möchte Sie nur um eine kleine Gefälligkeit bitten. Ich denke dabei vor allem an Ihren Kumpel. Er ist Ihre Gesellschaft gewohnt und würde sich allein sicherlich sehr verlassen vorkommen. Hätten Sie etwas dagegen, ihn zu begleiten?“

      „Wo ist er denn?“

      „Er wartet in dem Haus auf mich. Auf die Polizei. Auf ein paar Verhöre. Sie sehen aus, als ob Sie das überraschte. Haben Sie niemals damit gerechnet, dass die Sache so enden würde?“

      Er schluckte abermals.

      „Nein“, würgte er hervor. „Offen gestanden, nein! Mit Paul wäre uns das nicht passiert. Da lief alles glatt“

      „Ja, und dann kam dieser Tom auf den verrückten Einfall, selbst den Boss zu spielen, nicht wahr? Da machten Sie einfach nicht mit!“

      Der Mann schwieg. Er umklammerte mit beiden Händen das Lenkrad so fest, dass die Knöchel spitz und weiß hervortraten.

      „Steigen Sie aus“, forderte ich ihn auf. „Ihr Kumpel wird sich freuen, ein liebgewonnenes Gesicht zu sehen.“

      Er zögerte nur eine Sekunde. Dann kletterte er ins Freie und ging mit mir auf das Haus zu.

      Als wir die Halle betraten, hatte sich bereits ein Dutzend neugieriger Hausbewohner eingefunden. Sie umstanden im Halbkreis den Portier, der, mit der Pistole in der Hand, seine Rolle schätzen und genießen gelernt hatte.

      Der Boxer lehnte mit verdrossenem Gesicht und verschränkten Armen am Schreibtisch. Er sah aus wie ein Mann, der vergeblich darüber nachsinnt, bei welcher Gelegenheit er seinen Schwung, seine Kraft und seine Entschlussfreudigkeit verloren hat.

      Als er mich mit seinem Kumpan aufkreuzen sah, zuckte er nur leicht zusammen.

      „Auch das noch!“, meinte er.

      „Du bist ein Idiot!“, sagte mein Begleiter zu dem Boxer. Es war nicht viel, aber immerhin etwas. Im nächsten Moment ertönten die Sirenen der Polizeiwagen. Kurz darauf stoppten zwei Streifenwagen vor dem Hauseingang. Ein halbes Dutzend Polizisten stürmte in die Halle. Ich wies mich aus und bedeutete ihnen, die beiden Männer und das Paket mitzunehmen.

      „Aufs Revier?“, fragte mich der Sergeant.

      „Nein, zum FBI-Headquarters“, erwiderte ich. „Wir nehmen die beiden gleich in die Mangel. Fahren Sie schon voraus, ich habe hier noch eine Kleinigkeit zu erledigen.“

      Ich beobachtete, wie die Handschellen um die Gelenke der Gangster schnappten, dann fuhr ich mit dem Lift wieder nach oben. Ich klingelte an Miss Rondas Tür. Das Mädchen machte mir auf. Sie war leichenblass.

      „Oh, Miss Hill“

      Ich musste sie stützen, als wir ins Wohnzimmer gingen.

      „Haben Sie sich von dem Schock erholt?“, fragte ich.

      Sie nickte. „Das hat mir geholfen“, erwiderte sie und wies auf ein Kognakglas, das einen soliden Dreistöckigen enthielt.

      Wir setzten uns. „Sie erlauben doch?“, meinte sie und reduzierte den Dreistöckigen um gut die Hälfte. Entspannt lehnte sie sich zurück.

      „Ich dachte, mir bliebe das Herz stehen! Sie haben mir vorhin erklärt, dass es keine Frankenstein-Typen gibt. Aber dieser Kerl bewies eher das Gegenteil! Diese hässliche Visage, die platt geschlagene Nase...“

      Sie schüttelte sich. „Er gab mir einen Stoß vor die Brust, das ist alles, woran ich mich zu erinnern vermag.“

      „Ich habe ihn erwischt“, sagte ich tröstend. „Ihn und seinen Komplizen.“

      „Er war auf das Paket scharf, ich sah, dass er es in den Händen hielt“, meinte sie.

      „Was ist darin?“

      „Ich weiß es nicht!“

      „Tom hat es Ihnen zur Aufbewahrung übergeben?“

      „Ja, er sagte, er könnte es sich nicht leisten, das Paket in seiner Wohnung aufzubewahren. Angeblich seien Konstruktionspläne darin, hinter denen die Konkurrenz her sei. Ich glaubte ihm das nicht ganz, aber ich hatte nichts dagegen, dass er das Paket bei mir abstellte. Ich wollte nicht ungefällig sein, wissen Sie“, fügte sie wie entschuldigend hinzu.

      „Natürlich, ich verstehe“, sagte ich. „Er war schließlich Ihr Freund. Ich bin sicher, dass das Paket Geld enthält. Eine halbe Million oder mehr. Dozer dürfte es aus Sicherheitsgründen unter die Bandenmitglieder aufgeteilt haben.“

      Das Mädchen starrte mich großäugig an. „Soll das heißen, dass ich eine halbe Million Dollar in der Küche hatte?“

      „Das wird sich herausstellen. Warum haben Sie mir vorhin nichts von dem Paket gesagt?“

      Das Mädchen errötete. „Ich war schon drauf und dran, es zu erzählen, aber andererseits kam es mir wie ein Vertrauensbruch Tom gegenüber vor. Er hatte mir doch das feierliche Versprechen abgenommen, keinem Menschen etwas von dem Paket zu sagen!“

      „War es nicht eher so, dass Sie sich vorgenommen hatten, den Inhalt ganz allein und nicht im Beisein von Zeugen zu untersuchen?“, fragte ich.

      Ihre Röte vertiefte sich. „Es ist nicht fair, mir so etwas zu unterstellen!“, protestierte sie, aber der Protest kam ohne rechten Druck zustande.

      „Hat er nur dieses Paket hinterlassen?“

      „Ja.“

      „Sonst nichts?“

      „Sonst nichts.“ Sie nahm einen weiteren Schluck, aus dem Glas.

      Ich überlegte. Alles sah so weit ganz logisch aus. Greenland hatte offenbar weder Tiggers noch Nancy getraut. Deshalb hatte er es vorgezogen, seinen Anteil nicht in der Pilgrims Lane zu verstecken. Stattdessen hatte er das Geld bei seiner Freundin untergebracht.

      Natürlich gab es auch an dieser Version einige Punkte, die nicht recht ins Konzept passen wollten. Mädchen sind neugierig. Greenland hatte damit rechnen müssen, dass Miss Ronda sich vom Inhalt des Paketes überzeugte. Wie kam es, dass er diese Gefahr auf sich genommen hatte?

      Ich erhob mich. „Wir sprechen uns noch“, sagte ich. „Ich muss jetzt ins Headquarters fahren.“

      Sie stand auf. „Am liebsten möchte ich ausziehen! Ich werde nie mehr diese Wohnung betreten können, ohne zu befürchten, aus irgendeiner Tür könnte mir dieser furchtbar