Leuchtfeuerherzen. Tanja Janz

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Название Leuchtfeuerherzen
Автор произведения Tanja Janz
Жанр Учебная литература
Серия
Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9783401808895



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und hatte den Kopf an ihre Schulter gelehnt, während sie ins Leere starrte.

      »Und wie war es bei der Seelöwenbande?«, fragte Clara, nachdem sie eine Weile lang geschwiegen hatten.

      »Schön.« Alicia war heute Morgen schon sehr früh aufgestanden, weil der Liebeskummer ihr den Schlaf geraubt hatte. Deswegen war sie überpünktlich, schon um kurz vor neun Uhr am Zoo gewesen, bevor dieser seine Pforten geöffnet hatte. »Ich habe Ilka beim Füttern geholfen und habe mich für die Besucher von Legolas nass spritzen lassen«, zählte sie auf.

      »Du hast schon mal begeisterter geklungen, wenn du von deinen Seelöwen erzählt hast«, stellte Clara fest.

      »Ich weiß … seit Elias mit mir Schluss gemacht hat, ist irgendwie alles so … leer in mir. Ich weiß gar nicht, wie ich die Ferien überstehen soll, wenn du weg bist.« Alicia schluckte und blinzelte ein paar Tränen weg. »Ich kann einfach nicht vergessen, was Elias zu mir gesagt hat. ›Lass uns unsere Beziehung auf Eis legen und gucken, was nach den Ferien ist‹«, machte sie ihn nach. »Ich bin doch kein Spielzeug, das man in einen Schrank stellen kann, ohne zu wissen, ob man damit überhaupt noch mal spielen will.«

      Clara schüttelte den Kopf. »Du bist definitiv mehr als das! Wenn du mich fragst, der spinnt doch!«

      »Trotzdem geht es mir total schlecht. Ich frage mich die ganze Zeit, ob ich was falsch gemacht habe.«

      Clara schnaubte. »Er kann froh sein, dass du überhaupt so lange sein Spiel mitgemacht hast. Also, ich hätte ihn schon längst in die Wüste geschickt.«

      »Ich habe so gehofft, dass es mit uns wieder gut wird, als er plötzlich bei mir aufgetaucht ist.« Alicia schaute auf ihr Handy, das neben ihr lag. »Aber das kann ich mir wohl abschminken. Er hat sich nicht mehr bei mir gemeldet.«

      »Und wie soll das jetzt weitergehen?«

      Alicia zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Ich weiß gar nicht, ob Elias überhaupt will, dass es weitergeht.«

      »Und was willst du?«

      »Ich will, dass ich ihm genauso wichtig bin wie sein Fußball.«

      »Oha.« Clara schaute sie skeptisch an. »Das hört sich aber nach einer ziemlich wundersamen Veränderung an, die bei Elias eintreten müsste.«

      »Du meinst, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht eintreten wird?«

      »Vermutlich nicht.«

      »Ich weiß … er würde nie das Fußballtraining sausen lassen, um Zeit mit mir zu verbringen.« Alicia seufzte und trank noch einen Schluck Cola.

      Clara legte ihr einen Arm um die Schultern. »Er weiß gar nicht, was er für ein Glück mit dir hatte. Dabei hatte er dich nicht mal verdient. Ich finde, du solltest dir mehr wert sein.«

      »Wie meinst du das?«

      »Kein Junge der Welt kann so toll sein, dass du es nötig hast, dich so von ihm behandeln zu lassen. Und wenn er nicht bereit ist, dich zu einer seiner Prioritäten zu machen, erst recht nicht. Normalerweise müsste der Idiot auf Knien vor dir um Vergebung betteln und selbst dann müsstest du überlegen, ob du ihm noch eine Chance gibst.«

      »Danke, Clara. Du hast wie immer recht.« Sie war froh, Clara als beste Freundin zu haben. Auf sie konnte Alicia immer zählen.

      »Ich weiß. Und deshalb weiß ich auch, dass du dringend eine Ablenkung brauchst«, beschloss Clara.

      »Und was soll das sein? Nicht mal die Seelöwen konnten mich richtig aufheitern.«

      Clara drückte sie an sich. »Kopf hoch! So weit weg ist Florida gar nicht, wir können immer schreiben und ich werde schon dafür sorgen, dass du keinen Gedanken mehr an diesen Idioten verschwendest. Zur Not nerve ich dich jeden Tag mit einem Anruf zu einer unsäglichen Tageszeit, versprochen.«

      Eine Weile schaukelten sie still hin und her. Das mochte Alicia an Clara. Mit ihrer besten Freundin konnte sie nicht nur supergut über alles reden, sondern auch zusammen schweigen.

      »Ach, da bist du ja«, ertönte es plötzlich von der Terrassentür her. Alicias Mutter hatte ihren Kopf nach draußen gesteckt und trat mit einem Stapel Post in der Hand aus dem Haus. »Hallo, Clara!«

      »Guten Abend, Frau Schumann!«

      Alicias Mutter kam zu ihnen herüber. »Ich habe gerade die Post aus dem Briefkasten geholt. Einer ist für dich.« Sie hielt Alicia einen Umschlag entgegen.

      »Für mich?« Alicia runzelte die Stirn und nahm das Kuvert an. »Wer sollte mir denn Post schicken? Ich bin ein Teenager.«

      »Könnte allerdings nicht schaden, wenn du mehr Post kriegen würdest. Dann würdest du vermutlich daran denken, auch ab und zu den Briefkasten zu leeren«, sagte ihre Mutter und zwinkerte den Mädchen zu. »So, ich werde mich dann mal ums Abendessen kümmern. Papa ist bestimmt schon auf dem Nachhauseweg. Möchtest du mitessen, Clara?«

      »Sehr gerne, danke.«

      »Dann bis gleich.« Alicias Mutter verschwand wieder im Haus.

      »Und? Von wem ist denn der Brief?«

      Alicias Blick blieb am Absender hängen. »Die Schutzstation Wattenmeer«, sagte sie verwundert.

      »Echt? Haben die deine Bewerbung für das Praktikum in den Ferien nicht abgelehnt?«

      »Ja. Ist wahrscheinlich nur Infopost. Für Spenden oder so.« Alicia wollte den Brief weglegen.

      »Guck doch mal nach«, hielt Clara sie davon ab.

      »Na gut.« Alicia schlitzte den Briefumschlag mit einem Finger auf und zog ein gefaltetes Blatt Papier heraus. Sie klappte es auseinander und las die mit Computer geschriebene Nachricht laut vor. »›Liebe Alicia, vielen Dank noch einmal für deine Bewerbung als Sommerpraktikantin in der Schutzstation Wattenmeer. Leider mussten wir dich zunächst ablehnen, doch nun haben wir gute Neuigkeiten für dich. Da ein Teammitglied der Schutzstation in Westerhever seinen Aufenthalt früher als geplant abgebrochen hat, haben wir einen Platz in den Sommerferien frei. Per Losverfahren ist die Wahl auf dich gefallen. Wir wissen, es ist sehr kurzfristig, hoffen aber, dass du noch Zeit und Lust hast, dein Sommerpraktikum bei uns am Leuchtturm zu machen. Gib uns bitte bald Bescheid, ob du das Praktikum noch antreten möchtest. Viele Grüße von der Küste, Pit Petersen, Stationsleitung Westerhever.‹«

      Alicia hatte während des Vorlesens immer größere Augen bekommen. »Ich glaub’s nicht! Das kann doch nicht sein!« Ungläubig las sie das Schreiben noch einmal.

      »Das ist ja der Knaller!«

      Alicia sprang auf und Mäxchen machte vor Schreck einen Satz vom Gartenstuhl. »Sie haben mich wirklich genommen!«, rief sie und fiel Clara in die Arme. »Ich kann es einfach nicht glauben, dass ich so ein Glück habe!«

      »Das hast du dir doch so doll gewünscht! Ich freue mich für dich!«, stimmte Clara in den Jubel ein. »Wie lang geht das Praktikum denn?«

      »Vier Wochen, soweit ich weiß.« Alicia strahlte über das ganze Gesicht.

      »Ist doch super! Genau das, was du jetzt brauchst!«

      »Gibt’s was zu feiern?« Alicias Vater erschien auf der Terrasse. Seine Krawatte hing lose um seinen Hals und die zwei obersten Knöpfe seines Hemdes waren geöffnet.

      »Ach, Paps, es ist unglaublich! Alle Plätze waren belegt und nun darf ich doch mein Praktikum am Westerhever Leuchtturm machen! Vier Wochen im Naturschutzgebiet von Westerhever, was für ein Glück!«, rief Alicia freudestrahlend.

      »Na wunderbar, meine Kleine. Gratuliere. Du wirst ihnen schnell zeigen, dass sie die beste Entscheidung ihres Lebens getroffen haben.« Er gab Alicia einen Kuss auf die Wange und rief dann ins Haus: »Melanie! Wir haben in den Ferien sturmfreie Bude! Unsere Tochter macht ein Praktikum an der Nordsee!«

      »Mensch, Papa!« Alicia musste lachen. »Das wissen jetzt auch alle Nachbarn.«

      Alicias Mutter kam mit vier Tellern in den