Название | Ganz für Familie |
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Автор произведения | Erwin Sittig |
Жанр | Контркультура |
Серия | |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347077768 |
Biete 500,- Euro Belohnung für die Beseitigung einer gefährlichen, riesigen Mücke!
Jeder, der die Anzeige las, hielt sie für einen Scherz. Nur ein kleiner Junge, der noch an Wunder glaubte, meldete sich bei Herrn Fischer, um sein Glück zu versuchen.
Sie fuhren zur Hütte hinaus, wo er dem Jungen, die große Mücke zeigen wollte.
Inzwischen war die Mücke so stark abgemagert, dass sie Herr Fischer nicht entdecken konnte. Ganz deutlich vernahm er aber wieder dieses „ssssss“.
Der kleine Junge wies Herrn Fischer an, die Fensterläden von außen zu schließen. Er brauchte Dunkelheit. Obwohl er noch ein Knirps war, hatte er schon genug Erfahrungen mit Mücken. Er wusste, dass die Mücken ihren Flug bei Dunkelheit unterbrechen, sobald plötzlich Licht gemacht wird. Also stellte er sich in den dunklen Raum, wartete, bis das Fluggeräusch zu hören war und schaltete dann das Licht an.
Mit der Fliegenklatsche in der Hand näherte er sich ganz langsam der Mücke, die sich an der Wand niedergelassen hatte, führte die Klatsche, in Zeitlupe, ziemlich nah an die Mücke heran und schlug blitzartig zu.
Herr Fischer gab dem Jungen sein Geld und nahm die Mücke vorsichtig von der Wand.
Sie war gut erhalten. Er beschloss, seinen größten Feind, das gefährlichste Tier unseres Landes, ausstopfen zu lassen. Jetzt hat diese Mücke einen Ehrenplatz direkt neben dem großen Geweih. Sie ist der ganze Stolz seiner Trophäensammlung.
Und jedem erzählt Herr Fischer die Geschichte von der Mücke, die ihn fast getötet hätte.
Was Herr Fischer jedoch verschweigt, ist die Tatsache, dass dieses gefährliche Tier, von einem kleinen Jungen erlegt worden war.
Drachen, flieg mit mir
Ingo war ein Junge aus der 2. Klasse. Seine Eltern sind beide arbeitslos. Sie können es sich nicht leisten, einen Computer oder diese Spielkonsolen zu kaufen. Auch ein eigenes Handy besaß er nicht.
Sein Taschengeld fällt viel geringer aus, als bei seinen Schulkameraden.
Wenn Ferien sind, sitzt Ingo meist allein auf dem Spielplatz, weil seine Freunde mit ihren Eltern in den Urlaub gefahren sind. Auch das können sich Ingos Eltern nicht leisten.
Es wäre ja alles nicht ganz so schlimm für ihn, wenn die anderen Kinder nicht ständig damit angeben würden. Laufend erzählen sie, was sie alles haben und was für tolle Ferien sie hatten.
Ingo ging in den Keller und schaute sich etwas um. Sein Vati hat hier viele Stunden mit ihm verbracht. Dann saßen sie und haben getüftelt und gebastelt.
Ingo konnte schon ganz gut mit Vatis Werkzeug umgehen. Ob das die Jungs vor ihren Computern auch können?
Plötzlich packte ihn wieder Lust, etwas zu basteln. Er durfte Vatis Material benutzen.
Die Reste hatte er immer in eine Ecke gestellt, die nur für Ingo da waren.
Ingo nahm sich Leisten, Band, Papier und Kleber und begann einen Drachen zu basteln. Leider waren nur noch kleine Reste von Farben da, so dass der Drachen nicht allzu bunt wurde.
Die meisten Kinder seiner Klasse hatten sich einen Drachen kaufen lassen, wo tolle Bilder drauf sind, erinnerte sich Ingo. Aber seinen Drachen hatte er ganz alleine gebastelt und das machte ihn doppelt schön.
Es war längst Zeit zum Abendessen und seine Mutti suchte ihn schon eine Weile.
Beim Basteln hatte Ingo glatt die Zeit vergessen, so viel Spaß hatte er daran.
Schließlich fiel der Mutter der Keller ein, wohin Ingo sich gelegentlich zurückzog. Als sie ihn dort fand, wollte sie schon wütend schimpfen, weil er nicht pünktlich nachhause gekommen war.
Doch als sie sah, wie schön er seinen Drachen gebastelt hatte, lobte sie ihn, gab ihm ein Kuss auf die Stirn und bat ihn, beim nächsten mal Bescheid zu sagen.
Gleich am nächsten Morgen wollte Ingo auf die große Wiese gehen und seinen Drachen steigen lassen.
Ingo war kaum zu halten. Er schlang sein Frühstück hinunter und machte sich mit seinem Drachen auf den Weg zur Wiese.
Er war ganz alleine dort. Es wehte ein kräftiger Wind.
Ingo freute sich, dass sein Freund, der Wind, extra wegen ihm gekommen war.
Er rief: „Hallo Wind, trage meinen Drachen so hoch du kannst!“
Ingo rannte los und je mehr Schnur er nachgab, um so höher stieg sein Drachen.
Aber sehr hoch konnte er nicht steigen, weil Ingo im Keller nicht genug Schnur gefunden hatte.
Traurig stand er da, sah seinen Drachen an und dachte: Sogar mein Drachen kann nicht soweit fliegen, wie die der anderen.
Ingo überlegte gerade, wo die Klassenkameraden ihre Ferien verbringen, als der Drachen mit einem kräftigen Ruck zu ziehen begann.
Sehnsuchtsvoll rief Ingo: „Nimm mich mit, Drachen, flieg mit mir davon!“
Plötzlich wurde der Wind so stark, dass sich der Drachen hoch in die Lüfte erhob und Ingo hinter sich herzog. Die Schnur wickelte Ingo ein, wie eine Roulade, so dass er nicht abstürzen konnte. Und weiter ging die Reise. Der Drachen flog und flog.
Merkwürdigerweise hatte Ingo gar keine Angst.
Er merkte, dass sie schon viele Länder überquert hatten.
Plötzlich ging der Drachen tiefer und zog über eine Einkaufsstraße dahin. Ingo traute seinen Augen nicht. Dort unten sah er seinen Klassenkameraden Till. Seine Mutter zerrte ihn durch die Straßen und stürzte in fast jedes Geschäft, um etwas einzukaufen.
Till maulte. Er wollte in seinen Ferien lieber spielen und toben, doch die Einkäufe waren wichtiger. Seine Mutter pflegte dann immer zu sagen: „Ich bin doch nicht der Sklave meiner Kinder!“, und schleppte Till weiter.
„Dafür darfst du morgen mit uns ins Museum gehen“, sagte sie.
Das ist also der Spanienurlaub, auf den sich Till so gefreut hatte.
Bestimmt bekommt Till wieder ein teures Spielzeug, damit er Ruhe gibt, dachte Ingo.
Der Drachen stieg wieder in die Höhe und kam bald an einen langen, herrlichen Strand.
Mittendrin entdeckte Ingo Petra.
Sie nervte ihre Eltern, die in der Sonne lagen und versuchten, braun zu werden. Petra bettelte, dass sie mit ihr spielen, es sei so langweilig. Doch sie bekam nur zur Antwort, dass die Eltern schließlich auch Urlaub hätten und sie alt genug sei, allein zu spielen.
Ingo schaute zum Drachen und sah, wie dieser grinste, um sich im nächsten Augenblick wieder in die Lüfte zu erheben.
Er flog erneut über fremde Länder. Ingo sah noch viele seiner Schulkameraden.
Es waren nur wenige Kinder, die er um ihre Ferien beneidete.
Gerd musste immer wieder wandern, obwohl ihm die Füße schon lange wehtaten.
Ines sass den ganzen Tag im Hotel herum, weil es in Strömen regnete.
Alfreds Eltern fuhren viel mit dem Auto herum, so dass er die meiste Zeit im Stau verbrachte und den anderen Kindern erging es ähnlich.
Ingo merkte gar nicht, wie ihn der Drachen plötzlich wieder zu Hause auf der Wiese absetzte, so war er in seinen Gedanken versunken.
Er sah auf die Uhr. Es wurde Zeit für den Heimweg.
Die Zeit mit seinem Drachen war wie im Fluge vergangen.
Nach dem Mittag zog Ingo mit seinen Eltern zu einem kleinen Spaziergang los.
Im Park gab es dann das große Fußballspiel Vater gegen Sohn. Mutti war Schiedsrichter.
Es war ein schöner Ferientag.
Die Ferien waren zu Ende und aufgeregt erzählten die Kinder