Spieler, Pistoleros, Coltschwinger: Western Sammelband. Kirby Jonas

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Название Spieler, Pistoleros, Coltschwinger: Western Sammelband
Автор произведения Kirby Jonas
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783745213119



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John nahm seinen Hut vom Bett und stülpte ihn auf den Kopf.

      „Komm, trink das, dann wird es gleich besser.“

      „Ja, Ina.“ Er nahm das Glas und trank es aus. Der Whisky brannte wie pures Feuer in der Kehle, aber die Schmerzen in seinem Kopf ließen wirklich nach. John stellte das Glas auf den Tisch zurück und ging zum Fenster.

      Von hier aus konnte er über die anderen Häuser hinwegblicken.

      „Viel Vorsprung haben deine Freunde ja nicht“, sagte Ina, die langsam ans Fenster kam. „Aber vielleicht reicht es ihnen.“

      „Es sind nicht meine Freunde, Ina.“

      „Entschuldige, ich habe es nicht so gemeint.“

      John wandte sich um, ging zum Tisch, schenkte das Glas wieder voll und trank es aus. „Sind alle Männer außer McDowell mitgeritten?“

      „Fast alle. Aber seinen Vormann hat Bronson zurückgeschickt. Der soll sich um die Ranch kümmern.“

      „Und wo ist er jetzt?“

      „Fortgeritten. Zur Ranch.“

      John ging um den Tisch herum und setzte sich auf das Bett.

      „Die nehmen bestimmt an, die Kerle hätten sich die Pferde selbst gesattelt und ihre Waffen auch allein geholt“, sagte Ina Gillam abermals.

      „Sicher denken sie das. Du musst bestimmt kein Angst haben, Ina. – Und vielen Dank noch!“

      Das Mädchen strahlte ihn an. „Ich helfe dir gern, das weißt du doch, John!“

      „Ja, ich weiß.“

      Ina kam zu ihm und setzte sich neben ihm auf das Bett. Sie legte die Hand auf seine Schulter, strahlte ihn an und küsste ihn. „Wollen wir verschwinden? Ich habe genug Geld, um ein Pferd kaufen zu können. Wir sind in zehn Minuten unterwegs, wenn du willst.“

      „Wohin denn?“

      Sie lachte und küsste ihn wieder.

      „Jetzt tust du, als würdest du nicht genau wissen, dass dieses Land riesengroß ist, John! – Es ist doch besser, dass Bronson dich hier nicht mehr antrifft, nicht wahr?“

      „Vielleicht wäre das besser.“ John machte sich von ihr frei und stand auf.

      „Soll das heißen, du wirst bleiben?“ Ina stand auf. Das Strahlen in ihren Augen war verschwunden.

      „Das soll es heißen“, gab er zurück.

      „Und was willst du tun?“

      „Das weiß ich noch nicht, Ina.“

      „Du willst das Geld und die Mörder von dem Cowboy finden, was?“

      John drehte sich um und blickte sie an.

      „Vielleicht waren die drei Kerle es doch und haben das Geld wirklich unterwegs versteckt“, fuhr das Barmädchen heftig fort. „Sie wussten doch, dass man bei dem Wind keine Spuren hinterlässt.“

      „Sie wussten auch, wer Bronson ist“, sagte John. „Den haben sie hier kennengelernt. – War denn im Saloon die Rede davon, dass Bronson so einen Haufen Geld auf seiner Ranch aufbewahrt?“

      Ina dachte nach, dann zuckte sie die Schultern. „Meines Wissens nicht. Aber ich höre nicht immer zu und war auch nicht immer dabei. Bronson ist ein Angeber. Kann schon sein, dass er von dem Geld geredet hat. Vielleicht zu McDowell. – Aber auch wenn es eine andere Bande war, wie willst du sie denn noch finden? Die sind jetzt schon mindestens fünfzig Meilen von hier weg!“

      „Das ist es. – Also, jedenfalls vielen Dank, Ina.“ John nickte ihr zu und verließ das Zimmer. Von der Galerie aus sah er Baile unten im Saloon in dem Durcheinander von Stühlen und an der Wand aufgetürmten Tischen.

      John stieg die Treppe hinunter und lehnte sich an die Theke. „Wer hat mich denn zu Ina gebracht?“, fragte er.

      „Der Wirt und ich.“ Der Richter hustete dünn. „Wie kann man denn nur als US-Marshal so die Nerven verlieren.“

      „Ich habe doch nicht die Nerven verloren.“ John lächelte. „Ich habe Sie davor bewahrt, Ihr Gewissen mit Mord zu belasten, Euer Ehren.“

      „Jetzt bin ich Josuah Baile!“, schimpfte der Richter. „Wir haben keine Verhandlung mehr!“

      „Wie Sie wollen.“

      „Ich hätte mein Gewissen schon nicht übermäßig belastet“, sagte Baile, während er an die Theke kam.

      Der Keeper war nicht zu sehen.

      „Die Geschworenen hätten die drei schuldig gesprochen.“

      „Das weiß ich selbst.“

      „Na also.“ John griff nach einer Flasche und schenkte zwei Gläser voll. Er schob das eine dem Richter zu.

      Baile schob das Glas mit verzogenem Gesicht ins Spülbecken weiter.

      „Wenn die Geschworenen schuldig sagen, müssen Sie die Männer verurteilen. Dafür sind doch die Geschworenen da.“

      „Verurteilen ja“, gab Josuah Baile zu. „Aber das Strafmaß bestimme ich!“

      „Ach?“ John trank den Whisky, stellte das Glas auf die Theke und legte ein paar Cent daneben. „Und zu was hätten Sie die drei Männer verurteilt?“

      „Zu einer Strafe von einem Dollar, der durch die erlittene Haft bereits abgegolten ist.“

      John blickte den Mann scharf an und erkannte in dessen Augen, dass Baile die Wahrheit sagte.

      „Daran hätte niemand etwas ändern können“, fuhr Baile fort.

      „Es wäre trotzdem ein ungerechtfertigtes Urteil geblieben“, erwiderte John Slade. „Und es hätte den drei Männern auch nicht viel genützt. Bronson hätte dafür gesorgt, dass sie die Stadt nicht lebend verlassen. Er ging um Baile herum und hob sein Schrotgewehr auf, das noch auf dem Boden lag.

      „Dann hätte er sich eindeutig ins Unrecht gesetzt!“, schimpfte der Richter.

      John klemmte das Gewehr unter den Arm. „Und wie sehr hätte das Bronson interessiert?“

      „Das hätte ihn interessieren müssen!“

      „Reden Sie doch nicht solchen Unsinn!“, sagte John schroff. „Sie kennen den Kerl doch viel länger als ich.“ Er wandte sich ab, verließ den Saloon und blieb am Rande des Bretterweges stehen.

      Ein paar Frauen standen mit dem alten Stallmann drüben vor dem Store und blickten finster zu ihm herüber. Sie dachten alle das Gleiche, und was sie dachten, das konnte John in ihren Augen lesen.

      Er überquerte die Straße und betrat das Office. Neben dem Tisch lag noch eine Schachtel mit Patronen, die John zu den Waffen gelegt und Ina in der Eile verloren haben musste. Er hob sie auf, steckte sie in die Schublade des Tisches und setzte sich in den lädierten Sessel, während er das Schrotgewehr vor sich legte.

      *

      Die Dämmerung kroch langsam bis in den letzten Winkel des Raumes und hüllte alles ein.

      John saß noch immer hinter seinem rohen Brettertisch und blickte auf das abgefeuerte Schrotgewehr. Er hörte draußen Schritte, die Tür öffnete sich, und Ina kam herein.

      „Willst du denn gar nichts essen?“, fragte sie. „Du musst doch Hunger haben, John!“

      „Ich hab keinen Hunger, Ina.“

      Sie kam langsam näher, blickte zu leeren Zelle hinüber und setzte sich auf den Stuhl vor dem Brettertisch. „Was willst du denn nun tun?“

      „Wenn ich das nur wüsste.“

      Ina stand wieder auf und lief hin und her. „Die sind immer noch nicht zurück.“

      „Ich weiß.“

      „Und