5 harte Western 1/2020: Das unbarmherzige Gesetz des Revolvers: Sammelband mit 5 Wildwestromanen. Alfred Bekker

Читать онлайн.
Название 5 harte Western 1/2020: Das unbarmherzige Gesetz des Revolvers: Sammelband mit 5 Wildwestromanen
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783745211658



Скачать книгу

als gäbe sie sich mit halben Sachen zufrieden! Hahaha!“

      Sein Lachen steckte auch den Mexikaner an, und als beide noch meckerten, hatte Tom auf einmal die Parker in der Hand und richtete sie auf Prowder.

      „Raus! Los, raus mit euch!“

      Libbie sah überrascht auf Tom. „Aber warum ... Tom, man kann doch bei diesem Sturm keinen Menschen hinausjagen!“

      Prowder war mit einem Schlage ernst geworden. „Sag mal, du halbe Figur, soll das vielleicht ein Witz sein?“

      „Dann ist es ein schlechter Witz“, fügte Pablo hinzu.

      „Es ist kein Witz. Ich zähle bis drei. Eins...“

      Prowder blickte auf Libbie. „Holen Sie ihn wieder von seinem Turm, Kleine, sonst nehme ich ihn mir zur Brust, und das bekommt ihm bestimmt nicht.“

      „Zwei...“ Tom zählte völlig unbeeindruckt von Prowders Drohung.

      Prowder begriff wohl, dass Tom es wissen wollte. Er räusperte sich, sah kurz zu Pablo, und der erwiderte den Blick, nickte leicht und ging dann zur Tür, als wolle er aufgeben.

      „Also gut“, sagte auch Prowder, als resigniere er, wandte sich um und schien Pablo folgen zu wollen.

      Sie waren beide nahe der Tür, als sie auf ein Zeichen von Prowder hin blitzschnell nach rechts und links sprangen. Pablo riss dabei einen Hocker um, warf sich zu Boden und zog fallend seinen Revolver. Fast einen Atemzug später schoss er auf Tom.

      Tom war mehr aus Überraschung als aus einer Ahnung heraus einen kleinen Schritt zur Seite getreten, und so fehlte ihn der Schuss. Obgleich er die Flinte in den Händen hielt, drückte er nicht ab, vielleicht aus Sorge um Libbies Vater, der hinter dem Verschlag aus relativ dünnen Brettern schlief. Womöglich durchdrangen die Schrotkugeln die Wand und trafen einen Unschuldigen.

      Um seine Schussrichtung zu verändern und einem zweiten Schuss von Prowder zu entgehen, sprang Tom nach rechts. Er achtete einen Augenblick lang nicht auf den Mexikaner, zumal Libbie zwischen dem und Tom stand.

      Pablo kniete, packte ein Stück Holz und schleuderte es mit ungeheurer Vehemenz dicht an Libbie vorbei. Das Scheit flog mit der Brisanz eines Wurfmessers und traf ebenso genau. Tom spürte plötzlich einen Schlag an der Schläfe, spürte noch, wie ihm die Beine unterm Leib wegglitten, dann wurde ihm schwarz vor Augen.

      Der Mexikaner erhob sich. „Na also! Terry, steck die Kanone ein. Junge ist fix und fertig.“ Pablo strahlte Libbie an, die den Blick voller Entsetzen erwiderte. „Ist nicht gut mit erfahrene Mann anlegen. Werde ich diese kleine Stinktier an frische Luft setzen. Er und nicht wir dann draußen.“

      Er packte den ausgestreckt liegenden Tom am Gürtel und hob ihn an. Pablo hatte Kraft, und Tom hing schlaff mit dem Oberkörper einerseits und den Beinen andererseits herab.

      „Mach Tür auf, Terry!“, sagte er.

      Der Rotblonde grinste, steckte den Revolver ein und wollte zur Tür. Da kam Sam. So klein er noch war, er flog plötzlich durch die Luft, landete unmittelbar neben Tom, und Pablo zuckte erschrocken zusammen, ließ aber Tom nicht los. Da sprang ihn Sam an, und weil er noch nicht so groß war, erreichte er Pablo nur über dem Knie. Hier biss er zu, und seine kleinen Zähne kamen glatt durch den Stoff der Hose.

      Prompt ließ Pablo los, schlug mit beiden Händen nach dem Wolfsblut, das ihn blitzschnell in die linke Hand biss, dann ins Gelenk der Linken, und als Pablo nach Sam trat, wurde das Wolfsblut ein paar Meter weit durch die Luft geschleudert, heulte schrill, fegte wieder heran, und Pablo war nicht schnell genug, den Revolver zu ziehen. Da biss ihm Sam ins Knie.

      Pablo schrie auf und hatte nun den Revolver heraus. In diesem Augenblick zerriss ein donnernder Schlag die Luft. Ein Feuerblitz schoss auf Pablo zu, und gleichzeitig quoll dicker schwarzer Rauch ins Zimmer. Ein zweiter Donner, während Pablo einen Todesschrei ausstieß. Wieder ein Feuerstrahl und danach noch mehr Rauch, der die ganze Hütte einnebelte.

      In dieses Inferno hinein brüllte eine heisere, überschnappende Stimme vom Verschlag her: „Libbie! Komm hierher, Libbie! Ich bringe sie alle um, diese Hundesöhne!

      *

      Er blinzelte, schloss wieder die Augen, weil ihn die Lampe blendete, machte sie um einen Spalt auf, und dann entrang sich seiner Brust ein Stöhnen.

      Er hatte das Gefühl, in seinem Schädel hätten sich Hornissen einquartiert. Es summte und brummte. Doch nach einer Weile ließ das nach, und er war imstande, sich an das zu erinnern, was ihm zunächst wie ein böser Traum vorkam. Aber das schien doch kein Traum gewesen zu sein.

      Dort dieses Gesicht, das war doch wirklich Libbie Johnson. Er hörte, wie sie sagte: „Nun hör bloß auf! Ich will ihm doch helfen!“

      Und er hörte zudem ein Knurren, schielte nach rechts und gewahrte das Wolfsblut, das tapsig noch und doch so engagiert mitgewirkt hatte in diesem Kampf heute Nacht.

      „Wo ... wo bin ich?“, fragte Tom heiser, als er über sich eine niedrige, von Rundhölzern gebaute Decke sah, links und rechts fellbespannte Wände und am hinteren Ende eine Art Regal, auf dem wenige Vorräte lagerten.

      Er blickte wieder auf Libbie. Sie hatte es aufgegeben, Tom die Stiefel auszuziehen und setzte sich nun zu ihm auf den Rand der Pritsche.

      Ihre Blicke trafen sich, und Libbie sagte leise: „Es war furchtbar. Diese beiden Kerle wollten Sie hinauswerfen und den jungen Wolf erschießen. Aber da kam mein Vater dazwischen. Er hat gedacht, dass die beiden mich bedroht hätten und hat beide erschossen. Mit seiner Greener, und die steht immer an seinem Bett, geladen mit Hackblei.“

      Tom erinnerte sich, einmal vor Jahren einen Mann gesehen zu haben, der durch einen Schuss mit gehacktem Blei aus näherer Entfernung erschossen worden war, als er Hühner stehlen wollte. Es war eine von Toms schrecklichsten Erinnerungen, an das Bild zu denken, das dieser Tote abgegeben hatte.

      „Und jetzt?“, fragte Tom. „Das waren Cowboys der Cornfield-Ranch. Die liegt weiter im Osten, glaube ich. Ich habe schon mal von denen gehört. Der Colonel hat mit denen Geschäfte gemacht. Webster nicht.“

      „Vater hat darüber noch gar nicht nachgedacht, meine ich. Wenn er richtig daran denkt, wird er bestimmt erschrecken“, sagte sie leise.

      „Wo ist Ihr Vater jetzt, Libbie?“

      „Ich habe ihm geholfen, die beiden auf ihre Pferde zu laden. Er wird sie irgendwohin gebracht haben. Er wollte es allein tun, hat er gesagt. Obgleich er kaum mit seinem Fuß auftreten kann. Ich weiß nicht, Tom, was er vorhat.“

      „Vielleicht stürzt er sie in eine Schlucht.“

      „Und die Pferde?“, fragte Libbie.

      „Er wird wissen, was er tut. Dein Vater ist nicht dumm.“ Er hatte sie unabsichtlich geduzt, und sie lächelte, als sie es bemerkte.

      „Die beiden haben gedacht, du wärst mein Bruder“, erwiderte sie und ging nun glatt auf sein Duzen ein.

      „Du hast ihnen gesagt, dass ich dein Freund wäre. Bin ich dein Freund, Libbie?“

      „Willst du es denn sein?“, fragte sie verschmitzt.

      Er nickte eifrig, aber davon tat ihm sein Kopf plötzlich wieder weh, und er zuckte wie unter einem Schlag zusammen, schloss die Augen und rührte sich nicht, in der Hoffnung, der jähe Kopfschmerz werde sich so am ehesten verlieren.

      „Was hast du?“, fragte Libbie erschrocken.

      Er gab keine Antwort. Dafür knurrte Sam.

      Libbie sah auf das Wolfsblut. Er hielt den Kopf in Richtung auf die äußere Wand, und die Ohren standen ebenfalls in dieser Richtung.

      Tom hatte die Augen wieder geöffnet, sah Sam an, lauschte und sagte: „Reiter!“

      „Vielleicht ist es Pa?“, meinte Libbie.

      „Er knurrt nicht,