Название | Verlorene Illusionen |
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Автор произведения | Оноре де Бальзак |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783955014933 |
Hier ist es vielleicht am Platze, ein Wort über die Druckerei zu sagen. Sie war an der Stelle gelegen, wo die Rue de Beaulieu auf die Place du Mûrier mündet, und befand sich in diesem Hause seit dem Ende der Regierung Ludwigs XIV. Ebenfalls seit langer Zeit waren die Räume im Innern für die Ausübung dieses Handwerks eingerichtet. Das Erdgeschoß war ein sehr großer Raum, der von der Straße her durch einen alten Fensterverschlag und von einem innern Hof durch ein großes vergittertes Fenster erleuchtet war. Man konnte außerdem durch einen Gang in das Kontor des Meisters gelangen. Aber in der Provinz sind die Vorgänge bei der Buchdruckerei immer ein Gegenstand so lebhafter Neugier, dass die Kunden lieber durch eine Glastür eintraten, die an der Vorderseite von der Straße her zugänglich war, obgleich man dabei einige Stufen hinuntergehen musste, da sich der Fußboden der Werkstatt unter dem Straßenniveau befand. Die erstaunten Neugierigen achteten niemals auf die Unbequemlichkeiten des Zugangs durch die Engpässe dieser Werkstatt. Wenn sie die gebauschten Papierbogen betrachteten, die an Seilen von der Decke herunterhingen, dann drängten sie sich an den reihenweise aufgestellten Setzkästen entlang, oder sie ließen sich von den Eisenstangen, die die Pressen festhielten, die Frisur in Unordnung bringen. Wenn sie den flinken Bewegungen eines Setzers folgten, der seine Lettern aus den hundertzweiundfünfzig kleinen Fächern seines Setzkastens zusammensuchte, sein Manuskript las, seine Zeile in seinem Winkelhaken noch einmal überlas, während er den Durchschuss einfügte, dann gerieten sie in ein Ries aufgeweichten, feuchten, mit Steinen beschwerten Papieres, oder sie blieben mit dem Rock an der Kante einer Bank hängen; alles zum großen Vergnügen der Affen und der Bären. Niemals war jemand ohne Zwischenfall bis zu den beiden großen Käfigen gelangt, die am Ende dieser Höhle lagen und zwei elende, auf den Hof hinaus gelegene Erker bildeten; dort thronten auf der einen Seite der Faktor, auf der andern der Meister. Im Hof waren die Mauern sehr hübsch mit Weinspalieren geziert, die in Anbetracht des Rufs, in dem der Meister stand, eine anmutende Lokalfarbe gaben. Hinten, an die Grenzmauer angebaut, erhob sich ein verfallener Schuppen, wo das Papier befeuchtet und zurechtgeschnitten wurde. Dort befand sich der Ausguss, auf dem vor und nach dem Druck die Formen abgewaschen wurden; es ergoss sich von da ein Gemisch von der Druckerschwärze und den Abwässern der Haushaltung, das ein solches Aussehen hatte, dass die Bauern, die an den Markttagen in die Stadt kamen, glaubten, der Teufel habe sich in dem Hause gewaschen. An diesen Schuppen stieß auf der einen Seite die Küche, auf der andern ein Holzhaufen. Der erste Stock dieses Hauses, über dem nur noch zwei Mansarden waren, enthielt drei Zimmer. Das erste war ebenso lang wie der Hausgang ohne den Raum, den die alte Holztreppe einnahm, und war von der Straße her durch ein kleines rechteckiges Fenster und vom Hof her durch ein rundes Fensterchen erleuchtet; es diente zugleich als Vorzimmer und als Esszimmer. Es war einfach weiß getüncht, und man bemerkte an ihm die zynische Einfachheit des Krämergeizes. Die schmutzige Scheibe wurde niemals gewaschen; das Mobiliar bestand aus drei schlechten Stühlen, einem runden Tisch und einem Büfett, das zwischen zwei Türen stand, von denen die eine in ein Schlafzimmer und die andere in ein Wohnzimmer führte; die Fenster und die Türen waren braun von Schmutz; meist waren sie von Haufen weißen oder bedruckten Papiers versperrt; oft konnte man den Nachtisch, die Flaschen, die Teller vom Mittagessen des Alten auf den Papierballen herumliegen sehen. Das Schlafzimmer, dessen Fenster mit Blei eingefasst war und das vom Hof aus sein Licht empfing, war mit den alten Teppichen behängt, die man in der Provinz am Fronleichnamstag an den Häusern herunterhängen sieht. Es befanden sich darin ein großes, mit Vorhängen drapiertes Säulenbett, auf dem eine Bettdecke aus rotem Rips lag, ferner zwei wurmstichige Polsterstühle, zwei mit einer Stickerei überzogene Nussbaumholzstühle, ein alter Sekretär und auf dem Kamin eine Uhr im Gehäuse. Dieses Zimmer, in dem eine patriarchalische Behaglichkeit zu spüren und das voller brauner Töne war, war von Herrn Rouzeau, dem Vorgänger und frühern Meister Jérôme Nicolas Séchards, eingerichtet worden. Das Wohnzimmer, das die verstorbene Frau Séchard modern eingerichtet hatte, wies ein fürchterliches Getäfel von grellblauer Farbe auf. Die Füllungen waren mit einer Tapete bekleidet, auf der man Szenen aus dem Orient erblickte, die mit Nussfarbe auf weißem Grund gemalt waren. Die Einrichtung bestand aus sechs mit blauem Schafleder überzogenen Stühlen; die Rücklehnen hatten die Form von Lyren. Die zwei Fenster lagen unter einem plumpen Bogen und waren ohne Vorhänge; man sah durch sie auf die Place du Mûrier. Auf dem Kamin standen keine Leuchter und keine Standuhr, und es hing auch kein Spiegel darüber. Frau Séchard war gestorben, ehe sie ihre Verschönerungspläne hatteausführen können,