Название | Katharina von Bora: Geschichtliches Lebensbild |
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Автор произведения | Albrecht Thoma |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 4064066118990 |
Der Hof war mit einem Bretterverschlag gegen die Straße abgeschlossen und wie der Kirchhof mit Bäumen bepflanzt. Darin liefen Hühner, Gänse, Enten, Tauben; Singvögel nisteten im Gebüsch, Spatzen flogen zu und wurden von einem Hündlein gescheucht[211].
Sonst diente er zum Tummelplatz der Kinder, zum Spielplatz und
Kegelschieben.
Zur Ausstattung des großen Haushaltes mußte gar viel angeschafft und geschenkt werden.
Von der Klosterzeit waren noch einige Sachen da: zinnerne Gefäße und Küchen- und Gartengeräte als Schüsseln, Bratspieße, Schaufeln, freilich recht verbraucht und schadhaft, keine 20 fl. wert. Das mußte bald ergänzt und ersetzt werden. So auch der wurmstichige Kasten Dr. Zwillings in Torgau. Dieser bot einen andern an; Frau Käthe wundert sich über den hohen Preis, den er kosten solle: 4 Florin, erkundigt sich, ob er „reinlich“ sei, mit einem „Sedel“ (Sitzkasten) „für leinen Gerät darin zu legen, da nicht Eisen durchgeschlagen das Leinen eisenmalich macht“; sonst wollte sie sich einen in Wittenberg machen lassen. Einen „Schatzkasten“ hatte das Ehepaar bereits, nur war er „wohl tausendmal zu weit“ für ihren Schatz; 1532 hatten sie nur einen einzigen Becher. Doch füllte sich der Schrein allmählich mit silbernen Bechern, Ringen, Denkmünzen und andern Kleinodien. Auch geerbt hatten sie einen fast zu köstlichen Pokal, den der Augsburger Bürger Hans Honold dem großen Doktor vermachte. Von Nürnberg schenkte der evangelische Abt Friedrich eine kunstreiche Uhr, die das Lutherische Ehepaar gebührend bewunderte; 1529 kam eine zweite (von Link) und 1542 eine dritte dazu. 1536 schickten die Ältesten der Mährischen Brüder ein Dutzend böhmische Messer[212].
Eine ständige Ausgabe machten die Anschaffungen für Leinwand, Betten,
Federn, Leuchter in die Schlafkammern; für zinnerne Kannen, Schüsseln,
Teller, Becken, Kesseln, Pfannen in die Küche; für Schaufeln,
Grabscheite, Gabeln, „Schupen“, Mulden, Radbarn (Schubkarren) in den
Garten; für Fässer, „Gelten“ (niedere Kübel), Eimer in Keller und
Waschküche; für Geschirr und Wagen zum Fuhrwerk[213].
Das Klosterhaus war bisher zwar im thatsächlichen Besitze Luthers; aber eine förmliche Verschreibung hatte er nicht, nur durch mündliche Abmachung war das Gebäude mit seinen Gerechtigkeiten ihm vom Kurfürsten überlassen. Diesem hatte es Luther, der letzte Mönch des Wittenberger Augustinerkonvents, als dem jüngsten Erben zur Verfügung gestellt. Nunmehr aber betätigte der ihm so wohlgewogene Kurfürst Johann vor seinem Tode der Lutherschen Familie den Besitz des Anwesens vorbehaltlich des Vorkaufsrechtes für Staat und Stadt in einer förmlichen Verschreibung. Die Urkunde besagt[214]:
„Von Gottes Gnaden Wir Johann Herzog von Sachsen thun kund männiglich:
Nachdem der ehrwürdig und hochgelahrte unser lieber andächtige Herr M. Luther D. aus sonderlicher Gnad und Schickung Gottes sich fast vom Anfang bei unser Universität zu Wittenberg mit Lesen in der heiligen Schrift, Predigen, Ausbreitung und Verkündung des heiligen Evangelii u.s.w. bemüht, so haben Wir in Erwägung des alles und aus unser selbsteigenen Bewegnis unersucht obgen. D.M. Luther, Katharin seinem ehelichen Weib und ihrer beider Leibeserben die neu Behausung in unserer Stadt Wittenberg, welche hievor das „Schwarze Kloster“ genannt war, darinnen D. Martinus seither gewohnt, mit seinem Begriff und Umfang samt dem Garten und Hof zu einem rechten freien Erbe verschrieben und sie damit begabt und begnadet als ihr Eigen und Gut…. Geben auch vielgenanntem Doktor und seiner ehelichen Hausfrau aus sonderlichen Gnaden diese Freiheiten, daß sie zu ihrer beider Lebtag aller bürgerlichen Bürden und Last derselben frei sein, also daß sie keinen Schoß noch andre Pflicht wie Wachen und dgl. davon sollen thun und mögen gleichwohl brauen, mälzen, schänken, Vieh halten und andere bürgerliche Handtirung treiben.
… Zu Urkund …
Torgau, 4. Febr. 1532.“
„Es war Wittenberg bis daher eine arme, unansehnliche Stadt mit kleinen alten häßlichen, niedrigen hölzernen Häuslein, einem alten Dorfe ähnlicher als einer Stadt. Aber um diese Zeit kamen Leute aus aller Welt, die da sehen, hören und etliche studieren wollten.“ Da wurde nun freilich gebaut und gebessert. Aber in dem kleinen Städtchen mit seinen paar tausend Einwohnern und ebensoviel Studenten waren die alltäglichen Bedürfnisse nicht gar leicht zu bekommen. Melanchthon schon beklagte sich bei seiner Uebersiedlung nach Wittenberg, daß da nichts Rechtes zu bekommen sei und Luther schreibt selbst: „Es ist unser Markt ein Dr. …“ Dazu war es teuer genug. Und so mußte Frau Luther nicht nur einen Kasten, einen Pelzrock für die kleine Margarete nach angegebenem Maß von auswärts bestellen, sondern allerlei Bedürfnisse, Sämereien, Stecklinge, sogar Borsdorfer Aepfel, ja Butter und Käse mußte sie von weither aus Pirna durch den dortigen Pfarrer Lauterbach oder von Erfurt und Nürnberg kommen lassen[215].
Als Käthe für Luthers Großnichte die Hochzeit ausrichten sollte (Januar 1542), mußte ihr Gatte an den Hof nach Dessau um Wildbret schreiben. „Hie ist wenig zu bekommen, denn die Menge (der Einwohner) und viel mehr die Aemter und Hoflager haben schier alles aufgefressen, daß weder Hühner, noch ander Fleisch wohl zu bekommen, daß, wo es fehlet (am Wildbret) ich mit Würsten und Kaldaunen muß nachfüllen.“ Natürlich mußte sie auch Mehl kaufen, während Landpfarrer solches zu Kauf anboten, und Frau Käthe konnte es sehr verdrießen, wenn ein solcher ihr, weil sie die Frau Doktorin war, für den Scheffel neunthalb Groschen forderte, also mehr als die Bauern. Und ebenso vermerkte sie übel, daß die Wittenberger drei Pfennig für ein Kandel Bier begehrten[216].
Wie alle Stadtbewohner des Mittelalters, auch die Professoren, Jonas, Melanchthon u.a.[217], so strebte darum auch Frau Katharina nach liegenden Gründen; als ehemaliges Edelfräulein und Klosterfrau hatte sie ohnedies eine besondere Neigung zum Grundbesitz, und auch Luther hatte seine Freude wenigstens an der Natur und der Landwirtschaft. So hielt man es auch für die sicherste Anlage und eigentliches Erbe für die Nachkommen, „Feld und Gut zu hinterlassen“, und auch Frau Käthe „hoffte zu Gott, er werde ihren Kindern, so sie leben und sich frommlich und ehrlich halten werden, wohl Erbe bescheren“[218]. Freilich ist der Boden auf dem rechten Elbufer, wo Wittenberg liegt, wie Luther klagt, drei Meilen herum, sandige und steinige Heide, so daß bei windigem Wetter nach dem Witzwort 99 Prozent Landgüter in der Luft herumfliegen. Er fuhrt den plattdeutschen Spruch im Mund:
Ländicken, Ländicken
Du bist ein Sändicken!
Wenn ik dik arbeite,
So bist du licht (leicht);
Wenn ik dik egge,
So bist du schlicht;
Wenn ik dik meie (mähe),
So find ich nicht (nichts).
Ueber diese Wittenberger Gemarkung bemerkte er gegenüber der seiner Heimat: „In dieser unserer Gegend, welche sandig ist, giebt die Erde in mittleren Jahren für einen Scheffel 7 bis 8, in Thüringen meist 12 und mehr“[219]. Dennoch erwarben die Luthers bald mehrere Grundstücke, zwei Hufen und zwei weitere Gärten.
Schon 1531 kaufte Käthe einen Garten, wie Luther sagte „nicht für mich, ja gegen mich“. Es ist wohl derselbe, dessen Kauf sie „mit Thränen“ durchsetzte, so daß er seinem Freund und ehemaligen Mitbruder Brisger sein Häuschen nicht abkaufen, ihm auch kein Geld leihen konnte. Dieser Garten, an der Zahnischen Straße gelegen, wurde, scheint es, später veräußert; dafür wurde (um 1536) von Claus Bildenhauer für 900 fl. ein größerer „Baum-Garten“ mit allerlei Gebäulichkeiten und einem angestrichenen Zaun erworben. Einer dieser Gärten lag vor der Stadt an dem „Saumarkt“; deshalb adressiert Luther Briefe an die „Saumärkterin“, „auf dem Saumarkt zu finden“[220]. Hier floß die