Historische Romane: Die Kreuzritter + Quo Vadis? + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre. Henryk Sienkiewicz

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Название Historische Romane: Die Kreuzritter + Quo Vadis? + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre
Автор произведения Henryk Sienkiewicz
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788026828167



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die Jungfrau sehr betrübt, aber sie versprach es – und der Herr war sehr froh darüber, weil er und der Abt eine furchtbare Angst gehabt hatten, ihr könne die Lust kommen, Euer Gnaden noch einmal zu sehen … das war aber noch nicht alles, denn die Jungfrau wollte, daß ich mich mit zwei Pferden zu Euch aufmache, und der Herr untersagte es, das Jungfräulein wollte Euch den Wolfspelz und die Geldkatze schicken, der Herr untersagte es. Doch was nützen solche Verbote? Wenn es ihr in den Sinn käme, das Haus anzuzünden, so würde der Herr es schließlich auch erlauben. So bin ich denn mit zwei Pferden, mit dem Wolfspelz und der Geldkatze zu Euch gekommen.«

      »Welch gutes Mädchen!« sagte sich Zbyszko im Innern.

      Nach einer Weile fragte er: »Und hatten sie mit dem Abte nicht ihre liebe Not?«

      Der Böhme lächelte wie ein verständiger Mann, welcher alles wahrnimmt, was um ihn her vorgeht, und erwiderte: »Die beiden verheimlichten es vor dem Abte, und was weiter geschah, weiß ich nicht, weil ich zeitig wegritt. Der Abt bleibt immer der Abt – zuweilen schreit er auch das Jungfräulein Jagienka an, aber dann betrachtet er sie unverwandt, um zu ergründen, ob er sie beleidigt hat. Ich war selbst einmal dabei, als er mit ihr zankte, gleich darauf jedoch an seine Truhe ging, eine Kette herausnahm, wie selbst in Krakau keine schönere zu finden ist, und sagte: »Hier, nimm!« Ja, auch mit dem Abte wird sie sich zu helfen wissen, denn der eigene Vater hat sie nicht lieber als er.«

      »Gewiß, so ist es!«

      »So wahr Gott im Himmel ist!«

      Ein kurzes Schweigen folgte, und weiter ritten sie, inmitten des Sturmes und des Schneegestöbers. Da hielt Zbyszko sein Pferd an, denn plötzlich ließ sich eine klagende, durch das Rauschen des Waldes kaum hörbare Stimme vernehmen: »Christen, errettet einen Diener Gottes aus seiner Bedrängnis!«

      Beinahe gleichzeitig erblickten sie einen Mann in halb geistlicher, halb weltlicher Tracht, der ihnen entgegeneilte und vor Zbyszko stehen bleibend, ausrief: »Wer Du auch seist, Herr, hilf Deinem Nebenmenschen in seiner schweren Not!«

      »Was ist geschehen? Ist Euch etwas zugestoßen?« fragte der junge Ritter.

      »Ich bin ein Diener Gottes, wenngleich ich nicht die Weihen empfangen habe, und mir ist das Unglück zugestoßen, daß mein Pferd, welches zwei Laden mit Heiligtümern trug, sich heute früh losriß. Allem, ohne Waffen bin ich zurückgeblieben, der Abend naht heran und bald werden sich die wilden Tiere im Walde vernehmen lassen. Ich gehe zu Grunde, wenn Ihr mich nicht rettet!«

      »Wenn Du durch meine Schuld zu Grunde gingest, wäre ich ja für Deine Sünden verantwortlich,« entgegnete Zbyszko. »Aber woran erkenn’ ich, daß Du die Wahrheit sagst, und daß Du nicht irgend ein Landstreicher oder ein Beutelschneider bist, wie sich deren so viele herumtreiben?«

      »Meine beiden Schreine sollen Dir den Beweis liefern, Herr! Gar mancher würde gern einen Beutel voll Dukaten für das geben, was sich darin befindet. Du aber wirst umsonst etwas daraus bekommen, wenn Ihr mich und meine Schreine mitnehmt.«

      »Du sagst, Du seist ein Diener Gottes und weißt nicht einmal, daß man nicht auf irdischen, sondern nur auf himmlischen Lohn rechnen darf, wenn man jemand aus der Not hilft? Aber wieso hast Du die Laden bei Dir behalten, wenn das Pferd, das sie trug, Dir entlaufen ist?«

      »Weil das Pferd, ehe ich es fand, offenbar von den Wölfen auf einer Waldwiese zerrissen worden war, die Laden aber zurückblieben und ich sie hierher an den Weg schleppte, um zu warten, bis gute Menschen sich meiner erbarmen würden.«

      Und als ob er zugleich den Beweis liefern wollte, daß er die Wahrheit redete, zeigte er auf zwei unter einem Fichtenbaum liegende Schreine.

      Zbyszko betrachtete den Unbekannten mit mißtrauischen Blicken, zumal dessen Sprache zwar richtig war, aber doch den Ausländer verriet. Gleichwohl wollte er dessen Bitte um Hilfe nicht abschlagen und gestattete ihm, sich mit den beiden Laden, welche auffallend leicht waren, sich auf das herrenlose Pferd zu setzen, das der Böhme ihm zugeführt hatte.

      »Möge Gott Deine Siege mehren, tapferer Ritter!« sagte der Unbekannte.

      Und das jugendliche Gesicht Zbyszkos näher ansehend, fügte er hierauf halblaut hinzu: »Und Deine Barthaare gleichfalls.«

      Dann ritt er neben dem Böhmen her. Während einiger Zeit vermochten sie nichts zu reden, weil der Sturm zu heftig tobte und ein starkes Rauschen durch den Wald ging, aber als es stiller geworden war, vernahm Zbyszko folgendes Gespräch der hinter ihm Reitenden.

      »Darüber will ich nicht mit Dir streiten, ob Du in Rom gewesen bist, aber jedenfalls siehst Du aus, wie ein Biersaufer,« sagte der Böhme.

      »Hüte Dich vor ewiger Verdammnis!« entgegnete der Unbekannte, »denn Du sprichst mit einem Menschen, der am letzten Osterfest harte Eier mit dem heiligen Vater verspeist hat. Sprich mir auch nicht bei solcher Kälte von Bier, oder wenigstens von gewärmtem, aber wenn Du irgendwo eine Flasche mit Wein bei Dir hast, so gieb mir zwei Schluck oder drei, dann sollst Du Ablaß für einen Monat Fegfeuer von mir bekommen.«

      »Du hast die Weihen nicht erhalten – ich hörte ja, daß Du davon sprachst – wie kann ich also Ablaß für einen Monat Fegfeuer von Dir bekommen?«

      »Nein, die Weihen habe ich nicht, aber mein Kopf ist geschoren, denn dazu habe ich die Erlaubnis erhalten und außerdem führe ich Ablaßzettel und Reliquien bei mir.«

      »In diesen hölzernen Schreinen?« fragte der Böhme.

      »Ja, in diesen hölzernen Schreinen. Ach, wenn Ihr alles sehen würdet, was ich habe, so würdet Ihr auf Euer Antlitz niederfallen und mit Euch würden alle Fichtenbäume im Walde samt den wilden Tieren niederknien.«

      Aber der Böhme, der zwar noch jung, aber doch klug und erfahren war, sah den Verkäufer der Ablaßzettel mißtrauisch an und ließ sich also vernehmen: »Und die Wölfe haben also Dein Pferd aufgefressen?«

      »Ja, ja sie haben es aufgefressen, weil sie sich wie die Teufel daraufstürzten, aber dann sind sie auch zerplatzt. Einen der zerplatzten Wölfe habe ich mit meinen eigenen Augen gesehen. Wenn Du Wein hast, so gieb her, denn obgleich der Wind nachgelassen hat, bin ich starr vor Frost, weil ich so lange am Wege saß.«

      Doch der Böhme gab ihm keinen Wein, und wieder ritten sie schweigend weiter, bis der Reliquienhändler von neuem begann: »Wohin begebt Ihr Euch?«

      »In ferne Lande. Einstweilen aber nach Sieradz. Geht Ihr mit uns?«

      »Ich muß wohl. Im Stalle kann ich mich dann ausschlafen, morgen schenkt mir der gottesfürchtige Ritter vielleicht dies Pferd – und dann eile ich weiter.«

      »Woher bist Du?«

      »Unter preußischer Herrschaft stehe ich, bei Marienburg bin ich zu Hause.«

      Als Zbyszko dies hörte, wandte er sich um und winkte dem Unbekannten, er möge sich nähern.

      »Bei Marienburg bist Du zu Hause?« fragte er. »Kommst Du von dort?«

      »Ja, von Marienburg!«

      »Aber zweifellos bist Du kein Deutscher, da Du unsere Sprache so gut sprichst. Wie nennt man Dich?«

      »Ich bin ein Deutscher und werde Sanderus genannt. Eure Sprache spreche ich, weil ich in Thorn geboren bin, wo alles Volk so spricht. Später wohnte ich in Marienburg, aber dort war es gerade so. Sogar die Ordensbrüder verstehen Eure Sprache.«

      »Und seid Ihr schon lange aus Marienburg weg?«

      »Herr, ich bin im heiligen Lande gewesen, dann in Konstantinopel und in Rom, von dort kehrte ich durch Frankreich nach Marienburg zurück. Von Marienburg begab ich mich nach Masovien, um die heiligen Reliquien feilzubieten, welche fromme Christen ihres Seelenheiles wegen gerne kaufen.«

      »Bist Du in Plock gewesen? Oder vielleicht in Warschau?«

      »Ich bin hier und dort gewesen. Möge Gott den beiden Fürstinnen Gesundheit verleihen! Nicht umsonst wird die Fürstin Alexandra auch von den preußischen Machthabern verehrt, denn sie ist eine gottesfürchtige Frau – und die Fürstin Anna, Januszs