Historische Romane: Die Kreuzritter + Quo Vadis? + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre. Henryk Sienkiewicz

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Название Historische Romane: Die Kreuzritter + Quo Vadis? + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski + Auf dem Felde der Ehre
Автор произведения Henryk Sienkiewicz
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788026828167



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Weg durch die Leute bahnte, und bei ihnen angelangt, schlug er dermaßen mit der Faust auf den Tisch, daß die ganze Stube dröhnte.

      Sie aber erhoben sich schleunigst und drehten rasch ihre Ledergürtel herum, doch bevor sie noch ihre Schwerter ergriffen hatten, warf Zbyszko seinen Handschuh auf den Tisch und sprach in dem unter Rittern bei Herausforderungen üblichen näselnden Tone folgende Worte, die niemand überraschten: »Wenn einer von Euch beiden oder einer der andern hier versammelten Ritter bestreitet, daß Danuta, die Tochter Jurands aus Spychow, die schönste und tugendhafteste Jungfrau auf der ganzen Welt ist, dann fordere ich ihn zum Kampfe zu Pferd oder zu Fuß, und ich werde nicht aufhören, bis er um Gnade bittet oder den letzten Atemzug thut.«

      Wilk und Cztan waren starr vor Staunen und nicht minder erstaunt wäre der Abt gewesen, wenn er dies gehört hätte. Während eines kurzen Augenblicks konnten sie kein Wort hervorbringen. Was war dies für eine Jungfrau? Für sie beide handelte es sich doch nur um Jagienka! Und wenn diesem Heißsporn nichts an Jagienka lag, was wollte er dann von ihnen? Weshalb hatte er sie vor der Kirche derart in Harnisch gebracht? Weshalb war er hierhergekommen, und weshalb suchte er Streit mit ihnen? Von all diesen Fragen war ihnen so wirr im Kopfe, daß sie mit weitgeöffnetem Munde dastanden, Cztan aber riß die Augen dermaßen auf, wie wenn er keinen Menschen, sondern irgend ein Wundertier vor sich hätte.

      Aber der scharfsinnigere Wilk, welcher die ritterlichen Sitten ein wenig kannte und wußte, daß sich mancher Ritter der einen Frau angelobte und sich mit einer andern vermählte, dachte sich, in diesem Falle könne es ebenso sein, und wenn sich eine solche Gelegenheit biete, Jagienka zu dienen, müsse man sogleich Nutzen daraus ziehen.

      Daher trat er hinter dem Tische hervor und sich Zbyszko mit unheilverkündender Miene nähernd, fragte er: »Wie, Du Großmaul, ist nicht Jagienka, die Tochter Zychs, die allerschönste?«

      Hinter ihm trat Cztan hervor, und die Leute drängten sich dicht an ihn heran, denn alle sagten sich, daß diese Sache traurig ausgehen müsse.

      Elftes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Zu Hause angelangt, schickte Jagienka sofort einen Knecht nach Krzesnia, um sich zu erkundigen, ob in der Herberge irgend ein Streit stattgefunden habe, oder ob jemand zum Zweikampf gefordert worden sei. Aber dieser Knecht, der einen Skotus zur Wegzehrung erhalten hatte, begann mit den Dienern des Priesters zu zechen und dachte nicht mehr an die Rückkehr. Ein zweiter, nach Bogdaniec abgesandter, der Macko den Besuch des Abtes ankündigen sollte, kam sofort nach Erledigung seines Auftrages mit der Botschaft zurück, daß er Zbyszko gesehen habe, als er mit dem alten Edelmann Würfel spielte.

      Dies beruhigte Jagienka einigermaßen, zumal sie die Erfahrung und Gewandtheit Zbyszkos kannte und eine Herausforderung für ihn minder fürchtete, als irgend ein unheilvolles Zusammentreffen in der Schenke. Sie zeigte auch Lust, sich mit dem Abte nach Bogdaniec zu begeben, doch dieser war dagegen, weil er mit Macko wegen der Verpfändung des Gutes und über andere, noch wichtigere Angelegenheiten zu sprechen wünschte, wobei er Jagienka nicht als Zeugin haben wollte.

      In der Nacht brach er auf. Da er Kunde von Zbyszkos glücklicher Rückkehr erhalten hatte, geriet er in vortreffliche Laune und er ließ seine Kleriker derart singen und lärmen, daß es weithin durch den Wald schallte und in Bogdaniec die Bauern aus ihren Hütten herausschauten, um zu sehen, ob es vielleicht brenne, oder ob der Feind einen Einfall gemacht habe. Doch der vorausreitende Pilger beruhigte die Leute, indem er ihnen bedeutete, daß hier ein hoher geistlicher Würdenträger komme; da neigten sie sich tief vor diesem und einige machten das Zeichen des Kreuzes, er aber ritt in stolzer Befriedigung weiter, weil er sah, wie sie ihn verehrten, und er freute sich über die schöne Gotteswelt, sein Herz war erfüllt von Wohlwollen für die Menschen.

      Macko und Zbyszko, welche den Gesang und den Lärm gehört hatten, kamen dem Abte bis zum Thore entgegen.

      Einige der Kleriker waren schon mit dem Abte in Bogdaniec gewesen, manche aber, die erst seit kurzem zu dem Gefolge gehörten, hatten das Gut noch niemals gesehen. Diesen ward das Herz schwer beim Anblick des elenden Hauses, das mit dem geräumigen Herrenhof in Zgorzelic nicht zu vergleichen war. Einigermaßen tröstete sie jedoch der über dem Strohdach emporsteigende Rauch, und vornehmlich schöpften sie wieder Mut, als ihnen beim Eintritt in die Stube der Geruch von Safran und verschiedenen Fleischspeisen entgegendrang und sie zugleich zwei Tische mit Zinnschüsseln erblickten, die zwar noch leer, aber so groß waren, daß sie jedes Ange erfreuen mußten. Auf einem kleineren Tische blinkten die für den Abt bestimmten Schüsseln aus lauterem Silber, sowie wundervoll getriebene Humpen, die alle mit anderen Schätzen von den Friesen erbeutet worden waren.

      Macko und Zbyszko luden die Gäste sofort zu Tische, doch der Abt, welcher schon vor dem Aufbruch aus Zgorzelic gut gespeist hatte, lehnte ab, zumal ihn etwas anderes beschäftigte. Vom ersten Moment seiner Ankunft an blickte er aufmerksam, ja mit einer gewissen Erregung auf Zbyszko, wie wenn er erforschen wolle, ob wirklich ein Kampf stattgefunden habe, als er aber die Ruhe in des Jünglings Antlitz wahrnahm, ward er offenbar ungeduldig und konnte schließlich seine Neugierde nicht länger bezwingen.

      »Gehen wir ins Nebenzimmer,« sagte er, »und laßt uns Rat halten. Widersetzt Euch nicht, sonst gerate ich in Zorn!«

      Hier wendete er sich zu den Klerikern und rief mit Donnerstimme: »Ihr aber bleibt mir still sitzen und horcht mir nicht an der Thüre.«

      Bei diesen Worten öffnete er die Thüre zu dem kleinen Nebenzimmer, durch welche er sich kaum durchdrängen konnte. Zbyszko und Macko traten hinter ihm ein. Nachdem jeder auf einer Truhe Platz genommen hatte, wendete sich der Abt zu dem jungen Ritter: »Du bist nach Krzesnia zurückgekehrt?« fragte er.

      »Ja!«

      »Und weshalb?«

      »Für des Oheims Gesundheit ließ ich eine Messe lesen, das war alles!«

      Der Abt rückte ungeduldig auf der Truhe hin und her.

      »Ah!« dachte er, »demnach hat er weder mit Cztan noch mit Wilk gekämpft, vielleicht ist er nicht mit ihnen zusammengetroffen und vielleicht hat er sie gar nicht aufgesucht. Ich habe mich also getäuscht.«

      Aber er war so ärgerlich darüber, daß er sich getäuscht, daß seine Voraussetzung ihn betrogen hatte, daß sein Gesicht dunkelrot wurde und er förmlich schnaubte vor Zorn.

      »Reden wir nun von den Geschäftsangelegenheiten!« sagte er nach einer Weile. »Habt Ihr Geld? Wenn nicht, so ist das Gut mein.«

      Nun erhob sich Macko schweigend, denn er wußte genau, wie man mit dem Abte verfahren mußte, öffnete die Truhe, worauf er saß, nahm einen offenbar schon bereit liegenden Beutel mit Münzen daraus hervor und sagte: »Wir sind zwar keine wohlhabenden Leute, aber etwas Geld haben wir, und was sich gebührt, das bezahlen wir wie es in der ›Schrift‹ steht und wie ich es selbst mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes beglaubigt habe. Und wenn Ihr auch für die Gerätschaften und das Vieh Bezahlung verlangt, werde ich sie nicht verweigern, sondern thun, was Ihr verlangt, und Eure Füße, mein Wohlthäter, will ich dann noch umfassen.«

      Während er sprach, neigte er sich tief herab und Zbyszko folgte seinem Beispiele. Der Abt, welcher auf Widerspruch und Feilschen gefaßt gewesen war, sah durch dieses Verfahren seine Pläne einigermaßen vereitelt, und es machte ihm wenig Freude, da er vorgehabt hatte, noch verschiedene Bedingungen zu stellen, wozu er jetzt wohl keine Gelegenheit mehr fand.

      Er gab daher die »Schrift«, das heißt den Pfandschein, worauf Macko sich mit einem Kreuze unterzeichnet hatte, zurück und sagte: »Was redet Ihr da von einer Bezahlung?«

      »Ich will nichts umsonst nehmen,« entgegnete der schlaue Macko, der wohl wußte, sein Nutzen werde um so größer sein, je mehr er sich weigere.

      In der That verfinsterte sich des Abtes Gesicht sofort.

      »Seht mir die beiden an! Von einem Blutsverwandten wollen sie nichts umsonst nehmen! Sie sind zu stolz dazu! Eine Wüstenei habe ich aber nicht in Besitz genommen, deshalb